Kaiser Karl IV. und unsere rheinische Heimat
VON JAKOB RAUSCH
Kaiser Karl IV. (1346—1378) war ‚der älteste Sohn Johanns von Luxemburg und der bühmisch-slawischen Prinzessin Elisabeth. Er wurde am 14. Mai 1316 in Prag geboren. Vom Vater erbte er das deutsche, ja sogar rheinische Blut. Unsere Grafen von Are rühmten sich, mit den Luxemburger Grafen stammesverwandt zu sein. Karls Mutter Elisabeth, eine Enkelin des böhmischen Königs Ottokar, war Erbin von Böhmen. Schon mit 7 Jahren kam der Knabe von Prag an den französischen Hof nach Paris. Hier erhielt er, dem in der Taufe der Name Wenzeslaus gegeben wurde, nach seinem Paten, dem französischen König Karl IV., auch den Namen Karl. Damals ahnte man aber noch nicht, daß er als späterer deutscher Kaiser auch Karl IV. heißen sollte. In Paris, wo damals schon die erste abendländische Universität blühte, erhielt er eine erstklassige Bildung, die ihn zum gelehrtesten Herrn seiner Zeit machte. Er wurde mit der französischen Prinzessin Margareta von Valois vermählt.
So war er mit dem französischen Königshause verbunden. In seinen Nachkommen floß also deutsches, slawisches und französisches Blut. Sein Vater Johann erhob ihn 1333 mit 17 Jahren zum Markgrafen von Mähren und Statthalter von Böhmen.
Im Jahre 1341 wurde er von seinem erblindeten Vater den Ständen Böhmens als Erbe vorgeschlagen, 1343 übernahm er die Regierung als König von Böhmen.
In Deutschland war man mit Kaiser Ludwig dem Bayer unzufrieden geworden, und die Fürsten kamen in Rhens und Bacherach zusammen, und hier wählte man Karl als Kaiser von Deutschland. Natürlich war sein erster Fürsprecher sein Großonkel, Erzbischof Balduin von Trier, der 1308 bereits die Wahl seines Bruders Heinrich VII. zum deutschen Kaiser erfolgreich betrieb. Erzbischof Balduin schuf den Kurstaat Trier, wozu auch der halbe Kreis Mayen mit Mayen und Münstermaifeld gehörte. Aus unserer Heimat kamen nachher Ramersbach mit Beilstein, Müllenbach und das Kirchspiel Nohn zu Kurtricr. Erzbischof Balduin war auch der Hauptsprecher auf dein Kurverein von Rhens 1338, in dem schon die Grundsätze der Goldenen Bulle von 1356 festgelegt wurden. Diesem einflußreichen Reichs- und Kirchenfürsten Balduin gelang es, seinen Großneffen Karl IV. zum Kaiser wählen zu lassen, obwohl der Vorgänger Ludwig der Bayer noch lebte und weiter regierte. Es wäre sicher zur Kaiserfehde gekommen, wenn nicht Ludwig der Bayer gestorben wäre. Im Jahre 1348 gründete Karl IV. in Prag die erste deutsche Universität. Karl IV. belehnte den Herzog von Jülich mit den Städten Sinzig und Remagen. Da auch 1545 die Grafschaft Neuenahr Jülicher Besitz wurde, besaß Jülich den nordöstlichen Teil unseres heutigen Kreisgebietes. Karl IV. gab auch 1358 Gelsdorf die Stadtrechte, während Königsfeld von Ludwig dem Bayer die Stadtrechte erhielt.
Karl IV. ist auch Gründer des Dorfes Spessart bei Kempenich.
Als Kurfürst von Brandenburg verpflanzte er Wenden aus dem Spreewald in den damals noch bewaldeten nördlichen Teil des Kempenicher Talkessels. Die fleißigen Wenden rodeten die Spechtshardt (-Spechtswald) und gründeten das Dorf Spessart.
Testamentarisch verpflichtete Karl IV. seinen Sohn und Nachfolger König Wenzel, die Stammlande Luxemburg mit dem Königreich Böhmen in Personalunion fest zu verbinden, was Wenzel aber nicht fertigbrachte. Aber die Grafen und späteren Herzöge von Luxemburg waren immer treue Reichsfürsten. Auf dem Wiener Kongreß 1815 wurde Luxemburg auch Mitglied des Deutschen Bundes, zu dem es bis 1866 gehörte. Zum Norddeutschen Bund, der 1867 unter der Führung Preußens gebildet wurde, gehörte Luxemburg nicht mehr. Jedoch hielt Preußen in der starken Festung Luxemburg eine Besatzung. Nun wollte Napoleon Luxemburg durch Kauf dem französischen Staate einverleiben. Es kam zu einer Kompromißlösung. Preußen verzichtete auf das Besatzungsrecht und Napoleon auf den Kauf von Luxemburg. Das selbständige Großherzogtum Luxemburg blieb aber mit Deutschland verbunden durch Post, Eisenbahn, Zollunion, Währung und Sprache. Leider wurden diese starken Bande durch den ersten und zweiten Weltkrieg zerstört. Dasselbe Geschick stellen wir auch in Böhmen fest. Böhmen hat bis 1918 als Glied der habsburgischen Monarchie immer zum Reiche der Habsburger gehört. Aber auch hier wurden die Bande durch den ersten und noch mehr durch den zweiten Weltkrieg vollständig zerrissen.
Möge der Geist des großen Kaisers Karl IV., der deutsches und slawisches Blut in seinen Adern hatte, auch in der Gegenwart weiterwirken zur Versöhnung beider Völker.