Ärztliche Fortbildungskongresse in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Ein Weg zur besseren Krebsnachsorge
Prof. Dr. Horst Bourmer
Das Informationsbedürfnis der Patienten ist in den letzten Jahren begründeterweise wie auch berechtigterweise gestiegen. Aus diesem Grunde hat sich bereits 1979 der Hartmannbund entschlossen, pluralistische Fortbildungskongresse, die diesem Patientenwunsch gerecht werden, zu organisieren. Mit seiner Zielsetzung konnte er auch die verstorbene Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Dr. Mildred Scheel, gewinnen. Auf der Grundlage gleicher Intentionen, und nachdem eine gemeinsame Konzeption entwickelt werden konnte, finden nun seit 1980 regelmäßig in Bad Neuenahr Fortbildungskongresse zur Krebsnachsorge statt.
Als Kongreßort wurde Bad Neuenahr ausgewählt, ja es bot sich geradezu an, wegen seiner Nähe zu Bonn, dem organisatorischen Entgegenkommen seiner Stadt- und Kurverwaltung und schließlich wurde die Wahl noch erleichtert, da Natur und Gastronomie dieser Stadt einen Rahmen bieten, der sich auch für ärztliche Veranstaltungen hervorragend eignet. Inzwischen sind die Bad Neuenahrer Kongresse ein selbstverständlicher Bestandteil der pluralistischen Fortbildung, wobei »pluralistisch« beinhaltet, daß es sich keineswegs um rein ärztliche wissenschaftliche Allgemein- oder Fachkongresse handelt, sondern daß hier – und das ist die Besonderheit von Bad Neuenahr – auch Betroffene, Selbsthilfegruppen, Mediziner in klinischen Berufen mit Wissenschaftlern, niedergelassenen Ärzten gleichberechtigt diskutieren und sich nicht nur medizinisch-wissenschaftlich mit der Krebsproblematik kritisch auseinander setzen, sondern auch die psycho-sozialen Probleme der Betroffenen berücksichtigen.
Verleihung der Hartmann-Thieding-Medaille durch Prof. Dr. Horst Bourmer an Frau Ursula Schmidt, Vorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, im Kurhaus Bad Neuenahr.
Foto: Archiv
Diese psychosoziale Problemstellung bedeutet für den Krebspatienten, daß er lernen muß, mit der permanenten Angst zu leben und dabei den Kontakt zur Umwelt nicht zu verlieren. Aus diesem Grunde werden auch Familienangehörige von Krebsbetroffenen an unseren Kongressen beteiligt. Dies galt insbesondere für den 3. KREBSNACHSORGE-Kongreß im November 1982 und für den 7. Fortbildungskongreß KREBSNACHSORGE im Jahre 1986 auf denen die kinderonkologischen Probleme, bei denen Familientherapie ein wichtiger Schwerpunkt ist, behandelt wurden. So hat sich Bad Neuenahr zu einem Informationszentrum für Patienten, Selbsthilfegruppen, medizinische Komplementärberufe und spezialisierte Ärzte an Tumorzentren und in der niedergelassenen Praxis entwickelt – ein Forum, das sich zunehmender Akzeptanz erfreut und dessen Zusammensetzung inzwischen ein Optimum erreicht hat: Die jährliche Kongreßteilnahme setzt sich zu einem Drittel aus Wissenschaftlern und Ärzten, zu einem anderen Drittel aus Betroffenen in Selbsthilfegruppen und zu einem weiteren Drittel aus Mitarbeitern von Krebsorganisationen und medizinischen Komplementärberufen zusammen.
Daß diese Zusammenarbeit im Team auch in die Praxis – die niedergelassene wie auch die klinische – umgesetzt werden soll, zugunsten einer besseren psychosozialen und medizinischen Rehabilitation und Nachsorge krebskranker Menschen, dafür sollen die jährlichen Bad Neuenahrer Kongresse weiterhin Signale setzen.