Der Vogelschutz im Kreise Ahrweiler
Von Dr. Karl Möhringer |
Ein Beitrag über Vogelschutz in einem Heimatjahrbuch ist gewiß wohlbegründet. Allen, die Verständnis und Liebe für unsere Vogelwelt haben, wird er, so hoffe ich, willkommen sein; jenen aber, die in der Hast des Alltags kaum noch einen Blick oder ein Ohr für unsere gefiederten Sänger haben, gibt er vielleicht die Anregung, doch einmal über ihre hohe wirtschaftliche Bedeutung und ihren ideellen Wert nachzudenken. Damit sind schon die Gründe genannt, die uns gegenüber dem Vogelschütz verpflichten. Ein altes Sprichwort sagt: „Vögel schützen heißt Menschen nützen“ — nutzen, wie angedeutet in doppelter Hinsicht. Mit Sehnsucht erwarten wir im Frühling unsere Sänger in Feld, Wald und Gärten, wir erfreuen uns an ihrem farbenprächtigen Gefieder, an ihrem Flugspiel im blauen Aether, verfolgen ihr Leben und Treiben während der Sommer= und Herbstmonate, bis die meisten von ihnen wieder nach Süden ziehen. Welche inneren Werte vermag die Vogelwelt dem Menschen, gerade in unserer Zeit, zu geben! Daneben steht die hohe wirtschaftliche Bedeutung, die unseren Vögeln zukommt. Wir sprechen von einer biologischen Schädlingsbekämpfung und verstehen darunter „die spezifische Förderung oder den Einsatz von Lebewesen zur aktiven Bekämpfung schädlicher Tiere und Pflanzen“. Gerade wir im Kreise Ahrweiler kennen den Kampf, den unsere Bauern, Winzer, Gärtner und Forstleute gegen die verschiedensten Schadinsekten führen. Laufend kommen neue Schädlingsbekämpfungsmittel auf den Markt; sie sind wirksam, aber auch teuer, und belasten die Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Bei Lage der Dinge können wir sie nicht entbehren, aber man sollte nicht vergessen, daß wir im Kampfe gegen die Schadinsekten in unserer Vogelwelt einen wertvollen Bundesgenossen haben. Zahlreiche Versuche haben diese Feststellung immer wieder bestätigt. Dort, wo die Besiedlungsdichte z. B. durch Anbringung von Nistkästen beachtlich gesteigert werden konnte, wurden durch die angesiedelten verschiedenen Meisenarten, Gartenrotschwänze, Fliegenschnäpper und andere nützlichen Vögel die Schadinsekten im beachtlichen Umfange vernichtet. Wir sollten daher alles tun, um unseren Vögeln möglichst günstige Lebensbedingungen zu schaffen, zumal ihnen in unserem Vaterlande manche Lebensräume genommen wurden, so daß mancherorts die Siedlungsdichte derart zurückgegangen ist, daß man geradezu von vogelarmen Gebieten sprechen kann. Vielerorts haben sich auch die Feinde unserer Vogelweit — hier seien vor allem die Krähen und Elstern, jene gefährlichen Nesträuber, auch die räubernden Katzen genannt — derart vermehrt, daß alles getan werden sollte, um ihr Vorkommen auf ein erträgliches Maß zurückzudrängen. Es ist nicht die Aufgabe des Vogelschutzes, das sei hier zur Vermeidung von Mißverständnissen gesagt, Schäden verursachende Vögel auszurotten; er muß aber die Vogelwelt beobachten und gegebenenfalls regulierend eingreifen — zum Schütze des Menschen und der Vogelwelt selbst. Unsere Jugend wird gebeten, keine Raine und Hecken abzubrennen und der wertvollen Vogelwelt keinen Schaden zuzufügen durch Ausheben der Vogelnester. Der Mißbrauch von Luftgewehren ist strafbar! Wie ist der Vogelschutz organisiert und wie liegen die Verhältnisse im Kreise Ahrweiler?
Es gibt mehrere Gesetze, die sich mit dem Vogelschutz befassen. Hier sollen nur das Reichsnaturschutzgesetz, das Bundesjagdgesetz und das Reichstierschutzgesetz genannt werden. Auch ein internationales Komitee für Vogelschutz gibt es. Gesetzliche Bestimmungen also zur Genüge, und es wäre nur zu wünschen, daß sie auch, vor allem im Ausland, wie etwa in Italien, beachtet würden. Unsere Arbeit stützt sich vor allem auf die Vogelschutzwarten, die Institute für angewandte Vogelkunde sind. Für Hessen und Rheinland=Pfalz, also auch für unseren Kreis, ist die Vogelschutzwarte in Frankfurt=Main zuständig. In jedem Bezirk ist ein Bezirksvertrauensmann, im Kreise ein Kreisvertrauensmann tätig. Für jeden Ort soll ein Ortsvertrauensmann ernannt werden, der den Kreisvertrauensmann in seiner Tätigkeit unterstützt. Auch im Kreise Ahrweiler ist in den letzten Monaten diese Organisation aufgebaut worden. Es fehlen nur noch die Vertrauensleute in einigen wenigen Orten. Es ist zu hoffen, daß sich auch hier noch geeignete Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Wir wollen den Vogelschutz immer fruchtbarer gestalten. Dazu ist kein kostspieliger Apparat nötig. Die „derzeitige Finanzlage“ ist bekannt, wir wissen auch, daß man nicht hoffnungsvoll neue finanzielle Forderungen stellen kann. Aber ohne eine, wenn auch nur bescheidene finanzielle Unterstützung wird eine erfolgreiche Tätigkeit des amtlichen Vogelschutzes — um den handelt es sich hier — nicht möglich sein. Die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder des Vogelschutzes hoffen auf diese Unterstützung.
Neben diesem amtlichen Vogelschutz haben wir als private Vereinigung den Bund für Vogelschutz, der den amtlichen Vogelschutz nach besten Kräften unterstützt. Er ist ähnlich organisiert wie dieser und hat auch Mitglieder bzw. Mitarbeiter im Kreise Ahrweiler. Ausgehend von der Erkenntnis, daß gerade unsere Jugend für den Vogelschutz interessiert werden muß, hat der Bund für Vogelschutz schon zahlreiche Jugendgruppen gegründet, die z. T. schon erfolgreich arbeiten. Es ist zu wünschen, daß der Kreis Ahrweiler nicht zurücksteht und daß sich auch hier Jugendliche zur gemeinsamen Arbeit im Vogelschutz zusammenfinden.
Unsere Vogelwelt hat auch in unserer engeren Heimat viele Freunde. Jeder arbeitet an seinem Platz in unserem Sinne, aber ich glaube, daß wir unsere gemeinsame Arbeit wesentlich fördern könnten, wenn wenigstens eine Anzahl von ihnen sich dem amtlichen Vogelschutz zur Verfügung stellen oder auch dem Bund für Vogelschutz beitreten würde. Kosten von irgendwelcher Bedeutung entstehen dadurch nicht, da die Beiträge sehr gering sind. Der Heimat zu dienen, ist eine schöne und dankenswerte Aufgabe. Dem Vogelschutz kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.