Die Grabplatte der Eheleute Pützfeld an der Altenahrer Pfarrkirche

Die Grabplatte der Eheleute Pützfeld an der Altenahrer Pfarrkirche

Heinz Schönewald

An der Westwand der Altenahrer Pfarrkirche sind außen an der Freitreppe zwei Grabplatten eingelassen.

Eine der beiden Basaltplatten ist den Eheleuten Matthias Pützfeld und Margarete Lieser gewidmet (Paul Clemen, Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler, S. 143).

Unter dem Doppelwappen der Verstorbenen befindet sich folgender Text:

l. S. 0, 1703, D(en) 9. OCTOB. NATI DENATI HOC SEPULCHRO 23. G.R.R. 1686-1679 D(OMINUS) MATTHIAS PUTZFELDT, CELLA-RIUS IN ALDENAHR, D(OMINA) MARGARE-TA LIESERS CONJUGES, EORUM PROLES ETSUCCELSORES. REQUISCANT IN PACE. AMEN.

Nach mehr als drei Jahrhunderten ist die Inschrift aufgrund der Umwelteinflüsse nur noch schwer zu entziffern. Bevor der Zahn der Zeit die Daten endgültig löscht, soll an die bewegte Zeit des Stifterehepaars erinnert werden.

Matthias Pützfeld wurde um das Jahr 1611 geboren. Sein Geburtsort läßt sich wegen der schwierigen Quellenlage der Zeit des 30jähri-gen Krieges nicht eindeutig bestimmen. Anläßlich seiner Immatrikulation an der Universität Köln im Jahre 1630 wird seine Herkunft mit „Elfel“ angegeben. Hiermit könnte Münstereifel gemeint sein. Etwa zur gleichen Zeit ist in Ahrweiler ein Kaspar Pützfeld, Ehemann von Anna Krupp, als Baumeister, Schöffe und Bürgermeister nachgewiesen. Eine verwandtschaftliche Verbindung erscheint denkbar, zumal Pützfeld im April 1657 in Ahrweiler als Taufpate einer Tochter des Schneidermeisters Johann Krupp auftritt. Die Verwendung einer Muschel im Familienwappen läßt auch Vermutungen über Zusammenhänge mit der Familie v. Friemersdorf zu Pützfeld zu, da diese drei Muscheln in ihrem Wappen führen. Der Notar Matthias Pützfeld ist von 1648 bis zu seinem Tode Amtsverwalter und Rentmeister des kurkölnischen Amtes Al-tenahr. Darüber hinaus ist er als Schultheiß des Altenahrer Hauptgerichts für die Jahre 1675 -1678, sowie als Gerichtsschreiber in den Jahren 1681 bis 1684 belegt. Im Sommer 1649 führt er auf Burg Are das Protokoll im Hexenprozeß gegen die Frau des Thönnis Simons aus Pützfeld. Der Hochgerichtsprozeß fand statt unter Mitwirkung des in der gesamten Eitel berüchtigten Hexenrichters Dr. jur. Johannes Moeden. Das Wappen von Pützfelds Ehefrau. Margarets Lieser, zeigt einen Arm im Hängeärmel einen Ring haltend. Sie könnte aus der Familie v. Lieser zu Freilingen (bei Blankenheim) stammen, die uns im 16. u. 17. Jhd. als Inhaber des Altenahrer Burglehens Effelsberg begegnet. Mit 1686 (Ehemann) und 1679 (Ehefrau) sind die Sterbedaten der Eheleute auf der Basaltplatte angegeben. Das ebenfalls auf der Platte enthaltene Datum vom 9.10.1703 läßt sich erst bei genauerer Betrachtung entschlüsseln. Ein Blick ins Sterberegister bringt Klarheit in die Beantwortung dieser Frage. Zwei Tage nach dem angegebenen Tag wurde auf dem Altenahrer Friedhof der Schwiegersohn Pützfelds und Nachfolger als Amtsverwalter und Rentmeister, Johann Severini, begraben. Die Jahreszahl 1703 auf der Grabplatte, die bereits bei den Autoren des CLEMEN für Verwirrung sorgte, bezieht sich somit eindeutig auf den Tod Severinis. Er war als Notar tätig und hatte im November 1680 Katharina-Elisabeth Pützfeld geheiratet. Im Verzeichnis der Universität Köln wird seine Herkunft im Register (Bd. 6 Seite 413) mit Denen/ Provinz Flandern angegeben. Dies erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als fehlerhaft. Sein wahrer Heimatort ist Denn (heute: Ahr-brück), wo u. a. sein Vater 1684 als Schöffe des Gerichtes Brück nachgewiesen ist. Interessant ist auch ein Blick auf die Amtsnachfolge Severinis, der insgesamt nur 15 Jahre im Amt war. Französische Kriegstruppen hatten den damaligen Altenahrer Schultheiß, Wilhelm Hansell, ein Schwiegersohn von Matthias Pützfeld, als Gefangenen auf die Festung Luxembourg verschleppt. Für die neu zu besetzende Stelle kam er somit 1703 nicht in Frage. Mit der Verwaltung des kurfürstlichen Amtes und der Rentmeisterei wurde Matthias Wittersheim, ein Enkel Pützfelds, betraut. Der Theologiestudent übte seine Ämter nur bis zu seiner Ordination 1705 aus, bevor der gebürtige Rheinbacher Markus Engelbert Delhaes, ein Schwiegersohn von Johann Severini, am 22. Juli 1705 seine Bestallungsurkunde von der kurfürstlichen Hofkammer Bonn in Händen hielt und die Geschichte Altenahrs auf den Tag genau fast 30 Jahre prägte.

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