Hauptlehrer Johann Jacobs, ein Erinnerungsblatt
Vor fünfzig Jahren, am 12. November 1914, starb in Brohl/Rh., wo er seit 1906 wirkte, Hauptlehrer Johann Jacobs, ein Geologe von Ruf, der sich vor allem durch die Erforschung des Gebietes um den Laacher See einen Namen gemacht hat.
Eine Würdigung seiner Verdienste lesen wir in dem Nachruf, den ihm damals die Ortsgruppe Brohl des Eifelvereins widmete:
„Wer hätte ihn nicht lieb gehabt, diesen frischen Mann mit den hellen Augen, dem nie versiegenden Humor, den feinen Naturbeobachter, Heimatfreund, rastlosen Arbeiter und Forscher, ausgezeichneten Lehrer und treuesten Freund? Nicht nur seine Familie, für die sein früher Tod der allergrößte Verlust ist, nein, das ganze Brohltal trauert ihm nach, und die Männer der Wissenschaft in Bonn, Koblenz usw., die auf ihn noch große Hoffnungen gesetzt hatten, nicht weniger als , wir!
Die Ortsgruppe Brohltal hat in ihm einen der Besten verloren, der allezeit bereit war, mit seiner großen Arbeitskraft zu helfen. Mehr als dreizehn Jahre hat er ihrem Vorstand angehört, und es war Liebe zu der Heimat, die ihn zur Arbeit begeisterte. Der Brohltalführer war sein erstes Werk für uns. Es folgten verschiedene größere Abhandlungen, die sich mit dem Brohltal und seiner Umgebung beschäftigten und im Eifelvereinsblatt durch Prof. Follmann gewürdigt wurden.
Seine letzte Arbeit für uns, der Vortrag zu unseren Lichtbildern, ist wohl unvollendet geblieben. Oft hat er uns durch Vorträge bei unseren Zusammenkünften erfreut und ist in Münstereifel dem Hauptvorstand in der denkwürdigen „pädagogischen“ Sitzung bekannt geworden, wo er uns als echter Hauptlehrer bei dem Referat über die Auswüchse des Wandererwesens würdig und wuchtig vertreten hat.
Nun ist er heimberufen und wir trauern ihm nach. Sein Gedächtnis wird lebendig unter uns bleiben.
Ein nimmermüder Arbeiter für das Wohl des engeren und weiteren Vaterlandes ist geschieden, auch ein wackerer Streiter für des Vaterlandes Ruhm und Ehre!
Dem treuen Freund ein treues Gedächtnis!
Dr. Andreae
B u r g b r o h 1, 15. November 1914.
Der am 13. Juli 1868 zu Petefswald bei Zell (Mosel) Geborene war zunächst achtzehn Jahre in Niederzissen als Lehrer tätig, ehe er nach Brohl kam. Das Brohltal schlug ihn in seinen Bann und ließ ihn zum erfolgreichen Forscher werden. Viele wissenschaftliche Institute und Sammlungen enthalten „Lesesteine“ des eifrigen Finders, so u. a. das Mineralogische Institut der Universität Bonn. In der von Dr. C. Mordziol herausgegebenen Reihe „Die Rheinlande“ erschienen aus der Feder von Jacobs die Bändchen: „Wanderungen und Streifzüge durch die Laacher Vulkanwelt“. und „Die Verwertung der vulkanischen Bodenschätze in der Laacher Gegend.“ (1913/1914 Westermann/Braunschweig)
Auch eine dichterische Ader besaß Hauptlehrer Jacobs. Noch lebt im Munde der Bewohner des Brohltals das „Brohltallied“, dessen Text er schrieb und dessen Kehrreim lautet:
Wen hat nicht ihr Klang verfolgt, nah und fern, im Wachen und im Träumen, den Satten und noch mehr den Hungernden, am meisten den stillen Einsamen als dem Inbegriff des Heimwehs, draußen im unendlichen unbarmherzigen Osten, dem Land der vielen, aber schweigenden Glockentürme, draußen im Süden der afrikanischen Wüstensonne wie eine Fata Morgana, öder drinnen in der Trostlosigkeit hinter den Stacheldrähten, die Mütter, die abends nicht einschlafen konnten und die Kranken in ihren Fieberhalluzinationen?
Wenn wir sie am seltensten hörten, vernahmen wir sie am stärksten.
Sie vertieften das Weihnachtserlebnis, seitdem vor mehr als dreißig Jahren der Rundfunk jenen Querschnitt durch den Glockenklang des Heiligen Abends sandte; angefangen bei den hellen Glöcklein der Bergtäler bis zum dröhnenden Baß der Frankfurter Gloriosa und bis zum Hochgesang der Deutschen Glocke am Rhein, dem „dicken Pitter“, wie sie der Kölner nennt.
„Drum grüße und preis‘ ich dich, muntere Brohl, bei dir will ich weilen, bei dir ist mir wohl!“
An der Stirnwand des Lydiaturmes am Laacher See brachte der Eifelverein sein Porträtrelief an.