Das Mühlenwesen im mittelalterlichen Ahrweiler
Das Mühlenwesen im mittelalterlichen Ahrweiler
Josef Müller
Als die Befestigung der Stadt Ahrweiler gebaut wurde, leitete man auch gleichzeitig einen Wasserlauf von der Ahr ab. Er führte durch die Stadt und kam oberhalb Neuenahrs wieder in die Ahr. An diesem Mühlteich lag eine größere Zahl von Mühlen. Da das Brotgetreide eine sehr große Rolle für die Ernährung der Einwohner spielte -es gab ja noch keine Kartoffeln -. hatten die Mühlen vielzutun, um die Ernährung der Bevölkerung von Ahrweiler und der umliegenden Dörfer zu sichern. Außerdem mahlten einige Mühlen die Lohe. die von den sieben Gerbereien in Ahrweiler gebraucht wurde. Die Ölmühlen schlugen aus Raps und Bucheckern das wertvolle Speiseöl.
Die alten Mühlen waren im Besitz des Adels und der Klöster. Die wichtigsten seien hier kurz beschrieben:
Die Mühle oberhalb des Obertores war seit 1468 in den Händen der Grafen von Arenberg. Sie lag da. wo heute noch das Mühlrad sich dreht. Im 19. Jahrhundert kam diese Mühle in Privatbesitz. Seit 1860 war die Müllersfamilie Schick Besitzer. Diese „Schicks-Mühle“ brannte 1927 nieder und wurde nicht mehr aufgebaut. Nur das Mühlrad erinnert heute noch an sie. Eine zweite Mühle lag innerhalb des Mauerrings der Stadt, und zwar neben dem Klosterrather Hof (Rodder Hof). Im Jahre 1292 verkaufte die Abtei Klosterrath wegen einer besonderen Notlage diese Mühle an das Kölner Stift „St. Gereon“. Sie hat danach noch mehrmals den Besitzer gewechselt und wurde dann aber abgebrochen. Ruinen sind nicht vorhanden.
Eine weitere Mühle im Zentrum der Stadt lag neben der früheren „Hirsch-Apotheke“ auf der Rausch – Ecke Oberhutstraße. Sie hieß die „Blankarts Mühle“. Zur Franzosenzeit (1794 -1814) kam sie in städtischen Besitz und wurde darum auch ..Stadt-Mühle“ genannt. Wegen ihrer Lage hieß sie auch die ..Markt-Mühle“. Dann ging sie in den Besitz des Müllers Joseph Pfahl (sen.) über und erhielt so den Namen ..Pfahlsmühle“. Die Familie Münch-Pfahl ist auch heute noch Besitzerin. Der Mahlbetrieb ist jedoch gänzlich eingestellt worden.
Die weiteren Mühlen folgten außerhalb der Stadtmauer talabwärts:
Die Linden-Mühle unweit der Firma Schlecht stellte vor Jahrzehnten den Mahlbetrieb ein. In dem Gebäude wurde dann eine Schuhfabrik gegründet (Neiss). und heute ist hier eine „Hotel-Pension“.
Die „Reuters Mühle“ mahlte noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg das Getreide. Heute deutet ein altes Mühlrad an der Hausmauer noch darauf hin.
Die „weiße Mühle“ stand im Bereich der heutigen Kaufhäuser in der Wilhelmstraße gegenüber dem Peter Joerres-Gymnasium. Ihren Namen leitete diese Mühle von den früheren Besitzern, den „weißen Mönchen“ (Steinfelder Prämonstratenser) her. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Müllersfamilie Reinnert Besitzerin. 1885 wird Anton Reinnert als Teich-meistergenannt. Nach dessen Tode erwarb der Lindenmüller Matthias Josef Linden die „weiße Mühle“. Er verpachtete sie an den Müllergesellen Adeneuer. Bald darauf stellte sie auch den Mahlbetrieb ein.
Die ..Landmühle“ – auch heute noch so genannt – in Hemmessen war eine Bann-Mühle, d. h. die umliegenden Ortschaften der Grafschaft Neu-enahr von Ramersbach bis Ringen waren „gebannt“, ihr Getreide nur in der ..Bannmühle“ mahlen zu lassen. Die städtischen herrschaftlichen Mühlen waren keine „Bann-“ oder ..Zwangsmühlen“. Es bestand also eine gewisse Gewerbefreiheit.
So betrieb auch noch eine Familie Krechels in der Nähe der Ahrbrücke bei der von Ehrenwall’schen Klinik eine Loh- und Oelmühle. Sie hieß die „Durbens Mühle“, Sie verschwand mit dem Ausbau der Brückenstraße vollends.
„Schicksmühle“ oberhalb des Ahrweiler Ahrtors um 1900
Die Müller bildeten in Ahrweiler mit den Oel-schlägern, Bäckern und Brauern eine gemeinsame Zunft. Im Staatsarchiv in Koblenz befindet sich die Zunft- und Bruderschaftsordnung vom 19. August 1633. Auch die Ahrweiler Stadtordnung vom 27. Januar 1613 legtim Anhange die genaue Ordnung für das städtische Mühlenwesen fest. In der „Ordnung der Müller, der Deichklausen und Gemahls halber zu Ahrweiler“ sind besondere Bestimmungen getroffen über die Reinigung und Instandhaltung der Teiche und Klausen. So durfte an Sonn- und Feiertagen nicht gemahlen werden. Als Mahllohn (= Molter) wird für ein Malter (= 3 Zentner) ein „Mühlfaß“ festgesetzt. Da ein Malter in der Regel 12 Faß, 1 Faß 4 Mühlfaß zählte, so betrug der Molter nur 1/48 des Mahlgutes. Von einem Malter konnte der Müller als „Molter“ nur etwa 6 – 7 Pfund Mehl nehmen. Jeder Müller durfte nur 5 Hühner und einen Hahn halten. Hühnern, Ziegen, Schweinen und Eseln war der Zutritt zur Mühle verboten, um „Munddiebstahl“ zu verhüten und Verunreinigung zu vermeiden.
Ein städtischer Mühlenmeister überwachte die Mühlen. Er versammelte alljährlich alle Müller auf dem Blankenheimer Hof oder auch auf der „Giesemer Brücke“. Er unterrichtete die Müller über die „Mühlenordnung“. Oft mußten die Müller gegen die Gerber wegen Teichverunreinigung vorgehen.
So hatte das städtische Mühlenwesen eine außerordentlich wichtige Bedeutung für die Stadt Ahrweiler. Mit der Zeit verschwanden die Lohmühlen und Gerbereien, die Walk- und Oelmühlen. Geblieben sind bis in dieses Jahrhundert die Mehlmühlen. Sie nahmen zumal in den beiden Weltkriegen eine wichtige Stellung ein, versorgten sie doch die Bevölkerung mit dem lebenswichtigen Brotmehl.
Erst mit der Industriealisierung kamen auch die letzten Mehlmühlen zum Stillstand. Weiter besteht jedoch noch die Müllerversammlung. Ihre Mitglieder sind die heutigen „Teichherren“. Auch heute noch wird der städtische Mühlenteich regelmäßig gereinigt und ausgebessert. Der Mühlenteich hat in der vielhundertjährigen Geschichte der Stadt vielen Menschen eine wirtschaftliche Existenz geboten. Als es noch keine Wasserleitung gab, wurde das Wasser auch bei einer Feuersbrunst dem Teich zum Löschen entnommen. Sehr schwierig wurde das Mahlen, wenn es im Sommer lange zu trocken oder wenn im Winter das Wasser gefroren war.