Drei Gedichte
VON JOHANNES KIRSCHWENG
Der in Waldgassen/Saar 1900 geborene und dort auch 1951 verstorbene Dichter lernte als Kaplan von Neuenahr das Ahrtal und seine Menschen kennen und schätzen.
Die Kerze
Tief ist die Nacht,
und der Winter ist dunkel und schwer.
Alle die blühenden Sommer
gingen dahin.
Alle die glühenden Gärten
und innigen Wiesen sind leer.
Arm ist die Nacht,
und es glüht eine einsame Kerze darin.
Aber trugen nicht tausend Bienen
den Sommer der Wiesen
heim und hauten daraus
die goldenen Waben‘?
Leuchten uns nicht
die jubelnden Gärten aus diesen
honigfarhenen Kerzen,
die wir entzündet haben?
Keines Sommers Geheimnis
war uns zu rauhen.
Keiner ging so,
wie Fremdlinge hingehen, hin.
Siehe, die Kerze glüht
durch die drohende Nacht, und wir glauben
alles vergänglichen Blüh’ns
unsterblichen Sinn.
Ein paar Verse, ein paar Takte
Ein paar Verse, ein paar Takte
retten dir den Sinn der Welt,
wenn die Niedertracht, die nackte,
Leben dir und Tag verstellt.
Wie die Nacht dich auch umfinge,
das geheime Lied der Dinge
wölbt um dich das Sternenzelt.
Fängst du nur erst an zu lauschen,
wie’s dich brüderlich umtönt,
hörst du durch das große Rauschen
jene Stimme, die versöhnt.
Keine Nacht kann dich bezwingen,
wenn du an der Engel Singen
gläubig nur dein Herz gewöhnt.
An den Komponisten eines alten Liedes
In dem Lied, das du gesungen,
ist die Seele aufgeklungen
und hat tief uns angerührt.
Voller Licht in dunklen Stunden
hast die Weise du gefunden,
die ins Herz der Welt uns führt.
Zwar dein eignes Herz ging schlafen
mit den Schlägen, die es trafen,
daß zu tönen es begann.
Aber über deinem Grabe
rauscht unsterblich jene Gabe,
die es aus dem Leid gewann.