Heilen und sichern
Die Sanierungs- und Sicherungsarbeiten in der Abteikirche Maria Laach.
P. Emmanuel v. Severus OSB
Als die Mönche von Maria Laach im Frühsommer 1984 mit lebhaftem Interesse die Konservierungsarbeiten der Restauratoren an der kostbaren hochromanischen Figur ihres Klostergründers, des Pfalzgrafen Heinrich II. von Laach verfolgten – s. Heimatjahrbuch 1985,82-84 – ahnten sie kaum etwas von den Sanierungs- und Sicherungsarbeiten, die ihnen im Jahre 1985 bevorstanden. Schon im Herbst 1984 mußten sie aber, um größere Unfälle zu verhüten, eine Schadstelle im Gestühl des Mönchschores näher untersuchen, die ihnen eine der schlimmsten Überraschungen brachte: Der 1956 noch mit großem Aufwand und den Mitteln der damaligen Technik entsprechend hergestellte Baugrund der Choranlage war vom bösartigen Hausschwamm befallen. So wurde es notwendig, Mitte Januar 1985 das Chorgestühl zu entfernen und für den Gottesdienst in Stundengebet und Eucharistiefeier das erste Drittel des Langhauses der Basilika herzurichten. Diese Notsituation dauert gegenwärtig immer noch an. Daß es trotzdem möglich war, die Gottesdienste – auch die ausgedehnten und in Maria Laach stets in der Karwoche mit besonderer Sorgfalt gefeierten – schön und würdig zu begehen, haben die Besucher der Abteikirche mit Genugtuung festgestellt. Aber nachdem der Bazillusbefall einmal offenkundig war, mußten bis Ostern 1985 zahlreiche Feuchtigkeitsmessungen, Grabungen und Untersuchungen seitens des Geologischen Landesamtes in Mainz mit Unterstützung der Klosterhandwerker vorgenommen werden. Galt es doch, die Grenzen der schadenbefallenen Bodenfläche festzustellen. Erst dann konnte der Schädling selbst mit Flammen in der Temperaturhöhe von 1 500 Grad Celsius bekämpft bzw. vernichtet werden. Dieser Aufgabe unterzog sich die über die einschlägigen Erfahrungen verfügende Fa. R. Schmitz aus Laubach/Eifel. Da bereits 1956 beim Einbau der Choranlagej diese nur als Provisorium angesehen wurde, ergaben sich für die Abtei sogleich folgende Fragen: Hat dieses Provisorium sich bewährt?
Ostapsis der Abteikirche mit Hochaltarciborium, Mitte 13. Jahrh.
Steht es im Einklang mit der durch das Vatikanum II angeordneten und vollendeten Erneuerung der Liturgie? Welche Möglichkeiten ergeben sich für die Neuaufstellung des für den Gottesdienst der Mönche so wichtigen Chores? In ständiger Beratung durch das Landesamt für Denkmalpflege in Mainz ist es der Abtei Maria Laach gelungen zur Lösung der Probleme einen der kompetentesten Fachleute zu gewinnen, Herrn Diözesanbaumeister Professor Schlombs aus Köln, der die bei der Wiederherstellung der Romanischen Kirchen der Stadt Köln gewonnenen Erfahrungen für das Laacher Münster mit einbringen will. Dies ist um so notwendiger, als die Mönche von Maria Laach nicht an eine vorübergehende Sanierung von Schäden denken dürfen, sondern auch auf die beiden großen Jubiläen hin planen müssen, die ihnen Anfang der 90er Jahre bevorstehen: 1992 gedenken sie der Wiederbesiedlung ihres Klosters nach der Aufhebung im Jahre 1802 durch Mönche aus der Erzabtei Beuron 1892, 1993 der Gründung ihres Klosters vor 900 Jahren, zwei Feste, die sie gemeinsam begehen wollen. Neubauten und Veränderungen der Choranlage sind übrigens in der Geschichte des Klosters keine Seltenheit gewesen.“
Eine Koordinierung der Arbeiten auf die Jahre 1992/93 hin ist also vernünftig und sinnvoll, auch wenn sie für die Gegenwart einige Verzögerungen mit sich bringen, zumal sie auch mit Fragen der Orgelanlage und der Kirchenheizung verknüpft sind.
Eine der schmerzlichsten Verzögerungen ist unter anderem auch die, daß die Konservierung der Tumba des Pfalzgrafengrabes, die für 1985 vorgesehen war, in Übereinstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege noch einmal für ein Jahr zurückgestellt werden mußte -ein Aufschub, der es freilich auch bei dieser schwierigen Aufgabe ermöglicht, die Erfahrungen wichtiger Restaurations- und Sicherungsarbeiten an anderen Orten für Maria Laach nutzbringend zu verwerten. Neben den im Mönchschor der Kirche aufgetretenen Schäden, mußten wir freilich im Herbst 1984 noch andere bedauerliche Feststellungen machen: Der kostbare, aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende Baldachin über dem Hochaltar, der 1947 an diese Stelle transferiert worden war, wies statische Schäden auf, die eine baldige Beseitigung verlangten. So war es naheliegend, sie gleichzeitig mit den Arbeiten im Mönchschor durchzuführen und früher gewonnene kunstwissenschaftliche Einsichten bei dieser Gelegenheit einer Prüfung zu unterziehen. So kam es zunächst in den Monaten Januar-Februar 1984 zu einer statischen Sicherung dieses einzigartigen Erbes aus der Laacher Vergangenheit, die von der Fa. Eich in Köln-Nippes, deren Facharbeiter alle aus der Umgebung des Laacher Klosters stammen und bei den Kölner Restaurierungen mitgearbeitet haben. Es war naheliegend, bei dieser Gelegenheit auch die auf dem Altarciborium vorhandenen Farbspuren neu untersuchen zu lassen und, wenn möglich, ein System der ursprünglich wohl reichen Bemalung ausfindig zu machen. Diese Aufgabe wurde von Herrn Restaurator Lawen im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege übernommen, der zu der überraschenden Feststellung gelangte, daß die Anordnung der verwendeten Farben auch mit den am Hochgrab des Stifters vorhandenen übereinstimmt. Die näheren Ergebnisse seiner Untersuchungen wird er noch in einer eigenen Arbeit darlegen. Alle genannten Arbeiten verlangen viele Überlegungen, sorgfältige Planungen mit allen Eventualitäten, auch wieder notwendiger Abänderung, und sie verursachen vor allem hohe Kosten. Die Mönche von Maria Laach sind solche Mühe aber dem kostbaren Erbe der Vergangenheit schuldig, das sie nicht nur für sich und ihre Heimat, sondern für das Rheinland und Deutschland hüten und erhalten.
1 P. Theodor Bogler hatte in seiner Arbeit Querhaus und Choranlage (Festschrift Enkainia zum 850jährigen Weihejubiläum, Düsseldorf 1956, 331-346) nicht weniger als acht solcher Veränderungen und Neubauten aufgezählt.