Unterwegs auf dem Rheinhöhenweg. Landschaftseindrücke vom Rande des Kreisgebietes

Landschaftsgrenzen fallen mitunter ausgesprochen markant aus: Das untere Engtal des Mittelrheins zwischen der Leutesdorf-Andernacher Talpforte und dem Godesberger Rheintaltrichter hebt die Ostgrenze der Eifel und damit auch des Landkreises Ahrweiler konturscharf vom rechtsrheinischen Schiefergebirge mit Westerwald und Siebengebirge ab. Südlich davon entfernt sich der Eifelrand etwas weiter vom Uferbereich des Rheins, weil er die Mittelrheinische Beckenlandschaft mit Maifeld und Pellenz umgehen muss, um erst wieder an der unteren Mosel auf eine klar begrenzende Talstruktur zu treffen. Im Nordosten verlagert die weit in den Mittelgebirgssaum eingreifende Niederrheinische (Kölner) Bucht die klare Grenze ebenfalls aus dem eigentlichen Talraum. Die topographisch somit genau festlegbare Nordostecke der Eifel ist der Kreuzberghorst im Bonner Stadtgebiet.

Manche landeskundlichen Darstellungen nehmen die Grenzziehung dagegen abweichend vor. Sie nehmen die rheinseitige Grenze der Eifel aus dem Bereich der Talschulter deutlich nach Westen zurück und nehmen diesen Teilraum gegenüber der ursprünglichen Fassung der naturräumlichen Haupteinheiten (1957) als Landschaftseinheit Mittelrheintal (Einheit 292) bzw. Rheinisches Eifelvorland (Einheit 293) aus der Eifellandschaft heraus (Fischer 1989). Die aktuelle (38.) Ausgabe des Eifelführers bewahrt in dieser Frage die traditionelle Sicht und lässt den östlichen Eifelrand unter der Bezeichnung Rheineifel (Einheit 273) als Bestandteil der Haupteinheit Osteifel (Einheit 27) bis unmittelbar an den Talzug des unteren Mittelrheins herantreten. Hier haben der Eifelrandstreifen und das Kreisgebiet somit nach wie vor direkten Anteil an einem der bedeutendsten Reisegebiete von europäischem Zuschnitt. Bis zum frühen 17. Jahrhundert lassen sich an den Themen von Bildwerken vor allem niederländischer Herkunft die ersten Spuren der Rheinbegeisterung zurückverfolgen, einer Bewegung, die im 19. Jahrhundert starke patriotische und somit auch politische Züge annahm.

Die Attraktivität dieser Erlebnislandschaft besteht nach wie vor, auch wenn die großen Touristenströme vergangener Jahrzehnte heute etwas übersichtlicher geworden sind. Das Mittelrheintal ist unterdessen weniger ein Aufenthaltsgebiet, sondern vor allem Durchgangskorridor auf Straßen und Schienen, aber gleichzeitig immer noch ein gerne aufgesuchtes Wandergebiet. Obwohl sich das talgebundene Verkehrsaufkommen vor rund einem Jahrhundert im Vergleich zu heutigen Frequenzen geradezu bescheiden und zudem undramatisch ausnahm, keimte bereits um 1900 der Wunsch auf, als Wanderer die staubigen und lauten Talwege eher zu vermeiden, um die Mittelrheinlandschaft nicht nur aus der Perspektive der Uferpromenaden erleben zu können. Zu diesem Zeitpunkt bestand jedoch noch kein die Talflur in der Höhe durchgängig begleitendes Wegesystem.

Kölner Initiative

Mit dieser Ausgangslage mochte sich nun Hans Hoitz, Kölner Gymnasiallehrer, langjähriges Vorstandsmitglied des Eifelvereins und Autor mehrerer Wanderführer durch die Eifel, nicht so recht zufrieden geben. Im Jahre 1904 regte er daher nach eigenen Vorarbeiten und Geländeerkundungen beim Rheinischen Verkehrsverband in Koblenz an, beidseitig entlang des Mittelrheins je ein Höhenwegband einzurichten, um auch dieses Gebiet dem Tages- bzw. Fernwanderer zu erschließen. Da Hoitz mit der Anlage und Kennzeichnung des damals gerade eröffneten Eifelverein-Hauptwanderweges von Köln nach Trier (heute Hauptwanderweg 2: Karl-Kaufmann-Weg Brühl-Trier) bereits über reiche Erfahrung im Wanderwege-Management verfügte, erhielt er 1907 vom kontaktierten Verkehrsverband offiziell den Auftrag, den schon seit Beginn der Planungsphase so genannten Rheinhöhenweg mit Zugängen und Verbindungsstrecken im Detail zu projektieren. Das nach dem Kartenbild zunächst einfach erscheinende Vorhaben, den Weg unmittelbar entlang der Talkante des Mittelrheintals zu führen, ließ sich im Gelände jedoch so nicht immer umsetzen. In Teilen musste der Streckenverlauf recht beträchtliche Umwege in Kauf nehmen, um beispielsweise an den zahlreichen Seitentaleinmündungen unnötig viele Ab- und Aufstiege zu vermeiden. Andererseits bot sich mit der schließlich gefundenen Wegeführung die Möglichkeit, bei einer längeren Wanderung auch die Nebentäler zumindest anteilig zu erleben und das Mittelrheintal in immer wieder wechselnden landschaftlichen Szenerien wahrzunehmen. Daher erinnert der Höhenweg im Kartenbild seines aktuellen Verlaufs immer noch ein wenig an eine Girlande mit zahlreichen Bögen und Windungen. Erst der jüngst (allerdings nur auf der rechten Rheinseite) eröffnete Rheinsteig, eine in Teilstrecken neubearbeitete Version des traditionellen Rheinhöhenweges, verläuft konsequent nahe der Talschulter.

Nach rund vier Jahren war das neue Wegesys­tem des ersten Rheinhöhenweges linksrheinisch von der Nordostecke der Eifel bei Bonn bis Andernach auf 72 km und von Koblenz bis Bingen auf weiteren 100 km Wegstrecke eingerichtet. Auf der rechten Rheinseite war der Weg bereits durchgehend von (Bonn-)Beuel bis Wiesbaden auf einer Gesamtlänge von 280 km angelegt und mit dem bis heute kennzeichnenden schwarzen „R“ auf weißem Grund durchmarkiert. Mit allen Zugängen und Verbindungsstücken wies die neue Fernwanderroute eine Gesamtlänge von 452 km auf. Zur Wandersaison 1910 konnte sie als Rheinhöhenweg der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Presse berichtete darüber voller Begeisterung und löste bei den Wanderfreunden größtes Interesse aus. Schon bald nach der Freigabe veröffentlichte Hans Hoitz im Verlag der Bonner Universitätsdruckerei sein erstes „Rheinwanderbuch“, das bereits kurz nach Erscheinen vergriffen war.

Fast ein Familienunternehmen

Der Initiator dieses begeistert angenommenen Weges verstarb während des Ersten Weltkriegs. Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre konnte sich verständlicherweise niemand um die Pflege des Wegenetzes kümmern. Erst 1924 nahm man sich in den Wandervereinen und bei den touristischen Regionaleinrichtungen wieder der Neuorganisation und Instandsetzung an. Die Unterhaltung des Rheinhöhenweges kam nun in die Zuständigkeit des Rheinischen Verkehrsverbandes, der zwischenzeitlich in Bad Godesberg angesiedelt war. Die Mitbetreuung des Wegenetzes verblieb indessen in der Familie Hoitz und wurde von Hans Heinrich Hoitz, Kreisoberlandmesser in Koblenz (damals Coblenz geschrieben), wahrgenommen. Als Autor Hans Hoitz in den Fußspuren seines Vaters und ebenfalls unter dem Titel „Rheinwanderbuch“ veröffentlichte er 1925 im Verlag Schaar & Dathe (Trier) eine neue und wesentlich erweiterte Ausgabe des bereits bewährten Wanderführers und gab darin auf rund 180 Druckseiten detaillierte Weg- und Zielbeschreibungen. Außerdem entwickelte er ein aus vier Blättern im Maßstab 1:100000 bestehendes Kartenwerk, das unter der Bezeichnung „Hans Hoitz‘sche Wanderkarte des Rheinstromgebietes“ erschien und unter anderem auch seinem Rheinwanderbuch beilag. Es stellt im Wesentlichen nur den Rheinhöhenweg („R“), die Rheinhöhenverbindungswege („RV“) und die damals noch eigens als solche ausgewiesenen Rheinhöhenzugangswege („RZ“) dar, wobei letztere die Erreichbarkeit der Talorte mit ihren Bahn- oder Fährverbindung sicherstellen sollten. Die Routenbeschreibung im Buch erfolgt zunächst für die rechte Rheinseite von Beuel bis Wiesbaden (272 km) in 12 Tageswanderungen und dann für das linksrheinische Talflanke von Mainz bis Bonn (237 km, ohne die Strecke Koblenz-Andernach) in 10 Tagesabschnitten. Den Landkreis Ahrweiler berühren der 20. (Andernach-Niederbreisig) und der 21. Tag (Niederbreisig-Rolandseck).

Der Autor Hans Hoitz (jun.) verstarb im Jahre 1926. Seine Witwe Maria Hoitz führte die Organisation der Wegebetreuung fort, die sie bereits unter der Regie des Schwiegervaters kennen gelernt hatte. Nunmehr unterstützte sie ihr Sohn, der Arzt Dr. Hans Hoitz, bei diesen Maßnahmen. Im Team besorgten sie auch die jeweils fälligen Neubearbeitungen und Ergänzungen des Rheinwanderbuches, das 1933 in achter Auflage erschien. Zu diesem Zeitpunkt umfasste der Rheinhöhenweg bereits insgesamt 624 km Wanderstrecke, davon linksrheinisch nach Erweiterung über Bingen hinaus 238 km.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zuständigkeit für die Höhenwege auf den bis heute so benannten Landesverkehrsverband Rheinland e.V. (Bonn) sowie den Fremdenverkehrs- und Heilbäderverband Rheinland-Pfalz e.V. (Koblenz) über. Nach erneuter gründlicher Instandsetzung und Streckenkorrektur in den Jahren 1972-75 wird der Rheinhöhenweg auf den 87 km zwischen Bonn und Koblenz heute vom Eifelverein betreut. Er ist auf seiner Eifelstrecke identisch mit dem Europäischen Fernwanderweg E8 (Nordsee – Rhein – Main – Donau – Karpaten) und trägt immer noch die tradtionelle Kennzeichnung mit schwarzem „R“ auf weißem Grund (oder gelegentlich auch umgekehrt), während die Zugänge, Verbindungen und Abkürzungen einheitlich als Rheinhöhenverbindungswege (RV) markiert sind. Das heute nicht mehr greifbare Hoitz‘sche Rheinwanderbuch ist längst von neueren Routenbeschreibungen abgelöst worden (z.B. Klein 1999). Wie fast alle Wanderführer beschränken sich diese Darstellungen überwiegend auf wegetechnische Angaben. Das inhaltliche Erleben von Natur und Landschaft kommt darin oftmals erheblich zu kurz.

Highlights von der Höhenroute

Dabei bieten schon allein die drei Tagesetappen auf dem Engtalabschnitt des Rheinhöhenweges zwischen Bonn und Andernach mit ihren zusammen 66 km Streckenlänge ein erstaunlich reichhaltiges Kaleidoskop an landschaftlichen Eindrücken und naturräumlichen Besonderheiten. Sie sind zwar für die Wahrnehmung der Mittelgebirgslandschaft nicht unbedingt repräsentativ, weil deren übliche Binnenperspektive verständlicherweise das Erleben einer Fluss­landschaft von europäischer Dimension nicht vermitteln kann, aber dennoch mit bemerkenswerten Erlebnisinhalten angereichert.

Vom eigentlichen Beginn des Weges am Venusberg im Stadtgebiet von Bonn – hier starten auch zwei besonders geschichtsträchtige weitere Wanderwege des Eifelvereins (Jakobsweg Nr. 1 sowie Krönungsweg Nr. 10) – verläuft der Rheinhöhenweg mit Ausnahme der zu querenden Taleinschnitte ausschließlich auf der so genannten rheinischen Hauptterrasse in ungefähr 200 m ü.NN. Diese Ebene ist der rund 700.000 Jahre alte Hochtalboden des Rheins, über den er vor der Eintiefung seines canyonartigen Engtals während der drei letzten Eiszeiten abfloss. Die in nordwestlicher Richtung sanft geneigte Hochebene ist linksrheinisch besonders landschaftswirksam entwickelt und nimmt in Fließrichtung an Breite deutlich zu. Bei der Andernacher Talpforte misst sie nur wenige hundert Meter Breite, im Bonner Stadtgebiet ist sie dagegen schon rund 7 km breit. Auf einer Reliefkarte des nordöstlichen Eifelrandes (und exzellent nachvollziehbar in der 3D-Einstellung der elektronischen Kartenausgabe auf der CD-ROM des Landesvermessungsamtes Rheinland-Pfalz) stellt sie sich wie eine keilförmige Rampe dar, mit der sich die Niederrheinische Bucht etwa 150 m höher als der heutige Rheintalboden in den Schiefergebirgsrahmen fortsetzt. Im Wegverlauf des Rheinhöhenweges ist diese auffällige landschaftliche Struktur in ihrer Raumwirksamkeit hervorragend zu erleben, beispielsweise auf dem Routenabschnitt am Rodderberg, durch die Gemeinde Grafschaft oder auf der Höhe nördlich des Brohltals. Von verschiedenen Aussichtspunkten entlang der Wegstrecke sind auch die jüngeren Terrassenglieder klar auszumachen, die einzelnen Stufen der Mittelterrasse, die abschnittweise recht breite Niederterrasse und das heutige Hochflutbett als jüngstes Terrassenglied. Eine nahezu komplette Terrassenfolge bietet sich im Bereich der Goldenen Meile zwischen Remagen und Sinzig dar, hier auch mit einer exemplarisch klar erkennbaren Mittelterrasse am Schwalbenberg. In der östlichen Umrahmung dieser Teillandschaft sind hier auch die Reste der ältesten Andeutungen eines Rheintals nachweisbar, die bis in das oberste Tertiär zurück reichenden Stufen des Trogtals.

Wenn der erste Abschnitt des Rheinhöhenweges im südlichen Bonner Stadtgebiet den dichten Wald des Kottenforstes verlässt und die Reststrecke durch den gleichnamigen Naturpark auf eher offener Flur durchmisst, wird eine weitere erlebniswerte Facette dieses Raumes sichtbar: Das hier zum Greifen nahe Siebengebirge an der Nordwestecke des Westerwaldes verdeutlicht, dass man nun in das Verbreitungsgebiet des rheinischen Vulkanismus eintritt, der große Teile der Eifel und auch des Landkreises Ahrweiler mit einzigartigen landschaftlichen Glanzlichtern angereichert hat. Mit dem basaltischen Burghügel der Godesburg, der nördlichsten Höhenburg auf der Eifelseite des Rheintals, berührt der Weg ein markantes Zeugnis, das zeitlich und ursächlich zum rund 22 Mio. Jahre alten Siebengebirgs-Vulkanfeld gehört. Dieses Vulkangebiet ist damit geographisch durchaus nicht auf die rechte Rheinseite beschränkt, sondern erstreckt sich mit einzelnen Ausbruchpunkten auch im linksrheinischen Eifelraum bis etwa zum Ahrtal: Die markante Landskron bei Heppingen ist ihr südöstlicher Exponent.

Nur wenig mehr als eine Wegstunde entfernt steht man am Rande der breiten, maarähnlichen Senke des Rodderberges, eines Naturschutzgebietes, durch das die Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verläuft und wo der Weg in das Kreisgebiet eintritt. Dieser eigenartige, etwa 330.000 Jahre alte Vulkan ist der nördlichste Ausbruchpunkt des quartärzeitlichen Osteifeler Vulkanfeldes, dessen Zentrum der Laacher See bildet und das eine der großartigsten Vulkanregionen Europas darstellt. Nicht einmal 500 m vom südlichen Rand des Rodderbergvulkans entfernt – und Bestandteil eines kurzen Abstechers über den Rheinhöhenverbindungsweg – befindet sich die Basaltkuppe mit dem Rolandsbogen, der wiederum dem tertiärzeitlichen Vulkanfeld des Siebengebirges angehört. Es setzt sich linksrheinisch fort mit Dungkopf und Scheidskopf im Hinterland von Remagen sowie mit dem einstmals so berühmten, seit Jahrzehnten längst weg gesprengten Unkelstein, der als Basaltriff bis auf die Stromsohle des Rheins reichte, ein seinerzeit gefürchtetes Schiffahrtshindernis. In der Nähe von Sinzig ist erst vor wenigen Jahren bei Kartierungsarbeiten ein kleiner Vulkanschlot gefunden worden, der ungefähr altersgleich ist mit dem Rodderberg ist und somit eine Art Brückenstellung zum Zentrum des Osteifeler Vulkanfeld leistet. Eine ähnlich enge räumliche Verzahnung bzw. Durchdringung von Vulkanfeldern unterschiedlicher Altersstellung finden sich nur an wenigen weiteren Stellen, so auch zwischen Hocheifel und Maareifel.

Bemerkenswerte Ansichtssachen

Südlich des Ahrtals zwingen die tiefen Einschnitte von Vinxtbach und Brohlbach zu wiederholtem Höhenwechsel. Beide Nebentalzüge, die auch kulturlandschaftlich von besonderem Interesse sind, verdeutlichen, dass auch kurze Bachläufe eine beträchtliche Reliefenergie entwickeln. Im Vergleich zu den aus der Hocheifel nach Süden ablaufenden und damit der Mosel zueilendenden Großbäche wie Elz oder Lieser sind ihre Tallänge geradezu bescheiden. Ihre Erosionsleistung ist auch deswegen um so erstaunlicher, als sie den niederschlagsärmeren Teil der östlichen Eifel entwässern.

Auf dem letzten Wegstück entlang des östlichen Eifelrandes und schon nahe der Kreisgrenze südlich von Brohl erwartet den Wanderer noch einmal eine hochrangige naturkundliche Besonderheit. Nach Überwindung der Höhendis­tanz zwischen Brohltalausgang und Hauptterrassenflur steigt der Weg nach Südwesten noch weiter an und erreicht nach ungefähr 1 km die als Hohe Buche bezeichnete bewaldete Höhe (318 m): Diese Erhebung ist der einzige Quartärvulkan, der einen Basaltlavastrom in das Rheintal hinab fließen ließ. Am Talhang ist davon wegen des starken Gefälles nur ein dünnes Band nachweisbar, aber im Niveau der Mittelterrasse staute sich die schaumige Lava auf etwa 300 m Breite zu einer bis 8 m hohen Wand an. Unterhalb befand sich ein ausgedehntes Blockmeer, das heute jedoch bis wenige Reste verschwunden ist – seit der Römerzeit wurden hier Werksteine gewonnen. Ferner finden sich hier auch mittelalterliche und natürlich neuzeitliche Abbauspuren. Nachweislich stammen von hier auch die Steinquader in den Pfeilern der römischen Moselbrücke in Trier, denn im Gelände befinden sich noch drei Rohlinge der gleichen Abmessung. Ein zweiter, in nördlicher Richtung abgeflossener Lavastrom hat die Höhe nicht verlassen und reicht nur bis zum Alkerhof. Während auf der gegenüber liegenden Talflanke beim Hammerstein Rebfluren angelegt wurden, ist der unterhalb der Hohen Buche gelegene Rheintalhang nach Nordosten exponiert und recht schattig. Er trägt deswegen einen in dieser Form für das untere Mittelrheingebiet seltenen Hangwaldtyp mit vielen bemerkenswerten Pflanzenarten.

Der östlichste der vom Eifelverein betreuten Fernwanderwege führt nun von der Hohen Buche im weiten Bogen um drei tiefkerbige Hang­einschnitte bei Namedy herum und folgt dann der rheinseitigen Hauptterrassenkante nahezu geradlinig nach Osten bis zum Krahnenberg bei Andernach. Vom Weg aus nicht direkt zu sehen, aber an den Aufschlüssen in den Rheintalhängen ablesbar, berührt die Routenführung eine für den Aufbau des Rheinischen Schiefergebirges bedeutsame Großstruktur, die so genannte Siegener Hauptaufschiebung: Entlang einer Linie, die sich aus der Südosteifel quer durch den Westerwald bis fast ins Siegerland verfolgen lässt, sind die feinkörnigen, dunklen, als Dachschiefer geeigneten Schichtglieder der Hunsrück-Fazies in steiler Lagerung auf die ungefähr gleichaltrigen, aber eher sandigen, graubraunen Gesteine der Siegener Schichten aufgeschoben worden. Der Krahnenberg befindet sich bereits südlich der Aufschiebungslinie. Als Aussichtspunkt bietet er ein äußerst prächtiges Panorama auf die mit etwa 400 m recht enge Talpforte, an der die Mittelrheinische Gebirgsbucht zwischen Koblenz und Neuwied jäh endet und das untere Engtal des Mittelrheins beginnt. Man steht hier am südöstlichsten Punkt der Eifel und damit am vorläufigen Ende einer interessanten Wegstrecke, die bis zum Wiedereinstieg in die mittelrheinische Höhenflur für über 20 km durch eine stark urbanisierte Beckenlandschaft führt.

Literatur:

  • Bibus, E.: Zur Relief-, Boden- und Sedimententwicklung am unteren Mittelrhein. Frankfurter Geow. Arb. D1, 1-295 (1980).
  • Eifelverein (Hrsg.): Eifelführer. 38. Aufl. Düren 2000.
  • Fischer, H.: Rheinland-Pfalz und Saarland. Wissenschaftliche Länderkunden Band 8/IV. Darmstadt 1989.
  • Hoitz, H.: Rheinwanderbuch. Auf den Rheinhöhen und im Rheintal. Trier 1924.
  • Klein, E.: Der Ausflug am Rhein. Wandern, Entdecken, Feiern. 2. Aufl., Frankfurt 1999.
  • Kremer, B. P: Der Mittelrhein. Mittelrheinisches Becken und unteres Engtal. Rheinische Landschaften 21, Neuss 1985.
  • Kremer, B. P: (Hrsg.): Naturführer Bonn und Umgebung. Landschaft, Naturschutz und Ökologie. Bonn 1993.
  • Kremer, B. P. (Hrsg.): Natur am Mittelrhein. Themen, Tipps und Touren. Düren 1999.
  • Mangartz, F.: Die antiken Steinbrüche der Hohen Buche bei Andernach. Topographie, Technologie und Chronologie. Vulkanpark-Forschungen Bd.1, Mainz 1998.
  • Meyer, W.: Vulkanbauten der Osteifel. Köln 1999.
  • Müller-Miny, H.: Die naturräumliche Gliederung am Mittelrhein. Remagen 1959.
  • Paffen, K.H.: Landschaftsformen und Klima. In: Schramm, J. (Hrsg.), Die Eifel. Land der Maare und Vulkane. Essen 1974.
  • Schirmer, W. (Hrsg.): Rheingeschichte zwischen Mosel und Maas. Hannover 1990.