„Adde“ wie es lacht und schmunzelt!
„Adde“ wie es lacht und schmunzelt!
Karlheinz Korden
Die oft geschmähten Eifeler sind gar nicht so hinter dem Mond, wie man es ihnen gerne anhängt, denn in einem klugen Buch steht unter „E“, wie Eifel: „Eifeler, kleines, listiges Bergvölkchen!“
Listig waren sie sicher allemal, wenn es darum ging, sich Erleichterung im harten Daseinskampf zu verschaffen, denn das Leben in der Eifel war immer hart und die spärlichen Groschen wurden sehr oft in schwieligen Händen umgedreht, bevor man sie schweren Herzens ausgab.
So mag auch das ältere Weiblein aus dem Hinterland von Adenau gedacht haben, als es nicht umhin kam, für das Patenkind etwas zur Erstkommunion zu erstehen. Der Kleine wollte sicher schon im jugendlichen Alter höher hinaus, fühlte sich zu Besserem berufen, denn er interessierte sich sehr für die Geographie und so war sein Wunsch einen Globus zu besitzen. Überliefert ist die Geschichte, doch den Namen verschweige man fairerweise. Besagte ältere Dame betrat also ein einschlägiges Geschäft in der Johanniterstadt Adenau, wo ein solch rundes Gebilde im Schaufenster zu erblicken war. Als sie ihren Wunsch vortrug, erklärte der freundliche Ladeninhaber ihr, daß es solche Erdkugeln in allen Größen und Preislagen, mit und ohne Beleuchtung gebe. Nun war guter Rat teuer! Aber nach kurzer Überlegung traf sie ihre Entscheidung und erklärte strahlend: „Et jenücht at en Globus vom Kreis Ahrweiler!“ Ob später das Patenkind der Tante Nachhilfeunterricht erteilt hat, ist nicht überliefert.
Überliefert ist auch jene Episode, die sich in Adenau zutrug, als das Eifelstädtchen noch über einen Bahnhof verfügte. Eine Frau aus Fuchshofen hatte in Adenau den Markt besucht und wollte mit der Eisenbahn wieder in ihr Heimatdorf zurückfahren. Am Bahnhof versah Hans L. hinter dem Schalter seinen Dienst, mit roter Mütze versehen. Die schmucke Uniform machte offensichtlich auf das Eifelweiblein wenig Eindruck, denn sie erkundigte sich bei dem Beamten: „Sach ens, wann fiehet de nächste Zuch no Fußhove?“ (Sag mal, wann fährt der nächste Zug nach Fuchshofen?) Der Beamtenfinger glitt über den Fahrplan und höflich antwortete er ihr: „Um 14.28 Uhr!“ Worauf der Reisenden der Kamm schwoll und sie den verdutzten Bahnhofsvorsteher anmotzte: „Dausolls dech Jet schamme, aal Fraue ze veaasche! Meenste, ech wöß net, dat de Aue nur bös zwölef jeht?“ (Du sollst Dich etwas schämen, alte Frauen zu veräppeln, meinst Du ich wüßte nicht, daß die Uhr nur bis zwölf geht?
Sicher verkörperte der Bahnbeamte nicht jene Respektsperson wie beispielsweise ein gestrenger Richter am königlichen Amtsgericht, feierlich in schwarze Robe gekleidet. Auch hiervor hatte der Eifeler eine angeborene Scheu und mit „dene Haare“ wollte man lieber nichts zu tun haben. Aber selbst der bravste Eifelbürger konnte nicht dagegen gefeit sein, plötzlich vor den Schranken des Gerichts, sei es als Angeklagter, als Partei oder als Zeuge zu erscheinen.
Überliefert ist auch jene Episode aus der nicht rosigen Nachkriegszeit: Vor den Schranken des Gerichts in Adenau stand damals, zerknirscht und reumütig jener zitternde Zeitgenosse, dem Justitia vorwarf, ein Fahrrad entwendet zu haben. Die ungewohnten „Schwarzkittel“ ließen den armen Sünder schier an das jüngste Gericht glauben und mit schwitzenden Fingern drehte er hilflos seine speckige Mütze. Sein Verteidiger glättete würdevoll die Robe und hüb zu mildeheischenden Worten an: „Hohes Gericht“, tönte der Advokat, „mein Mandant kommt ahnungslos des Weges und erblickt das einsame Fahrrad, das an der Friedhofsmauer lehnt und nimmt es mit“. Mit erhobener Stimme fährt er fort: „Hohes Gericht, mußte mein Mandant nicht annehmen, daß der Besitzer dieses Fahrrades auf jenem stillen Gottesacker ruht?“ – Wie das Urteil ausfiel, ist leider nicht überliefert.
Da man gerade von der Adenauer Gerichtsbarkeit redet, sei auch jener denkwürdige Kommentar nicht verschwiegen, den ein biederes Bäuerlein in einem Zivilprozeß zitierte, als er dem Vorsitzenden erläuterte: „Angenommen, Herr Richter, Ihr wäret die Sau, und Ihr kämt in meinen Garten wühlen, Euch schlug ich vor den Kopp!!“.
Viele „Verzellche“ sind überliefert, die zum Lachen oder Schmunzeln Anlaß geben, spricht doch aus ihnen unverkennbar die Mentalität unserer Vorfahren. Sind auch im Eifeler Land Originale wie „Bläke-Fritz“ verstorben, so lebt doch ihr Mutterwitz in der Überlieferung fort und ist wert, der Nachwelt erhalten zu bleiben.Content-Disposition: form-data; name=“hjb1994.53.htm“; filename=““ Content-Type: application/octet-stream