Amerika-Auswanderer aus dem Kreisgebiet
VON JAKOB RAUSCH
Bevölkerungsüberschuß, verbunden mit Mißernten, trieben Ahrbewohner besonders in den Jahren 1818/19, 1848/49, 1856/57 über den großen Teich nach Amerika. Aber auch im 20. Jahrhundert haben wir einzelne Amerika-Auswanderer zu verzeichnen. Unsere deutschen Auswanderer zeichnen sich auch in ihrer neuen Heimat durch eisernen Fleiß und gewissenhafte Arbeit aus. An ihnen bewährt sich das deutsche Sprichwort: „Sich regen bringt Segen.“ Daher hat ihre Arbeit ihnen Erfolg und eine gesicherte Existenz gebracht. Und in den Briefen finde ich bestätigt, was mir ein Missionar, der einst als Volksschüler zu meinen Füßen saß und der als kirchlicher Visitator Amerika von Kanada im Norden bis zum Feuerland im Süden bereiste: „In Amerika wird viel gearbeitet; aber die fleißigsten und besten Arbeiter sind doch die Deutschen; ihnen folgten die italienischen Auswanderer.“
Zum zweiten Grunde meiner stillen Freude: Unsere Auswanderer haben Heimweh nach Ahrweiler, nach Ahr und Rhein, nach Deutschland. Ihr lieben Auswanderer, dessen braucht Ihr Euch nicht zu schämen, denn ein jeder edle Mensch wird in der Ferne von Heimweh geplagt. Das „Fernweh“ trieb Euch einst in die Fremde. Dort entstand das unauslöschliche Heimweh, das nun zum Fernweh, zur Sehnsucht nach der fernen Heimat geworden ist.
Das prophezeite vor mehr als 100 Jahren der Dichter Ferdinand Freiligrath, dessen Denkmal vor dem Rolandsbogen im Kreise Ahrweiler steht, den deutschen Auswanderern:
„Wie wird es in den fremden Wäldern Euch nach der Heimatberge Grün, nach Deutschlands gelben Weizenfeldern, nach seinen Rebenhügeln ziehn.“
Und zu gleicher Zeit ruft Gottfried Kinkel den Auswanderern aus dem Ahrtal zu:
„So zieht denn hin mit eurem kargen Gut, ein Einzelkorn in jener Völkersaat! Und wenn in Zukunft aus gemischtem Blut ein einig Volk wird, eins in Sinn und Tat, Dann gebt hinzu die keusche deutsche Ehre; dann haltet fest den redlich deutschen Mut. Mit frommem Sinne pflegt des Geist’s Altäre und weckt im kalten Volk der Künste Glut.“
Und diese Mahnung befolgten die Auswanderer des 19. Jahrhunderts! Daß auch die Auswanderer des 20. Jahrhunderts diese Mahnung befolgen, das bestätigen mir die Weihnachtsbriefe des Jahres 1962. So schreibt Hans L ö f f l e r (geb. in Bachern), der als Pionier des Weinbaues nach deutscher Art und Weise in Peru wirkt, von seinem mit Erfolg gekrönten Wirken und von seinem Heimund Fernweh: „Oft haben wir ein Lied gesungen von der schönen sonnigen Ahr.“
Eine Bitte!
Das Kreisarchiv besitzt ein Verzeichnis der Amerika-Auswanderer bis zum Jahre 1896. Um auch ein ähnliches Register für das 20. Jahrhundert aufstellen zu können, bitten wir die Kreisbewohner, die Verwandte und Bekannte in Amerika haben, um Ausfüllung eines Fragebogens, den sie vom Landratsamt durch eine Postkarte anfordern können.