Edle Geschlechter aus Adenaus Geschichte
Karlheinz Korden
Die Eifelmetropole Adenau, aus liebgewordener Tradition Johanniterstadt genannt, beherbergte in ihren Mauern auch heute längst im Nebel der Vergangenheit entschwundene edle Namen und Geschlechter.
Breidscheid, heute Bestandteil der Stadt Adenau, hat eine reichere Geschichte, als dieser verträumte Ortsteil vermuten läßt. Seinen Namen hat dieser Ort von einem breiten Waldstreifen (Scheid = Wald). Hier lag schon nachweislich im 12. Jahrhundert ein Burghaus, der Stammsitz der adeligen Familie von Breitscheid.
Diese Familie wurde schon damals im Gefolge der Grafen von Are und Nürburg erwähnt. Auch läßt diese Quelle vermuten, daß sie Dienstmannen der trierischen Kirche gewesen sind. In einer noch erhaltenen Urkunde vom Jahre 1157, in welcher der Herzog Mathäus von Lothringen der Kirche des hl. Eucharius die bisher zu Mannendorf geforderten Jagd-frohnden erläßt, erscheint als Zeuge Gottfried von Breidscheid unter den Ministerialen des hl. Petrus, d. h. der Kirche zu Trier. In dem Arer Burgfrieden aus dem Jahre 1202 wird ebenfalls ein Gottfried von Breidscheid und dessen Bruder Philipp genannt. In der Anniversarienstiftung des Grafen Gerhard von Are-Nürburg in der Pfarrkirche zu Adenau sind Güter angegeben, die ebenfalls Gottfried von Breidscheid besessen hat. Hieraus könnte man herleiten, daß dieses Adelsgeschlecht von Breidscheid sich schon früher’anderswo niedergelassen hat. Die Herren von Breitscheid führten nach 1485 den Beinamen Schütz. In kriegerischer Zeit im 15. Jahrhundert wurde das Burghaus zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Geschlecht von Breitscheid-Schiltz starb um 1580 aus. Die Erbtochter Katharina von Breitscheid heiratete 1553 Christoph von Hausen. Aber schon in der 2. Generation verkauften die Brüder Alexander und Samson von Hausen im Jahre 1639 den Hof für 1800 Taler an Johann Hütten von Adenau. Im Jahre 1716 veräußerten die Geschwister Hütten den Adelshof für 2100 Taler an den Arenbergischen Stahlhüttenmeisterjohann Nicolaus Coels. Noch 1791 belehnte der letzte Kurfürst von Köln die Witwe des 1791 verstorbenen „Cölnischen Wirklichen Geheim- und Hof-kammerrath Joseph Augustin Coels“ mit diesem Nürburger Burglehn. Zum Besitze des Breid-scheider Herrenhofes gehörten im Mittelalter 15 Morgen Ackerland, 11 Morgen Wiese, eine Mühle und Büsche. Die in Breidscheid liegenden 26 kleineren Bauernhöfe waren dem Herrenhof gegenüber zinspflichtig.
Auch die Ortschaft Gilgenbach bei Adenau war Sitz eines ritterlichen Geschlechts, denn in Urkunden aus den Jahren 1130 und 1163 erscheint unter den Zeugen ein Konrad von Gilgenbach.
Ein weiteres Adelsgeschlecht aus dem Adenauer Raum nannte sich „von Wimbach“ und die Geschichte kennt eine Katharina von Wimbach, die Gemahlin des Heinrich von Dune (Daun), der der jüngeren Linie der Herren von Daun angehörte. Aus Nürburg selber sind außer den bekannten Burgherren Are-Nürburg noch zwei weitere Adelsgeschlechter bekannt, deren Namen mit „Cruseler von Nürburg“ und „Kessel von Nürburg“ überliefert sind. Ihre Linien gehen zurück auf den gemeinsamen Stammvater „Hermann von Nürburg“.
Als Nachkommen der fränkischen Freien fand man in vielen Orten ritterliche Familien, in deren Namen der Ortsname enthalten war. In einer Urkunde des Grafen Gerhard von Are-Nürburg finden Balduin von Barweiler, Theoderich von Meuspath, Theoderich von Kelberg und andere Erwähnung.
In Adenau selber war ein Rittergeschlecht ansässig, das sich von Adenaw, bzw. von Adenau nannte und zu den Burgmännern der Nürburg gehörte. Der Sitz dieses Geschlechtes dürfte im Bereich des heutigen Buttermarktes gelegen haben, wo man noch heute die Bezeichnung „die Burg“ kennt. Aus dem Jahre 1386 wird ein Peter von Adenaw, Burgmann und Truchseß zu Nürburg genannt, der mit Gütern zu Barweiler belehnt wurde. Aus dieser Familie stammte auch Heinrich von Adenaw, ein offenbar streitbarer Herr, der im Jahre 1396 an einer Fehde der Herren von Daun gegen Gerhard von Blankenheim, Herren zu Kasselburg und Gerolstein, teilnahm und dabei mit mehreren anderen Rittern gefangengenommen und eingekerkert wurde. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 1470 finden sich die Namen der Gebrüder Peter, Arnold, Damian und Anton von Adenaw. Eine von Adenaw, wahrscheinlich eine Erbtochter, heiratete Otto II. von Metternich und brachte diesem die Güter des Geschlechts in Adenau und die Lehnsgüter von Nürburg zu. Ihr Sohn Otto III. von Metternich vermählte sich mit Maria von Uexheim. Von den Metternichs kam „Zur Mühlen“ an Eberhard von Zweiffei, der die Tochter Ottos III. von Metternich geheiratet hatte und auch Burgmann von Nürburg war. Da die Erbtochter Konrads von Zweiffei, Katharina, die mit Adam von Diepenbroich vermählt war, kinderlos starb, fiel „Zur Mühlen“ als erledigtes Lehen zurück.
Es lohnt sich, gerade dieses Rittergut „Zur Mühlen“ etwas näher zu beleuchten. Jedem Adenauer ist das etwas zugewachsene Kaiffen-heim’sche Haus, auch Haus Sieglor genannt, in der Kollengasse, Übergang zum Steinweg, bekannt. Ein etwas schmuckloser, rötlicher Backsteinbau, der heute von seinem früheren Glanz und seiner Bedeutung nichts mehr erkennen läßt. In früherer Zeit erstreckte sich dieses Gut in Adenau vom Ausgang der Kollengasse bis zu dem früheren Franziskanerkloster ölberg, beim heutigen Friedhof, auf beiden Seiten des Baches. Außer der Freiheit von Steuern, Kriegs- und Einquartierungslasten, ferner freier Jagd, Fischerei und Erbzinsen sowie weiterer Feudal-Gerechtsamen, standen dem Hause „Zur Mühlen“ noch die großen und kleinen Zehnten zu von den vielen Ortschaften der Umgebung. Auch Häuser und Ländereien zu Adenau, Wimbach, Wiesem-scheid, Kaltenreifferscheid, Silbach und Rodder gehörten dazu. Die auswärtigen Güter waren stets verpachtet. Nur das in unmittelbarer Nähe des Hauses gelegene Land wurde von dem jeweiligen Besitzer selbst bebaut. In einer Urkunde aus dem Jahre 1615 wird dieser Teil des Rittersitzes wie folgt beschrieben: ,,17 Morgen Berg mit wenigen Röschen, Wiesen, Land und einem Morgen Busch, eine beigelegene Mahlmühle mit ihrem berechtigten Wassergang und den Lehnsgerechtig-keiten, wie diese von Alters her zum Hause gehören“. In Kriegszeiten waren die Inhaber des Rittersitzes „Zur Mühlen“ verpflichtet, dem Erzstifte Köln Heeresfolge zu leisten und zwar, so heißt es ausdrücklich, nicht alleine persönlich zu erscheinen, sondern auch acht kriegsmäßig ausgerüstete Leute zu stellen. Nach damaligen Gepflogenheiten mußten diese auch beritten und bewaffnet sein.
Wohlklingende Namen edler Rittergeschlechter bildeten die Besitzkette dieses Gutes und viele Daten und Besitzwechsel sind überliefert und urkundlich belegt. Ende des 16. Jahrhunderts besaß Emmerich Beissel von Gymnich das Haus und Gut. Er hinterließ zwar viele Kinder, aber seine Linie erlosch. In der weiteren Reihenfolge werden Hermann von Fürth, Johann von Elzbach zu Dünkelburg und Amtmann Bernhard von Altenbrück erwähnt. Letzterer war Vormund der Kinder des ..weyland gestrengen Johann von Elzbach“ und im Auftrag von dessen Witwe, der „edlen und tugendreichen Margaretha von Metternich“ verkaufte er am 11. März 1633 den Besitz an Dietrich Bewer, Kellner (Rentmeister) zu Adenau. Die Familie Bewer blieb im Besitze des Rittersitzes bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, und dann verkauften die Erben am 12. Oktober 1756 das Gut an den Hof-und Regierungsrat Johann Arnold Heinrich Josef Gramer von Clauspruch, kurkölnischer Hof- und Regierungsrat. ,,Zur Mühlen“ verblieb bis zum Jahre 1830 im Besitz der Familie Clauspruch, die ihren Besitz dann an Franz Georg Weckbecker zu Münstermaifeld verkaufte. Im Jahre 1833 erwarb der Notar Kaiffenheim in Adenau das Haus mit dem noch verbliebenen Grundbesitz, nachdem Weckbecker in den Jahren 1831 und 1832 nach und nach die meisten Grundstücke verkauft hatte. Die Wirtschaftsgebäude waren zwischenzeitlich sehr baufällig geworden und auch das Wohnhaus war reparaturbedürftig. Der neue Besitzer begann gleich mit der gründlichen Renovierung und war darauf bedacht, den interessanten Bau in seiner bisherigen Form zu erhalten. Ursprünglich hatte der Bau nur zwei Stockwerke, aber ein hohes gebrochenes Dach mit vielen Dachgauben. An der Ostseite hatte es zwei Erker mit ihren spitzen, über das Dach hinausragenden Türmen. Notar Kaiffenheim ließ hohe und helle Fenster einsetzen an Stelle der alten, in Blei gefaßten Scheiben. An der Westseite des Hauses ließ er als Abschluß einen kleinen Turm aufführen und darin eine Turmuhr und zwei Glocken anbringen. In dem großen Brand im Jahre 1863. dem fast die ganze Kollengasse zum Opfer fiel, brannte auch das Haus „Zur Mühlen“ bis auf das Erdgeschoß nieder und wurde dann leider nur in dem heute noch erkennbaren nüchternen Stil wieder aufgebaut.
Aus stillen grünen Tälern quillt die Kraft,
die wächst und wächst und Unermess’nes schafft.
und sich verströmt bis hin zu fernen Meeren.
Wie war’s um uns und unser Los bestellt.
wo blieben alle Güter dieser Welt.
wenn nicht die Quellen in der Heimat wären!