Sport im Kreis Ahrweiler – Sportkreisvorsitzender Peter Hoff zieht Bilanz
Sport im Kreis Ahrweiler
Sportkreisvorsitzender Peter Hoff zieht Bilanz
Mario Maur
„Der Kreis Ahrweiler kann stolz auf seine vielen schönen Sportstätten sein .“ Der, der das sagt, muß es wissen, schließlich ist Peter Hoff nunmehr seit 40 Jahren Sportkreisvorsitzender im hiesigen Kreis. Der Sportkreisvorsitzende wird von allen Vereinen des Kreises gewählt und hat neben Repräsentationsaufgaben vor allem bei der Planung und Mitarbeit des Sportstättenbaus eine beratende Funktion.
Mehr als 60 Sportplätze, überwiegend in einem guten Zustand, 12 Reitställe und Westdeutschlands größter Tontaubenschießstand auf der Bengener Heide, um nur einige Sportstätten zu nennen, zeigen, daß der Landkreis Ahrweiler, was die Sportstätten betrifft, sehr üppig ausgestattet ist.
Die Situation des Sportes im Landkreis Ahrweiler war nicht immer so rosig wie in der jetzigen Zeit. „Nach dem Krieg war der Sport kaputt“, erinnert sich Hoff. „Vor dem Krieg und nachher wurden die Vereine gegründet, während des Krieges geschah fast nichts“, nennt er die Ursachen. Mitder Gründung des Sportbundes Rheinland am 11. Juli 1949, beziehungsweise der Sportkreise, identisch mit den politischen Kreisen, in den 50er Jahren wurde die Sportlandschaft auf Vordermann gebracht. Ganz entscheidenden Anteil daran hat Peter Hoff. Der Sportbegeisterte war bei mehr als 100 Vereinsgründungen dabei und steht auch heute mit seiner großen Erfahrung bei allen Fragen, die den Sport betreffen, zur Verfügung. ..Der erste Verein, den ich mitgegründet habe. war der ABK Ahrbrück. Das war 1954″. denkt er an die Gründerzeiten zurück.
Verbindung von ästhetischer Bewegung und höchster Konzentration: Das Rhönrad.
Grundlegend geändert hat sich naturgemäß das Sportangebot. Gab es Anfang der 50er ganze zwölf Sportarten, die in 40 Vereinen betrieben wurden, so sind es heute rund vierzig in mehr als 180 Vereinen. Von Badminton über Snooker bis hin zum Tontaubenschießen, es gibt nichts, was es nicht gibt. Selbst die Anhänger außergewöhnlichster Sportarten können im Kreis Ahrweiler ihrer Leidenschaft fröhnen. Ein Grund für diese Vielfalt ist sicher auch die landschaftliche Beschaffenheit des Landkreises. Die Eifel bietet beispielsweise den Skifreunden und den Luftsportlern ein attraktives Angebot, so denn das Wetter mitspielt, an Rhein und Ahr können sich die Freunde des Wassersportes austoben.
Die Sportvielfalt hat aber auch ihre Schattenseiten. macht sie doch den etablierten Sportarten, wie zum Beispiel Fußball, erheblich zu schaffen. „Dem Fußball laufen die Spieler weg. Früher hat jedes Kind gegen den Ball getreten. Heute spielen viele Tennis oder machen etwas anderes“, weiß Hoff um die Probleme der Fußballvereine. Indiz hiertür sind die immer häufiger anzutreffenden Spielgemeinschaften.
..Schuld“ an dieser Misere sind zum großen Teil Boris Becker und Steffi Graf. Nach dem Wimbledonsieg des Leimeners setzte auch im hiesigen Kreis ein bis dahin nicht gekannter Tennis-Boom ein, der bis heute anhält. Trotz dieser Tatsache ist der Fußball mit über 11000 Mitgliedern die Nummer eins, gefolgt von Turnen und Tennis.
„Der Sport im Kreis Ahrweiler hat qualitativ und quantitativ enorm zugelegt“, beschreibt Hoff die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet. Die Vereine profitieren insbesondere von den für den Sport doch recht reichhaltig gefüllten Geldsäckeln. das Zauberwort hieß „Goldener Plan“. Dieser Plan beinhaltete, daß rund 90 Prozent der Einnahmen aus Lotto und Toto für den Sport verwendet wurden. „Der Kreis war auf dem Gebiet der Zuschüsse mit an der Spitze des Landes“, lobt Hoff das Engagement der Politiker für den Sport.
Der älteste Verein im Landkreis Ahrweiler ist der Turnverein Remagen. Er wurde bereits 1877 gegründet. 13 Jahre bevor der RSV Sturmvogel aus Ahrweiler ins Leben gerufen wurde. Es folgen der VfL Brohl(1892) und derTuS Ahrweiler (1898). Der erste Fußballverein wurde 1907 mit dem SC 07 Bad Neuenahr aus der Taufe gehoben.
Ob auf dem Sportplatz oder in der Halle: Sportlicher Wettkampf fasziniert.
Rund 34500 Mitglieder haben sich 183 Vereinen angeschlossen, Stand 30. April 1993. 85 Vereine im Kreis Ahrweiler, und damit die Mehrzahl, haben weniger als 100 Mitglieder, vier Vereine mehr als 1000 Mitglieder. Diese Vereine sind der TV 06 Bad Neuenahr, TUWI Adenau, PSV Remagen und TuS Ahrweiler. Diese vier besitzen mehr Mitglieder als die 85 kleinen.
Naturgemäß haben die Vereine aber auch mit Widrigkeiten zu kämpfen. Neben der schon genannten Sportvielfalt und der damit verbundenen Konkurrenz sieht der Sportkreisvorsitzende in der immer mehr nachlassenden Bereitschaft zu ehrenamtlicher Tätigkeit einen wunden Punkt. „Ohne ehrenamtliche Helfer gäbe es den Sport in der heutigen Form nicht. Aber heute haben viele Vereine Schwierigkeiten, für die vakanten Positionen entsprechende Personen zu finden“, weiß Hoff zu berichten. Ein Phänomen übrigens, daß auch in anderen Bereichen zu „bewundern“ ist, wie viele Vereine oder Organisationen auf außersportlichem Terrain feststellen müssen.
Auch im Kreis Ahrweiler vertreten: Triathlon – eine nicht alltägliche Sportart.
Zudem sind die Jugendlichen fast alle motorisiert und somit nicht mehr auf den Verein am Wohnort angewiesen.
„Das Freizeitverhalten hat sich nun mal verändert. Früher ging es einfach mit Kind und Kegel auf den Fußballplatz. Es gab ja nichts anderes“, trauert Hoff ein wenig den vergangenen Tagen nach.
Die sich immer schneller drehende Preisspirale macht vielen Klubs ebenfalls zu schaffen. Ein ganz wesentlicher Kostenfaktor sind die gerade für höherklassige Vereine enormen Fahrtkosten und die nicht immer „preiswerten“ Trainer. Desweiteren bereiten die Besteuerung und das Versicherungswesen vielen Verantwortlichen Kopfzerbrechen, weil für viele Personen auf den entsprechenden Positionen in den Vereinen dieser Bereich Neuland ist. Hoff will hier für Aufklärung sorgen, beispielsweise durch Seminare und sonstige Veranstaltungen, auf denen Fachleute ihr Wissen an die Vorsitzenden und Schatzmeister weitergeben.
Hoff beschreibt den Sport als „die größte Bürgerinitiative im Kreis“. Der ursprüngliche Sinn des Sports, die Erhaltung und Förderung der Gesundheit, sowie die Aktivierung des Gemeinschaftsgefühls, stehen bei Hoff nach wie vor ganz oben auf der Hitliste. „Sport erzieht zur Gemeinschaft“, ist eine der von ihm bevorzugten Thesen.
Von Badminton bis Volleyball: Über das breite Sportangebot informiert eine Broschüre der Kreisverwaltung.
Kinder und Jugendliche finden in den zahlreichen Sportvereinen eine sinnvolle Freizeitbetätigung.
Er erinnert sich an die Zeiten nach dem Krieg, als hierzulande viele Flüchtlinge ins Land kamen: „Da gab es doch Integrationsprobleme. Die Flüchtlinge wurden von vielen sehr argwöhnisch betrachtet. Aber der Sport hat ganz entscheidenden Anteil daran, daß diese Probleme mit der Zeit weniger wurden. Durch das sportliche Miteinander konnten viele Barrieren niedergerissen werden, und Freundschaften wurden über den Sport hinaus geschlossen.“
Diese Funktion des Sportes gewinnt gerade in der heutigen Zeit wieder zunehmend an Bedeutung.