Alexander von Humboldt und die Unkelsteine bei Oberwinter
Der bedeutende Forschungsreisende und Naturgelehrte Alexander von Humboldt (1769 -1859) gilt immer noch als der international bekannteste Deutsche der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit den Ergebnissen seiner berühmten Expeditionen eröffnete er im Bereich der Geographie und Geologie, der Geophysik und Klimakunde, aber auch in der Botanik neue Wissensgebiete. Die Eindrücke seiner großen, fünfjährigen Expedition (1799 -1804) nach Mittel- und Südamerika füllten unter anderem 30 Bände seines bedeutenden Werkes Reise in die Äquinoktialgegenden des neuen Kontinents (erschienen 1805 – 1834). Sie brachten ihm in Europa, aber auch in den bereisten außereuropäischen Ländern beispiellosen Ruhm ein. Gerade in Amerika hat Alexander von Humboldt bis heute wenig von seiner breiten Popularität verloren. Eine Vielzahl geographischer Benennungen rufen dort seinen Namen immer wieder in Erinnerung. So gibt es beispielsweise in Kanada und in den Vereinigten Staaten fast ein Dutzend Ortschaften, die den Namen Humboldt-City tragen. Die Humboldt-Bay, verschiedene Nationalparks, Berge, Flüsse und andere geographisch markante Erscheinungen sind nach ihm benannt. Der große Kaltwassermeeresstrom vor der südamerikanischen Pazifikküste heißt bezeichnenderweise ebenfalls Humboldt-Strom.
Im Vergleich zu den bis dahin vorliegenden, wohl eher zufälligen Kuriositäten- bzw. Notizensammlungen der Reisenden gab Alexander von Humboldt erstmals wissenschaftliche Untersuchungen oder Beschreibungen. Von daher erklärt sich, warum er nicht nur als universell gebildeter Naturgelehrter, sondern vor allem auch als früher Repräsentant einer wissenschaftlichen Geographie das Interesse seiner Zeitgenossen ungewöhnlich stark fesselte.Reise auf dem Mittelrhein
Der großen Reise in die Neue Welt ging eine Anzahl kleinerer Unternehmungen in Europa voraus, bei denen Alexander von Humboldt bereits frühzeitig seine später so beispielhafte Beobachtungs- und Darstellungskunst entwikkelte. Die erste Forschungsreise führte den gerade erst Zwanzigjährigen bezeichnenderweise in das untere Mittelrheingebiet und dabei auch in den heutigen Landkreis Ahrweiler. Umstände, Verlauf und Ergebnisse dieser weniger bekannten, aber forschungsgeschichtlich bemerkenswerten Bildungsfahrt sollen im folgenden etwas näher beleuchtet werden.
Das Studienjahr von Ostern 1789 bis Ostern 1790 verbrachte Alexander von Humboldt an der schon damals sehr gerühmten Universität Göttingen. Die Zeit der Semesterferien wollte er für eine erste selbständige Unternehmung nutzen und brach dazu im September 1789 gemeinsam mit seinem Freund, dem niederländischen Arzt Jan van Geuns, auf, um von Göttingen über Heidelberg, Bruchsal und Mannheim nach Mainz zu gelangen. Die teils zu Fuß, teils auch mit Pferdekutsche durchgeführte Reise war durchaus nicht im Stil der damals üblichen Kavalierstouren angelegt (Meyer-Abich 1992), sondern sollte gleichermaßen zwei Zielen dienen – einem persönlichen und einem sachlichen. Die persönliche Zielsetzung war die Bekanntschaft mit Georg Forster (1754 – 1794), dem bedeutendsten Forschungsreisenden, der damals in Deutschland lebte. Dieser, seit 1788 Kurfürstlich-Mainzischer Hofrat und Bibliothekar, hatte bereits als Jugendlicher zusammen mit seinem Vater, dem Völkerkundler Reinhold Forster, weite Entdeckungsfahrten durch Rußland bis in die kirgisischen Steppen unternommen und konnte 1772 -1775 sogar in offiziellem Auftrag an der zweiten Weltumsegelung des englischen Kapitäns James Cook teilnehmen. Darüber veröffentlichte er 1777 einen zweibändigen Reisebericht {A Voyage round the World), der kurz darauf auch in deutscher Sprache erschien und seinen Autor in der gebildeten Welt landesweit berühmt machte. Gerade diesem Umstand mag Alexander von Humboldts Wunsch entsprungen sein, mit dem bekannten Autor zum Erfahrungsaustausch in näheren Kontakt zu treten. Für den nachfolgenden Frühsommer verabredete man eine gemeinsame Studienreise, in deren Verlauf der junge Humboldt das Niederrheingebiet sowie Teile von Holland, Belgien, Frankreich und Großbritannien näher kennenlernen sollte. Sie fand von April bis Juni 1790 auch tatsächlich statt.Ein berühmter Lehrstreit
Das sachliche Ziel der Humboldt’schen Reise in das Mittelrheingebiet war ein zentrales wissenschaftliches Problem, welches damals die verschiedenen Lehrmeinungen der Geognosie, wie sich die aufstrebende Geologie im ausgehenden 18. Jahrhundert nannte, außerordentlich stark beschäftigte. Es ging dabei um Grundsätze der Gesteinsentstehung, insbesondere der auch damals schon weitläufig bekannten Basalte.
Zwei gegensätzliche Lehrmeinungen beherrschten die Diskussion: Um den bedeutenden Gelehrten Abraham Gottlieb Werner, einem späteren Lehrer Humboldts an der Bergakademie in Freiberg/Sachsen (heute Technische Hochschule), sammelten sich die sogenannten Neptuni-sten, die in enger Anlehnung an den biblischen Schöpfungsbericht die Entstehung aller festen Gesteine aus dem Wasser vertraten. Nach dieser Auffassung sollten sämtliche an der Erdoberfläche anstehenden Festgesteine aus Ablagerungen am Meeresboden bzw. aus getrocknetem Schwemmgut entstanden sein. So faßte man eben auch den in schönen, kantigen Prismen abgesonderten Basalt als Sedimentgestein auf. Zu dieser Auffassung kam Werner vor allem durch Beobachtungen an einer erosiv zerlegten Basaltdecke im Erzgebirge, die von einer Tonschicht überlagert wird. Auch der später durch das Rheinland reisende Johann Wolfgang Goethe schloß sich dieser Einschätzung an. Im Gegensatz dazu lehrten die sogenannten Vulkanisten (mitunter auch Plutonisten genannt) unter Führung von Werners ehemaligem Schüler J. K. W. Voigt die vulkanische Herkunft aller wesentlichen Gesteinsbestandteile der Erdfeste und eben auch der weitverbreiteten Basalte. Diese Gelehrtengruppe berief sich auf eindrückliche, weil unmittelbar beobachtete Beispiele der Gesteinsbildung aus erkaltenden Laven.
Alexander von Humboldt, der bereits in Göttingen eingehende geologische Studien betrieben hatte und daher den erbittert geführten Lehrstreit zwischen Neptunisten und Vulkanisten kannte, setzte sich nun die ehrgeizige Aufgabe, einen eigenen Beitrag zur Problemlösung zu leisten und die mehr erdphilosophische Theorie des Neptunismus, der er übrigens sehr zuneigte, gegenüber dem Vulkanismus erfahrungswissenschaftlich zu überprüfen. Eigens dazu hatte er das nördliche Mittelrheingebiet mit seinen markanten und auch im ausgehenden 18. Jahrhundert schon sehr bekannten Basaltvorkommen ausgewählt. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen legte er in seiner ersten Buchveröffentlichung fest, die er mit Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein mit vorangeschickten, zerstreuten Bemerkungen über den Basalt der altern und neuern Schriftsteller betitelte. Die 126 Druckseiten umfassende Schrift erschien-wir würden heute sagen im handlichen Taschenbuchformat -schon wenige Monate nach Abschluß der Rheinreise in der Druckerei der Schulbuchhandlung in Braunschweig im Jahre 1790 und war mit innigster Freundschaft und Verehrung Georg Forstergewidmet. Ein Buchexemplar, das Humboldt mit einem 25. Juli 1790 aus Mainz datierten Begleitbrief seinem späteren Lehrer Werner nach Freiberg schickte, wird dort heute zusammen mit den übrigen Sammlungsstücken Werners in der Hochschulbibliothek aufbewahrt. Es bildete die Vorlage eines 1991 in Berlin erschienenen Reprints im Originalformat.
Ansicht der noch als Riff aus dem Strom ragenden Unkelsteine (Mitte des 17. Jahrhunderts).
Humboldt und die Unkelsteine
In seinem Buch gibt Alexander von Humboldt eine ausführliche Beschreibung der im Raum Remagen anstehenden und damals schon aufgeschlossenen Basaltvorkommen, zunächst derjenigen auf der rechten Rheinseite nördlich von Linz (Naak bei Ockenfels und Erpeler Ley), dann vor allem des seinerzeit recht imposanten Steinbruchs gegenüber von Unkel beim heutigen Remagen-Unkelbach. Hier gab es früher zwei Basaltaufschlüsse. Das kleinere Vorkommen zog als Basaltriff bis mitten in den Rheinstrom und bildete hier als Unkelstein, der auch bei höherem Wasserstand deutlich sichtbarwar, ein lange Zeit sehr gefürchtetes Schiffahrtshin-dernis. Es ist erst im Zuge des Rheinausbaus zur Großschiffahrtsstraße entfernt worden. Heute markiert hier nur eine grüne Tonne am Rande des Fahrwassers eine immer noch kritische Untiefe. Das größere Vorkommen wurde am ufemahen Talhang in einem größeren Steinbruch abgebaut, dessen Gelände sich unmittelbar nördlich der Unkelbacher Taleinmündung deutlich abzeichnet. Hier befindet sich heute ein Erholungsheim. Von Bonn aus unternahm Alexander von Humboldt im Herbst 1789 seine ersten Geländestudien vor Ort. „Der Unkler Steinbruch ist ohnstreitig, für den Mineralogen, eine der größten Seltenheiten des westlichen Deutschlandes“, schrieb er in seinem Buch, und weiter: „Er liegt nahe am Rheinstrom, Unkel gegenüber. Zwei berühmte Naturforscher, die Herren de Luc und Collini, haben ihn besucht und beide beschrieben. Der erstere versichert, daß er an den Unkeier Basalten erst gelernt habe, wie sich regelmäßige Prismen aneinander fügen. Die Beschreibungen jener gelehrten Reisenden sind sehr voneinander abweichend. Ich will die Hauptfacta aus beiden nebeneinander stellen, und nur das hinzufügen, was ich selbst neues beobachtete.“
Alexander von Humboldt betont nun im folgenden Text ausdrücklich, keine direkten oder indirekten Anzeichen dafür gefunden zu haben, daß Basalt vielleicht doch vulkanischen Ursprungs sei. Vielmehr verweist er darauf, wie sein Lehrmeister Werner auch hier Tonablagerungen entdeckt und damit den Beweis dafür gefunden zu haben, daß der Unkeier Basalt nicht vulkanisch entstanden sein kann. Außerdem verweist er darauf, daß er die Basalte in offensichtlich ungestörter Umgebung fand, ohne erkennbare Anzeichen eines gewaltsamen Durchbruchs der auflagernden Schiefergesteine, den ein Vulkanausbruch unweigerlich hätte schaffen müssen. Diese besonderen Lagerungsverhältnisse des Basaltes, seiner Begleitgesteine, dazu auch häufige, mit bloßem Auge erkennbare Einschlüsse im Gestein und das Auftreten blasiger Hohlräume, die angeblich sogar mit Wasser gefüllt waren, schienen ihm mit der von den Vulkanisten vertretenen feurigen Entstehung schlicht unvereinbar – eine Bewertung, die eine neuere ausführliche Humboldt-Biographie (Meyer-Abich 1992) übrigens falsch wiedergibt. Nicht die Erstarrung der explosiv aus der tieferen Erdkruste hochjagenden Gesteinsschmelze, sondern auch die allmählich verfestigende Abtrocknung einer marinen Ablagerung bildeten nach seiner damaligen Einschätzung das besonders auffällige, säulige Erscheinungsbild des Basaltes.Unterwegs mit Georg Forster
Von der im Frühjahr 1790 gemeinsam mit Georg Forster unternommenen Studienreise gibt es ebenfalls ein bemerkenswertes literarisches Dokument, nämlich Forsters ausführlichen Reisebericht Ansichten vom Niederrhein(erschienen 1771 – 1774). Es gilt als reifstes Werk seines Autors und gleichzeitig als eines der bedeutenderen Beispiele der Reiseliteratur im ausgehenden 18. Jahrhundert. Offenbar hat Alexander von Humboldt anläßlich dieser Rheinreise die Steinbrüche nördlich von Remagen zusammen mit seinem erfahrenen Reisebeglei-tererneutaufgesucht. In Kapitel III (Köln) schreibt Georg Forster nämlich: „Als wir am folgenden Tage unsere Wasserfahrt fortsetzten, kamen wir dem Fleckchen Unkel gegenüber an die merkwürdigen Basaltgruppen, über deren säulenförmige Bildung schon Trembley erstaunte, ohne jedoch etwas von dem Streite zu ahnden, den man seither über ihre Entstehung mit so vieler Wärme geführt hat. {…} Wir wanderten über die Gipfel oder Enden der konvergierenden Säulen und gingen in den Steinbruch, der jetzt eine Flintenschuß weit vom Ufer hinauf-wärts liegt, ob er er sich gleich ehemals bis dicht an das Ufer erstreckte. {…} Das Losbrechen der Säulen sieht gefährlich aus. Es geschieht vermittelst eines spitzen Eisens, das an einem Stocke befestigt ist und das der Arbeiter zwischen die Fugen bringt. Der Sturz ganzer Massen von Säulen hat etwas Fürchterliches, und sobald merkt, daß sie stürzen wollen, rettet sich ein jeder, um nicht beschädigt zu werden. {…} Sowohl auf diesem westlichen als auf dem entgegengesetzten östlichen Ufer des Rheins, bis in das Siebengebirge hinunter, sind diese Basaltbrüche häufig genug, um für die ganze Gegend Bau- und Pflastersteine zu liefern.“
Außerdem nahm er – ganz im Sinne Alexander von Humboldts – Stellung für dessen Deutung der Gesteinsentstehung, denn die Mineralogischen Beobachtungen über einige Basalte am Rheinwaren zum Zeitpunkt dieser Reise bereits erschienen. So beteuert Georg Forster: „Ich bin weit davon entfernt, den Basalt geradezu für eine im Wasser entstandene Gebirgsart zu halten; allein ich gestehe zugleich, daß mir keine von den bisher bekannten Erklärungen derer, die seinen Ursprung vom Feuer herleiten, Genüge leistet, ja, daß mir insbesondere seine Entstehung in den brennenden Schlünden, die wir Vulkane nennen, völlig widersprechend und unmöglich erscheint.“
Wenn sich Alexander von Humboldt in seinem ersten Buch auch zunächst für die Neptunisten und damit klar für die falsche Seite entschieden hat, konnte er sich in seinen späteren Werken von den Werner’schen Theorien lösen und der vulkanischen Entstehung bestimmter Gesteine durchaus zustimmen, unter anderem in seinem gewaltigen, mehr als zweieinhalbtausend Druckseiten umfasseden Werk Kosmos. Entwurf einerphysischen Weltbeschreibung (1845 -1862). In diesem Monumentalwerk befaßt sich Humboldt an mehreren Stellen ausführlich mit der Geologie der Eifel und gibt hier erstmals auch eine sehr zutreffende Definition des berühmten Maarvulkanismus.Basalte im rheinischen Vulkanismus
Nicht erst die moderne Geologie hat längst den sicheren Nachweis dafür erbracht, daß Basalte vulkanisch entstehen. Der literarisch erste Hinweis auf den rheinischen Vulkanismus und die damit ausgeworfenen besonderen Gesteine ist wohl der Schrift De natura fossilium des Georg Agricola (1546) zu entnehmen. Mehrere Quellen des frühen 18. Jahrhunderts (vgl. Langer 1987) belegen, daß man die damals bereits weithin exportierten Eifeler Gesteine Traß (trachytisch-phonolithischer Tuff) aus dem Brohltal sowie die berühmte Osteifeler Mühlsteinlava (basaltischer Tephrit) zutreffend als vulkanisches Material deutete. Heute kann die Geologie sogar genauere Datierungen für den rheinischen Vulkanismus vornehmen, der in der Eifel mehrere zeitlich unterscheidbare Ausbruchsfelder hinterlassen hat. Der ältere, tertiärzeitliche Ausbruchszyklus setzte vor rund 45 Millionen Jahren ein und hinterließ die landschaftlich so markante Hocheifel mit dem Hohe Acht-Bergland, das zu großen Teilen zum Landkreis Ahrweiler gehört, während die jüngere Ausbruchsfolge erst vor etwa 25 Millionen Jahren begann und das Siebengebirge schuf. Die ungefähre Grenze zwischen dem Hocheifeler und dem Siebengebirgs-Vulkanfeld bildet das Ahrtal – die Landskrone nahe dem Talausgang des Ahrtales oder der Scheidskopf oberhalb von Remagen sind nach modernerAuffassung ebenso Bestandteil des Siebengebirgs-Vulkanfeldes wie der Ausbruchspunkt Rolandsbogen oder die von Alexander von Humboldt im unteren Mittelrheintal näher untersuchten Basaltvorkommen.
Die jüngeren Hangendschichten über dem Re-magener Basaltvorkommen bestehen aus Resten einer ehemals wohl noch mächtigeren Lößbedeckung, die aus der letzten Kaltzeit (Würm-Eiszeit) stammt. Wenige Jahre nach dem Besuch des Aufschlusses durch Alexander von Humboldt und seine Begleiter hat Goethes Jugendfreund, der Paläontologe Johann Heinrich Merck, in diesen Schichten eine bemerkenswerte fossile Wirbeltierfauna entdeckt und genauer beschrieben. Fundstücke davon, darunter auch Reste von Mammut und anderer Tiere aus der damaligen mittelrheinischen Fauna werden heute im Museum des Paläontologischen Instituts der Universität Bonn aufbewahrt. Sie sind später Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen. Der Basaltaufschluß Unkelstein stand dann im Zusammenhang mit einem abbaubedingten, katastrophalen Bergrutsch (1846) noch einmal im Mittelpunkt des Interesses (Kleinpass 1996).
Dichteverteilung vulkanischer Ausbruchspunkte im Landkreis Ahrweiler und Alterstellung
einzelner datierter Vulkane (in Mio. Jahren): Die basaltische Unkelsteine gehören dem Siebengebirgsvulkanismus an, der vom älteren Hocheifelvulkanismus zeitlich klar getrennt ist. Verändert nach Meyer (1994).
Sieht man einmal vom engeren Sachgehalt der geologischen Studie des jungen Alexander von Humboldts über die Basalte bei Remagen zum Streitpunkt ihrer vulkanischen oder nichtvulkanischen Herkunft ab, so ist davon abgesehen wissenschaftsgeschichtlich von besonderer Bedeutung, daß hier die uns heute selbstverständliche, in den Geowissenschaften vor zweihundert Jahren aber keineswegs verbreitete Methode der Grundlegung wissenschaftlicher Stellungnahmen auf Erfahrung und Experiment prak-tiziert wird. Bemerkenswert ist auch, daß Humboldt seine Untersuchungen vor Ort nicht nur auf mineralogische (heute würde man sagen petrographische) Fragen beschränkt, sondern andere Blickrichtungen und Feststellungen einbezieht. So finden sich in den Mineralogischen Beobachtungen überaus interessante Hinweise auch zur Flora der untersuchten mittelrheinischen Basaltfelsen und Vergleiche mit Notizen vom Hohen Meißner, wo Humboldt sich schon einmal theoretisch und praktisch mit dem Basaltproblem befaßt hatte. Gerade diese Art, mit verschiedenen Ansätzen vorzugehen und sich nicht nur auf ein einzelnes, enger umschriebenes Gebiet zu beschränken, zeichnet Humboldts universales Lebenswerk aus. So kann man mit gewisser Befriedigung feststellen, daß die erste in Buchform gedruckte wissenschaftliche Arbeit dieses immer noch sehr bedeutenden Naturgelehrten Forschungs- und Beobachtungsergebnisse gerade aus unserem Raum beinhaltet.
Literatur:
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Kremer, B P. (Hrsg ): Naturführer Bonn und Umgebung. Bonn 1993 Langer, W: Britische Geologen in Bonn. Bonner Geschichtsötätter 25, 199-211 (1973).
Langer, W Neues und wenig Bekanntes zur frühen geologischen Erforschung des Mittelrheingebietes und der Eitel. Rhein. Heimatpfl. 15. 112-115(1978)
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Schwarze. G.: Ueber das Vorkommen fossiler Knochen am Unkelstein. Verhandl. Naturhist. Ver. Preuss. Rheinlande u. Westf. 36. 107-142 (1879).
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