ADENAU

und seine Geschichte

In der Hocheifel, am Fuße der Hohen Acht und der Nürburg, liegt das liebliche Städtchen Adenau, eingebettet in einem zwei Kilometer langen Tal, das sich von Osten nach Westen hinzieht. Zu den landschaftlichen Reizen reiht sich eine interessante und wechselvolle Geschichte. Schon in der Römerzeit war das Tal besiedelt. Darauf weisen Grabfunde aus der Römerzeit hin, die bei der Anlage der Provinzialstraße um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und beim Bau der Wasserleitung im Jahre 1904 entdeckt wurden.

Über die Gründung des Ortes ist nichts bekannt. Soviel ist aber sicher, daß das heutige Adenau in seinen ersten Anfängen ein adeliger Besitz (Herrenhof) war und auch teilweise nach seinem Gründer benannt wurde; denn der Name enthielt in seiner ursprünglichen Form im ersten Teil einen Personennamen „Ade“, zu dem noch das altdeutsche ave oder awa, das soviel wie Aue am Fluß bedeutet, hinzutrat. Deshalb findet sich in der. ältesten Urkunden adenowe oder adenova für Adenau. Der Name Adenau erscheint zum ersten Male in einem Vertrag des Trierischen Archidiakons Winfried mit der Abtei St. Maximin über die Pfarreien Uexheim und Reifferscheid aus dem Jahre 975. Damals gehörte Adenau noch zur Pfarrei Reifferscheid, wie auch Ahrweiler zu Karweiler gehörte.

Die erste Ansiedlung, der Herrenhof, lag in der Nähe der jetzigen Johanniterkirche. Schon im 10. Jahrhundert bestand im Bering des Hofes eine Kirche, die Graf Ulrich von Are und Nürburg stiftete. Die zum Herrenhof gehörigen Gebäude, Gärten usw. erstreckten sich bis über den jetzigen Viehmarkt hinaus. Im Umkreis des Herrenhofes lagen zwei Fischweiher und ein Schwimmteich. Das Dienstpersonal des Hofes hatte wohl in dem vor dem Eingang der Kirche nach dem Marktplatz zu gelegenen Teil seine Wohnungen. Die ganze Anlage wurde auf der einen Seite umfriedet durch den vorbeifließenden Bach, nach der anderen Seite durch einen Graben, der seinen Abfluß in den Mühlenteich hatte, wo weiter unterhalb die Hofmühle lag. Die vor dem St. Josefs=Krankenhaus gelegene Wiese heißt heute noch Mühlenpesch.

Dort, wo jetzt das Marienheim steht, befand sich früher ein freiadeliger Rittersitz, „Zur Mühlen“. Damals erstreckte sich der Besitz vom Ausgang der Kollengasse bis zum Franziskanerkloster, das einst auf dem jetzigen Friedhofsgebäude stand, zu beiden Seiten des Adenauer Baches. Wegen der Mühle hieß der Rittersitz „Zur Mühlen“, im Volksmund „Zermüllen“ genannt (vergl. Zermüllen bei Kelberg). Zu diesem Hofe gehörten noch im 17. Jahrhundert 17 Morgen Ackerland, 4 Morgen Wiesen, 4 Morgen Rottland, einige Weiden, 2 Gärten zu Niederadenau, Zehnten zu Gilgenbach, Altenbach, Adorf und Leimbach.

Dieser Herrenhof „Zur Mühlen“ war ein Nürburger Burglehen, mit dem am 11. Juni 1377 Matthäus von Speygelberg von Kurköln belehnt wurde; denn die Grafschaft Nürburg war durch Aussterben der Grafen von Nürburg 1276 zum Erzstift Köln gekommen.

Im Jahre 1397 ging dieses Speygelberger Burglehen an die Familie von Rodesberg über, die um 1450 das Haus Zur Mühlen erbaute. Um 1500 starben auch die von Rodesberg im Mannesstamme aus. Erbin ist Sophie von Rodesberg, die das Erbe ihrem Gemahl Gerhard von Metternich zu Zievel (auch von Zweyfel genannt) zubringt. Ihre Tochter Catharina war 1536 im Besitz des Hauses. Obwohl dreimal verheiratet, starb sie 1580 kinderlos. Als ihre Erben treten die Verwandten Bertram von Metternich zu Brohl, Heinrich von Metternich zu Nesseling und Maria von Metternich auf; letztere war mit Wilhelm von Orsbeck zu Wensberg vermählt. Im Jahre 1590 erhielten diese drei Metternichschen Linien die Belehnung. Aber schon 1633, mitten im 3ojähr. Krieg, verkauften die von Metternich den Hof an den kölnischen Kellner, Dietr. Bewer, für 2300 Taler. Kurköln bestätigte als Lehnsherr diesen Kauf und gab 1634 dem Käufer die Belehnung. Dietrichs Sohn, Wilhelm, ließ um 1659 das Haus Zur Mühlen wieder neu aufbauen. Sein ältester Sohn Stephan Bewer fiel 1688 in den Türkenkriegen unter Prinz Eugen in Ungarn. Die Enkel Wilhelms verkauften das Haus 1758 an den Kammergerichtsassessor Arnold Heinrich Josef Gramer von Clauspruch (+ 1792). Noch im Jahre 1794 erhielten seine Erben die kurfürstliche Belehnung. Haus und Hof Zur Mühlen kamen im Jahre 1830 durch Kauf an Franz Georg Weckbecker in Münstermaifeld, der den Hofbesitz aufteilte. Das Hofgebäude kaufte 1833 Notar Keiffenheim; dieser erneuerte das Haus und ließ hohe, helle Fenster einsetzen und an der Westseite einen Turm errichten. Das barocke Hofhaus war zweigeschossig mit hohem, gebrochenem Dach, das mit Hauben besetzt war; an der Ostseite befanden sich zwei spitze Türme. Dieses Gebäude brannte 1863 bis auf das Erdgeschoß nieder, wurde aber alsbald wieder aufgebaut. Im Jahre 1931 erhielt das Haus einen modernen Um= und Ausbau. Es befindet sich im Besitze des St. Josephs=Krankenhauses und findet Verwendung als Erholungsheim.

Neben dem anfangs erwähnten Herrenhof Adenau gab es noch ein Dorf Adenau, in dem die hörigen Leute wohnten. Es lag in der Nähe des „Buttermarktes“. Dort war auch ein Rittergeschlecht ansässig, das sich „von Adenau“ nannte und zu den Burgmannen von Nürburg gehörte. Reste des Burghauses sind heute noch vorhanden. Im Jahre 1162 schenkte Graf Ulrich von Are den Hof Adenau dem Johanniterorden, der damit wohl seine erste Niederlassung in Westdeutschland begründete. Als erster Comtur oder Vorsteher des Ordenshauses wird Franz Arnold in einer Urkunde von 1269 genannt.

Marktplatz in Adenau

Das Ordenshaus bestand bis zum Jahre 1794. Der noch vorhandene zweigeschossige Barockbau ist südöstlich der Pfarrkirche gelegen. Über das Leben und Wirken der Johanniter berichtete eingehend J. Rausch im Heimat=Jahrbuch 1954 unter der Überschrift: „Adenau, die Johanniterstadt“. Der Herrenhof hatte sich nach und nach zu einem Flecken erweitert, in dem schon sehr früh vier Märkte im Jahre abgehalten wurden. Die Märkte sind 1601 der damals schon bestehenden Gerberzunft vom Kurfürsten bewilligt worden. In die Zeit nach 1601 fällt auch die Gründung der Wollweber= und Hammerzunft; über die segensreiche Wirksamkeit der beiden Zünfte wurde ausführlich in den Heimatjahrbüchern 1955 und 1957 berichtet. Im 17. und -18. Jahrhundert hatte Adenau viel unter den Einquartierungen und Durchmärschen der Kriegshorden zu leiden. 1673 war durch umherziehende Kriegshorden die Pest eingeschleppt worden.

An die furchtbare Geißel, die in ständiger Gefolgschaft der Kriege die Menschheit heimsuchte, erinnert noch „das Schwedenkreuz“, das an der Rennbahn in der Nähe der Quiddelbacher Höhe steht. Bis zum Jahre 1794 stand Adenau unter dem Kurfürsten von Köln. Von da ab kam es unter die Herrschaft der Franzosen. Adenau war damals der Sitz eines Kantons und hatte städtische Rechte von 1816 bis 1833, die ihm aber unter der Herrschaft Preußens aberkannt wurden. Nach den Befreiungskriegen wurde Adenau Kreisort und behielt diese Rechte bis 1932. Durch die Aufteilung des früheren Kreises Adenau kamen die Ämter Adenau, Antweiler und Brück zum Kreis Ahrweiler, während die Ämter Kelberg, Virneburg und Kempenich an den Kreis Mayen fielen. Auch vom Unwetter wurden die Bewohner des Ortes nicht verschont. 1843 brachte ein furchtbarer Wolkenbruch große Überschwemmungen. Weitere heftige Gewitterregen im Jahre 1888 und 1904 überschwemmten den Markt und den unteren Teil Adenaus. Die größte Hochwasserkatastrophe erlebte unser Ort am 13. 6. 1910, über die im Heimat=Jahrbuch 1960 noch ausführlich berichtet wird. Durch die Eröffnung der Bahnstrecke Altenahr—Adenau am 16. Juli 1888 wurde die Verbindung mit der Rheinstrecke hergestellt. In den folgenden Jahrzehnten sind moderne und stattliche Gebäude entstanden. Das damalige Kreishaus, jetzt Postamt, die Landwirtschaftsschule, die Oberförsterei, die Marienkapelle, die Volksschule, die Rektoratschule auf dem Viehmarkt, die Vergrößerung der katholischen Pfarrkirche, die evangelische Kirche und andere schmucke Privatgebäude künden von großem baulichen Fortschritt um die Jahrhundertwende.

Durch Bombenabwurf des letzten Weltkrieges ist unser Städtchen, besonders im unteren Ortsteil, stark beschädigt worden; dabei wurde auch die alte ehrwürdige Johanniterkirche bis auf die Seitenmauern und den Turm völlig zerstört. Nur dem eisernen Aufbauwillen unserer Bewohner ist es zu verdanken, daß in wenigen, aber opferreichen Jahren sämtliche Kriegsschäden beseitigt wurden.

Ministerpräsident Altmeier erklärte am 11. Mai 1952 namens der Landesregierung die Gemeinde Adenau zur Stadt. Am 1. Oktober 1952 erfolgte die Eingliederung der Nachbargemeinde Breitscheid in die Stadt Adenau.

Der industriearme Ort, der bis 1950 nur eine alte Tuchfabrik, eine Faßdaubenfabrik und ein Sägewerk aufwies, wurde 1951 und 1952 durch zwei moderne Industrieanlagen erweitert, die Wollwerke und eine Spezialfabrik für Röhrenprüfgeräte.