Das „Gemeinschaftskrankenhaus Maria Hilf/St. Josef“ im Kreis Ahrweiler
Am 1. Januar 2003 haben das St. Josef Krankenhaus in Adenau und das Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr zum „Gemeinschaftskrankenhaus Maria Hilf/St. Josef im Kreis Ahrweiler“ fusioniert.
Wie es dazu kam, was bisher erreicht wurde und welche Aussichten sich daraus für die Zukunft ergeben, wird nachfolgend beschrieben.
Wie alles anfing
Das Adenauer Krankenhaus ist eine Gründung der Waldbreitbacher Franziskanerinnen aus dem Jahre 1863.
1885 konnte das von Georg Kreuzberg in Neuenahr gestiftete Krankenhaus Maria Hilf eingeweiht werden. Die Leitung des Hauses wurde von der Stiftung ebenfalls den Waldbreitbacher Schwestern übertragen. Auf die Geschichte der traditionsreichen Kliniken im Dienst an den Menschen der Region kann hier aus Raumgründen nicht eingegangen werden.
Beide Krankenhäuser haben seit ihrer Gründung den sich wandelnden medizinischen Anforderungen Rechnung getragen. Im Mittelpunkt von Medizin und Pflege stand stets die ganzheitliche Betreuung des Menschen.
Änderung der Rahmenbedingungen
Durch die Sparmaßnahmen, die seit nunmehr über 30 Jahren mit den aufeinanderfolgenden Reformen im Gesundheitswesen einhergehen, wird generell die Betriebsführung aller Krankenhäuser immer schwieriger.
Aus allen Töpfen ist in den vergangenen Jahren immer weniger Geld nach Adenau und nach Bad Neuenahr geflossen und wird auch in Zukunft, trotz des Anbaus für den OP- und den Intensivmedizin-Bereich in Bad Neuenahr, auch wohl nie mehr reichlich fließen. Dies führt auch im Gemeinschaftskrankenhaus zu einem Investitionsstau, der leicht in den zweistelligen Millionenbereich (Euro) gehen kann.
In ihrem Bestand sind beide Krankenhäuser in der Trägerschaft der Marienhaus GmbH jedoch nicht gefährdet, denn Krankenhäuser werden an beiden Standorten im Kreis Ahrweiler gebraucht.
Krankenhaus „Maria Hilf“ in Bad Neuenahr, Aufnahme um 1975
Warum wir das Gemeinschaftskrankenhaus an beiden Standorten brauchen
Das Wichtigste zuerst: Beide Krankenhäuser sind unverzichtbar für die stationäre Versorgung der Menschen im Kreis Ahrweiler.
Sie tragen wesentlich zur Entlastung der Hausärzte bei, denn so mancher Patient will nicht von zu Hause weg, obwohl er dringend ins Krankenhaus müsste. In „sein“ Krankenhaus in Adenau oder Bad Neuenahr lässt er sich vielleicht doch von seinem Hausarzt einweisen, weil er das kennt.
Mit der pflegerischen Betreuung und Zuwendung und mit der medizinischen Untersuchung und Behandlung sind und waren die Patienten in Adenau und Bad Neuenahr stets zufrieden.
Die Krankenhäuser sind jedoch nicht nur für die Einheimischen notwendig. Der Nürburgring und die landschaftlich reizvolle Hocheifel ziehen insbesondere von April bis Oktober Millionen von Menschen an, vor allem an den Veranstaltungswochenenden. Touristen aus Nordrhein-Westfalen und dem benachbarten Ausland zieht es in den Kreis Ahrweiler. Biker beherrschen die Landstraßen. Da bleiben akute Erkrankungen und Unfälle nicht aus. Schwerstverletzte, z. B. Patienten mit Hirnverletzungen, werden in Spezialunfallkliniken nach Koblenz, Mainz, Köln oder Duisburg geflogen. Aber die vielen anderen Verletzten mit Knochenbrüchen, Prellungen, Rippenverletzungen, Platz- und Schnittwunden, Gehirnerschütterungen, Sonnenbränden, Kreislaufschwächen und z. B. bei Rock am Ring mit Alkoholvergiftungen und Drogenmissbrauch werden hier vor Ort behandelt. Dafür ist das Krankenhaus Adenau unverzichtbar.
Krankenhaus St. Josef in Adenau, 2003
In Bad Neuenahr mit seinen vielfältigen Kurangeboten ist das „Akutkrankenhaus“ Maria Hilf ein wichtiger Partner für die Kur und Rehaeinrichtungen. Zwischen diesen gibt es eine rege Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten.
Auch als Arbeitgeber ist das „Gemeinschaftskrankenhauses Maria Hilf / St. Josef im Kreis Ahrweiler“ von großer Bedeutung. Es ist mit rund 900 MitarbeiterInnen, davon 600 Vollzeitkräften, einer der größten Arbeitgeber im Kreis Ahrweiler. Außerdem gibt es in der Krankenpflegeschule ca. 110 Aus- und Weiterbildungsplätze.
Mit einem Umsatz von rund 40 Millionen Euro, davon rund 70 % Personalkosten, fließen rund 20 Millionen Euro unmittelbar auf die Gehaltskonten der Mitarbeiter, von denen die meisten auch im Ahrkreis wohnen. Das ist für die Region ein wichtiger Kaufkraftfaktor. Auch fließen Aufwendungen für Sachkosten unmittelbar in den Wirtschaftskreislauf des Landkreises zurück. So werden z. B. Lebensmitteleinkäufe, Reparaturen, Anschaffungen etc. in der Regel unmittelbar vor Ort getätigt.
Da beide Krankenhäuser ein unverzichtbarer Standort- und Imagefaktor für die Entwicklung ihrer Kommunen – sowohl der Verbandsgemeinde Adenau als auch der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sind, gilt es sie nachhaltig zu sichern. Junge Familien, die für die Zukunftsentwicklung beider Kommunen dringend gebraucht werden, lassen sich erfahrungsgemäß dort nieder, wo weiterführende Schulen, Freizeit- und Sozialangebote vorhanden sind. Dazu gehört unmittelbar die Gesundheitsversorgung und auch ein Krankenhaus.
Strategieprojekte in Adenau und Bad Neuenahr
Im Rahmen eines umfangreichen Strategie-Enwicklungsprojekt der Marienhaus GmbH Waldbreitbach in beiden Krankenhäusern in Adenau und Bad Neuenahr wurden zahlreiche Gespräche geführt mit den Krankenhausleitungen, Bürgermeistern, niedergelassenen Ärzten, Geschäftsführern der GmbH, Mitarbeitern aus der Zentrale in Waldbreitbach und Kooperationspartnern (Krankenkassen, Nürburgring, DRK, Land Rheinland-Pfalz).
Die zusammengestellten wirtschaftlichen und medizinischen Daten wurden in Projektgruppen diskutiert, analysiert und abgestimmt. Schließlich lagen im Herbst 2002 jeweils für beide Krankenhäuser sorgfältig ausgearbeitete „Strategische Entwicklungskonzepte“ vor.
Der Träger beschloss daraufhin, in Abstimmung mit dem Land Rheinland-Pfalz, die beiden Krankenhäuser zu fusionieren, da sie hervorragend zueinander passen und sich in ihrem Aufgaben- und Leistungsspektrum gut ergänzen.
Das nunmehr entstandene Gemeinschaftskrankenhaus Maria Hilf / St. Josef versteht sich selbst als das Kreiskrankenhaus des Kreises Ahrweiler. Es erfüllt seinen Versorgungsauftrag als Akutkrankenhaus an beiden Standorten mit stationären und ambulanten Leistungen in Medizin und Pflege.
Denkbar ist in der Zukunft auch die Entwicklung beider Krankenhäuser hin zu Gesundheitszentren. Insbesondere in Adenau werden vermehrt Elemente integrierter Versorgung zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung angestrebt.
Der Hauptauftrag des Gemeinschaftskrankenhauses ist die dauerhafte Sicherstellung einer wohnortnahen, medizinisch-pflegerischen stationären und psychosozialen, qualitativ hochstehenden, vernünftigen und zeitgerechten Patientenversorgung unter den derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten in zwei Akutkrankenhäusern.
Wie das Gemeinschaftskrankenhaus jetzt aussieht
Das Gemeinschaftskrankenhaus Maria Hilf / St. Josef im Kreis Ahrweiler verfügt über folgende Struktur:
Zahlenmäßig in der Gesamtzahl erfasst, aber nicht eigenständig ausgewiesen, verfügt das Gemeinschaftskrankenhaus in Bad Neuenahr über eine Abteilung für fachübergreifende Frührehabilitation mit 30 Plätzen, welche nahezu einzigartig in Rheinland-Pfalz ist. Diese 30 Rehaplätze sind in unterschiedlichen Anteilen den einzelnen Fachabteilungen zugeordnet.
Das Gemeinschaftskrankenhaus hat damit insgesamt 9 Hauptfachabteilungen, 3 Belegabteilungen und 452 vollstätionäre Betten, Kooperationen bestehen insbesondere mit der Fachklinik für geriatrische Rehabilitation in Burgbrohl (15 Plätze Tagesklinik für geriatrische Rehabilitation, ca 80 Rehaplätze) und mit der „Dr. Von Ehrenwall’sche Klinik Ahrweiler“ im Bereich Schlaganfall, Frührehabilitation und Psychosomatik. Besonders erwähnenswert sind im Gemeinschaftskrankenhaus folgende Leistungsangebote:
- Schlaganfalleinheit in Bad Neuenahr,
- Abteilung für fachübergreifende Frührehabilitation in Bad Neuenahr,
- Orthopädisch/chirurgische Endoprothetik (in Adenau und in Bad Neuenahr),
- Schlaflabor in Adenau,
- Psychosomatik in Bad Neuenahr.
Natürlich ist es jetzt (Sommer 2003) viel zu früh, um über große Erfolge bei vollzogener Fusion zu berichten. Eine Krankenhausfusion ist ein Prozess, der sich über viele Jahre hinzieht, also auch bei uns gewiss das ganze Jahrzehnt in Anspruch nehmen wird. Jeder Betriebsteil wird dabei auch seine Eigenheiten und Eigenständigkeiten bewahren. Was die nahe Zukunft im Gesundheitssystem bringen wird, das kann mit Bestimmtheit niemand vorhersagen.
Fachgebiet | Betten-Bestand | Schwerpunkte/Anmerkungen *) | |
Innere Medizin (Adenau und Bad Neuenahr) | 175 | Schlaganfall-Einheit mit 4 Betten und Psychosomatik; jeweils in Kooperation mit Dr. von Ehrenwall’scher Klinik in Bad Neuenahr-Ahrweiler | |
Strahlentherapie | 1 | ||
Chirurgie (Adenau und Bad Neuenahr) | 140 | ||
Orthopädie | 30 | B | B = Belegabteilung |
Urologie | 30 | ||
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde | 13 | B | B = Belegabteilung |
Gynäkologie/Geburtshilfe (Adenau und Bad Neuenahr) | 50 | (B) | Hauptfachabteilung in Bad Neuenahr Belegabteilung in Adenau |
Intensivmedizin/Anästhesie (Adenau und Bad Neuenahr) | 13 | ||
Vollstationär zusammen | 452 | *)Anmerkungen und Schwerpunkte gemäß Inhaltsverzeichnis des Landeskrankenhausplans 1997/2002 / 1.1.2003 |