Der wilde Ritter
(Ballade von der Ahrweiler Grafschaft)
Von der Landskron her zu nächtlicher Stund‘,
Da reitet’s auf teuflischem Rappen;
Es wimmert in seiner Hütte der Hund,
Wenn die Hufe des Geisterpferds klappen —
Wahr‘ deine Seele!
Ein roter Reiter auf rußschwarzem Roß,
Ein Ritter in Höllenbränden,
Und hinter ihm her satanischer Troß
Mit Tierkopf und glühenden Händen!
So rast sie umher im Geistertrab,
Die arme, verlorene Seele,
Und narrt die Grafschaft landauf und -ab — —
Gott, wahr‘ uns vor Schuld und Fehle!
Erbarme dich, Herr!
Denn an den Kreuzen jagt er vorbei
In weitem, feurigem Bogen;
Wild schnaubt das Roß und es gellt ein Schrei —
Ihr Heiligen, seid uns gewogen!
An der Fritzdorfer Mühle sah ich ein Weib,
Sie trägt heute schlohweißes Haar,
Sie sah den verzerrten, verzauberten Laib,
Seiner Augen loderndes Paar.
Was sucht ihr die Spur? Euer Auge ist blind!
Nicht irdisch sind Roß und Reiter,
Sein Bild verweht wie der Sand im Wind
Und jagt im Schattenland weiter.
Die Toten leben, sie sind uns nah‘!
Nicht weit sind Himmel und Hölle;
Drum singt und betet — die Nacht ist schon da —
Und segnet des Hauses Schwelle!
Christ, kyrie eleyson!
E. K. Plachner
(Die Ballade knüpft an die Gerüchte des Winters 1920/21 und hält sich getreu an diese. Heute noch heißt der Weg zwischen Oeverich und Fritzdorf seit jener Zeit im Volksmund „Gespensterweg“. Unser heimischer Komponist Johannes Müller hat die Ballade für Männerchor vertont.)