Außenrestaurierung der Apollinariskirche Remagen
Ein Beispiel aktueller Denkmalpflege
P. Peter Höller, OFM
Die Wallfahrtskirche St. Apollinaris zu Remagen ist, wie Georg Dehio im »Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler« (München/Berlin 1972) schreibt, »ein Hauptwerk deutsch-romantischer Baukunst, Malerei und Ausstattung, in herrlicher Lage auf dem schroff zum Rhein abfallenden Apollinarisberg«. Sie wurde 1839 -1843 von Franz Egon Graf von Für-stenberg-Stammheim nach den Plänen des Schinkel-Schülers und Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner erbaut. Seit Jahren leidet die Apollinariskirche unter Verwitterungsschäden. Ende 1983 wurde wegen des Steinzerfalls und der damit verbundenen Steinschlaggefahr die Errichtung von Schutzdächern an den Eingängen der Kirche notwendig. Zahlreiche Fialen (Ziertürmchen), Wimperge (Spitzgiebel), Kreuzblumen und Zierkrabben sind zerbröckelt und aus Angst vor einem Absturz entfernt worden. Am 16. Januar 1984 verfaßte der derzeitige Kölner Dombaumeister Dr. Arnold Wolff eine umfangreiche und ins einzelne gehende Stellungnahme zum baulichen Zustand der Kirche, die er, ähnlich wie Dehio, als »eines der Hauptwerke der romantischen Kunst in Deutschland, ja in Europa« bezeichnet. Es folgten Ortstermine mit dem Landeskonservator von Rheinland-Pfalz, Dr. Magnus Backes, mit Vertretern der Diözese Trier, der Kreisverwaltung Ahrweiler, der Stadt Remagen und anderen kompetenten Persönlichkeiten und Fachleuten.
Die starken Steinschäden sind selbst für den Laien erkennbar.
Am 31. Januar 1985 machte Architekt K. J. Ernst aus Zülpich einen detaillierten Kostenvoranschlag, der sich auf insgesamt 3,2 Millionen DM belauft. Natürlich kann das Franziskanerkloster Remagen diesen Betrag nicht zahlen. Als Ausbildungshaus ist es innerhalb der Kölnischen Provinz des Franziskanerordens auf die stete Hilfe der anderen Klöster angewiesen. Aber auch die Ordensprovinz selbst kann diese hohe Summe nicht aufbringen. Wir müssen uns bemühen um die Hilfe der Öffentlichen Hand und die Unterstützung durch Freunde und Förderer.
Nun ist mit einem ersten Bauabschnitt, der die Apsis und den darüber liegenden Ostgiebel umfaßt, bereits ein verheißungsvoller Anfang gemacht worden. Am 6. 12. 1985 wurden zwei schmale Aufmaßgerüste errichtet, die den Steinmetzen ein genaues Maßnehmen ermöglichten. Damit hatten die praktischen Arbeiten begonnen. An der Apsis fehlten die aufragenden Teile der Fialen und Wimperge. Diese Teile wurden in der Kölner Steinmetzwerkstatt Karl-Günther Eich neu angefertigt und im Frühjahr 1986 montiert. Außerdem wurde das Gestein der Apsis und des Ostgiebels mit Heißdampf gereinigt und anschließend imprägniert. Schadhafte Teile des Maßwerks wurden erneuert, das gesamte Mauerwerk neu verfugt. Das Schieferdach über der Apsis wurde von Grund auf neu eingedeckt. So ist dieser umfangreiche Bauabschnitt fast vollendet. »Fast vollendet« – weil sich während der Bauarbeiten herausstellte, daß die Baldachine über den sechs Heiligenfiguren der Außenapsis viel stärker beschädigt waren als man ursprünglich angenommen hatte. Dadurch wurde der finanzielle Rahmen gesprengt, so daß die Erneuerung der Baldachine, die ziemlich teuer ist, in den nächstfolgenden Bauabschnitt verschoben werden muß.
Maßgerechte Kopien treten an die Stelle der schadhaften Stücke.
Von diesen Baldachinen abgesehen ist also der erste Bauabschnitt glücklich vollendet, der, wie Dombaumeister Wolff in der oben erwähnten Stellungnahme schreibt, »im künstlerischen Gesamtkonzept die bewußt hergestellte, reich gezierte Kontrastzone« bildet, »vor der sich die großzügige Gesamtgestalt der Kirche erst entfalten kann. Der Architekt Zwirner hat durch die sorgfältige Ausführung dieses Bereiches … dargelegt, wie wichtig ihm gerade dieser direkt vom Kölner Dom abgeleitete Bauteil ist«.
Die Kosten dieses Bauabschnittes betragen rund 390 000,- DM, die dank der kräftigen Unterstützung durch das Land Rheinland-Pfalz, die Diözese Trier, die Stadt Remagen und den Kreis Ahrweiler zum großen Teil schon aufgebracht werden konnten. Für den neugegründeten »Förderverein Apollinariskirche Remagen e. V.« bleibt jetzt und in Zukunft noch viel zu tun. Denn die Baustelle wird – abhängig vom Fluß der Finanzen – langsam um die ganze Apollinariskirche herumwandern müssen. Die Franziskaner hoffen auf weitere Hilfe der Öffentlichen Hand und privater Spender, Freunde und Förderer, zumal die Apollinariskirche im Juli 1985 als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt worden ist.