Das Ahrtal entdeckt Till Eulenspiegel*)
VON DR. S. SICHTERMANN
St. Peter, Januar 1973 Lieber Freund Voirin!
Wahrscheinlich werden Sie in Paris einen Atlas benötigen um herauszufinden, daß St. Peter an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins liegt, im Westen der Halbinsel Eiderstedt. Sie werden sich fragen: Was tut ein halbwegs vernünftiger Mitteleuropäer im Januar an der Nordsee ? Ich war selbst überrascht, mich in dieser Jahreszeit hier wiederzufinden, aber der Arzt empfahl die Nordseeluft sehr dringend (die Krankheitsgeschichte ein andermal; es ist nichts Ernsthaftes). Zudem : Einsamkeit und Stille werden hier kostenlos „mitgeliefert“, wenn man sie haben will (man kann auch in ein beheiztes Wellenschwimmbad gehen). Und so komme ich denn endlich dazu, Ihren Wunsch zu erfüllen und mit Ihnen über unseren gemeinsamen alten Freund zu plaudern, nachdem ich es zweimal verschoben hatte – vielleicht nicht zum Nachteil dieser Zeilen.
Sie haben Eulenspiegel von innen erfaßt und geschaut, unbelastet von philologischen Streitfragen und literarhistorischen Erkenntnissen. Aber umgekehrt ist es wohl auch richtig: er hatte Sie gefaßt und ließ Sie nicht los. Ein Vierteljahrhundert bewegten Sie den Stoff und der Stoff bewegte Sie. Sie wuchsen, obwohl in Orleans geboren, im Departement Ardennen auf und besuchten als Fünfjähriger im Jahre 1922 die nahe gelegenen, grauenvollen Schlachtfelder von Verdun, die noch fast genau so aussehen wie 1916. Auf der Hochebene von Douaumont stand – so erzählten Sie mir vor langen Jahren, und ich habe es nicht vergessen – ein halb verbrannter, schwarzer, einsamer Baumstamm. Er prägte sich Ihnen als Symbol sinnloser Zerstörung unauslöschlich ein. Als Jüngling fuhren Sie mit dem Fahrrad erneut über die endlosen Gräberfelder, in denen Franzosen neben Deutschen liegen und fragten sich: „Warum?“ 1938 – Sie waren Student in Paris – begannen sich bei Ihnen in einsamen Nächten Bilder, Eindrücke und Gedanken zu einem Ganzen zu formen. Wer hielt in der damaligen Zeit eine deutsch-französische Freundschaft für möglich! Aber Sie glaubten an eine „Brücke über den Rhein“ und ließen Till Eulenspiegel diese Brücke unter dem Motto betreten: „Wer miteinander lacht, führt gegeneinander keinen Krieg.“ Sie taten etwas Einmaliges in der langen und durchaus bemerkenswerten Geschichte der Eulenspiegel-Literatur: Sie schrieben als Franzose auf deutsch eine Eulenspiegel-Komödie! Mehrfach wurde sie umgearbeitet, aber 1961 lag Ihr Manuskript vor: „Als Till Eulenspiegel nach Schilda kam.“ Am 25. Mai 1967 führten Sie in Paris das Stück mit der von Ihnen gegründeten und geleiteten „Deutsch-Französischen Bühne“ (jetzt „Chamisso-Bühne“) auf. Wann werden Sie damit zu uns nach Deutschland kommen ? Mich hat unser Till andersherum ergriffen. Während Sie ihn selbst gestalteten, begannen mich die vielfältigen Ausprägungen dieser frühmittelalterlichen Figur zu faszinieren. Ich fing an, ihnen nachzugehen, sie zu sammeln, sie zu ordnen – immer wieder erstaunt und begeistert von der Strahlkraft dieser Gestalt. Andererseits wurde ich beinahe entmutigt von der schier unerschöpflichen Fülle der künstlerischen Gestaltungen in nahezu allen Formen und Möglichkeiten : Dichtung, bildende Kunst, Musik. Die wissenschaftlichen Arbeiten in fast nicht überschaubarer Zahl drohten zu erdrücken. Sie wissen, daß ich mich nur in meiner kargen Freizeit mit unserm Eulenspiegel beschäftigen kann, daß ich nur ein Amateur, ein „Liebhaber“, und kein „Professional“ bin. Immerhin besitze ich heute neben zahlreichen Sammlerstücken ein Archiv von etwa 10 000 Karteikarten, auf denen Fundstellen, Anmerkungen, Auszüge usw. verzeichnet sind. Es macht mir Freude, Wissenschaftlern, Künstlern, Verlagen, Bibliophilen und Eulenspiegel-Freunden jeder Art manchmal mit Auskünften helfen zu können. Aber ich habe die Absicht längst aufgegeben, einmal eine zusammenfassende Darstellung des Wissens unserer Zeit über Eulenspiegel vorzulegen, was ich brennend gern getan hätte. Jedoch reichen dazu meine Kraft, meine Gaben und meine Zeit nicht aus. So muß ich mich bescheiden und versuchen, auf Teilgebieten Vorarbeiten zu leisten.
Sie sind als Philologe, Theaterfreund und Schriftsteller besonders an literaturgeschichtlichen Angaben interessiert, und ich will versuchen, einen gedrängten Abriß zu geben. Dabei wird sich zeigen, daß das Rheinland als alte Völkerbrücke besonders viel für die Fort- und Höherentwicklung der Eulenspiegelfigur geleistet hat. Der Rheinländer Rudolf Lauterbach schreibt in seiner ausgezeichneten Bonner Dissertation „Die Mythisierung Eulenspiegels in der rheinischen Literatur“ aus dem Jahre 1952: „Die Rheinlande (bilden) die verbindende Achse der beiden Gebiete, in denen die für die modernen Eulenspiegeldarstellungen wichtigsten Grundlagen entstanden sind: Niedersachsen und Flandern.“ Bereits der Erscheinungsort des Volksbuches vom Eulenspiegel ist symbolisch für die völkerverbindende Funktion unseres großen europäischen Schelmen und Weisen : Straßburg. 1510/11 wurde es erstmalig gedruckt, nur ein Fragment von 16 Seiten blieb erhalten. Der älteste vollständige Druck (Straßburg 1515) ist nur in einem Exemplar vorhanden und liegt im Britischen Museum in London. Dank der bahnbrechenden Forschungen des Schweizers Dr. Peter Honegger wissen wir seit 1971, daß der Braunschweiger Zollschreiber Hermann Bote, der bedeutendste mittelniederdeutsche Dichter, der Verfasser des Volksbuches vom Eulenspiegel war. Er übernahm die Gestalt Eulenspiegels aus der Überlieferung, die bis tief ins 14. Jahrhundert zurückgeht. Das Buch Botes hatte einen ungeheueren Erfolg. Es wurde bereits im 16. Jahrhundert mindestens 35 Male allein in Deutschland gedruckt und in fast alle europäischen Kultursprachen, einschließlich des Lateinischen, übersetzt. Bis heute reißt die Kette der Neuauflagen im deutschsprachigen Raum und auch im Ausland nicht ab. Allein 1972 erschienen je eine Ausgabe in Rumänien und in den USA, beide in hervorragender Ausstattung. Eine Bibliographie des Eulenspiegel-Volksbuches fehlt noch. Ich schätze die Auflagen in deutscher Sprache auf Grund meiner verhältnismäßig zuverlässigen Unterlagen bis 1972 auf beträchtlich über 200. Dazu kommen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts über 100 Jugendbearbeitungen. Der Eulenspiegel wurde bis heule in nicht weniger als 20 Sprachen übersetzt. Insgesamt gibt es über 170 fremdsprachige Ausgaben des Volksbuches. Alles in allem also ein Erfolg, wie ihn kaum ein anderes deutsches Buch zu verzeichnen hat. Man hat mit Recht gesagt, der Eulenspiegel sei der einzige Welterfolg der Dichtung Niedersachsens. Flandern steuerte die gültigste Bearbeitung des Eulenspiegel-Stoffes bei: am Sylvestertag des Jahres 1867 erschien Charles de Costers unsterbliches Meisterwerk „La legende et les aventures heroiques, joyeuses et glorieuses d Ulenspiegel et de Lamme Goedzak au pays de Flandres et ailleurs“. Der Dichter hatte erkannt, welche tiefen, reichen und idealistischen Züge in dem alten Volksbuchhelden angelegt waren und hob sie – wie kein anderer vor oder nach ihm – in genialer Nach- und Neuschöpfung in seinem Epos ans Licht. De Costers Hoffnungen auf einen großen Erfolg seines Werkes erfüllten sich zu seinen Lebzeiten freilich nicht. Erst als 1909 Friedrich von Oppeln-Bronikowski die „Legende“ ins Deutsche übersetzte und dieses Buch damit gleichsam aus seinem 40jährigen Dornröschenschlaf erweckte, begann sein eigentlicher Siegeszug um die Welt – jetzt allerdings im Eiltempo. In Deutschland sind bis 1972 weit über 50 Ausgaben von 15 verschiedenen Übersetzern erschienen, Übersetzungen in über ein Dutzend andere Sprachen liegen vor.
Schon viele haben gefragt: Worauf beruht eigentlich die außerordentliche Wirkung des Eulenspiegel-Volksbuches, das seinen Helden unsterblich machte? Warum wurden die zahlreichen anderen mittelalterlichen Schwankhelden so gut wie vollständig vergessen? Warum reizt der Eulenspiegel-Stoff immer wieder die Dichter, Maler, Komponisten, Bildhauer und anderen Künstler ? Es ist nicht der Inhalt der „Historien“, nicht der erzählbare Stoff der einzelnen Schwanke, der das Volksbuch zum Welterfolg werden ließ. Es ist vielmehr die von Hermann Bote genial hingeworfene und jedem Leser – ob jung, ob alt – sofort unvergeßliche und unverwechselbare Gestalt Eulenspiegels, die dem Buch und seinem Helden Unsterblichkeit verlieh. Eulenspiegel ist die äußerst lebendige Verkörperung der Wesen, Geschöpfe und Figuren, die seit Jahrhunderten durch die Schwanke, Erzählungen und Geschichten heiteren Inhalts wandern und geistern. In dem Volksbuchhelden versammeln sie sich wie in einem Brennpunkt. Aus dem bunten Kranz der Narren, Schelme, Gaukler und Schalke ging Till Eulenspiegel als ihre Inkarnation hervor, prall angefüllt mit Leben und Taten, ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, aber auch ausgestattet mit seltenen Gaben: mit Mut bis hin zu Fürsten- und Königsthronen, mit nie versagendem Mutterwitz, mit scharfem Geist und scharfer Zunge, mit einem unbändigen Freiheitsdrang – ein nie zur Ruhe kommender Wanderer, ein großer Einsamer, der sich an nichts bindet. Die hervorstechenden Züge des Wesens Eulenspiegels mußten einem tiefen seelischen Bedürfnis seiner Zeit und der folgender Jahrhunderte bis in unsere Gegenwart entgegenkommen und entsprechen, ja ich wage die Behauptung, daß sie den Bedürfnissen der Menschheit entsprechen. Anders läßt sich der anhaltende Erfolg des Buches und der Gestalt nicht erklären, Freilich bleibt – wie immer in solchen Fällen – einiges auch hier im Mysterium verborgen.
In dieser in vielen Farben schillernden Gestalt des alten Volksbuches ist alles schon keimhaft angelegt, was später die Dichter in ihm sahen und in ihren Werken zu neuem Leben erweckten und ausreifen ließen. Der Eulenspiegel-Stoff ist von 1510/11 bis heute knapp über 200mal dichterisch frei bearbeitet worden. Es sind vor allem fünf Erscheinungsformen und Auffassungen, die uns begegnen, wobei natürlich viele Mischtypen auftreten.
1. Eulenspiegel wird gesehen als Schelm und Schalk, als ein Genie des Witzes, des Spottes und der heiteren Laune, der seine Gegenspieler dank seines überlegenen Geistes in jedem Falle übertrumpft (Beispiele: Hans Sachs, August von Kotzebue, Johann Nestroy).
2. Eulenspiegel wird aufgefaßt als Weiser, der sich bewußt den Mantel und die Maske der Narrheit umhängt, weil er weiß, daß er nur so seine Aufgabe erfüllen kann, die er sich selbst gestellt hat: den Menschen die Wahrheit zu sagen und ihnen den Spiegel der Selbsterkenntnis vorzuhalten. Ein frühes Beipiel für diese Auffassung ist Johann Fischart, der bedeutendste Satiriker des 16. Jahrhunderts. Fischart stammt aus den Rheinlanden: sein Vater ist Mainzer, seine Mutter Kölnerin. Während der Abfassung seines „Eulenspiegel reimensweiss“ wohnte Fischart am Rhein. Zwei weitere Beispiele (aus dem 20. Jahrhundert): der Eulenspiegel-Roman des Krefelders Otto Brües („Mutter Annens Sohn“, 1948) und der Roman „Till Eulenspiegel“ des Duisburgers Carl Mandelartz. Und schließlich: das „Spiel um Till Eulenspiegel“ des Alexander von Bernus (1950), der zwar nicht durch Geburt, wohl aber durch seine Dichtungen (jedenfalls teilweise) dem rheinischen Raum verbunden ist.
3. Die Gestalt Eulenspiegels wird benutzt, um Zeitsatire und Zeitkritik vorzutragen.
Hier ist Eulenspiegel nur das Sprachrohr für Satiriker, die politische oder soziale Mißstände geißeln wollen, und tritt als Persönlichkeit wenig hervor. Vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden wir bei den Bearbeitern diese Auffassung vertreten.
4. Eulenspiegel ist der Kämpfer für die Gerechtigkeit gegen die Willkür der Mächtigen dieser Erde und/oder der Freiheitsheld im Kampfe gegen die Unterdrückung seines Volkes. Diese Auffassung hat, wie nicht anders zu erwarten, die reifsten Früchte der Dichtungen um Eulenspiegel hervorgebracht. Das große Epos des Flamen Charles de Costers habe ich bereits erwähnt. Wir Deutschen haben dem nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen. Aber ich kann mit gutem Gewissen hier den Elsässer Friedrich Lienhard erwähnen, dessen Eulenspiegel-Trilogie 1894 bis 1896 erschien. Auch die 1919 erschienene Eulenspiegel-Dichtung des Bonners Wilhelm Verholen (er war der einzige Dichter in der Weimarer Nationalversammlung!) nimmt einen ehrenvollen Platz ein. Die erfolgreichste Eulenspiegel-Dichtung der Nachkriegszeit für das Theater schuf der Rheinländer Günther Weisenborn mit seiner 1949 erschienenen „Ballade vom Eulenspiegel, vom Federle und der dicken Pompanne“. Das Stück hält sich bis heute auf den Bühnen des In- und Auslandes. 5. Eulenspiegel wird gesehen als der kritische und skeptische Individualist, der gegen die Gegebenheiten seiner Zeit bis hin zu unserem Massenzeitalter ankämpft. Hier ist vor allem Gerhart Hauptmanns 1928 erschienenes Eulenspiegel-Epos zu nennen und sodann die leider viel zu wenig bekannte großartige Trilogie des Österreichers Josef Ausserhofer „Der unsterbliche Narr“, eine „Komödie der Menschheit“ (1960). Sie sehen lieber Freund, welchen nachhaltigen Einfluß die rheinischen Dichter gerade in den letzten hundert Jahren auf die Entwicklung der Eulenspiegel-Gestalt und ihre Mythisierung gehabt haben. Und die rheinischen Dichter sind ihrer Tradition treu geblieben! Ich war schon ein wenig unruhig geworden: seit 1950, dem Erscheinungsjahr des Buches von Mandelartz, war keine Eulenspiegel-Dichtung hohen Ranges mehr im Rheinland erschienen. Ende 1972 aber war der Anschluß da: Der Kölner Theodor Seidenfaden veröffentlichte seinen „Till Eulenspiegel im Ahrtal“. Hier ist endlich wieder eine Eulenspiegel-Dichtung geschaffen worden, die das Herz jedes Eulenspiegel-Freundes höher schlagen läßt. Mit ihr wird der Mythisierungsprozeß Eulenspiegels in gewissem Sinne zu einem neuen Höhepunkt geführt und abgeschlossen. Ich will das Buch hier nicht rezensieren (es läßt sich übrigens – und hier zeigt sich das Originale der Dichtung Seidenfadens – nur sehr gezwungen in eine der dargelegten „Bearbeitungstypen“ einordnen). Sie müssen es lesen. Es bringt nicht nur dem Eulenspiegel-Freund Freude. Jeder gute Europäer sollte es zur Hand nehmen, jeder Freund der ewigen Werte, die in der abendländischen Kultur ihren Ausdruck gefunden haben. Ich bin selten auf so unauffällige, angenehme und gleichzeitig eindringliche Weise über eine Reihe von Großen aus der europäischen Geistes- und Kunstgeschichte belehrt worden, etwa über Gluck und Bach, über Stefan Lochner und Caspar David Friedrich, Meister Eckehart und Kant. Das Werk schließt mit einer großartigen Vision: „Die Nacht auf dem Mont Blanc.“ Hier treffen sich 1945 sechs Unsterbliche als Repräsentanten europäischen Geistes: Till Eulenspiegel, Don Quichotte, Hamlet, Faust, Dostojewski und als sechster – ich hoffe, es wird Sie freuen -ein Franzose: Honore Daumier. Doch auch hier will ich nichts vorweg nehmen. Lesen Sie selbst!
Mit diesen wenigen Andeutungen ist der Reichtum des Buches von Seidenfaden natürlich längst nicht umrissen. Auf einen Punkt möchte ich Sie aber besonders hinweisen : Der Dichter hat nicht umsonst die Erlebnisse Tills ins Ahrtal, und besonders nach Bad Neuenahr, verlegt. Wenn ich sage, daß dem Leser des Buches eine Kulturgeschichte des Ahrtales (einschließlich seines Weines!) geboten wird, so ist das noch nicht erschöpfend. Seidenfaden hat das Ahrtal so lebendig geschildert, daß es geradezu bildhaft vor mir steht und ich den dringenden Wunsch habe, es so bald wie möglich kennenzulernen. Ich habe mir fest vorgenommen: Noch in diesem Jahr wandelst du in der „Seidenfadenvertrauten“ Landschaft des Ahrtals. Am schönsten wäre es, wenn Sie dabei sein könnten. Bad Neuenahr liegt ungefähr auf der Mitte zwischen Paris und Kiel. Vielleicht haben wir Glück, und wir begegnen im Kurpark dem nach Lebensjahren zwar h och betagten, aber geistig und körperlich völlig frischen Theodor Seidenfaden (ich habe ihn kürzlich in Bremen kennengelernt) ? Und bei einem solchen Treffen sollte Meister Till als Vierter im Bunde nicht fern sein, vor allem bei einem Glas Walporzheimer oder Rosenthaler… Doch nun scheint mit mir durchzugehen, was ich gar nicht zu besitzen glaubte: Phantasie. Seidenfadens Buch heißt im Untertitel: „Tagebuch eines Phantasten“ – ich bin wohl ein wenig angesteckt.
Immer ganz Ihr Sichtermann
*) Der Empfänger des Briefes, Professor Henri Voirin, lehrt am Centre National de T616enscigncment in Paris. Der Verfasser, Dr. S. Sichtermann, ist Schriftleiter des Eulenspiegel-Jahrbuches (Anm. d. Red.).