Das Laacher Vulkangebiet

Neue Erkenntnisse über ein geologisch vielseitiges Stück Heimat Dr. Bruno P. Kremer

Die benachbarten Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz teilen sich zu ungefähr gleich großen Flächenanteilen ein Gebiet, das nach übereinstimmender Einschätzung zu den geologisch faszinierendsten Regionen der Bundesrepublik Deutschland gehört: Schon seit Jahrhunderten findet die Laacher Vulkanregion ihre Bewunderer, aber erst im vergangenen Jahrzehnt haben neuere Untersuchungen ein recht abgerundetes Bild seiner geologischen Geschichte und seiner landschaftlichen Besonderheiten entstehen lassen. Mehrere hundert wissenschaftliche Veröffentlichungen liegen unterdessen über den Laacher See und sein vulkanisches Umland vor, so daß es sich wohl anbietet, den aktuellen Kenntnisstand in einer kleinen Übersicht zusammenzutragen.

Das Laacher See-Gebiet mit seinen Vulkanbergen bildet den Kernbereich des knapp 350 kmgroßen Osteifeler Vulkanfeldes. Geographisch befindet es sich fast in der geometrischen Mitte des Rheinischen Schiefergebirges in einer Teilregion, die durch die landschaftlichen Achsen der Flußsysteme von Rhein, Mosel und Lahn im Kartenbild ohnehin schon stärker hervorgehoben wird. Zusätzlich wird der besondere Charakter dieses Großraums aber auch noch vom Mittelrheinischen Becken mitbestimmt, einer im Grunde genommen sehr eigenartigen, nahezu rechteckig begrenzten, durch jüngere Bruchschollenbewegungen abgesenkten Teillandschaft innerhalb des Rheinischen Schiefergebirges. Obwohl die Buchtflanken im wesentlichen nur von Westerwald und Eifel gebildet werden, haben tatsächlich alle vier großen Baueinheiten des Rheinischen Schiefergebirges Anteil an der Umrandung des Mittelrheinischen Beckens.

Die Laacher Vulkanregion gehört sowohl der Mittelrheinischen Beckenlandschaft wie auch den höheren Terrassenfluren im Saum der Rheineifel beim Übergang zum Engtalabschnitt des nördlichen Mittelrheins. Naturräumlich erstreckt sich das Vulkangebiet daher über verschiedene Teilgefüge der mittelrheinischen Landschaft, wobei es immer ein Gegenstand der Debatte bleiben wird, ob das Vulkangebiet in seiner Gesamtheit als Bestandteil der Mittelrheinregion verstanden werden soll, oder ob zumindest sein nordwestlicher Teil nicht bereits der Osteifel zuzuweisen wäre. Nach geographischen und nach geologischen Gesichtspunkten kommt man in dieser Frage zu abweichenden Einschätzungen.

Zeichnet man auf einer Karte alle vulkanischen Zeugnisse des Laacher Vulkanfeldes ein, so erstrecken sie sich über ein Gebiet vom Aussehen eines Parallelogramms. Dessen rund 35 km lange Längsachse streicht mit etwa 120° von SO nach NW, während die kleinere, nur etwa 20 km lange Achse von SW nach NO gerichtet ist und mit fast exakt 40° parallel zu wichtigen Strukturlinien des Gebirgsunter-grunds streicht. Als Kernregion nehmen die Laacher Vulkanberge innerhalb dieses Gebietes ein Areal von 50 km2 Ausdehnung ein, dessen Achsen bei ungefähr gleicher Orientierung allerdings nur 10 bzw. 5 km messen. Die zentrale Gruppe von Vulkanbergen befindet sich damit recht randnah zur Mittelrheinischen Beckenregion, zu der die Eifelrumpffläche über eine 100-200 m hohe Geländestufe abfällt. Entsprechend deutlich heben sich die Laacher Vulkanberge durch ihr unruhiges Relief von Becken und Bucht des tieferen Mittelrheinlandes und auch aus der Terrassenflur der umgebenden Randhöhen als selbständiges Gebirgsstockwerk ab. Besonders eindrucksvoll fallen sie in den Blick, wenn man sich diesem Gebiet von Norden oder Süden über die A 61 nähert.

Blockbild.GIF (97321 Byte)

Das Grundgebirge, die geologische Basis, des Laacher Vulkangebietes sind die von SSW nach NNO streichenden Faltenzüge aus devonischen Sand- und Schiefergesteinen. Sie entstanden während der variskischen Gebirgsbildung am Ende der Karbonzeit. Nördlich vom Laacher See-Gebiet findet sich eine der ausgedehntesten Großstrukturen im Nordteil des Rheinischen Schiefergebirges, ein aus mehreren Faltenbündeln bestehender Doppelsattel. Dessen Südflanke wird von einer ebenfalls sehr großräumigen Störung begrenzt, die sich von der Westeifel bis in das Siegerland verfolgen läßt. Dabei handelt es sich um eine Linie, welche die sandig ausgebildeten Grauwacken-Serien des Untersiegen von den ungefähr altersgleichen, aber schiefrig ausgebildeten Hunsrückschichten trennt. Entlang der Trennlinie sind die Hunsrückschiefer während der Auffaltung um etwa 3 km auf sandig-toniges Siegen aufgeschoben worden. Diese Siegener Hauptaufschiebung verläuft, von mehreren Störlinien unterbrochen, unmittelbar im Bereich des Laacher Kessels. Der mit dem Gebirgsstreichen und parallel zur Aufschiebungslinie orientierte größere Durchmesser des Laacher Sees findet somit seine Entsprechung in älteren Strukturlinien des Grundgebirgsrahmens. Nach der Auffaltung im ausgehenden Erdaltertum unterlag das Rheinische Schiefergebirge im wesentlichen nur noch der Abtragung, die zu einer Einebnung bis weit unter das karbonisch-permische Ausgangsniveau führte. Im Tertiär begannen Aufstiegsbewegungen des Rheinischen Schildes, deren Ursachen trotz eingehender neuerer Forschungen noch nicht restlos verstanden werden. Allein im mittleren Tertiär wurden Teile des alten variskischen Faltenrumpfes um mehr als 300 m angehoben. Dabei zerbrach der Rumpf an vielen Stellen. Störungen, Klüftungen und Verwerfungen im Gestein bereiteten an vielen Stellen das Aufdringen vulkanischer Gesteinsschmelzen vor. In mehreren Teilregionen des Rheinischen Schildes setzte ein lebhafter Vulkanismus ein. Eine ältere, im wesentlichen auf das Tertiär beschränkte vulkanische Überformung erfaßte zunächst die heutige Hocheifelregion. Hier begann der Ausbruchszyklus nach den Ergebnissen neuerer radiometrischer Datierungen vor rund 45 Millionen Jahren und endete dort vor etwa 18 Millionen Jahren. Anfangs wurden überwiegend Trachyte, später zunehmend Basalte gefördert. Während in der Hocheifel immer noch Dutzende von Vulkanen ausbrachen, verlagerte sich der Vulkanismus allmählich nach Nordosten: Zwischen 28 und 22 Millionen Jahren vor der Gegenwart entstand das markante Vulkanfeld des Siebengebirges und seiner nahen Umgebung. Die Grenze zwischen beiden Vulkanfeldern kann in etwa mit dem Ahrtal angegeben werden. Der Neuenahrer Kopf ist mit seinem Gesteinsalter von rund 36 Millionen Jahren noch ein randlicher Bestandteil des tertiären Hocheifel-Vulkanfeldes. Die Basaltkuppen der Gemeinde Grafschaft gehören mit ihrem Alter unter 26 Millionen Jahre bereits dem Siebengebirgsvulkanismus an.

Im Quartär, dem jüngsten Abschnitt der Erdgeschichte, setzten weitere vulkanische Ausbruchswellen ein. Sie hinterließen in der Eitel zwei räumlich getrennte Vulkanfelder, nämlich das Westeifeler Maargebiet und eben die Laacher Vulkanregion. Für das Ausbruchsgeschehen im Umkreis des Laacher Sees ist etwa die Zeitspanne von circa 570 000 bis rund 11 000 Jahre vor der Gegenwart anzusetzen. Knapp 100 Eruptionspunkte sind hier durch die geologische Kartierung unterdessen gesichert. Das tertiäre Vulkanfeld der Hocheifel und das Verbreitungsgebiet der Quartärvulkane überlappen sich teilweise. So überrascht es eigentlich nicht, wenn wir auch innerhalb des Laacher Vulkangebietes vereinzelt tertiäre Basalte finden. Beispiele sind der (vom Abbau schon seit langem ausgehöhlte) Steinberg bei Oberdüren-bach, der Kahlenberg nördlich von Burgbrohl oder der Steinbergskopf bei Niederlützingen. Das gesamte Osteifeler (= Laacher) Vulkangebiet kann man nach neuerer Übereinkunft in zwei Teilfelder untergliedern: Dem westlichen (überwiegend auf den Landkreis Ahrweiler entfallenden) und älteren Teilgebiet (Altersstellung etwa 500 000 – 350 000 Jahre) steht ein östliches, jüngeres (etwa <300 000 Jahre) Teilareal gegenüber. Die Trennlinie zwischen beiden Teilfeldern kann man ungefähr mit dem Verlauf der erwähnten Siegener Hauptaufschiebung

Phonolithdom.GIF (36818 Byte)

Phonolithdom mit Burgruine über dem Brohltal

angeben. Mit der räumlich-zeitlichen Verlagerung des Vulkanismus innerhalb des Laacher Vulkangebietes war gleichzeitig ein markanter Wechsel in der Zusammensetzung der geförderten Gesteinsschmelzen verbunden. Von den gegenwärtig bekannten Vulkanen förderten rund 40 % leuzit-phonolithische Magma, während die restlichen Vulkane im weitesten Sinne basaltische Schmelzen auswarfen. Während diese basaltischen (mafischen) Eruptionszentren eine nahezu gleichmäßige Dichte über das gesamte Vulkanfeld erkennen lassen, finden sich phonolithische Vulkane nur in dessen NW-Anteil. Im tektonischen Einbruchbecken der Neuwieder Senke treten daher ausschließlich basaltische Vulkanite auf, im Gebiet nordwestlich vom Laacher See dagegen beide Typen.

Die Fördertätigkeit des Quartärvulkanismus begann in diesem westlichen bzw. nordwestlichen Teilfeld. Mehr als 30 Vulkane förderten leuzitphonolithisches Lockermaterial und/oder Lava. Aus dem mit Eruptionspunkten besonders dicht besetzten Vulkankomplex von Rieden wurde das Lockermaterial aus bodennahen Glutwolken und -strömen abgesetzt, woraus sich ihre relativ geringe flächige Verbreitung (nur etwa 10 % Flächenanteil) bei Gesteinsmächtigkeiten bis über 100 m erklärt. Bohrungen haben ergeben, daß die aus den Lockermaterialien entstandenen Riedener Tuffe (früher Selbergittuffe genannt) stellenweise weitaus mächtiger lagern, als man es aus der Höhe der Abbauwände in den Steinbrüchen um Rieden und Weibern abschätzen mag.

Stellenweise drangen in die zu Tuffen verfestigten Lagen auch phonolithische Laven ein (= Selbergite). Sie wurden zu sogenannten Domen (= rundlich-halbkugeligen Vulkanbergen) hochgewölbt, von denen der markante Phonolithdom mit der Burgruine Olbrück im oberen Brohltal vielleicht das eindrucksvollste Beispiel ist. Landschaftlich kaum weniger wirksam ist der knapp 480 m hohe Schellkopf bei Brenk. Hier wird seit einigen Jahren ein einzigartiges, bisher von keiner anderen Stelle bekanntes Mineral gefunden, das nach der Typlokalität Brenkit genannt wird.

Abbauwand.GIF (59225 Byte)

Abbauwand von Phonolithtuff (Selbergittuff), Riedener Vulkankomplex

Die phonolithischen Magmen, die als Teilschmelzen aus der Ausgangsmagma ausgesondert und als erste gefördert wurden, haben nach ihrem Auswurf größere Hohlräume in den Magmenkammern zurückgelassen, wie sich aus der Summe der insgesamt geförderten Phonolithe (rund 10 Kubikkilometer) leicht zurückrechnen läßt. Nach dem Entleeren waren daher Einbrüche und Verstürze in den Dachbereichen der Magmenkammer sehr wahrscheinlich. Solche Ereignisse in den oberen Krustenbereichen pausten sich gleichsam bis zur Erdoberfläche durch: In der Folge bildeten sich hier mit dem Wehrer und dem Laacher Kessel recht große und auffällige vulkanotektonische Einbruchsbecken. Der Laacher Kessel ist also kein Explosionstrichter, sondern eine lange vor der Eruption des Laacher Bimsvulkans angelegte Hohlform. Ebenso wenig darf man die markante Umwallung des Laacher Sees als Kraterwall bezeichnen, wie es in der neueren landeskundlichen Literatur mitunter geschieht. Veitskopf, Laacher Kopf, Thelenberg oder Kruf-ter Ofen stellen selbständige basaltischeSchlackenkegel dar, die sich kranzförmig um das tektonische Senkungsbecken angeordnet haben. Der Laacher Kessel ist somit nicht das unmittelbare Ergebnis dieser basaltischen Ausbrüche, zumal sich an der östlichen Innenseite der Lavastrom eines Vulkans aus der älteren Förderfolge nachweisen läßt. Außerdem befindet sich sogar innerhalb des Seekessels ein selbständiger Einzelvulkan der älteren Serie, die Alte Burg – hier befand sich die Burg von Pfalzgraf Heinrich II., der 1093 die Gründungsurkunde für die Abtei Maria Laach ausstellte. Korrekterweise kann man den Laacher Kessel auch nicht als Maar oder den Laacher See als Maarsee bezeichnen, wenngleich der See gerade in den Druckerzeugnissen der Touristikbranche regelmäßig als größtes Eifelmaar angepriesen wird. Maare unterscheiden sich durch die Art ihrer Entstehung grundlegend von vulkanogenen Hohlformen vom Typ des Laacher Kessels. Für die Maare werden heute nicht mehr nur einfache Gasexplosionen angenommen, sondern Vorgänge, bei denen die aufdringenden heißen Gesteinsschmelzen in Kontakt zu kaltem Oberflächenwasser gelangten, so daß sich gewaltige Wasserdampfexplosionen ereignen. Dabei wird eine schüsseloder trichterförmige Hohlform in die vorvulkanische Landoberfläche eingetieft. Maare kommen bemerkenswerterweise nur im Westeifeler Vulkanfeld vor. Der Laacher Kessel entspricht in Anlage und Größe dagegen am ehesten einer sogenannten Caldera – einem Einsturzbecken über einem (teil)entleerten Magmenherd.

Die Ausbrüche phonolithischer Eruptionszentren haben im Umkreis des Laacher Sees eindrucksvolle Zeugnisse hinterlassen. Nicht weniger auffällig sind auch die ungefähr zeitgleichen basaltischen Vulkane mit ihren zum Teil kilometerlangen Lavaströmen. Im Mayener Grubenfeld südwestlich vom Laacher See wurde die Basaltlava in zahlreichen Betrieben abgebaut. Der Basaltlavastrom des Bausenbergs bei Niederzissen wurde beim Bau der A 61 angeschnitten und ist während der Vorbeifahrt sehr gut zu sehen. Alle diese Einzelausbrüche erfuhren mit der Explosion des Laacher Bimsvulkans vor rund 11 000 Jahren einen bemerkenswerfen Schlußakkord: Diese Eruption gilt als die gewaltigste jungquartäre Vulkanexplosion Mitteleuropas. Das Gesamtvolumen des dabei ausgeworfenen Materials ist sogar erheblich größer als das vergleichbarer Vulkanausbrüche aus historischer Zeit, etwa von Vesuv (79 n. Chr.), Mount St. Helens (1980) oder El Chichön (1982). Immerhin wurden beim Laacher Vulkan je Sekunde etwa
10 000 m3 Material ausgeworfen, wie jüngere Überschlagsrechnungen ergeben haben.

Im nahen Umkreis des Laacher Sees sind die Förderprodukte dieses Ausbruches an vielen Stellen aufgeschlossen und der Untersuchung zugänglich. Aus der Art ihrer Zusammensetzung und Ablagerung läßt sich das Ausbruchsgeschehen heute in verschiedene Teilphasen gliedern. Dieses neue Bild der Abläufe vor rund 11 000 Jahren weicht in vielen Einzelheiten von früheren Vorstellungen ab.

Die Eingangsphase des Ausbruchs war wie bei der Entstehung eines Maars gekennzeichnet durch den Kontakt zwischen glühenden Schmelzen und Oberflächenwasser (Grundwasser): In den untersten Lagen des Auswurfgutes finden sich neben feinkörnigen Aschen immer auch Anteile von Quarzgeröllen, Tonportionen und Holzkohle. Durch die einleitende Wasserdampfexplosion wurde eine Deckschicht aus verschiedenen Fließwassersedimenten und die darauf stockende Pflanzendekke weggesprengt. Schon diese Explosion muß sehr heftig gewesen sein, denn an Fremdmaterial reiche Aschenschichten gibt es nicht nur im unmittelbaren Umkreis des heutigen Laacher Sees, sondern auch weiter im Mittelrheinischen Becken.

Die Hauptphase des Laacher See-Ausbruchs umfaßte dagegen plinianische Eruptionen, wie Vulkanausbrüche mit Transport und anschließender Fallablagerung von Aschen und Bimsstückchen genannt werden. Aus den im Laacher Seekessel gelegenen älteren (basaltischen) Lavaströmen wurden dabei Blöcke bis 4 m Durchmesser abgetrennt und fast 2 km weggeschleudert. Ungefähr im Zentrum des heutigen Sees hatten die Eruptionen den Schlotbereich so weit freigeschossen, daß sich nachfolgend eine Eruptionssäule von vermutlich 40 km Höhe aufbaute. Zu einem großen Teil gingen die dabei hochgeschossenen pho-noiithischen Aschen und Bimsstückchen in unmittelbarer Umgebung nieder und bauten dort mächtige Wälle auf. Durch weitere Eruptionswellen wurden in diesem bereits abgesetzten Material dünenartige Ringstrukturen erzeugt, die konzentrisch zum Ausbruchszentrum angeordnet sind. In einem Aufschluß am Wassena-cher Sportplatz sind sie besonders klar zu erkennen. Die feinsten Kornfraktionen des ausgeworfenen Materials wurden dagegen durch Wind- und Luftströmungen weit transportiert. Sie finden sich in millimeterdünner Schicht bis in Entfernungen von etwa 1 000 km als Fallout-Fächer von Südskandinavien bis zum Westalpenbogen.

Bausenberg1.gif (87182 Byte)

Basaltschlackenkegel Bausenberg bei Niederzissen. In diesem Naturschutzgebiet
wurden bislang fast 3000 verschiedene Tierarten nachgewiesen

Bausenberg2.gif (47284 Byte)

Ringdünenstrukturen in einer Bimstuff-Abbauwand

Die sicherlich eindrucksvolle plinianische Hauptphase bestand jedoch nicht nur aus den hochschießenden Tuffstrahlen, sondern auch aus bodennahem Materialtransport in Gestalt verheerender Glutlawinen. Solche Glutwolken und -ströme flössen durch die vom Laacher Kessel wegführenden kleineren Täler und vereinigten sich in den Talzügen von Nette und Brohlbach. Dort verfestigten sie sich zu sehr massigen, insgesamt aber nur wenig sortierten Ablagerungen, die heute als Ignimbrite bezeichnet werden. Ihre Schichtmächtigkeit beträgt bis zu 60 m. Als Traß wurden sie im Brohltal schon zur Römerzeit abgebaut und bildeten bis weit über das Mittelalter hinaus einen sehr geschätzten Werkstein.

Trassbrüche.gif (58478 Byte)

Ehemalige Traßbrüche an den Talwänden des mittleren Brohltals

Die dritte und abschließende Phase des Laacher Ausbruchs ist gekennzeichnet durch vulkanisches Lockermaterial, das auf die nähere Umgebung des Vulkans (etwa 5 km im Umkreis) beschränkt blieb, dabei jedoch bis zu 30 m mächtige Deckschichten hinterließ. Im Gegensatz zu den sehr hellen Aschen und Lapilli der plinianischen Hauptphase sind diese Bimse eher dicht und grau. Hier finden sich auch etwa erbsengroße, aus feinen Aschepartikeln zusammengeballte Gebilde, wie sie nur in wasserdampfreichen Aschewolken entstehen können. Nirgendwo in den Tuffanschnitten des Laacher Vulkangebiets finden sich zwischen den einzelnen Bimslagen Spuren von Bodenbildung oder Abtragung. Daher kann angenommen werden, daß der gesamte Eruptionszyklus des Laacher Vulkans nur relativ kurze Zeit, eventuell sogar nur wenige Tage oder Wochen, angedauert hat. Aus den Fundumständen und nach den Ergebnissen moderner chronologischer Verfahren läßt sich der Ausbruch auf den Frühsommer des Jahres 9080 v. Chr. datieren, der in der ausgehenden letzten Eiszeit vor rund 11 000 Jahren etwa in die Monate Juli/August gefallen sein dürfte.

Durch die Eruptionen des Bimsvulkans wurde der Seekessel explosiv erweitert und zumindest an seiner Basis zusätzlich vertieft. Das Gewässer, das sich nachfolgend schon ziemlich bald im Kessel sammelte, bildete zunächst einmal einen Kratersee. Im abflußlosen Kessel war der Bereich des Bimskraters jedoch relativ rasch überstaut, so daß das Stadium des Kratersees nach einiger Zeit überschritten war. Heute (nach den Seefällungen von 1150 und 1844) füllt der Laacher See immer noch erheblich mehr als den eigentlichen Bimskrater aus, so daß er am ehesten als Caldera-See zu bezeichnen wäre. Er ist ebenso wie die umliegenden Vulkanberge und anderen Zeugnissen des quartären Vulkanismus eine hervorragende Einzelschöpfung der Natur und daher mit Recht als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Andererseits ist die Laacher Region (unter Einschluß des Sees) in den Zielkonflikt von Naturschutz, Erholungsnutzung und vor allem auch wirtschaftlicher Nutzung geraten, eine Situation, die zu berechtigter Sorge um die Erhaltung dieser in Mitteleuropa einzigartigen Landschaft Anlaß gibt. Möglicherweise könnte die Ausweisung eines Natur- oder Nationalparks nach dem Muster des französichen Parc Voica-nique in der Auvergne der drohenden Entwertung und Ausräumung der Vulkanlandschaft wirksamer begegnen als die gegenwärtigen landesplanerischen Festlegungen.

Quellen
Meyer, W.: Geologie der Eifel. Schweizertiart-Verlag, Stuttgart 1986. Kremer, B. P., Meyer, W,, Roth, H. J.: Natur im Rheinland. Stürtz-Verlag 1986.
Kremer. B. P.: Der Laacher See. Zur Naturgeschichte einer bedeutenden Vulhanlandschaft. Teil l Natur & Museum 116, 329-341 (1986), Teil II Natur & Museum 117. 1-11 (1987).