„…sowohl Bauten als Garten-Anlagen sind dem vorhandenen Capital gegenüber viel zu weit gegriffen“

Peter Joseph Lenné und seine Pläne für das Mineralbad Neuenahr

Hans-Jürgen Ritter

Im Jahr 2022 sollte in Bad Neuenahr-Ahrweiler die Landesgartenschau stattfinden, sie wurde aber wegen vieler Unabwägbarkeiten um ein Jahr verschoben. Dennoch soll jetzt schon an Peter Joseph Lenné, den berühmten Gartenbaumeister und Landschaftsarchitekten des 19. Jahrhunderts, und an seine Pläne für das im Entstehen begriffene Heilbad Neuenahr erinnert werden.

Lenné war von dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) zum Direktor aller preußischen Gärten bestellt und von dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm IV (1795-1861) im Jahre 1852 zum General-Garten-Direktor aller königlichen Gärten, der Landesbaumschule und der Gärtner-Lehranstalt ernannt worden. Er war der 1798 in Bonn geboren und 1866 in Potsdam verstorbene Sohn des Kurfürstlich- Bonner Hofgärtners Peter Joseph Lenné (1756- 1821), der dieses Amt in der 4. Generation ausübte. Leider muss ich aus Platzgründen darauf verzichten, Leben und Wirken dieses genialen Gartenarchitekten hier darzustellen. Nur soweit, dass ein August Lenné aus dem Lütticher Gebiet 1665 unter dem Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich von Bayern (1651-1688) als Hofgärtner nach Schloss Poppelsdorf in Bonn kam. Am Alten Zoll nahe beim Schloss steht heute noch das Haus der Familie Lenné.

Lennés Beziehung zum Heilbad Neuenahr

Es erstaunt, dass sich der zu dieser Zeit schon europaweit tätig gewesene Lenné für das armselige noch „in den Windeln liegende“ Heilbad interessierte und dass vor allem die Kronprinzessin Augusta im Juli 1859 mit großem Gefolge zur Einweihung des noch unfertigen Bades Neuenahr kam. Hier spielt eine bedeutende Rolle Peter Joseph Lennés Schwager, Justizrath Adams in Koblenz. Dieser war Mitglied des 1857 ins Leben gerufenen siebenköpfigen „Gründungs-Comité(s) für das Mineralbad Neuenahr im Ahrthal“.

Peter Joseph Lenné, Ölgemälde von Carl Joseph Begas 1850

Auf Adams Vermittlung hin entwarf Lenné zwei Pläne für die gärtnerische Gestaltung der Anlagen der Bade-Gesellschaft. Ein im November 1856 – also schon bevor das oben erwähnte Gründungs-Comité existierte – in Sanssouci entworfener Plan (Bild 1), umfasste das große Gelände rechts der Ahr von der Hardtstraße bis zur Unterstraße und greift über die Hochstraße mit einer weiten Ausbuchtung nach Süden hinaus in den Burgweg hinein. Sämtliche Kurgebäude hatten in diesem Plan ihre Lage im Kurgarten, so das Kurhaus an der Hochstraße und die darunter liegenden Badehäuser, streng getrennt nach Damen- und Herrenbädern. Zwischen den Badehäusern lag eine bedeckte Wandelhalle, in der sich die Kurgäste bei schlechtem Wetter ergehen konnten. Westlich davon sind noch einige Häuser des Oberdorfes Beul eingezeichnet, während der Rest des Dorfes schon dem Kurgarten zum Opfer gefallen ist. In der gärtnerischen Planung war auch ein Gebiet bogenförmig von der Kurgartenstraße entlang der Ahr bis zur Unterstraße in Aussicht genommen. Dieser Plan wurde allerdings nicht ausgeführt, wie eine Notiz des späteren Kurdirektors August Lenné auf diesem Plan festhält: „Dieses Project konnte wegen nicht zu acquiriren möglich gewesenen Terrains nicht zur Ausführung kommen.“

Bauliche und gartenkünstlerische Aspekte

Ein Brief an seinen Schwager Adams vom 3. Dez. 1856 soll Lennés Gedanken und Überlegungen für das Neuenahrer Projekt verdeutlichen:

Mein geliebter Schwager! Die Beantwortung deiner lieben Zeilen vom 12tnOct. und 7tn. v(origen) M(onats). habe ich ungebürlich lange verzögert. Als Entschuldigungsgrund habe ich nur anzuführen, daß ich Dir gleichzeitig den Bebauungs und Verschönerungs Plan von Beul, dessen hoffnungsreiche Quelle diesem Orte eine bedeutungsvolle Zukunft sichert, zu übersenden wünschte. Von vielen Geschäften überladen, und durch häufige Abwesenheit von hier, habe ich erst in jüngster Zeit dazu gelangen können, meine Ansichten über die nach meinem Ermessen in Beul zu treffenden baulichen und gartenkünstlerischen Einrichtungen, in den hier beifolgenden Plan einzubringen. Es war mir eine recht schwierige Aufgabe, auf dem gegebenen Terrain eine Anlage zu concipiren, deren Ausführung 1tens nicht auf unüberwindliche Hindernisse stößt,; 2tn den ästhetischen Anforderungen der jetzigen luxuriösen Badeorte entspricht; und gleichzeitig 3tn der zukünftigen baulichen Erweiterung des Ortes Rechnung trägt. Soviel wie thunlich, habe ich mich auf dem Terrain welches die Gesellschaft bereits angekauft hat, oder dessen aquisition bereits gesichert ist, bewegt; soll jedoch Zusammenhang und Harmonie in die Gesamtanlagen gebracht werden, so bleibt der Ankauf noch mehrerer Grundstücke unerläßig.

Bild 1: Der von Lenné im November 1856 entworfene Plan (Einträge zur Orientierung durch den Autor)

Der Plan ist so deutlich dargestellt, daß er einer Erleuterung nicht bedarf; auch die Profilirung des Terrains von der Höhe wo ich das Kurhaus projectirt bis zur Ahr und die Lage der Bäder und bedeckten Hallen zunächst der Quellen, habe ich in dem 2tn hier beifolgenden Plan eingetragen, so daß mein Gedanke auch dem Leien verständlich sein wird. Es versteht sich jedoch von selbst, daß bei allen eingezeichneten Baulichkeiten nur die Lage, nicht deren Dimensionen angedeutet sein soll. Letztere, dem Bedürfniß entsprechend zu modifiziren, ist Sache des ausführenden Baumeisters…. gez. Lenné

Es kostet zu viel und rentiert sich wenig

Dieser Plan von 1856 war also zu großzügig angelegt und wurde nicht verwirklicht. Erst ein Entwurf Lennés vom Oktober 1858 konnte in den Grundzügen verwirklicht werden (Bild 2, Ausschnitt daraus). Hierzu schrieb Georg Kreuzberg unter dem 19ten October 1858 an Justizrat Adams: Verehrtester Herr Justiz Rath! Anbei den Plan Ihres Herrn Schwagers über unsere Gartenanlagen zurück; er ist wie nicht anders zu erwarten recht schön, und doch dürfen wir ihn unserer unmaßgeblichen Meinung zu folge nicht ganz so ausführen, weil er zu viel kostet und zu wenig rentiert. Wenn ich Sie zu hause treffen kann was ich auch Ihrem Boten zu sagen bitte so führe ich ihnen meine Meinung mündlich aus, wie ich es auch in dem Vewaltungsrathe thun werde.

Auf einer Durchstichzeichnung dieses Planes von 1858 durch Obergärtner Ferdinand Schroeder am 30. Mai 1892 im Auftrag Georg Kreuzbergs angefertigt, ist handschriftlich vermerkt: Copie des General-Planes zur Gründung des Bades (Neuenahr) des General Garten DirectorsLenné (bevor derselbe hier persönlich gewesen) wie solcher S. M. Friedrich Wilhelm IV. in 1856 vorgelegt worden.

Hier irrte Schroeder, denn der dem König 1856 vorgelegte General-Plan kann nur der Plan von 1856 (Bild 1) gewesen sein. Es mag erstaunen, dass sich der König im fernen Potsdam den Plan der Gartenanlagen eines unbedeutenden fern im Rheinland liegenden noch zu erbauenden Mineralbades in einer der ärmsten Gegenden des Rheinlandes vorlegen ließ. Hier hat Lenné wohl sein enges Verhältnis zum König ausgenutzt! Leider erfahren wir nirgendwo, wie sich Friedrich Wilhelm IV. zu diesem Plan und den Erfolgsaussichten des zu gründenden Mineralbades geäußert hat.

Beide Pläne zeigen, dass Lenné in genialen Entwürfen plante und dabei aber großzügig über privaten und Gemeindebesitz hinwegsah. Eine Realisierung dieser Pläne konnte sich nur unter Berücksichtigung dieser Besitzverhältnisse und der finanziellen Möglichkeiten der Aktien-Bade-Gesellschaft verwirklichen.

Leider konnte das großartige Projekt nicht verwirklicht werden

Einer Beilage zur Ahrweiler Zeitung (AZ) 1866 Nr. 40 vom Sonntag, 20. Mai entnehmen wir: Die erste zu überwindende Schwierigkeit war die Erwerbung des zu einer Bad-Anlage erforderlichen Grund-Eigentums:

Nach Beseitigung kaum glaublicher Schwierigkeiten gelang es endlich unter keineswegs günstigen Bedingungen von der Gemeinde die vorerwähnten Kiesfelder (circa 35 Morgen), sowie die alleinige Berechtigung zu erwerben, Gemeinde-Eigenthum zur Anlage von Thermalwasser-Leitungen zu benutzen. Von 60 verschiedenen Grund-Eigenthümern wurden noch circa 40 Morgen Land und Busch angekauft.

Demnächst wurden nun dem Dorfe Wadenheim gegenüber auf dem rechten Ahrufer die Kiesfelder vier bis neun Fuss hoch mit Boden ausgefüllt, um ein Planum zu den beabsichtigten Neuanlagen zu erhalten. Binnen zwei Jahren ward diese Aufgabe gelöst; sowie die Fassung der erbohrten Quellen, die Herstellung der nöthigen Wasserleitungen, der Trinkhalle, und des sogenannten alten Badehauses nebst einem grossen Badwasser-Sammel-Reservoir erledigt und der Kurgarten in seinen Haupttheilen angelegt.

Leider vermochte man nicht das ursprüngliche, vom verstorbenen General-Garten-Direktor Lenné zu Berlin entworfene, von allen Sachkennern als eben so großartig schön als praktisch erklärte Projekt zur Anlage des neuen Bades in seiner ganzen Ausdehnung zur Ausführung zu bringen, weil theils kurzsichtige, theils superlativ-selbstsüchtige Spekulation sich der Erwerbung der hierzu nöthigen Grundstücke hindernd in den Weg gestellt haben.

Hierzu hätten in diesem Frühstadium die Mittel der Badegesellschaft vermutlich auch kaum gereicht. Zudem hatten die „selbstsüchtigen Spekulanten“ – wohl in der Überzahl ortseingesessene Grundbesitzer – einen ähnlich geschäftstüchtigen Weitblick wie die Gründer des Heilbades.

So musste der o. e. Plan Lennés vom Oktober 1858 sich auf das im Besitz der Gesellschaft befindliche Gelände beschränken. Ferdinand Schroeder, Obergärtner der Badegesellschaft, schrieb am 4. 11. 1861 an den Königl.-Preuß. Oberhofmarschall Graf Pückler, dass vorläufig wegen Geldmangels die Gartenanlagen abgeschlossen wären, „denn die ganze Sache, sowohl Bauten als Garten-Anlagen sind dem vorhandenen Capital gegenüber viel zu weit gegriffen und müssen deshalb notwenig eingeschränkt werden.“ Es erstaunt, dass sich der preußische König und sein Oberhofmarschall für dieses unbedeutende Badeörtchen interessieren. Hier wird Adams das hohe Ansehen seines Schwagers beim König schamlos ausgenutzt haben, um kräftig die Werbetrommel zu rühren.

Der Verschönerungsplan vom Oktober 1858

Dieser Plan wurde also nur in Ansätzen verwirklich. So präsentierte sich aber schon 1866 eine üppige Vegetation, wie der o. e. Beilage zur AZ vom Mai 1866 zu entnehmen ist. Die nachträglich in den Text durch HJR eingefügten Nummern sind identisch mit denen im Ausschnitt aus dem Verschönerungsplan Oct. 1858 (Bild 2):

Die früher ungeregelte Ahr fliesst gegenwärtig sorgfältig eingedämmt in geschäftiger Eile und in dem Auge wohlgefälligen Linien durch die schöne Landschaft dem Vater Rhein zu.

Die Dörfer Beul und Wadenheim sind durch gutgepflegte; breite Fahrwege und durch eine stattliche 10 Schritte breite Brücke (1) über die Ahr mit einander verbunden.

Zu beiden Seiten der, von dieser Ahrbrücke nach Beul führenden Strasse erstrecken sich die Garten- -und Promenaden-Anlagen der BadeGesellschaft circa 2000 Schritte auf- und abwärts längs der munteren Ahr hin. Rechts dieser Dorfstrasse, nämlich gegen Westen, erblickt man in einer Länge von 400 Schritten und in einer Breite von 200 Schritten den Kurgarten mit seinen herrlichen, vierreihigen schattigen Ulmen Doppel Alleen, seinen schönen Linden-Alleen, seinen eben so sachgemässen, als naturwüchsig erscheinenden Rasen- und Gebüsch-Partien. Ein schöngewundener Graben (2) mit klarem, lebhaft fliessendem Wasser durchzieht ihn.

Links der ebenangeführten Strasse zeigen sich den überraschten Blicken das in sogenanntem angelsächsischen Style erbaute grossartige (leider in seiner Länge erst zu etwa 1/3 vollendete) Kurhôtel (3) und die durch eine zierliche Glashalle mit demselben in direkter Verbindung stehenden Badehäuser (4), umgeben von den zugehörigen Oekonomie- und sonstigen Betriebs-Gebäuden.

Alle diese Gebäulichkeiten sind umringt von Garten-Anlagen, an welche sich längs der Ahr gegen Osten zwischen sehr gelungenen Kunstwiesen eine schöne, circa 1000 Schritt lange, nach einem reizenden Ruheplatze hinführende Promenade anschliesst.

Dieser Promenadenweg, anschließend an die Kuranlagen parallel zur heutigen Felix-Rütten-Straße führend, wurde Wiesenweg genannt und führt heute noch von der Casinobrücke zur Landgrafenbrücke und in den Kaiser-Wilhelm-Park. Die (5) zeigt das Wasserreservoir für die in (4) verabfolgten Mineralbäder. Das Wasser wurde durch eine mittels Wasserrad betriebene Pumpe in das Reservoir befördert. Dieses Wasserrad wurde durch den aus der Ahr oberhalb des Kurparks abgezweigten Wassergraben betrieben. Der Untergraben fließt heute noch in seinem ersten Abschnitt unterhalb der Landgrafenbrücke in die Ahr. Er hatte in diesem Abschnitt die Aufgabe, hier statt der geplanten Parkanlagen rechts der Ahr eine 16 Morgen große Rieselwiese zu bewässern. Diese Wiesenanlage auf dem ehemaligen Kiesgelände der jetzt regulierten Ahr musste die geplante kostenintensive Bepflanzung ersetzen, verschönerte aber auch das Ortsbild. Zudem konnte die Badegesellschaft durch Verkauf des hier gemähten Grases ihre Bilanz verbessern. Auf diesem Wiesengelände legte die Kurverwaltung 1954 einen Parkplatz an. Heute steht hier, verdeckt durch den alten Baumbestand, das Casino-Parkhaus. Die (6) bezeichnet die erste Trinkhalle in der Südostecke des Kurparks.

Schattenspendende Alleebäume

Besonderen Wert legte die Badegesellschaft auf die vorrangige Anpflanzung von hochstämmigen schnellwachsenden, schattenspendenden Bäumen für Alleen und Plätze am Kurhotel und im Kurgarten. Gärtner Schroeder errechnet 1861 einen Bedarf von 354 Akazien, 210 Eschen, 150 Akazien, 60 Linden und 144 Platanen. So wurden erste Alleen längst der Ahr auf der rechten Seite vom Kurviertel aus entlang der o. e. Kunstwiesen mit 130 Eschen und 130 Akazien und ahraufwärts mit 70 Ulmen und 70 Akazien angelegt, die den Kurgästen schattige Promenaden ermöglichten. Den Ist-Zustand der Kuranlagen um 1880 im Vergleich mit dem Plan Lennés von Okt. 1858 zeigt Bild 3. Wie meine Ausführungen deutlich machen sollen, beschränkt sich entgegen landläufiger Meinung die von Lenné beeinflusste Garten- und Parkkonzeption Neuenahrs auf das eigentliche Kurviertel mit dem Schwerpunkt Kurpark. Dabei hat Lenné großzügig geplant mit der Option, dass benötigtes Gelände von der Badegesellschaft angekauft werden könnte. Das war natürlich bei den weit zersplitterten Besitzverhältnissen mit Kleinparzellierung sehr schwierig. Zudem war der finanzielle Rahmen der Gesellschaft beschränkt. Sie hatte bis zum 1. März 1859 schon die immense Summe von 67.000 Thalern nur für Grundstückserwerb ausgegeben! Dazu gehörten vor allem die unfruchtbaren Kies- und Sumpfgelände rechts und links der Ahr, die nach der Flussregulierung in den 1850er-Jahren größtenteils in Gemeindebesitz gelangten.

Bild 2: Ausschnitt aus dem Gesamtplan, dessen Ausdehnung etwa die durchgeführte Gestaltung zeigt. Orientierungspunkte siehe Text. Die beiden kleineren, nicht nummerierten Gebäude sind nicht identifiziert. Vielleicht plante Lenné hier seinen Ruhesitz. Deutlich zu erkennen die Ulmen-Doppelallee, deren Sichtachse auf eine rechteckige Bepflanzung zuläuft. (Orientierungszahlen und -texte durch Autor eingefügt)

Bild 3: Zeichnung des Ortsplans von Kurdirektor Ing.-Hauptmann a. D. August Lenné Grünfärbung des Besitztums der Badegesellschaft und eingezeichnete Planungsgrenze von Oct. 1858 durch den Autor. Die Ortsbezeichnung Bad Neuenahr gilt nur für den Besitz der Gesellschaft.

Was ist von Lennés Plänen geblieben?

Alle aus dem frühen 20. Jahrhundert vorliegenden Kurgartenpläne und -ansichten zeigen deutlich, dass von Lennés Plänen nur die Doppelalleen Bestand haben. Mit der Erbauung der Trinkhalle 1934 und späterer Erweiterung des Trinkhallenensembles wurde der Kurpark völlig neu gestaltet, wozu auch der 1934 angelegte Brunnen vor der Trinkhalle gehört. Wenn also heute immer noch von einem Kurpark „nach Lennés Plänen“ gesprochen wird, so ist das schlichtweg irreführend und entspringt einem unbegründeten Renommierbedürfnis.

Der Kurpark und das Gelände um das Kurhotel sind immer wieder durch Neubauten verändert worden, wodurch immer weniger von Lennés ursprünglichem Plan, der zudem nur in Ansätzen verwirklicht wurde, geblieben ist. Welche geringe Bedeutung Bad Neuenahr für Lennés Schaffen hatte, mag man daraus ersehen, dass ein für sein Dienstjubiläum am 15. Februar 1866 von seinen Freunden und Schülern gestifteter silberner, mit Blattgold überzogener Lorbeerkranz mit fünfzig Blättern, auf denen die wichtigsten von ihm angelegten Gärten eingraviert waren, Bad Neuenahr nicht enthielt. Der Kranz konnte ihm wegen seines Todes am 25. Januar d. J. nicht mehr überreicht werden, er wurde seinem Sarg vorangetragen.

Der Verfasser verstarb im Sommer 2021. Der Abdruck des von ihm freigegebenen Beitrags erfolgt mit freundlicher Erlaubnis seiner Familie.