Schon jetzt ein Magnet für Naturfreunde
Naturkundemuseum Maria Laach im früheren Jugendheim St. Winfrid
Rainer Kresse
Da hat er sich einen Lebenstraum erfüllt – und zugleich eine Lebensaufgabe geschaffen. Klaus Ullenbruch hat sein eigenes Museum. Eines, das sich mit anderen Einrichtungen gleicher Art durchaus messen kann. Ein Naturkunde-Museum, dessen Ziel es ist, die Tierwelt unserer Heimat möglichst komplett vorzustellen, das heißt, auch die Tiere noch einmal zu zeigen, die in der freien Natur längst ausgestorben sind oder nur noch in verschwindend geringer Zahl auftreten, unter Naturschutz stehen. Natürlich sollen auch solche Gattungen nicht fehlen, die in unseren Breiten nicht vorkommen, Löwen, Tiger, Zebras und andere, doch das Schwergewicht des Ullenbruchschen Naturkunde-Museums liegt zweifellos bei der heimischen Fauna.
Klaus Ullenbruch und seine Frau Annelie, die beiden Söhne Michael und Klaus sind der Natur seit langem eng verbunden. Sie haben gemeinsam daran gewirkt, ihr Anliegen ihren Mitmenschen zu vermitteln. Klaus Ullenbruch, 1945 bei Mainz geboren, absolvierte acht Jahre Volksschule in Bell, drei Jahre landwirtschaftliche Lehre und drei Jahre Berufsschule in Mayen sowie zwei Semester an der Landwirtschaftsschule in Andernach. Landwirt sollte und wollte er zunächst werden und arbeitete im elterlichen Betrieb in Bell -den Bauernhof bewirtschaftet er auch heute noch.
Im Jahre 1968 begann Klaus Ullenbruch zunächst als Autodidakt eine Ausbildung als Präparator. Von 1973 bis 1976 war er angestellter Präparator am weltberühmten Museum König in Bonn, und diesem Institut ist er auch heute noch eng verbunden, pflegt gute Kontakte. In dieser Zeit nahm Klaus Ullenbruch an zwei längeren Forschungsreisen in die Sahara und den Senegal teil, arbeitet dabei vor Ort als Präparator. Die Prüfung zum »Zoologischen Präparator« legte er 1974 am Museum für Naturkunde in Münster/Westfalen ab. Drei Jahre später machte sich Ullenbruch in Bell selbständig. Er gründete einen eigenen Betrieb, in dem mittlerweile fünf Präparatoren beschäftigt sind. Im Lebenslauf ein weiteres wichtiges Datum: 1981 bestand Klaus Ullenbruch vor der Städtischen Gewerblichen Berufsfachschule in Bochum die Prüfung als »Staatlich geprüfter technischer Assistent, Fachrichtung Präparationstechnik«. Die ersten Überlegungen, ein Museum einzurichten, nahmen Gestalt an. Ursprünglich, so war gedacht, sollte mit einem Umbau der großen Scheune Raum geschaffen werden, um hier die über viele Jahre zusammengetragenen und gekauften Tiere auszustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber in Bell? Die Ullenbruchs sahen da einige Probleme, was die erwartete Öffentlichkeit, den Fremdenverkehr, den Zuspruch zu einem solchen Museum anbelangt.
Das frühere Jugendheim St. Winfrid des Kloster Maria Laach – Klaus Ullenbruch war schon oft daran vorbeigefahren – entsprach seinen Vorstellungen. Es war groß, stand leer und war überaus geeignet für die Einrichtung eines Museums. Er erkundigte sich und erfuhr, daß dieses Haus zu mieten ist. Eines Tages kam er nach Hause, so weiß seine Frau Annelie zu berichten, und erklärte: »Ich weiß was wir machen, wir machen da ein Museum«. Das Gebäude war vorher eine Jugendherberge, Tagungsstätte, Einrichtung für Freizeiten, im Sinne der deutsch-französischen Jugendbegegnung vom Kloster Maria Laach 1953 gebaut. Seit geraumer Zeit stand es leer. Die ersten Verhandlungen mit der Klosterverwaltung Maria Laach wurden 1983 aufgenommen und bis zum 1. Mai 1984 waren alle Fragen und Schwierigkeiten zu aller Zufriedenheit geklärt; ein langfristiger Pachtvertrag wurde unterzeichnet, die Planungs-, Umbau- und Einrichtungsarbeiten konnten beginnen. Sie sollten zwei Jahre dauern.
Die Diaramen sind eine besondere Attraktion im Naturkundemuseum: Ob sommerliche Eifellandschaft…
Am 2. Mai 1986 ging mit der Eröffnung des Museums ein Wunschtraum in Erfüllung. Auf über 1000 Quadratmeter werden den Besuchern rund 300 Vögel, etwa 100 Säugetiere und ca. 400 Schmetterlinge gezeigt. Ergänzt wird das alles durch eine umfangreiche Gesteins- und Mineraliensammlung, größtenteils aus den heimischen Gefilden. Besonders eindrucksvoll ist die Präsentation der Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen, in Dioramen. Das sind Landschaftsnachbildungen, die veranschaulichen, in welcher Umgebung die verschiedenen Tiere leben, wie sie sich den äußeren Umständen anpassen, sich einfügen in das große Ganze.
Das Gebiet um den Laacher See, die Uferregionen, die Hänge und Wälder mit ihrer Tierwelt sind naturgemäß besonders stark vertreten.
Der Gedanke, Natur ins Haus zu bringen, Lebensbilder zu erhalten, die draußen in einigen Jahren möglicherweise nicht mehr zu finden sind, ist eine der grundlegenden Ideen, die hinter den Aktivitäten von Klaus Ullenbruch und seiner mithelfenden Familie steht.
. . . oder Schwarzwild im Eifelwinter.
In diesem Zusammenhang ist wichtig zu wissen, und eine große Tafel verkündet das auch gleich am Eingang, daß keines der Tiere, die hier ausgestellt werden, getötet wurde, um dann als Museumsstück aufzutauchen. Alle Tiere wurden entweder Opfer des Straßenverkehrs oder verstarben in Gefangenschaft eines natürlichen Todes.
Die Auswirkungen, die unser modernes Leben auf die Tierwelt hat, sind zum Teil erschreckend in ihrer Brutalität, auch das zeigt Klaus Ullenbruch in seinem Museum. Da ist das Bild der Katze, die an einem Plastikring ebenso erstickt, wie der Fuchs in der alten Milchkanne, die irgendwer auf den Müll geworfen hat. Schockierend das präparierte Rehkitz, das Opfer eines Kreiselmähers geworden ist. Nahezu romantisch dagegen die Dioramen mit den Wasservögeln am Laacher See oder gar die Darstellung der Tiere, die sich in Haus und Hof aufhalten, unbemerkt meistens. »Eigentlich dachten wir, daß sei völlig überflüssig, aber hier bleiben die meisten Leute stehen«, wundert sich Annelie Ullenbruch, für die Mäuse und Siebenschläfer keine Besonderheit sind wie für viele Kinder aus den Städten.
Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlungen sind die Vögel. In großer Zahl präsentieren sich die einheimischen Greifvögel. Seltene Falken, Bussarde, Eulen, aber auch die Wasservögel, die am Laacher See in großer Vielfalt vorkommen. Dieser Präsentation zur Seite stehen Anregungen für den artgerechten Nistbau, den Menschen für ihre gefiederten Freunde bereitstellen können.
»Fertig« wird dieses Museum wahrscheinlich nie, das ist die feste Überzeugung der Ullenbruchs. Sie haben sich auch für die Zukunft noch einiges vorgenommen. Klaus Ullenbruch schwebt vor, auch die Frühgeschichte vor Augen zu führen, urzeitliche Tiere im Modell zu präsentieren, die Evolution, die Entwicklung der Arten darzustellen. Eine Aufgabe, ähnlich umfassend und kostenintensiv wie das bisherige Unternehmen, in das die Familie schon rund eine halbe Million Mark investierte – ohne staatliche Zuschüsse, die es für dieses Privatunternehmen nicht gab. Das naturkundliche Museum »St. Winfrid« Maria Laach ist täglich geöffnet von 9.30 bis 18 Uhr. Fuß- und Zufahrtsweg sind ausgeschildert. Parkplätze gibt es in Hausnähe. Erwachsene zahlen drei, Kinder zwei Mark Eintritt.
Besonderen lokalen Bezug hat das Diarama mit der Vogelwelt des Laacher Seeufers.
Fotos: Kreisbildstelle