Sinnbilder des Lebens
Rückblick auf die Kunstausstellung von Erna Deisel-Jennes und Theo Deisel im Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler
Horst Müller
Im Urteil der Gäste der Vernissage und vieler Besucher, die teilweise von weither anreisten, war sie eine der schönsten Kunstausstellungen, die je im Kreis Ahrweiler stattfanden: die große Schau von Skulpturen und Gemälden des Künstlerehepaares Erna Deisel-Jennes und Theo Deisel, die man im Rahmen der 3, Kulturtage des Landkreises Ahrweiler vom 24. November bis 12. Dezember 1986 im Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler bewundern konnte.
Dieses Urteil galt sowohl der Qualität der Exponate wie der Ästhetik ihres Arrangements. Die ausgestellten Werke wertete Oberstudiendirektor Jakobs in seiner Eröffnungsansprache als »Ausdruck der Freude an der Schönheit des Menschen, die von innen kommt« und »als Freude des Menschen an der Schönheit der Schöpfung«. Summe und Ernte ihres Lebens als Künstler zeigten beide hier zum erstenmal in einer gemeinsamen Ausstellung, die in der Halle des Peter-Joerres-Gymnasiums Ahrweiler einen angemessenen Rahmen fand. Die sonst so nüchtern wirkende Pausenhalle war durch eine neue zusätzliche Beleuchtung, eine Akustikdecke und Abdunklung der Fenster in eine lichtdurchflutete Kunsthalle verwandelt! Mit Bedacht war der Ort der Ausstellung gewählt, denn beide Künstler sind dem Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler in besonderer Weise verbunden: Theo Deisel war nach dem Krieg lange Jahre der erste Kunsterzieher an der wiedereröffneten Schule, seine Frau schuf zu Beginn der 50er Jahre für das Hauptportal des neuen Gymnasialgebäudes den Relief-Zyklus »Sinnbilder des Lebens«, der, nachdem er Umbaumaßnahmen hatte weichen müssen, nun seit 1984 in dieser Halle der Schule seinen bleibenden Platz gefunden hat.
Die Bildhauerin Erna Deisel-Jennes wurde in Rheydt geboren und verbrachte ihre Jugendzeit in Düsseldorf. Sie studierte in Berlin und lernte auf Studienreisen die bedeutendsten Kunstländer Europas kennen. Ihr Werk ist aus einer humanistischen Sicht des Menschen zu verstehen, die ihre Grundlage in der griechisch-römischen Antike hat.
Der Mensch in seiner beseelten Leiblichkeit ist Mittelpunkt ihres Schaffens. Was an ihren Skulpturen immer wieder auffällt, ist die tiefe Verinnerlichung der von ihr dargestellten Menschen, so als folge sie dem Epigramm des schlesischen Dichters Angelus Silesius (1624 -1677):
Mensch, werde wesentlich! Denn wann die Welt vergeht. So fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht. Sammlung auf das Wesentliche, das alles Vergängliche überdauert, scheint leitmotivisch die Kunst von Erna Deisel-Jennes zu prägen.
Der Reliefzyklus »Sinnbilder des Lebens«
Jede einzelne der fünfzehn geretteten Tafeln ihres großen Reliefzyklus im Peter-Joerres-Gymnasium wird nun in einen Kegel milden Lichts getaucht, wodurch die Plastizität wunderbar zur Geltung kommt. Im Mittelpunkt dieses Zyklus, der der gesamten Ausstellung seinen Namen gab, steht der in tiefer Zuneigung gestaltete konkrete Mensch auf seinem Lebensweg vom Kleinkind zum Jüngling und zum Greis. Die einzelnen Reliefs zeigen sein geistig-körperliches Streben auf verschiedenen Entwicklungsstufen und werden so wahrhaft zu Sinnbildern des Lebens. Die Elemente Leib und Geist und Seele werden als eine Wurzel menschlichen Seins begriffen. Es war wohl das naheliegendste Thema für den künstlerischen Schmuck einer Schule damals zu Beginn der 50er Jahre, als nach dem großen Krieg und den vorhergehenden Jahren des Ungeistes neues, freies Leben sich zu entfalten begann, zumal in diesem Gymnasium, das noch kurz vor Ende des Krieges seine Heimstatt verloren hatte und nach Jahren des Provisoriums nun freudig ein neues Gebäude in Besitz nahm. Dieser geschichtliche Hintergrund ist wohl mitzubedenken, um die Reliefs recht zu verstehen.
Die Reihe beginnt mit der Darstellung der beiden Säuglinge auf der durch Blume, Grasbüschel und Schmetterling angedeuteten Wiese. Unbeschwert und heiter beginnt das Leben. An der Hand der Mutter tut das Kleinkind seine ersten Schritte in die Welt, aufmerksam nimmt es seine Umgebung in sich auf.
„Der Lesende“, eine der schönsten Tafeln aus dem Reliefzyklus „Sinnbilder des Lebens“
im Peter-Joerres-Gymnasium
Die Schule ist ein wesentlicher Abschnitt im Leben des Menschen. Der Lehrer nimmt die Kinder an der Hand und führt sie ein in die Welt des Wissens und der geistigen Arbeiten. Zugleich sollte die dargestellte Geste aber auch verstanden werden als eine Deutung der Schule, die Gemeinschaft zwischen Lehrenden und Lernenden herstellt in einem andauernden wechselnd wirksamen Erziehungsgeschehen. Auf der 4. Tafel sind Mann und Frau bei der Landarbeit zu sehen. Das Umgraben des Bodens, die Auslegung der Saat: sie gelten seit alters her als Zeichen für die Zeugung und Begründung neuen Lebens. Im Alter ruht der Mensch aus von seinem Tun. Der Blick des Mannes scheint in die Ferne gerichtet, das Buch, in dem er las, hat er sinken lassen: Die Stille gibt ihm die Möglichkeit, auf die verflossenen Jahre zurückzublicken.
Die beiden folgenden Tafeln müssen zusammen gesehen werden, sie waren ursprünglich untereinander angebracht. In ihrer Darstellung griff die Künstlerin auf alte Mythologien zurück: den Turmbau zu Babel und den Sturz des Ikarus, der in seinem Höhenflug der Sonne zu nahe kam und den Frevel mit seinem Leben büßte. Wie aus Flammen gebildet tritt der Engel aus dem Stein hervor. Seine Gesten sind deutliche Warnung vor der Hybris, die oft genug als Versuchung an den Menschen herantritt und die gerade in den Jahren vorher in Deutschland so verheerend gewirkt hatte. An Stelle eines derart übersteigerten menschlichen Hochmutes möchte die Künstlerin ein Leben der Innerlichkeit sehen, wie es auf der achten Tafel mit der Darstellung des Knaben beginnt, der zum Baum und zum Vogel aufblickt. Die Anschauung der Natur, wichtiges Anliegen auch der Schule, führt den Menschen dazu, sich der wahren Werte bewußt zu werden. Die neunte Tafel zeigt ein ähnliches Motiv wie Tafel zwei: die Mutter mit ihrem Kind, das sie führt und behütet. Sie legt den Arm um den Knaben, eine Geste, die Liebe und Vertrauen bedeutet: Urkräfte der menschlichen Seele, aus denen dem jungen Menschen Sicherheit und Geborgenheit erwachsen. Der ausgestreckte Zeigefinger des Jungen weist nach oben auf etwas Unsichtbares, was ihm offenbar bedeutsam ist, sich aber einer allgemeinen Interpretation entzieht.
Die Statue „Jugend“ verkörpert das Ideal der Künstlerin von der leiblich-seelischen Schönheit des Menschen
Auf den folgenden Reliefs sehen wir junge Menschen bei Tätigkeiten, die ihrer geistigen und körperlichen Bildung dienen: Der Lesende eignet sich Wissen an, erweitert im Lernen seine Fähigkeiten; Speerwerfer, Schwimmer beim Startsprung und Bogenschütze brauchen körperliche Kraft und zugleich einen wachen, zielbewußten Geist für die Ausübung ihres Sports.
Die letzte Tafel dieser Reihe schließlich zeigt einen jungen Mann, der aufblickt zum Gipfel eines Berges, über dem die Sonne steht: Am Ende der schulischen Ausbildung blickt der Mensch seiner beruflichen Laufbahn entgegen, der Gründung einer Familie vielleicht, worin er die Sinnerfüllung seines Lebens sehen kann. Auf der einzelnen Tafel sehen wir einen Flugkörper, der zu den Sternen aufstrebt, einer mächtigen Hand entgegen. Damals war der Griff nach den Sternen noch Phantasie und Utopie, heute ist er Wirklichkeit. Doch diese Darstellung läßt uns nachdenklich werden. Was bedeutet die Hand? Ist es die Hand Gottes, der sie schützend über alles menschliche Tun hält? Oder gebietet sie Einhalt einem Treiben, das letztlich dem Menschen nicht geziemt?
Hier gelangt die Deutung des Kunstwerkes an ihre Grenze, Es zeigt Möglichkeiten vor, wirft Fragen auf, doch die letzte Antwort muß jeder einzelne in freier Entscheidung sich selbst geben.
Die Plastiken von Erna Deisel-Jennes
Diesen Kunstwerken im Besitz des Peter-Joerres-Gymnasiums Ahrweiler waren die übrigen 33 Plastiken und 20 Bilder zugeordnet. Eine liebenswerte Skulptur begrüßte den Besucher am Eingang, »Knabe mit Vogel«. Die lebensgroße Figur zeigt einen Jungen mit ausgebreiteten Armen, auf der rechten Hand hat sich soeben ein Vogel niedergelassen. Ihm lächelt er zu. Mit der Linken scheint dieser Knabe hinzudeuten auf die übrigen Kunstwerke, eine einladende Geste. Diese Skulptur hat eine schlichte Form, sie ist lebendiger Ausdruck eines großen Kinderglücks.
Die allegorische Darstellung „Das alte und das junge Sinzig“
Kontrapunkt dieser Plastik nahezu am Ende des Rundgangs war die fast klassisch wirkende Statue »Jugend«. Fast unbekleidet steht ein anmutiges Mädchen vor uns. Um die Hüften ist ein Tuch geschlungen, das vor dem Schoß geknotet ist. Das rechte Bein steht leicht erhöht, so daß die Rundungen des Körpers unter dem Stoff sichtbar werden. Den linken Arm hält sie hinter dem Rücken und hat die Hand in die Ellenbogenbeuge des rechten herabhängenden Arms gelegt. Ihren Kopf hat sie leicht geneigt, das Haar hat sie streng zu einem Knoten zusammengebunden. Ein versonnener Blick liegt auf dem zarten Gesicht, sie scheint nach innen zu blicken, gelöst, sich der Schönheit ihres Körpers kaum bewußt. Hier spürt man, daß die leibliche Schönheit mehr ist als äußere Hülle: sie ist Harmonie, die beseelt von innen herausstrahlt.
Die Gestalt des Menschen in seinen verschiedenen Lebensaltern, vor allem das ausdrucksvolle Antlitz, ist das große Thema der Bronzen von Erna Deisel-Jennes.In schlanken Statuetten hat sie den Liebreiz junger Mädchen eingefangen, die vielleicht gerade erst zum Bewußtsein ihres Körpers erwacht sind, in scheu-verlegener Geste über sich nachsinnen. Aber sie zeigt uns auch die erfolgreiche Frau, die elegante Dame, und vor allem die erdverbundene, lebengebende gütige Mutter in der kleinen Plastik »Marokkanische Mutter«. Zwei kleine Plastiken führen den Betrachter in die Welt des Kindes. Das »Seilspringende Mädchen« fängt die ganze Freude und Lebendigkeit des Mädchens beim Spielen ein. »Das alte und das junge Sinzig« ist eine Darstellung von allegorischer Kraft. Der auf den Stock gestützte Großvater hält die Enkelin an der Hand, mit leichter Neigung des Körpers wendet er sich ihr zu, die gleiche Neigung wiederholt sich in der Bewegung des Kindes, das fortstrebt, einem Ziel entgegen, auf das der ausgestreckte Zeigefinger hindeutet, vielleicht zum Spielplatz. Die Gesichter beider sind einander zugewandt, so daß hier in der Körperhaltung und der Blickrichtung ein mehrfacher Spannungsbogen entsteht, der alt und jung als Polarität und Einheit zugleich begreift. Welch eine herrliche, lebensvolle, menschliche Darstellung und zugleich Symbol einer Stadt! Eine große Ausführung steht im Park an der Barbarossastraße in Sinzig. Erna Deisel-Jennes ist eine Meisterin des Portraits. Ihre ganze Liebe gehört offenbar dem Kind. Aus allen Kinderportraits, und es waren ihrer viele ausgestellt, strahlen Unbekümmertheit und Selbstgewißheit eines behütet aufblühenden Lebens. Auch die Bildnisse junger, oft reiferer Frauen fehlten nicht. Immer wieder besticht der warme Goldton des Metalls, das im Scheinwerferlicht leuchtet, den Portraits Leben gibt, Eleganz und Schönheit der fein modellierten Gesichter unterstreicht.
„Martha Leyhausen“, Portrait der Tochter des Dr. Josef Leyhausen, von 1910 bis 1931
Direktor des Ahrweiler Gymnasiums
Kraftvoll sind die Männerbildnisse. Geistige Persönlichkeiten von hohem Rang hat Erna Deisel-Jennes portraitiert, prägnante Charakterköpfe von fast römischer Größe, so z.B. »Dr. Q«, das Portrait des »Dr. Karl Friedrich Schlenk«, lange Jahre Deutschlehrer am Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler, oder den markanten Kopf des jungen Franzosen »Jean Claude«, aus dessen schlankem Gesicht Selbstbewußtsein und zielsicheres Streben sprechen. Nicht die hervorragend getroffene äußere Ähnlichkeit ist das wesentliche Merkmal dieser Büsten, sondern der Ausdruck ihrer vom geistigen Leben erfüllten Persönlichkeit.
Der Maler Theo Deisel
Theo Deisel wurde 1909 in Ottenau/Baden geboren. Nach dem Abitur studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Seine Arbeiten in Aquarell und Deckfarben waren farbige Ergänzung zu den Skulpturen seiner Frau. Bewußt war die Darstellung der Landschaft in diese Ausstellung aufgenommen worden. Die Landschaft ist die Umgebung des Menschen, sie hält, trägt und formt ihn einerseits, wird aber auch vom Menschen selbst gestaltet. Hier handelte es sich hauptsächlich um Urlaubslandschaften, um Erlebnislandschaften, Darstellungen nördlicher Strande und Bilder südlicher Gestade voll Wärme und Licht. Heitere Bilder und Genreszenen standen am Anfang, teilweise verwendet der Künstler abstrahierende Bilder zur Erhöhung des Expressivität. Mit nur wenigen gestalterischen Mitteln ist in dem Bild »Frühlingsfarben« ein Licht- und Farbenflimmern festgehalten, die Atmosphäre der aufbrechenden Jahreszeit erfüllt das zarte Aquarell. Theo Deisel ist fasziniert von der Küste, vom Leben der Menschen am sommerlichen Badestrand. Perspektivische Staffelung der Menschen und der Farben lassen Bilder großer räumlicher Tiefe entstehen.
/m Aquarell „Küste“ wird mit wenigen darstellerischen Mitteln das Wesen der Landschaft ausgedrückt
Oft ist der Himmel von Wolken in einem äußerst lebendigen Farbenspiel überzogen. Bewegung hier und im Wasser verleihen den Bildern Dynamik.
Von innerer Bewegtheit erfüllt, wenngleich ruhig in seiner Ausstrahlung, ist das Bild »Badende«. Gischtende Wellen rollen an den Strand, verlaufen flach, lassen Lachen auf dem Sand zurück. Eine Frau schwimmt in die Fluten, ein Paar betrachtet das Meer. Im Wasser auf dem Strand spiegeln sich die beiden Menschen ebenso wie der von schwerem Gewölk bedeckte Himmel. Dieses Bild ist kompositorisch wunderbar ausgewogen: der Horizont teilt es in zwei Hälften, Himmel und Erde sind gleichwertig. Die gerade Horizontlinie sowie die Diagonale der Schaumwellen laufen am rechten Rand aufeinander zu, sie werden geschnitten von den zwei Horizontallinien der Menschen und ihrer Spiegelung. Kontrapunkt dazu ist der Farbklecks der schwimmenden Frau. Das Miteinander und Gegeneinander von Linien und Farbfeldern schenkt dem Gemälde eine große künstlerische Ausdruckskraft.
Mal dominiert die Fülle des Lichts in irisierenden Farbtönen, wie z. B. in dem Bild »Fischer am Meer«, mal liegt ein feiner Schleier nebligen Dunstes über der Küste, wie in den Bildern »An der Küste« oder »Bucht am Atlantik«. Die Urlandschaft der Küste gewinnt Gestalt in dem Aquarell »Küste«, in dem der Künstler nur ockerbraun und grau-schwarz als Farbtöne verwendet und sich in den Einzelheiten der Landschaft auf sparsame Andeutungen beschränkt.
Ein Bild wie »Im Gebirge«, in Acrylfarben ausgeführt, hat fast den Charakter einer schweren Ölmalerei, wodurch der etwas düstere Eindruck noch verstärkt wird. Kontrapunktisch gesetzte Farben, eine abstrahierte, aber wohl-durchformte Darstellung kennzeichnen das Bild »Landschaft«, das uns in südliche Gefilde führt. In ein zauberisches Reich trägt uns das Gemälde »Abendstille«, das ganz in den Farben rot, blau und violett gehalten ist. Wir blicken in eine Grottenlandschaft, die Sonne ist offenbar blutrot untergetaucht, auf dem Felsen rechts sitzen zwei strenge Frauengestalten, übergroß gemalt im Verhältnis zur Palme. Sie sind in sich gekehrt, versonnen und lauschen der großen Stille ringsum.
»Höhlenkonzert« ist auf Teneriffa entstanden und stellt ein Ereignis dar, das man dort erleben kann: ein Konzert in einer der zahlreichen Berghöhlen. In erdfarbenen, ineinanderfließenden Tönen ist das Gewirr des Felsens um diese Höhle angedeutet, darin spielen drei lustige Musikanten ihr Stück. Einen von ihnen hat es bereits umgeworfen, so komisch scheint das Konzert zu sein; ein Bild, das den Betrachter zum Mitlachen einlädt.
»In der Großstadt« scheint den thematischen Rahmen zu verlassen, doch ist diese Darstellung der Hochhäuser mit ihren grellbunten Farben, der Straßenschlucht und der vielen Menschen auch ein Portrait einer »Landschaft«, die den modernen Menschen in seinem Alltag weithin umgibt, trotz der frohen Farben einer südlichen Großstadt (Santa Cruz/Teneriffa) ein etwas beklemmendes Bild, das die Kleinheit des Menschen gegenüber der von ihm geschaffenen Welt sinnfällig vor Augen führt. Zwei Bilder, in denen die ganze Glut und Fülle eines südlichen Sommers eingefangen zu sein scheint, stehen am Schluß, »Feldweg mit Teide« zeigt den türkisfarbenen höchsten Gipfel der Insel Teneriffa, selbst jetzt noch mit einer kleinen Schneekappe bedeckt. Dieses Fleckchen Weiß wiederholt sich in größerem Maßstab in der Wolke vor dem blaßblauen Azur. Ein in rot, orange und ocker gehaltener Weg führt hin zu diesem Berg, rechts und links gesäumt von exotischem Blattwerk. Eine Mauer und ein Stück eines weißen Zaunes schieben sich links ins Bild. Üppige Vegetation, Sonnenpracht und Schönheit sind der Eindruck dieses Gemäldes. »Aus Muceno am Lago Maggiore« ist ein typisches Bild des Tessins. Eine nur in wenigen Strichen angedeutete, von Palmen umstandene Treppe, führt aus der Bildmitte nach links oben zu einer burgähnlichen Kirche, die in voller Sonne liegt. Zwei ärmliche Hütten rechts sind der Gegenpol dazu. Zwischen beiden Bildteilen wölben sich im Hintergrund die türkisfarbenen Berge unter einem gelblichen Himmel, Einzelheiten sind dort nicht mehr wahrnehmbar, die Landschaft ist von Licht überstrahlt. Betrachten wir diese Bilder und diese Skulpturen als Darstellungen der Schönheit des Menschen und der Schöpfung, die ihn umgibt, als Verheißung eines Glücks, das möglich ist. Verlassen wir die Ausstellung »Sinnbilder des Lebens« mit dem Gedanken, daß begnadete Künstler eine Welt schaffen, die uns immer wieder Deutung unseres Seins und Lebens sein will.