Lubowitzer Elegie 1)

    VON ALFONS HEYDUK

    Gärten
    und Nächte
    und Nachtigallen,
    und im Mondlicht weit
    schimmernd ein Haus . . .
    Schweigende Wälder, die
    einsame Hügel umwallen,
    unendlich, unendlich
    sich dehnen
    in alle Fernen hinaus.

    Wind der Sudeten
    und Wind der Beskiden
    — o Wind,
    wo Ost und West
    sich begegnen,
    dem wir wie wehrlos
    verfallen sind.

    Gärten
    und Nächte
    und Nachtigallen,
    und droben im Schloß
    weht ein Lied durch die
    mondlichtverzauberten Hallen —
    und der Wind trägt es fort,
    erst wie Harfengetöne
    und im Echo dann wie
    Hörnerschallen.

    Wind der Sudeten
    und Wind der Beskiden
    — o Wind,
    wo Ost und West
    sich begegnen,
    dem wir begnadet
    geboren sind.

    Gärten
    und Nächte
    und Nachtigallen,
    und im Tale drunten
    rauscht dunkel der Fluß,
    tönen die Ufer,
    lispeln die Wellen
    und lallen, verrinnen und fallen
    zur Tiefe, drin alles
    erneuern sich muß.

    Wind der Sudeten
    und Wind der Beskiden
    — o Wind, wo Ost und West
    sich begegnen,
    gestern wie morgen
    der Schicksalswind.

    1) 1957 jährt sich zum 100. Male der Todestag Joseph von Eichendorffs, dessen mit seinen schiesischen Landsleuten das ganze Volk gedenkt als des Sängers deutscher Innigkeit und Heimattreue. Eichendorff stammte aus Lubowitz, bei Ratibor hügelig über der jungen Oder gelegen. Sein Grab befindet sich m Neiße am Fuße der Sudeten.

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