Traum der Heimat
Ich wanderte heut in Gedanken
durch die verlor’ne Heimat hin,
und weder Grenzen, weder Schranken
noch Trümmer trübten meinen Sinn.
Der Wagen, den ich oft gesehen,
er stand wie einst am Himmelszelt,
als war‘ nichts in der Welt geschehen,
kein Haus gestürzt, kein Baum gefällt.
Es grüßten mich Berg, Wald und Wellen
in einer Schönheit wie noch nie.
Und lauschend hört ich von den Quellen
der Heimat ew’ge Melodie.
Und wie aus fernen Stimmen riefen:
Glaub‘ an die Zukunft wieder licht!
Es steht in Höhen und in Tiefen
Gott über uns, und — sein Gericht.
CARL LANGE
Strom des Lebens
Jahre wandern, Jahre gehn.
Kurz ist deines Lebens Gang.
Selten bleibst du staunend stehn,
hörst in dir der Seele Klang.
Tiefe Töne, lang geschwiegen,
hallen wie im hohen Dom.
Vor dir siehst du leuchtend liegen
weit und groß den heil’gen Strom.
CARL LANGE