Wer hat dich, du schöner Wald aufgebaut so hoch da droben?
So sang begeistert eine Schar junger Wanderer, als sie an einem herrlichen Frühlingstage durch unsere schönen Eifelwälder zog. Sie ahnten nicht, daß ihnen auf ihre Frage auch sofort eine Antwort erteilt wurde, die sie eigentlich gar nicht erwartet hatten. Etwas überrascht waren sie, als plötzlich jemand in grüner Tracht vor ihnen stand, von dem lauten Gesang nicht sonderlich erfreut, mit dem Zeigefinger auf die Brust deutend und ihnen erklärte: „Das hat alles der Förster Müller getan.“ Nun wußten sie es. Wenn er wohl auch nicht gemeint war, so ganz unrecht hatte er nicht. Und in der Tat, was wäre unsere schöne Eifel heute ohne die ungezählten „Förster Müller“ und ihre treuen Gehilfen, die Waldarbeiter und die „Kulturdamen“, wie sie Geilfuß in seinen Skizzen nennt! Sie haben die Millionen Pflanzen gesetzt und später den Wald gehegt und gepflegt. Wer käme wohl in unsere Gegend, wenn nicht der herrlichen Wälder wegen! Sie bieten den vielen Erholungsuchenden Freude, Gesundheit, Ruhe und Erholung. In zahlreichen Ortschaften müßte heute noch das Wasser mit einer Kette aus dem Brunnen gezogen wer= den, wenn nicht durch einen Sonderhieb die Finanzierung einer Wasserleitung wenigstens zum Teil ermöglicht worden wäre. Auch der Bau von Schulen, Straßen und anderen öffentlichen Anlagen ließ sich nur durchführen durch die Einnahmen aus dem Wald. Daß er unser Klima und die Wasserverhältnisse wesentlich beeinflußt und daher günstig auf die Landwirtschaft einwirkt, sei auch erwähnt. Den gesamten Nutzen unserer heimischen Wälder im einzelnen aufzuzählen, würde zu weit führen.
Es müßte uns allen, die wir mehr oder weniger die Nutznießer dieser langjährigen Arbeit sind, ein Herzensbedürfnis sein, all‘ denen, die an der Schaffung und Erhaltung dieser Werte mitgeholfen haben und es auch heute noch tun, unsern Dank und unsere Anerkennung zu sagen. Dank für die viele Arbeit und Anerkennung für das hohe Verantwortungsgefühl, mit dem sie diese Millionenwerte betreuen!
Wie soll aber dieser Dank aussehen? Mit einer nüchternen und trockenen Ehrenurkunde bei der Pensionierung ist nicht viel getan. Förster lieben im allgemeinen die „Trockenheit“ nicht. Ich meine das jetzt natürlich nur dienstlich, schon allein wegen der Waldbrandgefahr. Ein Denkmal kann man ihnen auch nicht setzen. Wer sollte das tun? Lehrer haben es damit besser. Eas ich doch im vergangenen Sommer beim Besuch eines Friedhofes auf einem verwitterten Grabstein die sinnige Inschrift:
„HIER RUHT UNSER LIEBER LEHRER
EIN TREUES HERZ UND ZWEI FEEISSIGE HÄNDE
HABEN AUFEGEHÖRT ZU SCHLAGEN
SEINE DANKBAREN SCHÜLER“
Wie gesagt, der Stein war arg verwittert. Heute setzt man auch einem Lehrer kaum noch ein Denkmal.
Geben wir uns doch alle die größte Mühe, den Wald als das anzusehen, was er sein will, nämlich Stätte der Freude und Erholung und wichtige, wenn nicht die wichtigste Einnahmequelle unserer Heimat! Vergessen wir auch nicht, daß sich auch andere erfreuen wollen! Wir sind nicht die einzigen Besucher. Schützen wir die Anlagen mit ihren pflanzlichen und tierischen Bewohnern! Benehmen wir uns so, als ob der Förster neben uns ginge! Ich glaube, wir hätten dadurch wenigstens einen kleinen Teil unseres Dankes abgestattet. Und mehr will ein Förster nicht von uns.
Das Bild stellt die „Harfentanne“ aus dem Hümmeler Gemeindewald dar, die als Naturdenkmal unter Naturschutz steht. Die vor mehr als 50 Jahren entwurzelte Tanne fiel zu Boden; nur die Hälfte ihrer Wurzeln gründen noch ins Erdreich. Diese wenigen Wurzeln ernähren nicht nur den waagerecht liegenden Stamm, sondern auch noch sieben Tannen, die sich aus Zweigen des Stammes entwickelten. Wanderer, bewundere und schone diese Harfentanne!