Die alte Uhr
Die alte Uhr – wie alt, wie alt! . . .
Sie schreitet, schreitet ohne „Halt!“
Im ewig gleichen, kleinen Kreise
Geht sie und geht auf ihre Weise
Durch alle zwölf der Zahlenfelder. Leise.
Ganz leise, wie um nicht zu stören,
Daß wir sie hören und nicht hören.
Nur dann und wann in strengem Maß
Erklingt das hölzerne Gelaß:
„Es schlägt!“ – ja, ja, es schlägt ihr, Herz
Mit einemmal wie mahnend Erz.
Man hebt das Ohr, man schaut und lauscht:
Da hat die Ewigkeit gerauscht!
Im Gleichmaß der gefreuen Zeit
Spricht mahnend zu uns Ewigkeit.
Ihr Uhrenherz, wie Gold so treu,
Macht jede Stunde für uns neu.
In ihrer zwölfgeteilten Runde
Steht sie mit Sternen selbst im Bunde,
Denn oben hoch am Himmelszelt
Sind zwölf der Bilder hingestellt.
Von denen nimmt sie Maß und Ziel –
O Mensch, das ist kein töricht Spiel! .
So geht sie ihren alten Gang
Mit Tick und Tack und Stundenklang.
Was nahm sie alles in sich auf
Von Lebenslauf zu Lebenslauf!
In Krieg und Frieden, Glück und Schmerz
Begleitet uns ihr Uhrenherz.
ERNSTKARL PLACHNER