Kalkfelsen und Wasserfall an der Nohner Mühle
Am Ahbach unterhalb der Nohner Mühle springt ein Bächlein, das auf der linken Seite dem Ahbache zueilt, dicht vor seiner Mündung von der unteren Mittelterrasse auf die Niederterrasse über einen Kalkfelsen und bildet einen haushohen Wasserfall. Während aber die Wasserfälle die Felsenbänke abnagen, so daß der Rheinfall bei Schaffhausen und die Niagarafälle des Lorenzstromes jedes Jahr einige Zentimeter zurückwandern, so beobachten wir am Nohner Kalkfelsen das Gegenteil. Jedes Jahr baut sich dieser Kalkfels backofenförmig um 1—2 cm weiter vor. Wie ist diese eigentümliche Erscheinung zu erklären? Westlich des Nohner Baches liegt die Kalkeifel. Die Ahr entspringt in der Blankenheimer und der Ahbach in der Hillesheimer Kalkmulde.
Der Grundstock der Eifel als Teil des Rheinischen Schiefergebirges gehört dem Unterdevon mit Siegener, Herdorfer und Koblenzer Schichten an, die vorzüglich aus Grauwacke (Bruchsteinen) und Tonschiefer bestehen, wozu sich noch viele Quarzitadern, =gänge und =nester gesellen, so daß unsere Eifelberge mineralogisch gesehen aus Feldspat, Quarz und Glimmer bestehen. Die Berge der Kalkeifel aber bestehen aus Kalk und bilden im Rheinischen Schiefergebirge die Mitteldevonschichten. Wie die Unterdevonschichten aus dem Schlamm des Devonmeeres entstanden, so sind auch die Mittelschichten im Meere entstanden. Wie entstanden nun die Kalkschichten des Mitteldevons und der Kalkeifel?
1.Zu den wichtigsten Kalkbildnern gehören die Kalkalgen. Diese Algen entziehen dem Meerwasser den Kalk, den sie als dünnes Häutchen auf ihrer Oberfläche ausscheiden. So entsteht der Algenkalk.
2. In warmen Meeren können auch stickstoffbindende Bakterien Kalkbildner sein. Sie bilden Ammonium, das mit Kohlensäure die im Meerwasser gelösten Kalksalze zu kohlensaurem Kalk ausscheiden.
3. Von dem Kleintierleben sind vor allem die Kreidetierchen (Foraminiferen) an dem Aufbau gewaltiger Kalkablagerungen beteiligt. Im warmen Oberflächenwasser lebend, bilden sie um den kleinen Körper eine Kalkschale. Nach dem Absterben sinken sie wie ein feiner Kalkregen auf den Meeresboden, wo sie nun mächtige Kalkschichten bilden.
4. Auch größere Meerestiere bauen ihre Außen» und Innenskelett vorzugsweise aus kohlensaurem Kalk aus. So leben die Austern in Bänken zu Millionen zusammen und bilden die Austern« bänke. In der Kalkeifel aber haben die Seelilien die großen Crinoidenbänke gebildet.
5. Die großen Kalkablagerungen verdanken wir den Korallen, die gewaltige Korallenriffe bilden.
6. Oft werden Schalen und Skeletteile der Tiere von den Wogen ans Land gespült und dort am Küstensaum als Schill abgelagert. Zu diesen Kalkschichten finden wir heute noch unzählige Versteinerungen, die uns von dem ehemaligen Pflanzen» und Tierleben des Mitteldevonmeeres berichten.
Auf diese Kalkeifel fallen nun jährlich große Regenmassen, die leicht in den Boden einsickern und am Berghange oder im Tal als Quellen wieder zu Tage kommen. Auf diesen unterirdischen Wegen hat das Wasser sich mit Kalk gesättigt, so daß die Gewässer der Kalkeifel hartes, also kalkreiches Wasser führen.
Nohn – Wasserfall
Foto: Kreisbildstelle, Ahrweiler
Nohn/ Kalkfelsen
Foto: Kreisbildstelle, Ahrweiler
Im Innern der Berge entstehen so wunderbare Tropfsteinhöhlen, wie wir sie im Ber. gischen Land und im Sauerland kennen. Sicherlich hat auch die Kalkeifel solche noch unentdeckte Tropfsteinhöhlen aufzuweisen. So kennen wir ja die berühmte Kalksteinhöhle bei Eiserfey in der nordöstlichen Kalkeifel, die als Wohnstätte der Menschen der älteren Steinzeit heute noch ein lebendiger Zeuge von diesen Menschen in verschiedenen Zeitperioden bildet. Und nun zu unserem Kalkfelsen an dem Wasserfall zwischen Nohner Mühle und Dreimühlen am Ahbache, dessen Vorderfront sich jährlich um 1—2 cm schlauchförmig erweitert und sich so dem Ahbach nähert. Wie ist dies Wachstum, das im scharfen Gegensatz zu der sonst auswaschenden Kraft des Wassers steht, zu erklären? Sonst heißt es doch mit Recht: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Und auch unser Kalkwasser würde den Kalkfelsen aushöhlen und abtragen, wenn unser Kalkfelsen nicht von ungezählten Algen, Flechten und Moosen überwuchert wäre, die dem Felsen das Aussehen eines bärtigen Riesen geben. Gerade eine gewisse Moosart saugt sich voll Kalkstoffe, so daß das sonst so weiche Moos durch den Kalkgehalt verhärtet und spröde wird. Diese verhärteten Kalkstoffe bilden ein neues Kalkgestein, das Kalksinter oder Kalktuff genannt wird und so den Felsen jedes Jahr vergrößert. Lieber Eifelwanderer! Wenn du den Wasserfall und den Kalkfelsen aufsuchst und bewunderst, dann schau auf die gewaltigen steilen Kalkfelsen auf der rechten Seite des Ahbaches, die die auswaschende Kraft (Erusion) des Ahbaches freigelegt hat. Achte auf die Flora, auf kalkliebende Pflanzen! Da beobachtest du im Frühjahr die blaue Kuhschelle und im Herbst auf dem benachbarten Bahndamm und Wiesen drei Arten des blauen Enzians. Aber das Eifelgold, den Ginster, suchst du in der Kalkeifel vergebens!