Aus der gemeinsamen Geschichte von Ramersbach und Blasweiler
Rudolf Leisen
Die Namen »Rameresbach« (Ramersbach) und »Blassenvillare« (Blasweiler) werden erstmals 992 in einer Urkunde erwähnt als Grenzpunkte des Bannforstes, den der damals 12jährige Kaiser Otto III. seinen Getreuen, den Brüdern Sigebodo und Richwin schenkte. Die beiden Orte sind damit seit 995 Jahren urkundlich nachgewiesen, obschon für die Besiedlung dieses Gebietes ältere Zeugen vorhanden sind.
Grabstein des NEIS ZV RAMISBACH auf dem Blasweiler Kirchhof
Foto: Leisen
Schon zur Zeit der Römer standen die Bewohner auf einer hohen Kulturstufe. In Einzelhöfen und kleineren Dorfgemeinschaften betrieben sie Ackerbau und Viehzucht. Ihre Siedlungen waren nur über schmale Pfade zu erreichen. Von Straßen im heutigen Sinne war noch keine Rede. Noch um die Mitte des 18. Jh. sah unser Wegenetz so aus, wie es die Römer hinterlassen hatten.
Durch archäologische Funde sind diese frühen Siedlungen belegt. Neben den umfangreichen römischen Ausgrabungen im Ahrweiler Stadtwald wurden 1959 bei Drainagearbeiten und 1966 beim Bau der Umspannanlage des RWE am Südhang von Ramersbach guterhaltene Mauerzüge eines großen römischen Hofes zerstört. Im Tiefbachtal nordöstlich von Ramersbach, wurde 1957 ein römischer Gutshof freigelegt und genau vermessen. Die Umfassungsmauer dieser Hofanlage hat eine Gesamtlänge von über 350 m. In der Gemarkung Blasweiler/Beilstein wurden 1928 römische Brandgräber entdeckt und selbst bei Umbauten in verschiedenen Häusern von Ramersbach sind nach dem 2. Weltkrieg Grundmauern früherer Siedlungen gefunden worden, die allerdings in der neuen Bausubstanz untergingen, ohne genau erforscht worden zu sein. Der Hansenhof, Halfenhof und Märtenhof -heute bei den älteren Einwohnern noch bekannte Namen – sollen den Grundstein vom heutigen Dorf Ramersbach gebildet haben. Flurnamen wie Am Hansenhof, Aufm Halfenbongert, Auf Botebongert, Im Dienelsbongert sind noch Erinnerungen an solche Höfe. Ramersbach und Blasweiler waren seit altersher eng miteinander verbunden. Ramersbach war Filiale von Blasweiler. Die Bewohner mußten nach Blasweiler zum Gottesdienst und dort wurden auch die Toten begraben. Auf dem alten Friedhof an der Kirche in Blasweiler steht noch heute ein Basaltkreuz aus dem Jahre 1615, welches von einer Ramersba-cher Familie errichtet wurde mit der Inschrift:
ANNO 1615 NEIS ZU
RAMISBACH UND SEIN
HAUSFRAW ANKE NEIS
Schon im 14. Jh. war Blasweiler in kirchlichen Dingen ein wichtiger Platz. Die heutige Kirche stand damals schon und ein Priester war mit einem Vikar dort tätig. Im Turm dieser Kirche hingen 3 alte Glocken: Die Dreikönigsglocke aus dem 14. Jh., die Margarethenglocke aus dem Jahre 1400 und die kleine Glocke von 1737.
Als Blasweiler im 2. Weltkrieg aus militärischen Gründen geräumt werden mußte, hatte die Wehrmacht eine Kleiderkammer in der Kirche. Die Glocken, die schon im 1. Weltkrieg unter Denkmalschutz standen, wurden erst gegen Kriegsende abgenommen und zum Einschmelzen abtransportiert. Der Transport endete jedoch schon in Sinzig auf dem Sammelplatz und so wurden diese nach Kriegsende an den alten Ort zurückgeholt. Die Dreikönigsglocke hatte beim Abseilen einen Riß bekommen und war unbrauchbar. Diese wurde in der Glockengießerei Brockscheid später für ein Geläute der Kirche in Schelborn eingeschmolzen. Die Margarethenglocke läutet nun immerhin schon über 580 Jahre aus dem gleichen Turm. Die Ramersbacher hatten mit den Glocken weniger Glück, diese wurden eingeschmolzen und mußten neu beschafft werden. Auch der Kirchenbau war nicht so langlebig wie in Blasweiler. Als am 25. März 1735 Ramers-bach durch einen Großbrand eingeäschert wurde, war auch das Pfarrhaus und die Kirche ein Raub der Flammen geworden. Vermutlich sind auch wichtige Kirchenbücher und Dokumente verbrannt. Pastor Anton Zerhoven (1725 – 46) erbaute dann die kleine Pfarrkirche, die 1738 eingeweiht werden konnte. Dieser Kirchenbau, in einer Zeit errichtet, in der ganz Ramersbach in Schutt und Asche lag, ist nur für kurze Zeit brauchbar, nach 81 Jahren droht der Verfall. So schreiben die Schöffen von Ramersbach am 10. August 1819 an den Bürgermeister in Königsfeld folgendes: »Zu Ramersbach sollen in der Kirche 2 Bogen auseinander gerissen seyn und dieser Lücke die höchste Gefahr drohen. Ew. haben dieses sofort zu untersuchen und das Nöthige zu veranstalten um das jedemmöglichen Unglücke vorzubeugen. Ich sehe Ihrem Berichte hierüber in 4 Tagen unfehlbar entgegen.« Diese Reparatur war kaum notdürftig ausgeführt als schon neue Probleme anstanden. Die Ramersbacher baten um Geld für den Ausbau einer Sakristei. Die Antwort (Auszug vom 29 ten May 1831): »daß dem Kirchenthurm bey jedem heftigen Wind der Einsturz und das Dach zu zerschmettern drohe muß es auch scheinen, daß eine Abhülfe dieser polizeywiedrigen Baulosigkeit dringender sey als die Erbauung einer neuen Sakristey usw.« Am 31. Juli 1832 war dann nochmals eine Besichtigung der Kirche und die sofortige Instandsetzung wurde dem Zimmermann Gottfried Radermacher aus Dernau für 118 Thaler zugeschlagen. In Ramersbach standen ja auch noch weitere Probleme an. So mußte dringend eine Schule erbaut werden, da der Unterricht nur im Gasthaus und in privaten Räumen möglich war.
Schon am 9. Juli 1818 hatte die Königliche Kirchen- und Schul-Comission folgendes veröffentlicht: »Herr Peter Josef Müller, Einwohner und Bürger zu Ramersbach, Kreises Ahrweiler, hat zur Stiftung der Schule zu Ramersbach, 100 Reichsthaler spec. köllnisch und die davon seit 1802 verfallenen fünfprozentigen Zinsen geschenkt und sich bereitwillig erklärt, auf die rückständigen Zinsen so viel zuzulegen, daß die Hauptsumme 200 Reichsthaler ausmachte. Indem wir dieses öffentlich bekannt machen, so glauben wir unseren Dank nicht besser auszudrücken, als daß wir dieser Stiftung den Namen ihres patriotischen Gebers ertheilen und sie die »Müllersche« nennen.« Am 8. Juni 1842 wurde dann dem Dachdecker Josef Peters für 522 Thaler der Ausbau der Schule zugeschlagen. 1843 wurde diese bezogen und war bis zum Bau der heutigen Schule, welche am 18. November 1905 eingeweiht werden konnte, in Betrieb. Dieser heute noch von den Vereinen benutze Bau hatte damals Baukosten von insgesamt 18 192.59 RM verschlungen.
Die alte Ramersbacher Pfarrkirche
Foto: Archiv
Wieder traf der Schulhausbau und der Kirchenbau zusammen. Am 15. Juni 1907 mußte die alte Pfarrkirche in Ramersbach polizeilich wegen Baufälligkeit gesperrt werden. Der Gottesdienst war im Saal des Gasthauses Bockshecker. Pfarrer Brach aus Blasweiler hatte als Pfarrverwalter von Ramersbach schon früh vorgesorgt und entsprechende Geldmittel beschafft. Als Pfarrer Rech 1908 nach Ramersbach kam, war für den auf 35 000.- Mark veranschlagten Bau bereits ein Betrag von 28 000.-Mark vorhanden.
Die Baugenehmigung zur heutigen Kirche, in der man bereits am Weihnachtsfest 1908 den ersten Gottesdienst feierte, wurde am 19. Mai 1908 erteilt.
Für Ramersbach ist somit der 19. Mai ein besonderer Tag:
19. Mai 992 Ramersbach wird erstmals urkundlich erwähnt
19. Mai 1662 Ramersbach wird zur Pfarrei erhoben
19. Mai 1908 die Baugenehmigung für die heutige Kirche wird erteilt.
Der letzte Pfarrer von Blasweiler war Andreas Brixius 1923 – 28. Ramersbach ist seit dem Tod von Pfarrer Wilhelm Poertner am 21. Juni 1978 ebenfalls verwaist und wird seitdem von Ahrbrück verwaltet.
Die Ortsgemeinde Ramersbach verlor 1973 ihre Selbständigkeit und ist heute Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler.