Pfarrkirche Oberwinter 100 Jahre alt
VON HERMANN COMES
Im Herbst des Jahres 1966 waren es 100 Jahre her, seit in der Pfarrkirche St. Laurentius das heilige Opfer gefeiert wird. Die katholische Pfarrgemeinde Oberwinter gedachte in festlicher Stunde des Tages, da das Gotteshaus seiner Bestimmung übergeben wurde. Dabei wurde auch der Opfer gedacht, die der Neubau der Pfarrkirche erforderte.
Im Jahre 1865 wurde die alte Kirche niedergelegt. Ausgenommen davon war der Chor, auf dessen Grund und Boden man den Erweiterungsbau einer neuen Kirche vornehmen wollte. Der Chronist schildert die alte Kirche als klein, niedrig und ohne jedes Ansehen. Dicke Basaltmauern machten die Kirche feucht und ungesund. Sie bestand aus zwei ungleichen Schiffen, die durch einen einzigen viereckigen Pfeiler angedeutet waren. An der Nordseite hing das Dach ungewöhnlich tief zur Erde herab. An der östlichen Mauer des Seitenschiffes stand der Muttergottesaltar. Aus der Inschrift ging hervor, daß er im Jahre 1706 errichtet und von Peter Alstetten geschenkt worden war. Am Fuß dieses Altares lag der Grabstein des Geschenkgebers. 1843 war für 400 Taler eine Orgel angeschafft worden. Zuletzt soll sie keine 50 Taler mehr wert gewesen sein.
Foto: Walter Vollrath
Beim Bau der Pfarrkirche wurden über den Seitenportalen Nischen zur Aufstellung von je 3 Figuren vorgesehen. Pfarrer Dupont blieb es vorbehalten, zum 100-jährigen Bestehen der Kirche die Nischen mit künstlerisch wertvollen Figuren auszustatten.
Wer die Einzelheiten der Schilderung über den Zustand der damaligen Kirche liest, kann es verstehen, daß die Pfarrkinder nach einem neuen Gotteshaus drängten, einem Gotteshaus, daß auch in seiner ganzen Gestaltung seiner hohen Bedeutung und Aufgabe gerecht werden würde. So wollen wir nicht länger bei den baulichen Mängeln der alten Kirche verweilen, sondern unseren Blick dem zuwenden, das letztlich zum Neubau der jetzigen Pfarrkirche geführt hat. Wer sieht ihr die 100 Jahre an? Arn 19. März 1865 wurde der letzte feierliche Gottesdienst in der alten Pfarrkirche gehalten. Am 24. März wurde morgens in feierlicher Prozession das Sanctissimum in die Notkirche getragen, die im unteren Schulsaal eingerichtet worden war. Am gleichen Tag begann man noch mit dem Aufbrechen der Steinplatten und dem Abnehmen der Glocken. Das Mauerwerk der alten Kirche, der Friedhofsmauer und des Vogel-scheu Hauses wurde, da es sich um große Basaltsteine handelte, zu den Fundamenten der neuen Kirche verwendet. Den Bauplan entwarf Baumeister Statz aus Köln. Sein erster Entwurf fand keine Zustimmung, weil die Kirche danach sehr lang und schmal geworden wäre. Im Auftrag des Ministeriums wurde dem Baumeister die Auflage gemacht, in einem neuen Entwurf eine Erbreiterung zu berücksichtigen. Ende Oktober des Jahres 1864 trafen die Pläne ein, und unter dem 31. Oktober 1864 hatte auch die Königliche Regierung in Koblenz gegen den Bau der Kirche nach den letzten Plänen keine Einwendungen mehr. Kreisbaumeister Clotten in Bad Neuenahr wurde von der Regierung in Koblenz mit der Kontrolle des Baues beauftragt. Pfarrer Andreas Reitz, der von 1851 bis 1861 in Oberwinter wirkte, setzte sich sehr für den Neubau einer Kirche ein, und seinen Bemühungen, war es zu verdanken, daß bereits 9500 Taler gesammelt werden konnten. Unter Pfarrer Johann Wald wurde die neue Pfarrkirche gebaut. Am 15. Mai des Jahres 1865 begann man mit den Maurerarbeiten. Nur wenige Wochen vergingen, und die Mauern ragten so weit hervor, daß am 11. Juni 1865 der Grundstein an der südlichen Ecke der Kirche in der Kirchgasse eingesetzt werden konnte. Es war am Dreifaltigkeitstag und somit ein besonderer Freudentag für die Pfarrgemeinde Oberwinter. Mit Blumen und Girlanden war der Grundstein geschmückt, und von den Junggesellen wurde er zu dem vorgesehenen Platz getragen. Viele Ehrengäste aus nah und fern wohnten der Feierstunde bei. Böllerschüsse, Musik und Gesang wechselten ab auf dem Weg von und zur Baustelle. Defmitor Arnold Stumpf aus Sinzig nahm die Segnung vor.
Durch günstige Witterung wurden die Bauarbeiten gefördert. Schon am 30. September 1866 konnte das neue Gotteshaus eingesegnet werden. Am 14. Mai 1872 erfolgte die feierliche Konsekrierung durch Bischof Dr. Matthias Eberhard. Die neue Kirche war an das alte Chor angebaut worden, um das spätgotische Baustück zu retten.
Jahrzehnte gingen ins Land, wechselnd mit Zeiten der Not, kriegerischen Ereignissen mit all ihren Schrecken und leider zu wenig echten Friedensjahren.
Als Pfarrer Josef Dupout am 1. Adventssonntag des Jahres 1951 als neuer Pfarrherr von Oberwinter eingeführt wurde, begann für die Pfarrgemeinde eine Umgestaltung des Kirchenraumes von Grund auf. Es wäre müßig, sich über die Einzelheiten der neuen Gestaltung der Pfarrkirche zu verbreiten; denn damit befaßte sich Hauptlehrer Hermann Bauer im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler im Jahr 1956 ausführlich. Man kann ihm nur zustimmen, wenn er damals schrieb: „Was macht nun die Kirche zu jenem Kleinod, zu jenem künstlerisch wertvollen und intimen sakralen Raum, daß sie wie alte Kunstwerke vergangener Zeiten den Menschen anspricht und formt? Durch geschickte Künstlerhand wurde das höchstmögliche Raumgefühl geschaffen, innerhalb dieses Raumes Werte in origineller Formgestaltung betont und dem Zentralpunkt in seiner Einfachheit jene Herrschaft über den Gesamtraum gegeben, der ihm zukommt!“
So gilt zu diesem Jubiläum, dem Gedenken an die Erinnerung der neuen Pfarrkirche vor 100 Jahren, auch dem verstorbenen Pfarrer Josef Dupont und der im Kirchbauverein zusammengeschlossenen Pfarrgemeinde ein besonderes Dankeswort. Man darf es ruhig sagen: das Gotteshaus wurde in den letzten 15 Jahren würdig für diese Geburtstagsfeier im Kirchenraum und dem Anbau der neuen Sakristei, wie der Neugestaltung des Platzes um die Kirche hergerichtet.