Johann Jacobs (1868-1914) zum Gedenken
Lehrer, Naturforscher, Dichter des Brohltal-Liedes Carl Bertram Hommen
Das Brohltal wird im Jahre 1988 in besonderer Weise des Hauptlehrers Johann Jacobs gedenken, eines Mannes, der sich in seinem Leben und Wirken um die Menschen dieser Region in mannigfaltiger Hinsicht verdient gemacht hat. Über zwei Jahrzehnte war er bis zu seinem frühen Tod im Alter von nur 46 Jahren hier als engagierter Volksschullehrer tätig. In dieser Zeit hat er sich, obwohl kein studierter Geologe, durch seine Forschungen als profunder Kenner der Laacher Vulkan-Welt einen hochgeachteten Namen in der wissenschaftlichen Welt gemacht. Seiner zweiten Heimat schenkte er in seinem 1907 für den Eifelverein geschriebenen ersten »Führer durch das Brohltal und die angrenzenden Gebiete« auch den Text des »Brohltal-Liedes«, das zum Heimatlied des Tals und seiner Gemeinden wurde und es bis heute geblieben ist.
Hauptlehrer Johann Jacobs. Ölportrait von Josef Krahforst (Brohl)
im Besitz der Familie
Johann Jacobs wurde vor 120 Jahren am 13. Juli 1868 in Peterswald auf dem Hunsrück geboren. Nach dem Besuch des Königlichen Schullehrer-Seminars zu Boppard trat der gerade zwanzigjährige Schulamts-Candidat am 16. Oktober 1888 in Niederzissen seine erste Stelle als Volksschullehrer an. Hier wirkte er dann siebzehn Jahre, bis er zum 1. August 1905 als Hauptlehrer nach Brohl versetzt wurde, wo ihn bereits neun Jahre später ein plötzlicher Tod am 12. November 1914 seiner Familie und seinem großen Freundeskreis entriß. Die große Liebe des Lehrers Johann Jacobs galt neben seinem Beruf und der Musik der Geologie. In jungen Jahren hatte ihn sein älterer Bruder Peter Josef, der wie er Lehrer geworden war, ins Studium der Natur eingeführt. Mit ihm durchforschte er als eifriger Geologie-und Botanik-Schüler die deutschen Lande bis zur Nordsee.
Von Niederzissen aus, wo er sich sofort aktiv im jungen Eifelverein engagierte, nutzte er jede freie Zeit, um das Gebiet des Brohltals und des Laacher Sees geologisch zu erkunden. Naturfreunde von nah und fern führte er zu den reichen mineralogischen Schatzkammern seiner neuen Heimat, in denen er Säcke voll edlen Gesteins gesammelt hatte. Hunderte von Gelehrten sind zu ihm gekommen, haben seine Steinsammlungen studiert und mit ihm die Fundstellen im Brohltal und am See aufgesucht.
In Briefen Bonner Professoren findet sich damals immer wieder der Satz: „Sollten Sie davon noch gesammelt haben, so würde ich es gerne nehmen«. Professor Brauns, in dessen Mineralogischem Institut an der Universität Bonn Jacobs im Jahre 1912, mit Erlaubnis der Behörden vom Schuldienst freigestellt, ein Semester lang intensive Studien betreiben konnte, verdankt ihm wesentliche Unterlagen für seine grundlegenden Arbeiten über die Laacher Mineralien, das Mineralogische Institut seine weltweit berühmt gewordene Sammlung von »Laacher Lesesteinen«. Als dieses Institut im Poppelsdorfer Schloß zwanzig Jahre später erweitert wurde, erbat Professor Chudoba von Frau Jacobs ein Bild ihres verstorbenen Mannes, um es im Saal der Laacher See-Sammlung zur Erinnerung an seine großen Verdienste aufzuhängen.
Der „Gruß“ an die Wanderer im ersten Brohltal-Führer wurde zum Text des Brohltal-Liedes:
Das handschriftliche ManuskriptIn Niederzissen erinnert ein mächtiger Basaltlava-Findling
an den heimtatforscher und Dichter des Brohltal-LiedesHauptlehrer Jacobs ist leider nicht dazu gekommen, seine eigenen Forschungen ausführlicher zu publizieren. Lediglich zwei Schriften waren erschienen, als er 1914 plötzlich verstarb. In »Wanderungen und Streifzügen durch das Laacher Vulkan-Gebiet«, 1913 in dem naturwissenschaftlichen und geographischen Sammelwerk »Die Rheinlande« von Dr. Mord-ziol (Koblenz) herausgegeben, führte er zu den reichen mineralogischen Schatzkammern unserer Heimat. In der zweiten Arbeit »Die Ver-wertung der vulkanischen Bodenschätze in der Laacher Gegend«, die im folgenden Jahr kurz vor seinem Tode erschien, zeigte er ihre historische Entwicklung und gab eine aktuelle Bestandsaufnahme der Traß-, Tuff- und Lavaindustrie.
Davor hatte er 1907 für den Eifelverein einen »Führer durch das Brohltal« geschrieben, der ihn als Kenner auch der heimischen Geschichte erwies. Als solchen zeigt ihn vor allem aber ein breit angelegtes Epos »Jörg von Eich -Junker zu Olbrück«. Als musischen Menschen lernt man ihn in einer Vielzahl von Gedichten kennen, von denen das »Brohltal-Lied« in der Vertonung des seit 1906 in Köln lebenden schlesischen Komponisten, Dirigenten und Orgelvirtuosen Paul Mania – geboren 1882 in Tschöplowitz bei Brieg, gestorben 1935 in Bad Obernigk nördlich Breslau – seit seiner Vertonung um 1910 nichts von seiner ursprünglichen Volkstümlichkeit eingebüßt hat.
Der Lehrer Jacobs stand aber auch mitten unter den Menschen, in deren Gemeinden er insgesamt 26 Jahre Leiter der Volksschule war. Mit ganzem Herzen war er der Musik zugetan, spielte neben Orgel und Klavier ausgezeichnet Geige und besaß eine gute Gesangstimme. Zur Musik führte er auch seine Mitbürger. So wurde er Gründer und Dirigent des Männergesangvereins in Niederzissen und später des Quartettvereins in Brohl. Hier gehörte er zu den Männern, die 1909 zusammen mit dem unvergessenen Arzt Dr. Dapper die älteste Sanitätskolonne des Roten Kreuzes im Kreis Ahrweiler gründete.
Die beiden Melodie-Vorschläge für das Brohltal-Lied, wie Johann Jacobs sie selbst notierte:
Oben die Komposition seines Lehrerkollegen Becher aus Niederzissen,
unten die Melodie von Paul Mania, nach der das Lied noch heute gesungen wird.In diesen Gemeinschaften, aber auch im ganzen Brohltal lebt das Andenken an Lehrer Jacobs bis heute fort. Nicht zuletzt erinnern ein mächtiger Basaltlava-Findling in Niederzissen, eine Relieftafel am Lydiaturm des Eifelvereins am Laacher See und in Brohl die Johann-Jacobs-Straße an diesen großartigen Lehrer, bedeutenden Naturforscher unserer Heimat und den Dichter des „Brohltal-Liedes“.
Die Originalfassung dieses Liedes ist in der Handschrift, ind er er den Text als Manuskript für den Brohltal-Führer im Jahre 1907 niederschrieb, hier zum ersten Male abgedruckt zusammen mit seiner Niederschrift der beiden damals zur Auswahl stehenden Melodien von Paul Mania und seines Lehrerkollegen Jakob Becher aus Niederzissen. Becher mußte im Brohltal hinter seinem routinierten Konkurrenten Mania zurückstehen; er kam in den zwanziger Jahren zum Zuge, als er das von Peter Josef Jacobs geschaffene Vinxtbach-Liedvertonte. Dieser war vierzig Jahre lang Lehrer in Waldorf und machte sich dort um die Pflege des Obstbaues sehr verdient.
Das Brohltal-Lied
von Johann Jacobs
- Dich grüß‘ ich und preis‘ ich, du herrliches Land vom Brohlbach durchflossen, im Eifelgewand. Wo Eifeler Kraft und des Rheines Gemüt gar biedere, fröhliche Menschen erzieht.
- Nichts gleicht deinem See, deinen herrlichen Höh ’n, wo Bilder ohn‘ Zahl locken, lieblich und schön. Wie prächtig da oben; wie weit ist der Blick! Hier fröhlich zu wandern – welch‘ glücklich‘ Geschick!
- Und eisgraue Zeiten – du schilderst sie klar, du lassest mich schauen, was früher einst war. Was früher geschehen, als Vulkan erbost mit Beben und Grollen hier schrecklich getost.
- Nun da sich gestillet die finstere Wut, da liegen viel Schätze da, wertvoll und gut. Uns Spätem zur Freude in edler Gestalt ward Neues geschaffen mit Donnergewalt.
- Und durch diese Schöpfung – mit fröhlichem Sinn da wandern wir jubelnd und singend dahin. -Drum grüß‘ ich preis‘ ich dich, muntere Brohl! Bei dir will ich weilen, bei dir ist mir wohl!
(Die beiden letzten Zeilen der fünften Strophe werden im Lied jeweils als Refrain gesungen)