Ein Ehrenblattfür den KreisoberförsterClemens de Lassaulx*)(1809 -1906)
„Wer den Besten seiner Zeit genug getan, baut sich ein Monument für alle Zeiten.“ VON JAKOB RAUSCH |
Unser Adenauer Oberförster Clemens Karl Christian Peter Ernst de Lassaulx wurde am 11. Dezember 1809 in Diez a. d. Lahn geboren, wo sein Vater eine Herzogliche Nassauische Forststelle bekleidete. Somit ist unser Oberförster von Geburt aus ein Landsmann des berühmten Freiherrn vom Stein. Anfang des Jahres 1811 zog die Familie de Lassaulx von Diez in das großväterliche Haus nach Koblenz. Da die Mutter bereits Ende desselben Jahres starb, kam der zweijährige Knabe Clemens zu einer Tante nach Niederlahnstein, wo die Familie den Lahnsteinerhof mit der Burg Lahneck besaß.
Der Vater Adam de Lassaulx wurde kurzfristig Oberförster in Ahrweiler und nachher in Kaisersesch, wo er wieder heiratete. 1816 wurde Adam de Lassaulx 1. Königlicher Oberförster auf der neugegründeten Oberförsterstelle in Aremberg. Hier besuchte unser Ernst die Volksschule, kam dann in das Lehrerhaus nach Barweiler, wo er Schüler des „best renommierten“
Lehrers Dötsch war, mit dem er bald nach Adenau zog, wo Clemens die Volksschule besuchte.
Dann besuchte er je zwei Jahre das Gymnasium in Kreuznach und das Progymnasium in Cochem. Das Zeugnis der Mittleren Reife erhielt er auf dem Gymnasium zu Münstereifel.
In den Jahren, 1828 und 1829 arbeitete er als Feldmesser bei dem Katastergeometer Clotten in Mayen und legte 1831 die Feldmesserprüfung ab.
Clemens de Lassaulx wollte gemäß der Familientradition ins Forstfach eintreten, aber die zahlreichen Königlichen Feldjäger erhielten bei Neubesetzungen von Oberförsterstellen den Vorrang, so daß es für einen Zivilisten schwierig war, eine solche Stelle zu erhalten.
Darum beschäftigte sich Clemens de Lassaulx von 1832 bis 1835 im Katasterdienst mit Katasteraufnahmen und Forstvermessungen. Im Jahre 1838 wurde er Rentmeister in der Bürgermeisterei Altenahr, wo er 1841 auch zusätzlich die kleine Posthalterei übernahm.
*) Das Gedenkblatt wurde geschrieben: 1.nach mündlichen und schriftlichen Berichten von Herrn Forstmeister Gerlinghoff, Adenau, 2. nach Urkunden des Kreisarchivs.
Aber immer wieder lockte und rief das Forstfach. Die Königliche Forstinspektion Ehrenbreitstein stellte 1842 unserem Kandidaten das Zeugnis seiner Qualifikation als Oberförster aus. Im Februar 1844 starb in Adenau der Gemeindeoberförster Schönell, und Clemens de Lassaulx erhielt diese Kreisförsterstelle mit der Auflage, noch nachträglich das Kreisförsterexamen abzulegen, was er auch im Juni 1844 mit vorzüglichen Prädikaten bestand. Sein anfängliches Stelleneinkommen betrug 1845: 500 Taler Gehalt, 100 Taler Pferdegeld und 42 Taler Brandholzentschädigung. Erst 1854 wurde das Pferdegeld auf 200 Taler erhöht. Wegen der knappen Besoldung behielt unser Kreisförster die Posthalterei in Altenahr bei. Dieser Umstand aber verzögerte seine definitive Anstellung, die erst 1854 erfolgte, nachdem die Posthalterei in Altenahr anderweitig besetzt worden war.
In seinem eingehenden Lebenslauf berichtet Kreisförster de Lassaulx u. a.: „Bei meinem Dienstantritt waren die Gemeindewaldungen in einem trostlosen Zustande. Das Forstschutzpersonal bestand meistenteils aus unzuverlässigen, nicht fachmännisch gebildeten Leuten. Der Holzdiebstahl war namentlich in den Gemeinden, wo die Waldungen kaum das notwendige Brandholz nachhaltig zu liefern vermochten, ein sehr starker. Dann aber war auch das damalige Betreiben mit der Schafherde und der Weidfrevel Ursache des so traurigen Zustandes derselben. Bei den geringen Erträgen der Waldungen sah man sich gezwungen, die notwendigen Waldarbeiten im Frondienste auszuführen.“ Den Übelstand suchte Kreisförster Lassaulx in den Gemeinden des Kreises durch eine gründliche, planmäßige Aufforstung zu beseitigen.
Hierbei standen dem Kreisförster zwei um den Kreis Adenau recht verdiente Männer bei: sein Vater, der Königliche Oberförster in Aremberg, und der Landrat Fonck von Adenau.
Der Vater Adam de Lassaulx zeigte mit Stolz seinem Sohne Clemens die Aufforstungen in den Staatswäldern bei Aremberg, bei Adenau, an der Hohen Acht, in der Bürgermeisterei Kempenich, Barsberg, Gierscheid und Ulmen. Die jungen Nadelholzkulturen lieferten schon hohe Erträge, so daß auch der Sohn Clemens sich entschloß, die ihm unterstehenden Gemeinde» flächen mit Nadelwald aufzuforsten. Auch der Landrat Fonck unterstützte tatkräftig den Kreisförster. So erbat der Landrat Fonck 1855 vom Oberpräsidenten in Koblenz 500 Taler zum Ankauf von Nadelholzsamen, die er auch erhielt. Aber die großen Heideflächen, die aufzuforsten waren, verlangten Samen für 700 Taler. Als der Oberpräsident 1854 im Kreise Adenau weilte, bat Landrat Fonck persönlich auch um die Nachbewilligung der 200 Taler. Heftig erwiderte der Oberpräsident: „Hören Sie, Fonck, an Ihnen ist ein Bettlermönch verdorben.“
Landrat Fonck ließ sich aber nicht einschüchtern, sondern anwortete bestimmt: „Herr Oberpräsident, ich bettle ja nicht für mich, sondern für die armen Eifelleute.“ Und Landrat Fonck erhielt auch noch die 200 Taler.
Eine wesentliche Unterstützung erhielt Clemens de Lassaulx für seine Aufforstungen durch den „Eifelkulturfonds“, den der preußische Landtag 1855 in Berlin für die unterentwickelten Eifelwälder bewilligte. Dieser betrug 10 ooo Taler = 50 ooo Mark, die einem heutigen Wert von einer Viertel Million DM entsprechen, Da der Kreis Adenau als der „kulturbedürftigste“ Eifelkreis galt, erhielt er einen hohen Anteil aus diesem Eifelkulturfonds. Kreisförster Clemens de Lassaulx berichtet darüber 1855:
„Nun nahm die Aufforstung eine freudige Wendung. Im nördlichen und gebirgigsten Teil des Kreises (Bürgermeistereien Antweiler und Brück) waren die Waldungen durch den erwähnten Schafbetrieb größtenteils sehr mitgenommen worden und kamen vielerorts starke Verflößungen, namentlich in den steilen Hängen, darinnen vor, die nur durch Anlage von Fangdämmen und Horizontalgräben beseitigt werden konnten. Es waren derer ungefähr 600 Morgen (= 150 ha) vorhanden. Die Kosten dieser Anlagen wurden ausschließlich aus Staatsmitteln bestritten.
Im östlichen (B. Kempenich), südlichen (B. Virneburg und B. Kelberg) und im westlichen Teile (B. Adenau) befanden sich sehr viele ausgedehnte Heideflächen, die zudem noch stark abgeplaggt waren und bei ihrer hohen, kalten Lage die Aufforstung sehr erschwerten.
Bei Beginn der Eifelkulturen waren derer nahezu an 15000 Morgen (= 5750 ha) in Aussicht genommen.“
Das waren zehn Prozent der gesamten Flächengröße des Kreises.
„Die Aufforstungskosten dieser Fläche wurden zu zwei Dritteln aus Staatsmittel und einem Drittel aus Gemeindemitteln bestritten. Die Ermittlung vorstehender Flächen fand im Januar 1855 durch die Herren Forstmeister Haas, Landrat Fonck und mich statt.
Durch die Bewilligung dieser Mittel wurde es mir möglich, ständige Kulturaufseher und fachmännische Arbeiter heranzubilden; auch hat sich inzwischen das Forstschutzpersonal durch die Anstellung berechtigter Anwärter bedeutend verbessert.“ In seiner 42} ährigen Dienstzeit als Kreisförster in Adenau (1844—1886) hat de Lassaulx insgesamt 3 020 ha Ödland auf Staatskosten aufforsten lassen. Daher stieg die Waldfläche:
1854 auf 12 056 ha
1870 auf 14 200 „
1879 auf 14 331 „
1886 auf 15 076 „
Wie stand nun die konservative Eifelbevölkerung zu diesem Kulturwerk?
„Am guten Alten
in Treue halten;
am kräft’gen Neuen
sich stärken und freuen,
wird niemand gereuen,“
Leider beobachteten die biederen Eifler nur die ersten Verse des Dichterwortes. Von der Aufforstung, die die Schafzucht sehr einschränkte, wollten die Eifler nichts wissen. Die Schafzucht lieferte ihnen Jahr für Jahr Fleisch und Wolle. Von der Aufforstung konnten höchstens die Enkel Gewinn haben. Aber auch von dieser Zukunftsmusik wollte man nichts wissen. Ja, man trieb deshalb Sabotage; den vom Staat gelieferten Tannen= und Kiefernsamen trocknete man vor der Aussaat in heißen Backöfen so aus, daß er seine Keimkraft verlor. Dann stellte man nachher mit Genugtuung fest: „Der Preußenbaum (so nannte man spöttisch die Fichte) gedeiht in der Eifel nicht.“
Einzelne Gemeinden wandten sich wegen der Aufforstung ihrer Gemeindeländereien beschwerdeführend an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. De Lassaulx berichtet: „Der Widerwillen der Gemeinden gegen die Aufforstung der Gemeinde=Heideländereien war sozusagen ein allgemeiner, und würde es mir bei all meiner Anstrengung nicht möglich gewesen sein, die Aufforstungspläne unter diesen Verhältnissen durchzuführen, wenn mir nicht die kräftigste Unterstützung auf Grund der Cabmets=Ordre vom Jahre 1856 seitens des Herrn Landrats Fonck und Forstmeister Haas in Koblenz in vollem Maße zuteil geworden wäre.“
Die Antipathie der Bevölkerung übertrug sich auch auf die Männer, die die Aufforstung vorwärtstrieben. Im Volksmunde galt damals der noch heute nicht vergessene Spruch:
„Der Rut, der Cloudt
und der mit dem verbeulten Hut,
ein dreifacher Bauernschreck!“
Der Rut war der rothaarige Landrat Fonck, Cloudt der Katasterdirektor, und Kreisförster Lassaulx trug einen verbeulten Hut.
Eine wahre Geschichte aus dem Jahre 1867, die mein Vater (geb. 1856) uns oft von dem „Rut“ erzählte: Landrat Fonck hatte die Polizeiverfügung erlassen, daß am 1. Mai alle Bewässerungsgräben in den Wiesen in Ordnung sein müßten. Auf seinem Inspektionsritt in das Kempenicher Ländchen sah der Landrat den 13Jährigen Jungen des Bauern K., den der Vater nicht zur Schule, sondern in die Wiese geschickt hatte, um den Befehl des Landrates auszuführen. Hoch zu Roß hielt der Landrat vor dem fleißigen Knaben und es entspann sich folgendes Gespräch:
„Junge, wie heißt du?“ „Peter Klapperich.“ „Wie alt bist du denn, Peter?“ „13 Jahre.“ Ei, dann gehörst du doch wohl in die Schule?“ „Ja, aber ich muß hier die Wiesengraben in Ordnung bringen.“ „Warum das denn, Peter?“ „Ei, dat well der Rut von Ädde su hänn.“ „Wer ist denn der Rut von Ädde?“ „Ja, dat oß en büser Mann, wie dat Hüßje (= Gerichtsvollzieher), dat och oß Ädde kütt.“
So wurde der gute Landrat mit dem „Hüßje“ in einen Topf geworfen. Das Lebenswerk de Lassaulx brachte reiche Früchte. Der Wald liefert Nutz- und Brandholz. Eine waldreiche Gemeinde hat es leicht, den Gemeindeetat auszugleichen, sie kann Wege, Wasserleitungen und Schulen bauen.
Auch beeinflußt der Wald das Klima. Erzieht den Regen an, speichert ihn besonders in seinen Moospolstern und läßt die Waldfläche nie vertrocknen. Über den Wäldern „tanken“ die Wolken wieder Wasserdämpfe, so daß sie überreich mit Wasserdunst gespeist sind; alsdann regnet es. So hat der Waldbestand die Verkarstung der Eifel aufgehoben. Sie verödet nicht mehr wie das „Karstgebirge“ in Jugoslavien. Auch ist der Wald durch Sauerstofferzeugung ein Quickborn für unsere Gesundheit. Eine Waldwanderung veredelt auch unser Gemüt. Waldmärsche, Waldsagen, Waldlieder, Waldkreuze und Waldkapellen zeugen davon. Der Wald ist also ein Quickborn für Leib und Seele.
*
Zurück zum Lebensbild von Ernst de Lassaulx. Bis zum 76. Lebensjahr versah er gewissenhaft seinen Dienst in seinem großen Waldbezirk. Nur in den letzten fünf Dienst jähren war ihm eine ausreichende Hilfe zuteil geworden, zunächst durch den Königl. Forstassessor Soine und hernach durch den Communal. Oberförster=Kandidaten Bauer, zu deren Besoldung unser Kreisförster de Lassaulx von seinem eigenen Gehalt von 3000 Mark 300 Mark abgeben mußte.
Da ihm die Aushilfe 1885 entzogen wurde, obwohl er sich zur weiteren Zahlung der 300 Mark für sie bereit erklärt hatte, trat er auf seinen eigenen Antrag am 1.November nach fast 42jähriger Tätigkeit in Adenau in den wohlverdienten Ruhestand mit einer Jahrespension von 1914 Mark. Schon im Jahre 1861 erhielt Clemens de Lassaulx für seine Verdienste den Roten Adlerorden IV. Klasse und bei seiner Pensionierung 1885 den Kronenorden III. Kl. In Anerkennung seiner Verdienste um die Bindung der verflößten Hänge besonders in den Gemeinden Niederadenau und Liers erhielt er die „Große Silberne Staatsmedaille“.
„Aber die größte Freude meines Alters war, daß die Bevölkerung mein Werk dankbar anerkannte. Das Nutzholz wurde gut bezahlt, zumal die Ahrtalbafin (1882 bis Ahrweiler, 1886 bis Altenahr und 1888 bis Adenau) den Holzkauf ohne Schleuderpreise sicherte.“
Im Jahre 1836 verehelichte sich Clemens de Lassaulx mit Christine Wirtz aus Adenau und feierte mit ihr 1886 die Goldene Hochzeit. Die Ehe war kinderlos. Die Gattin Christina starb 1895; nach einem sonnigen 20jährigen Ruhestande verschied Kreisförster Clemens Karl Christian de Lassaulx im Jahre 1906 in Adenau. Aber ein lebendiges, sein Lob laut verkündendes Denkmal hat er sich in den Wäldern geschaffen, die jetzt die Eifelhöhen zieren.
Eine frohe Wandergruppe durchschritt diese Wälder und sang begeistert:
„Wer hat dich, du schöner Wald,
aufgebaut so hoch da droben?
Wohl, den Meister will ich loben,
solang noch mein Stimm‘ erschallt!“
Da rief ein neckischer Waldarbeiter schlagfertig: „Der Meister heißt de Lassaulx.
Mit seinen „Kulturjungfrauen“ hat er das Meisterwerk geschaffen!“ Ja, auch seinen Helfern, den Waldarbeitern und den „Kulturjungfrauen“, den Mädchen und Frauen, die sorgfältig die jungen Pflänzchen in den kargen Eifelboden steckten und sachgemäß pflegten, so daß sie anwuchsen, wollen wir in Dankbarkeit gedenken!
Aber noch ein drittes Denkmal hat sich de Lassaulx selbst gesetzt. In den Akten des Kreisarchivs finden wir ein umfangreiches Bündel Akten mit der Aufschrift „Hospitalfonds Adenau“. Dieser Fonds wurde von Landrat Fonck gegründet „zum Bau eines Hospitals für arme Kranke und altersschwache Hilfsbedürftige, welche ohne ihr Verschulden in diese traurige Lage gekommen sind.“
Im Mittelalter hatte Adenau das berühmte Hospital der Johanniter, das nicht nur die einheimischen Notleidenden aufnahm Und betreute, sondern das auch Pilger, die zu den Heiligtümern nach Trier und Aachen wallfahrten, in Adenau mit Speise und Trank stärkte und die erkrankten Pilger in ihr Hospiz aufnahm, um Samariterdienste zu leisten.
Durch die französische Regierung und die deutsche Säkularisation wurde der Johanniterorden aufgelöst; die Johanniter mußten Adenau verlassen; ihr Hospiz diente profanen Zwecken. Landrat Fonck, Kreis-Förster de Lassaulx und andere Menschenfreunde beschlossen schon vor 1860, wieder ein Hospital in Adenau zu errichten. Auch insofern ahmten diese Menschenfreunde das löbliche Vorbild der Johanniter nach, als sie den Wald als Geldspender für das Hospital betrachteten. Die großen Waldgebiete, die Graf Ulrich von Are= Nürburg dem Orden schenkte, setzten den Orden in den Stand, die ausgedehnten Samariterdienste zu leisten. In diesem Sinne schenkte am 2. Juni 1860 Rentner Joseph Bauer aus Adenau dem Kreise im Flur Bonner! Ödland von 16Morgen zur Aufforstung im Interesse des Hospitalfonds. Landrat Fonck und Kreisförster de Lassaulx kauften nun bei Versteigerungen die Ödländer auf und bezahlten den Grundpreis und die Aufforstung dieser Ödländer aus eigener Tasche.
Die vorliegenden notariellen Kaufakte beweisen, daß Landrat und Kreisförster diese Ödländereien in Adenau und Umgebung nicht den armen Eifelbauern, sondern den Kaufleuten und Gewerbetreibenden Adenaus abkauften (Bauer, Koll, Thießen, Radermacher, Lehmann, Friedrich).
1867 wurde Fonck als Landrat nach Rüdesheim versetzt. Aber er hielt dem Eifelkreis seine Liebe und Treue. Am 2. November 1869 erscheinen vor dem Königlichen Notar Bresgen in Ahrweiler der Landrat Anton Fonck aus Rüdesheim und der Landrat Alexander Halm aus Adenau. Hier tritt nun feierlichst der Landrat Fonck alle seine Liegenschaften im Kreise Adenau, die in den Gemeinden Adenau, Leimbach, Meuspath, Brück, Denn und Reimerath gelegen sind, dem Kreise Adenau für den Hospitalfonds ab. Es waren dies in der Gemeinde Adenau 7 Parzellen, insgesamt 8 Morgen. Die Schenkungen in den anderen Gemeinden schwanken zwischen 2 und 3 Morgen. Nach königlicher Genehmigung nimmt der Kreistag diese Schenkung seines ehemaligen Landrats dankend an. Den Schenkungsakt unterzeichnen: Wirt und Ackerer Stephan Servatius aus Barweiler, Ackerer Anton Stumpf aus Honerath, Ackerer Johann Groß aus Langenfeld, Ackerer Johann Matthias Zimmermann aus Niederadenau, Bürgermeister Peter Surges aus Kempenich, Ackerer Joh. Jos. Rodarius aus Zermüllen, Kaufmann Matthias Wirz zu Adenau, Ackerer und Wirt Nikolaus Zimmer, Laufenbacherhof.
Am 21. Oktober 1895 schenkt Kreisoberförster de Lassaulx seinen Haus= und Grundbesitz dem Hospitalfonds des Kreises Adenau. Vor Notar Windscheid in Adenau erscheinen Clemens de Lassaulx und Landrat von Kruse. De Lassaulx schenkt durch notariellen Vertrag dem Hospitalfonds in Adenau
1. ein Haus mit zwei Hofplätzen am Heiligenhäuschen, am Hofe Weber einen Garten, zwei Äcker und eine Wiese mit einer Gesamtgröße von 80,79 ar,
2. In der Gemarkung Mannebach 15 Parzellen Wiesen- und Weideland, insgesamt 32,99 ar,
3. in der Gemarkung Reimerath a) 15 Parzellen Wiesen= und Weideland, insgesamt 132,71 ar, b) 2 Parzellen Holzungen von 19,69 ar Größe.
In der Schenkungsurkunde heißt es:
„Es ist mein ausdrücklicher Wunsch, daß die Schenkungsobjekte nicht veräußert werden, da nach meinem Dafürhalten der Kreishospitalfonds sich nicht besser fundieren läßt, als durch Grundbesitz. Die Einkünfte aus meiner Schenkung sollen unter einem besonderen Titel, und zwar als Einkünfte aus der Lassaulx=Wirzschen Stiftung und separat verrechnet werden mit Ausnahme meines Anteils an den Immobilien der Gemeinde Reimerath und Mannebach, der sogenannten Gitzenweierschen Besitzung, welche der Fonckschen Stiftung zugeteilt werden soll. Den Wert der Stiftung gebe ich auf 11 569 M. an.“
Am 15. Oktober 1895 nimmt der Kreistag die Schenkung dankend an. Es unterschreiben: Landrat von Kruse in Adenau, Königl. Oberförster Spilles in Adenau, Landwirt Peter Nett aus Kempenich, Joh. Jos. Kaspers, Landwirt und Sparkassenrendant in Kelberg, Ackerer Peter Hilterscheid in Antweiler, Gerber Peter Schneider in Adenau, Ackerer Stefan Schmilz in Reifferscheid, Gastwirt Arnold Claesges in Barweiler, Ackerer Joh. Müller IV in Langenfeld, Kaufmann Lorenz Schmilz in Adenau, Ackerer Peter Theisen in Gilgenbach, Ackerer Anton Knebel in Kesseling, Ackerer Johann Schmitt in Weibern, Ackerer Peter Ley in Hönningen.
Am 13. Juni 1901 wird ein weiteres Testament von Clemens de Lassaulx vor dem Notar Bremus in Ahrweiler, in dem Kapitauen und Mobilien vererbt werden, aus= gestellt. Hier erhält der Kreis Adenau, speziell die von Lassaulx=Wirzsche Stiftung, den Betrag von eintausend Mark mit der Auflage, die Zinsen dieses Beitrages zur Instandhaltung der Grabstätte seines Vaters, seiner Ehefrau und seiner eigenen Grabställe zu verwenden. Er wünschte, daß der Hubertusgruppe in dem neu zu erbauenden Kreishospital an geeigneter Stelle ein passender Platz zugewiesen wird. In diesem Testament wurden für Verwandte und Bekannte bestimmte Mobilien und eine bestimmte Geldsumme angegeben. Ein etwaiger Überschuß floß dem Hospitalfonds zu.
Clemens de Lassaulx hatte keine Kinder. Als Erben treten auf die Kinder seiner Stiefgeschwister, so Frau Notar Keiffenheim geb. de Lassaulx, Frau des Rotgerbers Kaiser in Antweiler geb. de Lassaulx, die Abkömmlinge des Halbbruders Hubert de Lassaulx, zeitlebens kaiserlicher Oberförster in Zabern, der Rosa Wirtz, Tochter seines Schwagers Peter Wirz in Ahrweiler. Es ehrt den Oberförster, daß er auch seine Hausangestellte Lucia Frings, andere Bedienstete und Freunde im Testament bedacht hat.
Interessant ist auch die nachstehende Anordnung:
„Ich bestimme, daß ich nach meinem Ableben mit einem Hemde, meiner besten Walduniform und grüner Dienstmütze, begleitet von den Förstern aus meiner Dienstzeit und den jüngeren, mir gut gesinnten Förstern zu Grabe getragen werde und daß diesen nach dem Begräbnis im Hotel „Zum Halben Mond“ ein opulentes Frühstück mit gutem Trunk bereitet werde. Weiterhin bestimme ich, daß der Familiengrabstein auf dem Adenauer Kirchhofe nach meinem Ableben in nachfolgender Weise vervollständigt wird: Clemens de Lassaulx, geb. den 11. Dezember 1809 in Diez a. d. Lahn usw.“ —
Der Wert dieses Vermächtnisses beträgt 22 ooo Mark.
Dieses Testament ist unterschrieben von Clemens de Lassaulx, den zwei Zeugen Matth. Jos. Hoß, Schneidermeister in Ahrweiler, und Franz Keinen, Sattler und Polsterer in Ahrweiler, und von Notar Bremus in Ahrweiler. Am 24. September 1902 und am 17. November 1903 wurden vor dem Königlichen Amtsgericht neue Testamente errichtet. Das letzte endgültige Testament vom 12. August 1904 und die Testamente von 1902 und 1903 lassen die de Lassaux=Wirtzsche Schenkung von 1896 zugunsten des Hospitalfonds unberührt. Nur innerhalb der Vermächtnisse für Verwandte und Bekannte finden Änderungen statt. Eine Bestimmung des Testamentes vom 12. August 1904 ist erwähnenswert: „Bis das Kreishospital erbaut ist, soll die Hubertusgruppe im Sitzungssaale des hiesigen Kreistagsgebäudes aufgestellt werden.“ Da Oberförster i. R. Clemens de Lassaulx im Jahre 1904 nicht mehr lesen und schreiben konnte, wurde ihm das Protokoll vorgelesen und von ihm genehmigt. Unterschrieben wurde es von Amtsrichter Carl de Nys in Adenau und Gerichtssekretär Anton Tietz.
Der bescheidene Grabstein auf dem Adenauer Kirchhof erinnert uns an Clemens de Lassaulx. Ein lebendes, dauerhaftes Denkmal hat er sich in den Eifelwäldern gesetzt, die sein Lob künden.