Burgen und Schlösser
Eine Übersicht zur 900jährigen Burgengeschichte im Kreis Ahrweiler
Matthias Röcke
Der Kreis Ahrweiler ist reich an Burgen und Schlössern. Höhenburgen, Wasserburgen und Wasserschlösser, schloßartige Villen und kleine Schlösser, herrschaftliche Gutshöfe und der Typ des Burghauses finden sich in der vielgestaltigen Landschaft am Rhein und in der Eifel. Die ältesten Anlagen reichen bis in das Jahr 1081 zurück (Saffenburg), das jüngste Schloß wurde erst 1908 vollendet (Ernich). Und dabei sind nur die mitgezählt, die heute in irgendeiner Form noch sichtbar sind. Fußend auf meinem Buch »Burgen und Schlösser zwischen Ahr und Brohlbach«, Köln, 1984, habe ich hier katalogartig die Burgen und Schlösser im Kreis Ahrweiler zusammengestellt und dabei den heutigen baulichen Zustand kurz beschrieben. Die Feststellungen dazu beruhen auf Augenschein, Gesprächen mit den Eigentümern der Anlagen und mit Fachbehörden.
Geordnet sind die Burgen und Schlösser nach dem Alter. Wurde eine Anlage im Laufe der Geschichte durch eine völlig neue ersetzt, so ist deren Erbauungsjahr angegeben. Gab es nur Umbauten, so gilt das erste Erbauungsjahr beziehungsweise die erste urkundliche Erwähnung.
Saffenburg
Höhenburg im Ahrtal, erstmals erwähnt im Jahre 1081 und damit älteste Burg dieser Aufstellung. 1704 wurde sie geschleift. Als Abschnittsburg zieht sie sich über 260 Meter in der Länge über die Anhöhe. An der höchsten Stelle ist sie 80 Meter breit. Erhalten sind meist Grundmauern, die scheinbar nahtlos in den Felsen übergehen. An einigen Stellen zeigen nur noch Böschungen an, wo früher eine Mauer verlief. Alle Mauerreste sind gesichert, die Anlage ist gut begehbar.
Burg Olbrück
Höhenburg im Brohltal, erste Erwähnung 1112, Reste der ursprünglichen Anlage vorhanden, insgesamt in schlechtem Zustand. Mutwillige Zerstörungen ungebetener Besucher und Witterungseinflüsse vermindern von Jahr zu Jahr sichtlich den Bestand. Weitere Gefahr droht der bedeutenden Burg durch Baupläne des Eigentümers innerhalb des Burgareals. Das »Sorgenkind« der Burgen.
Burg Are
Höhenburg im Ahrtal, erste Nennung 1121, 1714 zerstört, Sicherungs- und Aufräumungsarbeiten in den vergangenen drei Jahren, von der Gemeinde, dem Verkehrsverein, dem Bürgerverein und dem MGV »Frische Lunge« durchgeführt, zeigen Wirkung. Nachdem vorher deutliche Verfallserscheinungen festzustellen waren, ist die Burg heute gut abgesichert und in der Bausubstanz befestigt.
Burg Rolandseck
Höhenburg am Rhein, erstmals erwähnt 1122, Ruine seit Ende des 17. Jahrhunderts, Rolandsbogen 1840 neu errichtet. Gesichertes Mauerwerk, teilweise überwachsen.
Burg Rheineck
Höhenburg am Rhein, erstmals erwähnt 1129. Neubau unter Verwendung alter Bausubstanz in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, fußend auf dem alten Grundriß. Der heutige Besitzer ließ die Burg 1977 grundlegend restaurieren und hat ihren Bestand für lange Zeit gesichert. Der Nachteil dieser Entwicklung: die Burg Rheineck ist ausschließlich privat genutzt, Seilbahn und Ausflugslokal sind nur noch Vergangenheit.
Ruine Wensburg aus der Nähe betrachtet: Wie lange wird der Torbogen noch stehen?
Nürburg
Höhenburg in der Eitel, 1150 erstmals erwähnt. (Vorgängerbau 1107). Vorbildliche Restaurierung durch das Land Rheinland-Pfalz, alle Mauern wurden gesichert, wie man sie vor den Arbeiten angetroffen hatte. Ergänzt wurden lediglich die Dächer der kleineren Türme. Sehr gute Übersichtlichkeit der Anlage.
Aremberg
Höhenburg in der Eifel, 1166 zum ersten Mal erwähnt. Im 17. Jahrhundert Umbau zur Festung, um 1720 Umbau zum Schloß, zu Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Aus allen drei Bauperioden sind Reste erhalten, so der Burggraben mit Mauer, Bastionen der Festung und zwölf Linden, akkurat in einer Reihe gepflanzt, aus dem Schloßgarten. Alles ist von der Natur überdeckt und wächst mehr und mehr zu. Ein gespenstisches Bild.
Burg Kempenich
Höhenburg in der Eifel, erste Erwähnung um 1200. Mauerreste von Gestrüpp überwuchert, tiefer Graben wächst allmählich zu. Wohnhaus aus den 20er Jahren stört den Gesamteindruck. Schlechter Zustand.
Burg Bodendorf
Wasserburg im unteren Ahrtal. Erste Erwähnung 1202. Wesentlicher Umbau 1752. Insgesamt in gutem Zustand, als Wohnraum genutzt.
Burg Landskron
Höhenburg im unteren Ahrtal, erbaut 1206. 1677 abgebrochen. Die Mauern sind gesichert, dennoch sind Zerfallserscheinungen erkennbar. Nur noch wenige Reste erhalten.
Burg Pützfeld
Wasserburg im Ahrtal, erste Erwähnung um 1222. Wenige Mauerreste, vor einigen Jahren bei einer nicht genehmigten Grabung durch die Gemeinde teilweise freigelegt. Sehr schlechter Zustand, ständiger Zerfall.
Burg Sinzig
Neugotisches Schloß in Sinzig mit Resten einer Wasserburg. Als Burg erstmals erwähnt 1337. Zerstörung der dann schon schloßartigen Burg 1689. Von 1856 bis 1859 Bau des heutigen Schlosses unter Einbeziehung der Reste. Dank der Nutzung durch die Stadt Sinzig für Repräsentationszwecke und als Standort des Heimatmuseums in gutem Zustand.
Zehnthof Sinzig
Herrschaftlicher Hof im Stadtkern von Sinzig, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1340, erste Bebauung an dieser Stelle 855. Der heutige Bestand ist aus dem Jahre 1697 und 1740 (Barockteil). 1872 wurde die neugotische Villa angefügt. Zehnthof und Villa sind in einem ausgezeichneten Zustand, nachdem der heutige Besitzer als wahrer Mäzen die Anlage restauriert hat, die er 1979 in ganz schlechtem Zustand, teilweise schon abgerissen, übernommen hatte.
Zwölf Linden, akurat in einer Reihe — Erinnerung an den Garten des ehemaligen Schlosses Aremberg
Immer weniger bleibt übrig vom Rittersitz Pützfeld
Vor dem Untergang gerettet und für Generationen gesichert: Burghaus Burgsahr
Burg Kreuzberg
Höhenburg im Ahrtal, 1343 erstmals erwähnt. Bestand teilweise aus der Gründungszeit (Turm). Die Burg ist seit 1690 im Besitz derselben Familie. Die Anlage wird ständig unterhalten und ist, von den Eigentümern bewohnt, in gutem Zustand.
Wensburg
Höhenburg im üerstal, erste Erwähnung 1401. Eingang, Turm und Umfassungsmauern noch vorhanden, aber in schlechtem Zustand. Der Bestand nimmt von Jahr zu Jahr sichtlich ab. Obwohl der Turm noch ein Dach hat, ist er ruinös.
Burg Vettelhoven
Herrschaftlicher Hof mit Resten einer Burg (Ersterwähnung 1248, heutiger Burgbestand mindestens von 1539). Die Bausubstanz ist nicht schlecht, die Erhaltung der Anlage macht dem heutigen Besitzer langfristig jedoch Sorgen.
Haus Vehn
Herrschaftlicher Gutshof in Sinzig-Löhndorf, älteste erhaltene Gebäude von 1573, erste Erwähnung 1019. In gutem Zustand, bewohnt und bewirtschaftet, Sommersitz der Eigentümer.
Burghaus Burgsahr
Burghaus im Sahrtal, heutiger Bestand aus dem 17. Jahrhundert. Mitte der siebziger Jahre durch gründliche Restaurierung vor dem Untergang gerettet.
Schloß Schweppenburg
Schloß im unteren Brohltal aus dem Jahre 1639. Als Burg 1365 erstmals erwähnt, Burganlage 1785 niedergelegt. Gute Bausubstanz trotz löcheriger Putzschicht. Unterhaltung macht den Eigentümern viel Mühe.
Auch sie gehört zum vorbildlich restaurierten Sinziger Zehnthof: Die neugotische Villa von 1872
Fotos: Kreisbildstelle
Burg Lantershofen
Herrschaftlicher Hof (Wasserburg möglicherweise 1378) auf der Grafschaft. Heutiger Bestand von 1708 und jünger. (Turm vielleicht älter). Nach 1945 in einigen Bereichen gefühlvoll ergänzt. Die Anlage ist in gutem Zustand und wird als Studienhaus und Pfarrhaus genutzt.
Rentmeisterhof Neuenahr
Herrschaftlicher Hof in Bad Neuenahr von 1710. Heute in vorbildlichem Zustand und beispielhaft genutzt als Stadtbibliothek von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Restaurierung in den siebziger Jahren.
Schloß Burgbrohl
Schloß oberhalb des Ortes, 1731 erbaut, Burg (Reste vorhanden) 1112 erstmals erwähnt. Als Wohnraum genutzt, guter Zustand. Frühere Vorburg durch jüngere Neubauten optisch zerstört.
Schloß Ahrenthal
Wasserschloß im Harbachtal, ältester erhaltener Teil sind die Vorgebäude (1750), Schloß von 1890, erste Erwähnung 1336. Die Unterhaltung der Anlage macht dem Eigentümer Sorgen, Risse in den vier Türmen lassen befürchten, daß die Statik nicht stimmt. Zur Zeit als Wohnraum genutzt.
Schloß Gelsdorf
Wasserschloß auf der Grafschaft aus dem Jahre 1766 (Burg 1336 erwähnt). Am 19. Juli 1979 unter nie geklärten Umständen abgebrannt und vom neuen Besitzer mit großem Aufwand und auf eigenes Risiko wieder aufgebaut (1985).
Ähnlich wie beim Sinziger Zehnthof Rettung eines schon verloren geglaubten Denkmals durch Privathand. Heute als Mietobjekt genutzt.
Haus Vischel
Herrschaftlicher Hof von 1829 (Burgbebauung schon vor 1115). Vom Eigentümer seit 1968 restauriert und in einen Zustand versetzt, der dem des 18. bis 19. Jahrhunderts entspricht. Mittelalterliche Grundmauern und Wassergraben vorhanden.
Schloß Marienfels
Schloßartige Villa am Rhein aus dem Jahr 1849 im neugotischen Stil. Architekt war Dom-baumeister Zwirner. Der heutige Besitzer restaurierte die Villa und sicherte sie für lange Zeit, gestaltete aber die Außenflächen sehr eigenwillig mit Stilelementen verschiedenster Epochen.
Schloß Vettelhoven
Herrschaftliche Villa aus dem Jahre 1890 auf der Grafschaft. Keine einheitliche Stilrichtung. Nachdem Anfang der siebziger Jahre der Abriß vorgesehen war, kaufte es einige Jahre später der heutige Besitzer und machte es zu seinem Wohnsitz. Gründliche Restaurierung sicherte das Schloß für lange Zeit.
Schloß Brohleck
Villenartiger Schloßbau oberhalb von Brohl von 1891 (als Burg erste Erwähnung 1325). Bausubstanz ist nach Auskunft des Eigentümers gut, die ganze Anlage macht einen wenig gepflegten Eindruck. Als Wohnraum genutzt.
Schloß Ernich
Schloßbau auf der Rheinhöhe von 1908 in an Renaissanceschlösser angelehntem Stil. Als Residenz des französischen Botschafters in sehr gutem Zustand gehalten. Einzige sichtbare Veränderung aus jüngster Zeit: eine schiebbare Panzerglaswand an Stelle der alten Eingangstür zum Garten hin.