Eine einmalige Einrichtung in der Bundesrepublik

Das Studienhaus St. Lambert. Burg Lantershofen*

Dr. Hans Kühn

Es ist bewährter Brauch, daß ein Vertreter des Studienhauses an der Priesterweihe von Kandidaten teilnimmt, die in Lantershofen das theologische Studium abgeschlossen haben. Bei einer solchen Gelegenheit im Dezember 1987 in Osnabrück kommt der von der Ahr her Angereiste mit einem Pfarrer aus Wilhelmsha-ven ins Gespräch und vernimmt zu seiner Überraschung, daß der Herr aus dem hohen Norden St. Lambert nicht nur kennt, sondern bereits besucht hat. Ähnliches widerfährt dem »Lantershofener« im Februar 1988 in Würzburg. Nach der Priesterweihe fragt ihn der Banknachbar, ein Pfarrer der fränkischen Diözese, nach seinem Einsatzort. Das kurze Gespräch mündet in die Bemerkung des Würzburger Priesters: „Unser ganzes Dekanat war vor ein paar Jahren bereits in Lantershofen.«

Die überraschende Bekanntheit des Studienhauses in kirchlichen Kreisen steht im Gegensatz zu Erfahrungen in der näheren Umgebung von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel. auch im Heimatkreis dieser einmaligen Einrichtung die Kenntnis zu vergrößern, indem er kurz die Besonderheiten des Studienhauses St. Lambert charakterisiert.

die Geschichte seiner Entstehung und die Entwicklung bis zur Gegenwart skizziert und schließlich über das Leben in und die Auswirkungen von Lantershofen informiert.

Das Studienhaus St. Lambert — seine Einmaligkeit

Das Studienhaus St. Lambert versteht sich als eine Einrichtung des dritten Bildungsweges‘, die ledigen Männer, die das 25. Lebensjahr vollendet haben und über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, ein theologisches Studium ermöglicht, ohne daß die Kandidaten das Abitur erwerben müssen. Lantershofen bereitet also nicht mehr wie bis 1972 auf die Hochschulreife vor, sondern kann mit Fug und Recht als Priesterausbildungsstätte bezeichnet werden.

Die Gründung des Studienhauses geht von der Voraussetzung aus, daß Lebens- und Berufserfahrung unter bestimmten Bedingungen das Abitur ersetzen können. Daher gleicht die vierjährige, 12 Trimester umfassende Ausbildung weitgehend dem Weg, den Priesteramtskandidaten an den theologischen Hochschulen und Fakultäten bis zum Erwerb des Diploms zurückzulegen haben. Da die meisten Angehörigen des Studienhauses unmittelbar von der praktischen Berufsarbeit her kommen, dient das 1. Trimester dem Aurfrischen der schulischen Deutschkenntnisse, aber auch zum Erlernen des Lateinischen. Außerdem erfolgt eine Einführung in die Bibel und ihre Welt sowie in das philosophische Denken. Dieser Ausbildungsabschnitt gilt auch als Probetrimester, an dessen Abschluß sich der Student zwei mündlichen Prüfungen unterziehen muß. Im Anschluß daran entscheidet die Konferenz aller bis dahin an der Ausbildung des Kandidaten Beteiligten, ob die endgültige Zulassung zum Studium erteilt wird.

Das 5. Trimester verbringen die »Lantershofener« in einer Pfarrei ihrer Heimatdiözese oder in einer Einrichtung ihres Ordens und leisten ein dreimonatiges Praktikum, das dem Kennenlernen der pastoralen Praxis dient. Die Kandidaten erfahren, wie sich das Leben einer Gemeinde und eines Pfarrers gestaltet, kommen in unmittelbaren Kontakt mit der pastoralen Situation ihres Bistums, können ihre eigenen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen erspüren und schließlich auch ihre Berufsentscheidung überprüfen. Ein Bericht, den jeder Praktikant anzufertigen hat, hilft, das Erlebte, Erfahrene und Erlernte darzustellen und zu reflektieren. Eine Beurteilung, die der jeweilige Pfarrer dem Studienhaus vorlegt, kann wichtige Aussagen über die Eignung des Kandidaten zum Priesterberuf enthalten und bindet auch den Klerus einer Diözese aktiv mit in die Ausbildung ein.

Zehn Trimester dienen demnach dem philosophisch-theologischen Studium im engeren Sinne. Sie entsprechen rein zeitlich und auch inhaltlich weitgehend dem 10-semestrigen Studiengang, der Priesteramtskandidaten an Hochschulen und Fakultäten zum Diplom führt2.

Der Absolvent von Lantershofen erhält ein kirchliches Abschlußzeugnis, das ihn befähigt, im Priester- oder Pastoralseminar der Diözese oder des Ordens die pastoral-praktische Ausbildung aufzunehmen, die nach durchschnittlich zwei Jahren in der Priesterweihe zum Ziel gelangt. Das Studienhaus bereitet auf den Empfang der Diakonats- und Priesterweihe vor, eröffnet den Kandidaten die Möglichkeit, in den besonderen Dienst der Kirche zu treten. Wie kam es zu dieser Einrichtung in Lantershofen?

Entstehung und Gründung des Studienhauses

1989 sind genau 50 Jahre vergangen, seit das Apostolat der Priester- und Ordensberufe, das Pfarrer August Doerner 1913 gegründet hatte3, die Rosenburg in Bonn verließ und nach Lantershofen übersiedelte4. Unmittelbar nach Kriegsende, am 8. 12. 1945, eröffnete die Priestervereinigung die auch über den Kreis Ahr-weiler hinaus bekannte Vorbereitungsschule5, die es zahlreichen jungen Männern ermöglichte, das Abitur zu erwerben. Bis 1972 waren insgesamt 106 Kandidaten »der Burg« am Staatlichen Gymnasium in Ahrweiler, dem jetzigen Peter-Jörres-Gymnasium, zur Reifeprüfung gelangt. Ende der sechziger Jahre nahm aus verschiedenen Gründen die Zahl der Kandidaten der Vorbereitungsschule so stark ab, daß eine Fortführung des Werkes nicht mehr sinnvoll erscheinen konnte, zugleich auch die Frage nach der weiteren Aufgabe des Apostolates und der Verwendung der Burg Lantersho-fen aufkam.

Ein Gespräch, das Pfarrer Paul Solbach, der jetzige Direktor des Apostolates, am 14. 9. 1970 mit einem Franziskanerbruder führte, der Diakon geworden war und vor der Priesterweihe stand, ließ die Idee des »neuen Wegeswach werden. Der Ordensmann hatte mangels Abitur durch Vermittlung des Kölner Prälaten und Professors Dr. Theodor Schnitzler die philosophisch-theologischen Studien in der Schweiz absolviert und sich den Weg zum Priesteramt geebnet. Er hatte also die Erfahrung gemacht, daß er in Deutschland nicht das erstrebte Ziel erreichen konnte, und regte vor diesem Hintergrund Pfarrer Solbach an, Lan-tershofen zu einem Institut des dritten Bildungsweges umzugestalten und so geeigneten Männern, auch ohne Abitur, den Weg zum Priesterberuf zu ermöglichen.

Noch am gleichen Tag beschlossen die Mitglieder des Apostolates. die Pfarrer August Burger, Eugen Groß und Paul Solbach, diesen Vorschlag zu verwirklichen. Bereits am 15. 9. suchten die beiden letztgenannten Herren und der Franziskanerdiakon den oben erwähnten Prälaten Schnitzler in Köln sui und erkundigten sich bei ihm, ob es nach seinem Eindruck genügend Bewerber des dritten Weges gebe, und welche Schritte unternommen werden müßten, wenn der ins Auge gefaßte Plan realisiert werden sollte. Der Kölner Pfarrer sagte dem Vorhaben seine volle Unterstützung zu — er gehörte später zum Dozentenkollegium des Hauses — und vermittelte ein Gespräch mit dem Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höff-ner, das am 10. 12. 1970 stattfand. Der Ober-hirte erwies sich als echter Befürworter des Vorhabens, schlug vor, einen Studienplan auszuarbeiten. durch gezielte Werbung geeignete Kandidaten ausfindig zu machen und den erforderlichen Lehrkörper heranzuziehen. Außerdem empfahl er, den Plan mit Bischof Stein von Trier als dem zuständigen Ordinarius zu besprechen.

Gut sechs Wochen später, am 25. 1. 1971, traf sich der Ortsbischof mit den beiden Vertretern des Apostolates. Die Bedeutung, die Bischof Stein den zu erörternden Fragen beimaß, läßt sich an den übrigen Teilnehmern der Runde ersehen, die er noch hinzugezogen hatte. Es waren Generalvikar Linus Hoffmann, der Regens des Trierer Priesterseminars Dr. Anton Arens und der Dekan der Region Rhein-Mosel-Ahr Paul Menzenbach. Damit alle Beteiligten sich auf den Gesprächsgegenstand einstimmen konnten, hatte das Apostolat den in Frage kommenden Herren ein Papier zukommen lassen, sein Vorhaben schriftlich formuliert und die bis dahin zurückgelegten Schritte aufgezeichnet. Eine große Rolle spielte darin die Zielgruppe, die das Studienhaus auszubilden beabsichtigte.

Beim Gespräch selbst äußerten die Vertreter von Lantershofen ihre Vorstellungen über die Struktur des Hauses und konnten mitteilen. daß die Burg zum herrschenden Zeitpunkt zehn, ein halbes Jahr später 50 Kandidaten aufnehmen könnte. Das für das Studienhaus entscheidende Ergebnis der Begegnung mit dem Bischof dürfte darin bestanden haben, daß das Apostolat eine pragmatische Lösung anstreben konnte, also nicht warten mußte, bis alle Fragen theoretisch geklärt und beantwortet waren. Von Lantershofen aus konnte eine Werbeaktion starten, die Nachfragen von 160 Interessenten des »neuen Weges« nach sich zog. Die Überlegungen über die Gestaltung des Hauses konnten sich konkretisieren, und die Suche nach geeigneten Dozenten konnte einsetzen.

Mehr als ein Jahr später, am 13. 3. 1972, erörterte nochmals eine Runde mit Bischof Stein in Trier die Zielsetzung der kurz vor der Eröffnung stehenden Einrichtung. Einerseits waren die Vorbereitungen so weit gediehen, daß es kein Zurück mehr gab, andererseits bedurfte zumindest noch eine grundsätzliche Frage der Klärung, nämlich das eigentliche Ziel der vom Studienhaus vermittelten Ausbildung. Außer dem Ortsordinarius beschäftigten sich an dem besagten Termin Generalvikar Hofmann, Regens Arens und neben den beiden Vertretern des Apostolates auch der Kölner Generalvikar Peter Nettekoven mit dem Problem. Das Gespräch führte zu dem Entschluß, Lantershofen solle unmittelbar der Ausbildung unverheirateter Diakone dienen, mittelbar zum Priesterberuf führen, nämlich dann, wenn sich ein Kandidat in der pastoralen Praxis entsprechend bewährt habe.

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Seit 1972 beherbergt Burg Lantershofen das Studienhaus St. Lambert.

Bereits fünf Tage später konnte nunmehr in Lantershofen selbst eine ganz anders zusammengesetzte Gruppe unter Leitung von Regens Arens Einzelheiten der rechtlichen Struktur des Hauses sowie der Studien- und Prüfungsordnung erarbeiten. Außer dem Genannten und den Herren Groß und Solbach gehörten zu dem Kreis der Regens des Kölner Priesterseminars Peter Schnell und die an derselben Einrichtung tätigen Professoren Bernards, Bökmann und Molitor, die Kardinal Höffner um Mitarbeit in Lantershofen gebeten hatte. Die am 18. 3. 1972 Versammelten stellten die Weichen für die konkrete Gestaltung des Studienweges, indem sie die Dauer der Ausbildung auf drei Jahre begrenzten und sich für die Trimesterordnung entschieden, da ‚.eine der vorlesungsfreien Zeit der Universität entsprechende Ferienzeit« »weder sinnvoll noch wünschenswert erschien«. Außerdem stand die Suche nach Dozenten und nach einem Regens auf der Tagesordnung.

Aus den Interessenten, die sich auf die von Lantershofen aus im gesamten Bundesgebiet gestartete Werbeaktion gemeldet hatten, konnten 11 Kandidaten ausgewählt werden, da sie die Voraussetzungen erfüllten, älter als 25 Jahre waren und über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten. Ein weiterer Anwärter bereitete sich bereits seit März des Jahres auf das Theologiestudium vor. Somit konnte Bischof Dr. Bernhard Stein am 2. 5. 1972, dem 21. Todestag des Stifters August Doerner, in einer in Konzelebration feierlich begangenen Eucharistiefeier das Studienhaus eröffnen, dem 12 Alumnen angehörten.

Der für das Amt des Regens gewonnene ehemalige Provinzial und Novizenmeister der Kölnischen Franziskanerprovinz Antonellus Engemann begann genau zwei Monate nach der Eröffnung von St. Lambert seine Tätigkeit, die er vier Jahre ausübte6. Sein Nachfolger wurde Professor Dr. Theo Schäfer, Priester der Diözese Aachen, der von 1976 bis 1986 als Regens wirkte.

Die weitere Entwicklung des Studienhauses bis heute

Mit 12 Kandidaten begann der Studienbetrieb; im Januar 1975 wohnten 33 Studenten »in der Burg«, von denen am 4. 5. desselben Jahres fünf zu Diakonen geweiht wurden und damit die Ausbildung in Lantershofen beendeten. Werbung verschiedener Form brachte es mit sich, daß die Zahl der Studierenden fast ständig stieg, bis sie – nach Auskunft des Studentenverzeichnisses – im Januar 1984 mit 93 den bisherigen Höchststand erreichte. Am Jahresbeginn 1988 gehörten 83 Kandidaten zum Haus, von denen 67 aus Bistümern und 16 aus Ordensgemeinschaften stammten.

19 bundesdeutsche Diözesen und 11 Ordensgemeinschaften sind zur Zeit in Lantershofen vertreten. 3 235 Anfragen lagen im Januar 1988 vor; 335 Bewerber wurden aufgenommen, von denen bis Juli 1988 205 den Studienabschluß erlangten und 138 zu Priestern geweiht wurden. Absolventen von Lanteshofen sind in fast allen bundesdeutschen Bistümern eingesetzt: etliche sind im europäischen Ausland und auch in Übersee tätig. Drei Priester sind bereits gestorben, einer ist aus dem Dienst der Kirche ausgeschieden. Von den 12 »Anfängern« des dritten Weges gelangten acht zur Priesterweihe.

Am 22. 12. 1972 sprach das Kultusministerium Rheinland-Pfalz die Anerkennung aus. »daß der Besuch des Studienhauses St. Lambert dem Besuch einer öffentlichen Einrichtung gleichwertig ist.« Zugleich gewährte es den Studenten Ausbildungsförderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz vom 26. 8. 71 (Bafög).

Am 12. 3. 1973 approbierte Bischof Stein das Statut, das die Kongregation für das katholische Bildungswesen am 28. 5. desselben Jahres guthieß. Inzwischen liegt die zweite Überarbeitung dieses für das Haus wichtigen Dokumentes vor, die ebenfalls von den kirchlichen Instanzen approbiert wurde. Das Apostolat der Priester- und Ordensberufe, eine bischöflich errichtete Priestergemeinschaft, ist Träger des Studienhauses; ihm »obliegt die finanzielle und wirtschaftliche Verwaltung des Hauses«. Leiter des Studienhauses und damit für die Lebens ordnung der Studierenden verantwortlich ist der Regens, den seit 1983 ein Subregens unterstützt. Für die geistliche Begleitung, besonders als Beichtvater, steht den Studenten ein Spiritual zur Verfügung; augenblicklich nehmen zwei bzw. drei Priester diese Aufgabe nebenamtlich wahr.

Über die endgültige Aufnahme ins Studienhaus und auch über die Beurteilung beim Abschluß der Ausbildung entscheidet die »Konferenz aller an der Ausbildung Beteiligten«, die am Ende eines jeden Trimesters zusammentritt. Einmal im Jahr, üblicherweise im Januar, treffen sich »auf der Burg« die jeweiligen Verantwortlichen aller in Lantershofen vertretenen Diözesen und Orden zu einem Erfahrungsaustausch. Diese Zusammenkunft macht sichtbar, wie weit das Einzugsgebiet des Studienhauses reicht. Es wird auch deutlich, daß eine Einrichtung wie Lantershofen auf die Zusammenarbeit vieler angewiesen ist.

Der Bischof von Trier übt als Ortsbischof die Aufsicht über das Studienhaus aus und stattet Lantershofen jährlich einen Besuch ab, bei dem er Gespräche mit Hausleitung. Dozenten und Studenten führt und auch mit der Gemeinde Eucharistie feiert. Die erwähnte Funktion des Bischofs äußert sich nicht zuletzt darin, daß er den Regens, den Subregens, die Spiri-tuale und die Dozenten ernennt und den von den Dozenten gewählten Studienleiter bestätigt.

Welche Entwicklung das Studienhaus seit 1972 genommen hat, läßt sich deutlich am Dozentenkollegium wahrnehmen, das nämlich anfangs sechs Mitglieder zählte, während ihm inzwischen 26 Personen angehören, die von der Universität Bonn, von den Ordenshochschulen St. Augustin und Geistingen und von anderen Einrichtungen her nach Lanteshofen kommen und die Lehrtätigkeit ausüben. Ebenfalls ist die Verlängerung der Ausbildung auf vier Jahre durch das Statut von 1978 äußerst bedeutungsvoll für den Fortgang des Studienhauses.

Wie bereits dargelegt, führte der Lantershofener Weg zunächst unmittelbar bis zur Diako-natsweihe einschließlich, während die Kandidaten die Priesterweihe von Anfang an in der Heimatdiözese empfingen. Gegenwärtig erfolgt lediglich die Beauftragung zu Lektorat und Ako-lythat im Rahmen der Ausbildung, im 4. Trimester, bevor die Studenten das Gemeindepraktikum beginnen. Alle Absolventen des Studienhauses sollen möglichst intensiv mit ihren Heimatbistümern und ihren Ordensgemeinschaften verbunden bleiben, in denen und für die sie den Dienst als Diakone und Priester ausüben sollen.

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Ideale Studienbedingungen bietet das Studienhaus den Kandidaten.

Abschließend sei noch eine Frage erörtert, die vor allem bei der Gründung von Lantershofen eine große Rolle spielte und auch heute öfter gestellt wird: »Wie kann ein Kandidat ohne Abitur in Deutschland Priester und Pfarrer werden?«

Augenblicklich verfügen etwa 10 Prozent der Alumnen von St. Lambert über die allgemeine Hochschulreife, die nicht Zulassungsbedingung für die Ausbildung des Studienhauses ist.

Das Abitur hat in gewisser Weise an Stellenwert eingebüßt, zumal das Recht einiger Bundesländer die Hochschulzulassung ohne das übliche Reifezeugnis kennt.‘. Das Reichskonkordat vom 20. 7. 1933 sieht vor, daß »katholische Geistliche, die in Deutschland ein geistliches Amt bekleiden oder eine seelsorgerliche oder Lehrtätigkeit ausüben«, ein »zum Studium an einer deutschen höheren Lehranstalt berechtigendes Reifezeugnis« besitzen müssen und »auf einer deutschen staatlichen Hochschule, einer deutschen kirchlichen akademischen Lehranstalt oder einer päpstlichen Hochschule in Rom ein wenigstens dreijähriges philosophisch-theologisches Studium abgelegt haben«8. Dieser Vertrag zwischen Kirche und Staat sieht aber auch eine Ausnahme vor, daß nämlich »bei kirchlichem und staatlichem Einverständnis« von den genannten Erfordernissen abgesehen werden kann9. Die bisherige Erfahrung zeigt, daß es möglich ist, das Einverständnis zu erzielen, so daß Absolventen von Lantershofen Pfarrer werden konnten und können“.

Die oben vorgetragene Frage hat wahrscheinlich nicht nur einen juristischen Hintergrund, sondern gibt zu verstehen, daß Zweifel an der Qualifikation der Priester vorliegen, die aus dem Studienhaus hervorgegangen sind oder hervorgehen. Nur die Erfahrung kann solche Bedenken beseitigen. Sie zeigt, daß die meisten der Absolventen von Lantershofen zur vollen Zufriedenheit ihrer Bischöfe bzw. Ordensoberen arbeiten“.

Das Studienhaus St. Lambert kann und will nicht der einzige Weg sein, auf dem Kandidaten das Priesteramt erstreben. Die zurückliegenden Jahre lehren jedoch, daß »Lantershofen« ein »neuer Weg« ist, der im Bundesgebiet einmalig ist“, der zugleich erwiesen hat. daß er zum Ziel führt.

Anmerkungen

* Für wertvolle Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Studienhauses danke ich Herrn Direktor Paul Solbach und Herrn Pfr. i. R Eugen Groß, beide Lantershofen, recht herzlich.

  1. Vgl. zu diesem Bildungsweg U, Treichel, Hochschulzugang für Berufserfahrene – Erfahrung und Zukunftsperspektiyen (Vervielfältigtes Manuskript) 1987.
  2. Vgl. die Rahmenordnung für die Pnesterbildung. Verabschiedet von der Deutschen Bischofskonferenz in der Vollversammlung vom 13,-16. Februar 1978. Approbiert von der Kongregation für das katholische Bildungswesen am 9. März 1978 (Die Deutschen Bischöfe 15) Bonn 11978).
  3. Vgl. G. Adrianyi. Apostolat der Priester- und Ordensberufe. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Katholizismus im 20. Jahrhundert. Köln – Wien 1979, 5 – 20.
  4. Vgl. a, a, 0,. 91 – 94.
  5. Vgl a, a, 0,, 115 , 118.
  6. Vgl, A., Engemann, Über die Anfänge der theologischen Studien in St. Lambert: Aus der Gemeinde – für die Gemeinde. Zehn Jahre Studienhaus St, Lambert (Festschrift zum zehnjährigen Bestehen des Studienhauses St. Lambert. Burg Lantershofen), Grafschaft -Lantershofen3 1983, 7f.
  7. Vgl, U. Treichel, Hochschulzugang, 6.
  8. Vgl. Reichkonkordal Artikel 14 Absatz 2. Ziffer 1 b und c; vgl. auch das Bayerische Konkordat vom 29, 3, 1924 Artikel 13 § 1, b und c; vgl. das Preußische Konkordat vom 14. 6. 1929 Artikel 10 Absatz 1 n Verbindung mit Artikel 9 Absatz 1 und c: vgl. das Badische Konkordat vom 12, 10. 1932 Artikel VIII Absatz 1 in Verbindung mit Artikel VII Absatz 1 b und c: vgl, das Niedersächsische Konkordat vom 6 2. 1965 Artikel 3 Absatz 1, Vgl. ReichkonkOrdate und Landerkonkordate (Hg. J. Wenner) Paderborn “ 1964.
  9. Vgl. Reichskonkordat Artikel 14 Absatz 3: bis auf das Bayerische Konkordat sehen die Landerkonkordate Ausnahmeregelungen vor vgl, Preußisches Konkordat Artikel 9 Ziffer 2: Badisches Konkordat Artikel VII Ziffer 1 Absatz 2.
  10. Vgl. Th. Schafer, Dritter Weg zum Priestertum: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen. Berlin, Essen, Köln, Osnabrück 35, 1983, 55 • 58:57,
  11. Vgl, a. a. O.. 58.
  12. Vgl, freilich auch das sogenannte Ahlener Modell. Dazu vgl. K, Lenfers, Priesterausbildung in der Praxis1 Das „Ahlener Modell“ im Bistum Münster: Theologisch-praktische Quartalschrift 130, 1982, 257 – 260.

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