Die Rindviehhaltung im Kreise Ahrweiler einst und heute
VON DR. V. BRANDENBURGER
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in ganz Mittel-, Südwest- und Süddeutschland, auch im Kreis Ahrweiler, alte Landviehschläge von brauner, roter und teilweise rotblässiger Farbe gehalten, die sich im Laufe der Zeit ihrer Umwelt angepaßt hatten und dadurch in Aussehen, Größe und Schwere unterschiedlich waren, aber über längere Zeiträume auf ziemlich gleichbleibender Leistungsstufe verharrten. Das Landvieh des Hunsrücks und des Hochwaldes dürfte bereits damals schon ein gewisses Maß an Ausgeglichenheit und Einfarbigkeit besessen haben, während das Vieh der Eifel und in den Randgebieten in jener Zeit ein mehr oder weniger buntes Bild bot. Man hatte nämlich hier schon frühzeitig damit begonnen, Westerwälder Vieh, vornehmlich aber Niederungsvieh aus Holland und Flandern, einzuführen und in die alten, einheimischen Landviehschläge zwecks Verbesserung von Gestalt und Leistung einzukreuzen. Einem amtlichen Bericht aus dem Jahre 1833 über die damalige Rindviehhaltung entnehmen wir folgendes: ,,Die Distrikte der Eifel und des Hunsrücks haben größtenteils gemeine Zucht. Die Rinder daselbst sind grob- und langhaarig, dünnbeinig, schmalhalsig, schwach im Rücken und im Kreuze, schwach in der Lende, ihre Schweife sind lang, sehr biegsam, gleichsam welk und dünn an der Wurzel… sie haben größtenteils lange, schmale, dünne verdrehte Hörner, lange, plumpe Köpfe, breite Stirnen, kleine Augen, schlappe Ohren, sie haben einen langen trägen Gang .. . Die Kühe haben kleine, unergiebige Euter, wenig bedeutende Milchadern; ihre Farbe ist gewöhnlich die fahlrote, die falbe, die gelbe… Sie verkümmern schnell bei etwas widrigen Ereignissen im Futterzustand, gemästet erreichen die schwersten Ochsen selten ein Gewicht, das 400 Pfund übersteigt. Die gewöhnliche Schwere einer fettgemachten Kuh ist 180 bis 225 Pfund, jene eines drei Wochen alten Kalbes 30 bis 35 Pfund. Am Fleische dieser Art Tiere vermißt man das Zarte, das Schmackhafte, das Kräftige.“ Soweit der Bericht. Die Milchmenge einer Kuh ist in diesem Bericht nicht angegeben, doch weiß man aus anderen zuverlässigen Quellen, daß 800 Liter Milch im Jahr nur selten erreicht wurden.
Die katastrophalen Fütterungs- und Haltungsbedingungen, das Zulassen der Jungrinder bereits im Alter von einem Jahr und nicht zuletzt die fortwährend getriebene Inzucht in damaliger Zeit dürften die Gründe für die schlechten Rindviehbestände in den rheinischen Höhengebieten gewesen sein.
Die Einfuhr guter Glanbullen und auch weiblicher Zuchttiere aus der Pfalz, dem Birkenfelder Land und aus dem Kreise Bitburg Ende des 19. Jahrhunderts und deren Einkreuzung in die alten Landviehschläge der Eifel hat deren Größe, Schwere und Milchergiebigkeit günstig beeinflußt. Der im Rheintal und in der Grafschaft gehaltene damals schon etwas leistungsfähigere Landviehschlag entwickelte sich weiter unter dem Einfluß des Westerwälder Viehes und der eingeführten Niederungsrassen aus Holland und Flandern.
Durch die Verbesserung der Fütterungs- und Haltungsbedingungen, insbesondere aber durch die züchterischen Maßnahmen konnten in den letzten 130 Jahren das Lebendgewicht und die Milchleistung des Rindviehes in unserer Heimat nahezu verfünffacht werden. Bis Ende des zweiten Weltkrieges wurde im Eifelgebiet auf geringen Böden in rauher Höhenlage fast ausschließlich das einfarbig-gelbe Höhenvieh (Glanvieh) wegen seiner Anspruchslosigkeit und Arbeitstüchtigkeit als bodenständige Rindviehrasse gehalten und gezüchtet. Im Osten des Kreises dagegen, auf besseren Böden in günstigerer klimatischer Lage, war schon seit eh und jeh das Niederungsvieh, überwiegend das schwarzbunte, daneben vereinzelt aber auch das rotbunte bodenständig. Durch die motorisierte Zugkraft wurde die Arbeitskuh selbst in kleinen und kleinsten Betrieben der Eifel größtenteils ersetzt. Die „Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen Betriebe forderte hier gebieterisch eine leistungsfähigere Rindviehrasse. Das rotbunte Rind mit seiner guten Milch- und Fettveranlagung bei bester Bemuskelung (Fleischansatz) und seinem hervorragenden Anpassungsvermögen an die Umwelt trat nach und nach an die Stelle des Glanviehes und hat sich seihst m armer, karger Eifelgegend bestens bewährt. Auch gelang es den Rotbunten allmählich in die Gebiete vorzudringen, in denen bisher fast ausnahmslos schwarzbunte Tiere gehalten wurden und diese hier stark zu verdrängen. Im Kreis Ahrweiler ist heute das Glanvieh bis auf wenige Exemplare in einigen Eifeldörfern völlig verschwunden, und das rotbunte Vieh nimmt im ganzen Gebiet eine vorherrschende Stellung ein. Der Strukturwandel und die stürmische Aufwärtsentwicklung der westdeutschen Landwirtschaft seit der Währungsreform hat auch den heutigen Stand an landwirtschaftlichen Nutztieren im Kreisgebiet gegenüber früher sehr verändert. Nachstehend die Übersicht.
Viehbestand in Stück 1950 und 1966
(amtliche Viehzählungsergebnisse)
davon
Jahr | Vieh- halter | Pferde | Rindvieh | Milchkühe | Schweine | Schafe | Ziegen | Hühner |
1950 | 8839 | 1951 | 16341 | 9284 | 12622 | 3343 | 4246 | 72604 |
1966 | 4358 | 352 | 20691 | 8502 | 9291 | 1702 | 77 | 108398 |
Es sind gegenwärtig im Kreisgebiet nur noch knapp die Hälfte an Viehhaltern gegenüber dem Jahre 1950 vorhanden. Viele kleinere Betriebe haben die Landwirtschaft aufgegeben und halten selbst für den Eigenbedarf kein Vieh mehr. Die Pferdehaltung hat im gleichen Zeitraum 72% ihres Bestandes eingebüßt. Das Pferd als treuer Freund und Arbeitskamerad des Landwirts ist als Zugtier durch die fortschreitende Motorisierung in den vergangenen Jahren völlig bedeutungslos geworden. Die Rindviehhaltung, der wichtigste Zweig der Viehhaltung, hat sich in ihrer Gesamtzahl um 26,6% erhöht, jedoch werden zur Zeit 8,4% weniger Milchkühe als früher gehalten. Während größere Betriebe infolge Arbeitskräftemangels ihren Milchviehbestand verringert oder sich mehr auf Mastvieh umgestellt haben, hat sich in kleineren und mittleren. Betrieben der Tierbestand, auch die Zahl der Milchkühe, vergrößert. Der starke Rückgang in der Schweinehaltung um 26,4% ist unverständlich und eigentlich sehr schade. Die zur Zeit gehaltenen 600 Zuchtsauen liefern nur die Hälfte des Ferkelbedarfs für den ohnehin viel zu geringen Schweinebestand. Der jährlich notwendige Ferkelzukauf aus anderen Gebieten beträgt etwa 8000 Stück, was einem Geldbetrag von über einer halben Million DM gleichkommt, der der eigenen Landwirtschaft verloren geht. Die Schafhaltung, in früheren Zeiten im Kreisgebiet recht bedeutungsvoll, ist in ihrem Bestand um 49,1% zurückgegangen. Die Kuh des „kleinen Mannes“, die muntere und nicht minder dankbare Ziege, verschwindet immer mehr, weil es heute kaum noch einen „kleinen Mann'“ gibt. Eine erfreuliche Erscheinung einerseits, aber andererseits ist es bedauerlich, daß viel wertvolles Futter verloren geht, das über die Ziegenhaltung nutzbringend verwertet werden könnte. Und schließlich hat die Hühnerhaltung erfreulicherweise eine Zunahme um 49% erfahren, was auf die Intensivhaltung in größeren Beständen nach neuzeitlichen Gesichtspunkten und den günstigen Eierabsatz zurückzuführen ist. Von dem derzeitigen Kuhbestand im Kreis Ahrweiler entfallen 96,6% auf die rotbunte und 2,9% auf die schwarzbunte Niederungsrasse, der Rest sind Glantiere bzw. Kreuzungen. Mit der Herdbuchzucht des rotbunten Niederungsrindes wurde im Jahre 1939 begonnen; sie kam jedoch gegen Kriegsende nahezu zum Erliegen. Die Mitgliederzahl von 4 mit 21 eingetragenen Tieren im Jahre 1946 erhöhte sich auf 185 mit 1481 eingetragenen, weiblichen Tieren und 62 Herdbuchbullen im Jahre 1966.
Foto: Esch
Bulle „Chan“, 13576 (rotbunt)
Mutterleistung: 7/7,5 5042 kg Milch, 221 kg Fett, 4,37%
Besitzer: Bullenhaltungsgenossenschaft Sinzig-Oberbreisig
Von den in das Herdbuch eingetragenen Tieren sind 1419 Kühe und 59 Bullen rotbunt und 62 Kühe und 3 Bullen schwarzbunt. Es gehören 11 Bullen der Zuchtwertklasse I und 51 Bullen der Zuchtwertklasse II an. Gegenwärtig sind 178 Rotbuntzüchter und 7 Schwarzbuntzüchter der Kreiszüchtervereinigung angeschlossen. Die instrumentelle Besamung wurde bisher noch nicht eingeführt, es ist auch in absehbarer Zeit wohl kaum damit zu rechnen. Der Zuchtaufbau erfolgte auf münsterländer und niederrheinischer Grundlage. Besondere Verdienste hierbei haben sich die Bullenhaltungsverbände durch den Ankauf wertvoller Vatertiere und die Kreisverwaltung durch erhebliche finanzielle Unterstützung in Form von Ankaufsbeihilfen und Pflegeprämien erworben. Bereits 1952 konnten auf den Zuchtviehversteigerungen in Koblenz und Köln schon Jungbullen und weibliche Tiere zur Zucht verkauft werden. Bis einschließlich 1966 wurden von den Züchtern des Kreises Ahrweiler Zuchtvieh im Werte von 2,5 Millionen DM über die Auktionen abgesetzt; davon entfallen auf das letzte Jahr 234825,—DM. Die Züchter kauften im Jahre 1966 Tiere für 94200,— DM; außerdem wurden für die Landeszucht Tiere für 51500,— DM gekauft. Fleiß und Ausdauer und nicht zuletzt die Passion der Züchter bei ihrer Arbeit, angeregt und unterstützt durch die züchterischen Maßnahmen des Herdbuchverbandes, haben zu den bis heute erreichten Zuchterfolgen geführt. Dank und Anerkennung gebührt vor allem dem erfahrenen und fachkundigen Kreistierzuchtberater Hermann Cohnen (Landratsamt), dem es durch seine jahrelange, zielstrebige und unermüdliche Beratungsarbeit gelungen ist, die für den Kreis Ahrweiler zweckmäßige Rindviehrasse (Rotbunt) einzuführen, zu verbreiten und planmäßig zu fördern.
Ergebnisse und Umfang der Milchleistungsprüfungen
(Stand 1950 und 1966)
(A-Abschlüsse aller Kühe geordnet nach Fett-kg)
alle geprüften Kühe | Durchschnittsleistung | |||||||
Jahr | Gesamt- kuhzahl | Anzahl | in v. H. aller Kühe | davon Herd- buchkühe | ganzj. im Abschluß | Milch kg | Fett kg | Fett % |
1950 | 9284 | 221 | 2,4 | — | 166 | 3342 | 126 | 3,77 |
1966 | 8502 | 1735 | 20,4 | 929 | 1552 | 4637 | 176 | 3,80 |
Die Übersicht zeigt einen Rückgang des Kuhbestandes, ein Ansteigen der Zahl der unter Milchleistungsprüfung stehenden und in das Herdbuch eingetragenen Kühe sowie der Tiere im ganzjährigen Abschluß. Die sehr beachtliche Steigerung der Milchleistung bei höherer Kuhzahl kann als erfolgreiche züchterische Arbeit gewertet werden. Allerdings spielen hierbei auch die Verbesserung der Fütterung und der Haltungsverhältnisse eine große Rolle.
Gute Herdendurchschnittsleistungen und sehr beachtliche Einzelleistungen sowie hohe Lebensleistungen legen beredtes Zeugnis ab von der hohen Milch- und Fettveranlagung des rotbunten Niederungsrindes.
Die bisher im Kreis Ahrweiler und darüber hinaus im Verband der Rheinischen Rotbuntzüchter in Rheinland-Pfalz erzielte Höchstleistung (Fett-kg) erbrachte die Kuh „Leila“ 82836 von Gerhard Stollwerk, Beulerhof, im
“ Heidi ,, 81364 ( lc+) rotbunt
7/7,8 6605 kg Milch, 309 kg Fett, 4,68%
Höchstleistung 1964: 7877 kg Milch, 4I9 kg Fett, 5,32 %
Züchter und Besitzer: Landwirtschaftsmeister Bernhard Drautzburg, Gut Ahrenthal, Vorsitzender der Züchtervereinigung des Kreises Ahrweiler
Foto: Dr. Brandenburger
Die besten Herdendurchschnittsleistungen geordnet nach Bestandsgrößen 1966
Bestand 1,1 bis 4,9 Kühe
Besitzer, Wohnort | Milch-kg | Fett-kg | Fett-% |
Schneider, Heinrich, Staffel | 6533 | 237 | 3,63 |
Schakowski, Robert, Cassel | 6844 | 230 | 3,36 |
Müller, Josef, Schuld | 5906 | 228 | 3,86 |
Klein, Anton, Cassel | 5374 | 211 | 3,93 |
Maquard, Karl, Cassel | 4859 | 206 | 4,24 |
Bestand 5,0 bis 9,9 Kühe
Gillessen, Bernhard, Meuspath | 7287 | 293 | 4,02 |
Höver, Willi, Holzweiler*) | 5807 | 254 | 4,37 |
Kretschmann, August, Cassel | 5602 | 236 | 4,21 |
Tolksdorf, Josef, Cassel | 5292 | 227 | 4,29 |
Fox, Franz, Cassel | 5875 | 227 | 3,86 |
Bestand 10,0 bis 19,9 Kühe
Stollwerk, Gerhard, Beulerhof | 6305 | 233 | 3,70 |
Alef, Josef, Niederesch | 5431 | 230 | 4,23 |
Stange, Erich, Wallers | 5479 | 220 | 4,02 |
Nonnen, Peter, Mönchesch | 5142 | 209 | 4,06 |
Seul, Matthias, Wallers | 5593 | 209 | 3,74 |
Bestand 20 Kühe und mehr
Drautzburg, Bernhard, Ahrenthal | 5303 | 206 | 3,88 |
Gerharz, Franz Josef, Gelsdorf*) | 4809 | 200 | 4,16 |
Abs, Hermann Josef, Bentgerhof | 5257 | 197 | 3,75 |
Krewel, Otto, Vettelhoven*) | 4632 | 185 | 3,99 |
Mohren, Walter, Sengen | 4514 | 170 | 3,77 |
*) Schwarzbunte Herden, alle übrigen rotbunt |
Die 10 besten Einzelleistungen geordnet nach Fett-kg 1966
Leistungen | ||||
Besitzer, Wohnort | Name | Milch-kg | Fett-kg | Fett-% |
Stange, Erich, Wallers | Hertha | 8789 | 417 | 4,74 |
Stollwerk, Gerhard, Beulerhof | Hannelore | 8228 | 412 | 5,01 |
Krewel, Otto, Vettelhoven*) | Meta | 9102 | 383 | 4,21 |
Gillessen, Bernhard, Meuspath | Peggy | 8907 | 364 | 4,09 |
Weber, Clemens, Oedingen | Nuri | 7559 | 341 | 4,51 |
Alef, Josef, Niederesch | Heike | 7786 | 338 | 4,34 |
Gieraths, Anton, Kirchdaun | Ida | 7122 | 318 | 4,47 |
Höver, Willi, Holzweiler*) | Doris | 6934 | 314 | 4,53 |
Ruland, Nikolaus, Arenberg | Eva | 7256 | 311 | 4,29 |
Weber, Clemens, Oedingen | Hertha | 8885 | 310 | 3,49 |
*) Schwarzbunte Kühe, alle übrigen rotbunt |
Jahre 1964 mit 9207 kg Milch, 461 kg Fett, 5,01%. Diese seltene Spitzenleistungskuh war geboren am 10. 3. 1958; sie mußte leider wegen Unfall beim Kalben am 20. 3. 1965 notgeschlachtet werden. Leila brachte in ihrem vorzeitig abgeschlossenen Leben 4 gesunde Kälber und gab im 4,5jährigen Durchschnitt 6691 kg Milch, 301 kg Fett, 4,50%.
Die 3 besten Gesamtleistungen noch lebender rotbunter Herdbuch-Kühe einschließlich 1966
Milch | Fett | Fett | |||
Name | HB.-Nr. | Geburtsjahr | kg | kg | % |
Märy | 71482 | 1955 | 54130 | 2523 | |
9jähriger Durchschnitt: | 5987 | 279 | 4,66 | ||
Züchter und Besitzer: Bernhard Kraus, Oberbreisig | |||||
Heidi | 81364 | 1956 | 51356 | 2404 | |
7,8jähriger Durchschnitt: | 6605 | 309 | 4,68 | ||
Züchter und Besitzer: LM Bernhard Drautzburg, Gut Ahrenthal | |||||
Erle | 66503 | 1951 | 54196 | 2322 | |
10jähriger Durchschnitt: | 5437 | 233 | 4,29 | ||
Züchter und Besitzer: Jakob Assenmacher, Nierendorf |
„Märy“ (s. Bild), eine mittelschwere, edle Milchkuh, lieferte mit ihrer erstaunlich hohen Milchleistung bisher nicht weniger als 60 Zentner Butter. „Heidi“ (s. Bild), eine robuste, schwere, breite und tiefe Kuh, liegt mit ihrer Fettleistung dicht dahinter, gefolgt von „Erle“.
Bemerkenswert sind die guten Leistungen rotbunter Kühe der Siedler aus dem Ermland (Ostpreußen) auf dem ehemaligen Luftwaffen- Übungsplatz Ahrbrück, ein Beweis für die hervorragende Anpassungsfähigkeit des rotbunten Niederungsrindes an arme Verhältnisse in rauher Höhenlage und die Tüchtigkeit ihrer Besitzer.
„Märy,, 71482 (3/3/4) rotbunt
10/9 5987 kg Milch, 279 kg Fett, 4,66 %
Höchstleistung 1965: 7617 kg Milch, 370 kg Fett, 4,86 %
Züchter und Besitzer: Bernhard Kraus, Oberbreisig
Foto: Dr. Brandenburger
Wenn bisher nur von Herdbuchzuchten die Rede war, so deshalb, weil hier im Gegensatz zu den Nichtzüchtern die Milchleistungsergebnisse und sonstigen Zuchterfolge zahlenmäßig aufgrund amtlicher Aufzeichnungen zur Verfügung standen. Die Milchablieferungen an die Mölkereien in den letzten Jahren zeigen einen starken Anstieg, so daß allgemein eine erhebliche Steigerung der Milchleistung und auch des prozentischen Fettgehaltes der Milch nicht nur in den Herdbuchbetrieben, sondern darüber hinaus auch in der Landeszucht zu verzeichnen ist. Die Benutzung guten Vatertiermaterials einerseits, die Verbesserung der Fütterung und der Haltungsverhältnisse andererseits und nicht zuletzt der gute Milchpreis dürften die wesentlichen Gründe und der Ansporn hierfür sein.
Zusammenfassung und Ausblick
Die bisher in der Rindviehzucht im Kreis Ahrweiler erzielten Erfolge sind lobenswert. Wir möchten allen Züchtern hierzu sehr herzlich gratulieren und für die weitere Arbeit guten Zuchterfolg wünschen. Eine sehr beachtliche Anzahl Zuchtbetriebe hat heute eine Leistungsstufe erreicht, die wohl kaum noch wesentlich verbessert werden kann. Jedoch liegen noch viele Betriebe, vor allem Nichtzüchter, mit ihren Leistungen im Rindviehstall noch unter der Grenze des möglichen Ertrages. Hier gilt es, im Interesse der Wirtschaftlichkeit der Viehhaltung und damit der Erhöhung der Betriebseinnahmen, eine weitere Steigerung der Milchleistung anzustreben.
Hinweise für die weitere züchterische Arbeit:
1. Neben der geforderten Leistungssteigerung, wobei es in den Spitzenbetrieben in erster Linie darauf ankommt, die bisher erzielten Milch- und Fettmengen zu halten, sollten alle züchterischen Maßnahmen in Zukunft auf Gesundheit, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit der Tiere hinzielen.
2. Ein etwas größerer Rahmen der Milchkühe mit guter Bemuskelung wäre allgemein erstrebenswert, auch bedarf die Euterform einer weiteren Verbesserung.
3. Die wirtschaftseigene Futtergrundlage, vor allem in qualitativer Hinsicht, verdient besondere Beachtung. „Gutes Heu in ausreichender Menge und mehr und besseres Gärfutter“, heißt die Parole!
4. Regelmäßige und ausreichende Verabfolgung eines vitaminreichen Mineralstoffgemisches ist die Voraussetzung für Gesundheit, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit der Milchkühe.
5. Richtiger Kraftfuttereinsatz und Fütterung nach Leistung senken die Milcherzeugungskosten.
6. Eine bessere Ernährung der Kuhkälber mit Kraftfutter in frühester Jugend und nicht allzufrühes Zulassen lohnen sich.
7. Die Aufzucht des Jungviehes in Laufställen, getrennt vom Kuhstall, hält die Tiere gesund und fördert ihre Entwicklung.
8. In den vergangenen Jahren sind in vielen Betrieben durch Umbaumaßnahmen bzw. Neubau die Stallverhältnisse hinsichtlich der Tierhygiene und der Arbeitswirtschaft verbessert worden, doch bleibt hier in Zukunft noch viel zu tun.