Berufe im mittelalterlichen Ahrweiler

VON JAKOB RAUSCH

Wenn der Stadtschreiber im Jahre 1604 berichtet, daß des hiesigen Volkes Hauptnahrung der Wein sei, d. h. die Winzer den größten und ersten Berufsstand in Ahrweiler bildeten, so finden wir in den städtischen Annalen jedoch noch viele andere Berufe verzeichnet. Diese Berufsträger waren durchweg haupt- oder nebenamtlich auch noch Winzer. Hier folgt eine alphabetische Reihenfolge der Berufe, die uns ein mannigfaltiges Bild des Wirtschaftslebens in Ahrweiler entwirft:

Ackerer   = Bauer
Achter   = 8 Volksvertreter in Kirche und Gemeinde
Akzismeister   = erhob die städt. Verbrauchssteuern
Altrüscher   = Althändler Armbrustmacher
Assenmacher   Esser und Wagner Bcsehr = Zöllner Bäcker
Bomesinweber   = Baumwollweber
Borduhrwerker   = Bortenwirker
Bossenschmit   = Büchsenschmied
Brauer   = Bierbrauer
Brenner   = Branntweinbrenner
Brilmecher   = Brillenmacher
Brunnenleger   = Brunnengräber
Bürgerfendreger   = Bürgerfahnenträger
Bürgermeister (wurde für ein Jahr ehrenamtlich gewählt)
Constabler   = Büchsenmeister
Grudenierer   = Gewürzkrämer — Spezereihändler
Doechmecher   = Tuchweber
Dresseler   = Drechsler
Düppenbecker   = Töpfer
Eicher   = eichte Wein- und Bierfässer
Esser   = Achsenmacher
Faber   = Schmied
Faßbinder   = Böttcher, Küfer
Fellschnitzer   = Kürschner
Fischer  
Fleischhauer   = Metzger
Förster (Ahrweiler hatte 7 Förster)  
Gaffelbot   = Zunftbote
Gegermeister   = Jägermeister
Gewandmecher   = Tuchmacher, Schneider
Glöckner   = Küster
Goldschmied  
Halfer   = Halbgewinner, Pächter zum halben Ertrag
Hammacher   = Verfertiger von Hamen = Kummet für die Zugtiere
Harnischmacher   = Brustschildmacher
Henschenmecher   = Handschuhmacher
Hoedenmecher   = Hutmacher
Hosenstricker   = Strumpfstricker
Hospitalmeister  
Hutenmeister  
Hofgeschworener   = Hörige eines Herrenhofes
Kaffanwerker   = Leineweber
Kannengießer  
Kesselschläger   = Kesselmacher
Kesselschlepper   = Kesselflicker
Körber   = Korbmacher
Kornmüdder   = Kornmesser
Kornschreiber   = Empfänger v. Kornzehnten
Kotzmenger   = Darm- und Wursthändler
Kramgießer   = Zinngießer
Krampenmecher   = Hakenmacher
Kreutzenmecher   = Kreuzemacher
Kutschierer   = Kutscher
Lakenfärber   = Leinenfärber
Landtrompeter   = Postillon
Lederreiter   = Gerber
Leimsieder  
Leyendecker   = Schieferdecker
Lintwirker   = Leineweber
Löher   = Lohmüller, Lohgerber
Marktgeschworene   = 7 Marktaufseher
Mannemecher   = Korbflechter
Margentender   = Hausierer
Maurer  
Messerschmied  
Molterschreiber   = Einnehmer der Mühlenabgabe
Molitor   = Müller
Naedelmecher   = Nadelmacher
Naelschmit   = Nagelschmied
Noppeney   = beseitigte die Nuppen aus dem Gewebe
Ohrmecher   = Uhrmacher
Opperknecht   = Handlanger
Offermann   = Küster
Peltzer   = Kürschner
Perzknecht   = Pferdeknecht
Plaisterer   =Pliesterer (verputzt mit Kalkspeis)
Pompenmecher   = Pumpenmacher
Pungenbäcker   = backte Äpfel im Schlafrock
Rademacher   = Wagner
Ratsverwandter   = Ratsherr
Rothgerber   = gerbte mit Lohe größere Felle Sackträger
Sartorius   = Schneider
Schierenschmit   = Scherenschmied
Schirmmeister   = Fechtmeister
Schöffen   = Gerichtsschöffen
Scholepper   = Schuhmacher
Scholmester   = Schulmeister (Lehrer)
Scholtes   = Schultheiß
Schottelkrämer   = Geschirrhändler
Schützen (Ahrweiler hatte 11 Flurschützen)   
Segschneider   = Säger
Seidbereiter   = Seidenmacher
Seifenschieder   = Seifenmacher
Seilspänner   = Seiler
Seitfärber   = Seidenfärber
Seitzwirner   = Seidenspinner
Silberschmit  
Spiegelmecher   = Spiegelmacher
Spolenbäcker   = Spulbackmacher für Tuchmacher
Spormecher   = Sporenmacher Steinhauer Torhüter (Ahrweiler hatte 4 Torhüter und 8 Torschließer)
Trippenmecher   = Holzschuhmacher
Trummelschleger   = Trommler
Weinmeister   = Aufseher über Wein und Weinhandel
Weinroeder   = Weinmesser Weißgerber = gerbte mit Alaun kleinere Felle
Wyngärtener   = Weingärtner, Winzer Wannemecher, Wanne diente zum Reinigen der Körnerfrucht Zimmerleute

So entwerfen über 100 Berufsarten ein anschauliches Bild vom Gewerbefleiß im mittelalterlichen Ahrweiler. Auf den Wochenmärkten und den acht Jahrmärkten boten die Handwerker ihre Erzeugnisse den Bewohnern der Stadt und der Umgebung an. Und alles fand seine Käufer. Nur zwei Artikel blieben noch übrig für den Export: Wein und Leder. 800 Morgen Weinberge und 7 Gerbereien erzeugten den Überschuß für die Ausfuhr. So war Ahrweiler eine wohlhabende Stadt. Sie zahlte soviel Landessteuer wie die Stadt Bonn und zehnmal soviel wie Godesberg. Ja, sich regen bringt Segen! Dieser rege Gewerbefleiß bewirkte ab dem 16. Jahrhundert eine große Verbesserung in der Agrarstruktur.

Es besaßen bei der Stadtgründung (um 1248) 12 Klosterhöfe und 12 Herrenhöfe über 80 Prozent des Grundbesitzes der städtischen Gemarkung. Im Jahre 1789 waren es aber nur mehr 10 Prozent, während die Bürgerschaft 90 Prozent besaß. Die wohlhabenden Bürger hatten nach dem 30jährigen Kriege die Rechte der Feudalherren durch Geld abgelöst. Nur spärliche Reste von Zehnten und Frondiensten waren noch vorhanden; die französische Revolution beseitigte in Ahrweiler 1798 nur geringe Überbleibsel der ehemaligen feudalen Herrschaft.

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