Zwei alte Steinbrücken über die Ahr in Dernau und Rech

Reinhold Nischalke

Auf ihrem rd. 90 km langen Lauf von der Quelle in Blankenheim bis zur Mündung in den Rhein überqueren heute zahlreiche massive Brücken die Ahr. Zu den ältesten Brücken über die Ahr, mit wesentlichen Teilen aus früheren Jahrhunderten, gehören die steinernen Brücken in Rech und Dernau, die in ihrer heutigen Form über 200 Jahre bestehen.

Bis ins späte Mittelalter verliefen die Hauptwege vorwiegend über die Höhen (Wasserscheide). Ausnahmen bildeten offene Flußtäler wie das Rheintal. Auch im Ahrtal führte die alte Straße bis Ahrweiler, dann über die Höhe am Altenwegshof (»Alter Weg«) vorbei nach Dernau, weil im Bereich der Bunten Kuh das Engtal der Ahr keinen Durchlaß gewährte. Zwischen Dernau und Rech war ein Talweg möglich. Nach Überquerung der Ahr gelangte man von Rech nach Mayschoß über die Höhe an der Saffenburg vorbei. Altenahr erreichte man über die Höhe von Dernau aus oder über einen Fußpfad von Reimerzhoven am weißen Kreuz entfang. Erst mit dem Bau der heutigen Straße nach 1830 erhielt das Ahrtal eine durchgehende Straßenverbindung entlang der Ahr ins obere Ahrtal und weiter nach Adenau.

Dernau, der älteste Ort der früheren Herrschaft Saffenburg dürfte schon früh einen Ahrübergang besessen haben, der in die rechts der Ahr gelegene Gemarkung führte. Rech ist vermutlich an einem bereits vorhandenen Ahrüber-gang, der für die Saffenburg wichtig war. im 12. Jahrhundert entstanden. Beide Brücken in Rech und Dernau hatten vermutlich im Mittelalter nicht nur örtliche Bedeutung. Ein Ort. der im Zusammenhang mit den Brücken steht, ist Kesseling, das bereits 762 erstmals erwähnt wird. Kessling, das unter den Besitzungen des Klosters Prüm größere Bedeutung hatte und dessen Weinberge in der Gemarkung Dernau 893 urkundlich genannt werden, war über die Höhe schnell zu erreichen. Wann die ersten steinernen Brücken über die Ahr errichtet wurden ist nicht bekannt.

Die Bogenbrücken waren schon bei den Römern bekannt. Es war jedoch bis ins 19. Jahrhundert bei kleinen Flüssen üblich, nur die Pfeiler und Widerlager in Stein zu errichten und als Fahrbahn Holzbalken mit Bohlen zu verwenden. Diese Konstruktion soll die Brücke in Rech von 1723 bis zum Umbau als Bogenbrükke im Jahre 1759 gehabt haben. Die Jahreszahl 1759 war auf der alten Nepomukfigur eingemeißelt, die die Amerikaner 1919 in die Ahr stürzten. Im Jahre 1920 wurde die heutige Statue mit Unterstützung des Eifelvereins neu aufgestellt.

Die aus heimischem Bruchstein gemauerte Brücke hat 4 Öffnungen, die alle eine unterschiedliche lichte Weite aufweisen. Die beiden inneren Bögen sind 8.25 m und 8,50 m groß, die beiden äußeren Öffnungen haben die Maße 9.35 m und 9,10 m. Die Mittelpfeiler haben eine Breite von ungefähr 2.60 m, so daß das Maß zwischen den Ufermauern genau 43 m beträgt. Die Gewölbebögen haben eine Stärke von 60 -70 cm.

Der Rheinische Antiquarius berichtet, daß die Brücke in Rech bei dem Hochwasser von 1804 drei Bögen verloren habe. Aus den amtlichen Unterlagen der damaligen französischen Besatzung ist zu entnehmen, das ein Gewölbebogen instandgesetzt wurde und die Brücke um zwei Bögen erweitert wurde. Dieser Widerspruch ist heute nicht mehr zu klären. Die Stützmauern an der Bundesstraße und auf der rechten Uferseite sind später errichtet. Als Auffahrt auf die Brücke waren beiderseits Rampen. Es besteht deshalb die Möglichkeit, daß die beiden ursprünglichen äußeren Brückenbögen kleiner waren und durch das Hochwasser mit den Rampen weggespült wurden. Beim Wiederaufbau wurden dann die neuen Brükkenbögen größer als die bisherigen ausgeführt, um eine größere Sicherheit für die Standfestigkeit der Brücke bei Hochwasser zu schaffen. Im Bericht der französischen Verwaltung wurde es dann so dargestellt, als ob eine Erweiterung um zwei Bögen erfolgt sei. Dies würde auch die unterschiedlich großen Brückenöffnungen erklären. Heute wäre eine Sanierung zur Erhaltung der Brücke erforderlich. Die Gemeinde sieht sich jedoch zur Zeit nicht in der Lage, den auf sie entfallenden Kostenanteil aufzubringen. Die alte Steinbrücke in Dernau ist weniger bekannt, da sie abseits der heutigen Ahrtalstraße liegt. Sie führt oberhalb Dernau über die Ahr und dient neben dem landwirtschaftlichen Verkehr als Zufahrt zu einer Sägemühle, ein paar Häusern und der Pension Steinbergsmühle. Die Brücke aus heimischem Bruchstein in unregelmäßigem Mauerwerk errichtet, hat eine Gesamtlänge von 39,30 m mit 3 Gewölbeöffnungen von 9,40 + 9,80 + 9,40 m lichte Weite. Die Gründung der Brücke erfolgte auf Fels. Die Mittelpfeiler haben beiderseits spitze Pfeilervorbauten, die sich wie ein Schiffsbug dem Wasser entgegen stellen.

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Seit Jahrzehnten das Wahrzeichen von Rech: Die mehr als 250jährige Steinbrücke über die Ahr mit der Statue des hl. Johannes Nepomuk.

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Bisher unbeachtet, abseits vom Besucherverkehr im Ahrtal: Die Steinbrücke bei Dernau. die ebenfalls vielen Ahrhochwassern trotzte.

Durch Hochwasser, Witterungseinflüsse und die höheren Fahrzeuglasten gegenüber dem Ochsenkarren früherer Jahre war die Brücke schadhaft geworden. Die Brüstung war an einigen Stellen nach außen gedrückt und das Gewölbe zeigte Schadstellen, die Wasser durchließen. In den Jahren 1986/87 wurde daher die Brücke gründlich instandgesetzt. Das Gewölbe wurde ausgebessert und erhielt eine Stahlbetonplatte als Abdeckung. Neben anderen Arbeiten wurde auch die Brüstungsmauer abgetragen und neu erstellt. Leider hat sie nicht wieder ihre alte abgerundete Form mit 50 – 60 cm Höhe erhalten.

An der Brücke sind 2 Steinplatten von besonderem Interesse. Ein Basaltstein mit der Inschrift: Anno 1717, darunter ein Adler, links und rechts des Adlers DERNAU, darunter weitere Buchstaben, die nur schwer zu entziffern sind. Vielleicht GJ – MCD? Eine Platte aus Sandstein, die man vor einigen Jahren in der Nähe der Brücke aus der Ahr geborgen hat, wurde restauriert und an der südöstlichen Brüstungsmauer eingelassen. Sie enthält folgenden Text:

VIS UNITA FORTIOR
CAESARIS GRATIA
PRAEFECTI GENO
NOSTRI MERCEDE PONS
18 x PRAESTAT x 0. . .

Diese Platte erinnert an die Zerstörung der Brücke bei dem schweren Hochwasser am 21. Juli 1804. Der Text lautet frei übersetzt: »Durch vereinte Kräfte, des Kaisers Gunst, den Ingenieuren des Präfekten, unserem Geld, ist die Brücke erstellt.

Mit Kaiser (Caesaris) ist Napoleon gemeint. Leider ist die letzte Ziffer der Jahreszahl zerstört. Vermutlich ist es die Ziffer 5 oder 6, da die Brücken und öffentlichen Wege durch Hilfsmaßnahmen des französischen Staates und durch Hilfskräfte aus nicht betroffenen Bürgermeistereien zuerst instandgesetzt wurden.

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Der Stein in der Brüstungsmauer der Dernauer Brücke könnte auf einen Bau zu Anfang des 18. Jahrhunderts hinweisen.

Weitere schwere Hochwasser der Ahr gab es in den Jahren 1844, 1888 und am 12./13. Juni 1910. Letzteres Hochwasser ist aus Berichten noch allgemein bekannt. Bei diesem schweren Hochwasser wurden beide Brücken beschädigt, stürzten jedoch nicht ein. Nach einer Akte des Kreisarchivs Ahrweiler wurden folgende Kosten bei der Instandsetzung notwendig:

»Rech, Instandsetzung der gewölbten Ahrbrücke It. Kostenanschlag 8 000 Mark.

Dernau, Instandsetzung der Wollerschen Steinbrücke in Dernau (Mühle) It. Kostenanschlag 2 000 Mark«.

Ein Vergleich mit den übrigen beschädigten Ahrbrücken zeigt, daß für die Instandsetzung der Brücke in Rech die höchsten Kosten veranschlagt wurden.

Es ist zu hoffen, daß die Brücke in Rech bald die notwendige Sanierung erfährt und beide Brücken künftig vor Hochwasser verschont bleiben, wie sie in vergangenen Jahrhunderten darüber hinweggingen.

Quellen
Kreisarchiv Ahrweiler
Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1955,
Heimatehronik des Kreises Ahniveiler 1968.
Steinbrucken in Deutschland. Beton-Verlag Dusseldorf 1988.