Vulkanismus im Kreis Ahrweiler

Das Gebiet des Kreises Ahrweiler ist während der letzten Abschnitte der Erdgeschichte mehrmals Schauplatz eines lebhaften Vulkanismus gewesen. Die eine Episode liegt 45 bis 20 Millionen Jahre zurück und fällt in die Tertiärzeit, also den Zeitabschnitt, in dem sich die Braunkohlen der Kölner Bucht oder die Tonlager von Ringen bildeten. Nach einer langen Ruhezeit lebte dann innerhalb der letzten 500000 Jahre, während des Eiszeitalters der Vulkanismus wieder auf und zwar im Südteil des Kreisgebietes um den Laacher See. Diese junge Vulkanperiode hat die Landschaft sehr stark umgewandelt, dagegen sind von den älteren, tertiärzeitlichen Vulkanen nur noch einzelne Kuppen vorhanden, darunter allerdings so imposante Berggestalten wie Hohe Acht, Nürburg, Aremberg oder Landskrone.

Die tertiären Vulkane

Die etwa 350 teritiärzeitlichen Vulkane der Eifel konzentrieren sich auf zwei räumlich getrennte Vulkanfelder, die auch zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. Das ältere hat seinen Schwerpunkt in einem Nord-Süd-Streifen zwischen Kelberg und Adenau, in dessen nördlicher Fortsetzung eine Vulkangruppe um den Hochthürmen bei Kirchsahr liegt. Von einem Zehntel der etwa 250 Einzelvorkommen wurden Altersbestimmungen durchgeführt. Denn die Gesteine enthalten Minerale, welche sich mit bekannter Geschwindigkeit in andere Komponenten umwandeln; und wenn man im Laboratorium die Mengen der Zerfallsprodukte im Verhältnis zu der des Ausgangsminerals bestimmt, kann man abschätzen, wie viel Zeit seit der Entstehung des Minerals vergangen ist. Nach diesen Altersbestimmungen, die haupt­sächlich an der Universität Heidelberg unter Leitung von Prof. Dr. Hans Joachim Lippolt durchgeführt wurden, lag der Schwerpunkt der Vulkantätigkeit in dem Nord-Süd-Feld in der Zeit, die 40-35 Millionen Jahre zurückliegt, fällt also in den Abschnitt der Erdgeschichte, den man Eozän-Zeit nennt. In den meisten Fällen drangen basaltische Schmelzen an die Oberfläche. Sie stiegen auf Spalten durch die Erdkruste und breiteten sich, sobald sie die Oberfläche erreichten, pilz- oder keulenförmig aus und erstarrten dann. An einigen Stellen finden sich auch vulkanische Gesteine, die heller und kieselsäurereicher sind als Basalte, z. B. am Boxberg bei Müllenbach und am Selberg bei Quiddelbach.

Da nach dieser Vulkanphase das Gebirge noch weiter aufstieg, wurden die devonischen Tonschiefer im Umfeld der Vulkane abgetragen, und die widerstandsfähigeren Basaltkörper witterten als Kuppen heraus. So besteht der Kegel der Hohen Acht nur aus einer Basaltkappe, welche die darunter liegenden Schiefer vor der Abtragung geschützt hat. Im Ahrtal bei Mayschoss gibt es eine der seltenen Stellen, an denen der Zufuhrschlot eines Basaltvulkans freigelegt ist: Südlich der Lochmühle steht neben der Ahr ein Turm aus Basalt, die Kuckley. Es ist der Schlot eines Basaltvulkans, der vor 46 Millionen Jahren entstand. Damals gab es das Ahrtal noch nicht, und die Landoberfläche, auf welcher der Vulkan gesessen haben muss, lag mindestens 200 Meter höher als der Bereich der Lochmühle heute.

Das jüngere tertiärzeitliche Vulkanfeld dehnt sich um das Siebengebirge und das Rheintal aus und hatte seine Hauptaktivität vor etwa 25 Millionen Jahren, das ist die Zeit im Übergang von Oligozän- zu Miozän-Zeit, in der sich in der absinkenden Kölner Bucht die ersten Braunkohlenlager bilden. Während im Siebengebirge und seiner näheren Umgebung auch kieselsäurereichere Gesteine wie Trachyte und Latite und große Mengen von Trachyttuff an die Oberfläche gelangten, sind in den äußeren Partien dieses Vulkanfeldes, wozu auch der Ostteil des Kreises Ahrweiler gehört, nur Basalte gefördert worden. So entstand z. B. der Basaltstock, auf dem der Rolandsbogen steht. Hierher gehört auch das inzwischen abgebaute Basaltvorkommen mitten im Rhein gegenüber Unkel, das schon Georg Forster und Alexander von Humboldt Ende des 18. Jahrhunderts beschrieben haben und in dem die „Neptunisten“ damals ein Beweisstück sahen für ihre Hypothese, dass alle Gesteine, auch Basalt, sich unter Wasser gebildet haben. Auch im Talhang südlich Oberwinter findet sich Basalt, der schon damals so stark abgebaut wurde, dass sich am 20. 12. 1846 ein großer Erdrutsch ereignete. Auch die durch große Steinbrüche geöffneten Basaltkuppen Dungkopf und Scheidskopf westlich Remagen sind in dieser Zeit entstanden, ebenfalls die Landskrone und der Neuenahrer Berg beiderseits des unteren Ahrtales, um nur die bekanntesten Vorkommen zu nennen.

Die eiszeitlichen Vulkane

Während des Eiszeitalters, vor etwa 800 000 Jahren, nahm der Aufstieg des Rheinischen Schiefergebirges plötzlich stark zu. Der Rhein und seine Nebenflüsse waren gezwungen, sich tief einzuschneiden, und erst in dieser letzten Phase ist aus einem nur wenig gegliederten Plateau das Mittelgebirge geworden, das wir heute vor uns sehen. Mit dem Beginn dieser starken Hebung erwacht der Vulkanismus wieder, und es entsteht die Vulkanlandschaft der Osteifel, in deren Mitte der Laacher See liegt, weshalb man auch vom Laacher-See-Vulkangebiet spricht. Im Gegensatz zum tertiärzeitlichen Vulkanismus, der in unserem Gebiet im Wesentlichen nur Basaltkuppen ohne größere Lavaströme hinterlassen hat, ist bei dem eiszeitlichen Osteifel-Vulkanismus die Vielfalt viel größer, sowohl was die Gesteinsarten als auch die Vulkantypen angeht. Der seit dem Jahre 1990 durch die Verbandsgemeinde Brohltal mit großem Engagement eingerichtete Vulkanpark Brohltal/Laacher See ermöglicht es, die Besonderheiten eines großen Teils dieses Vulkangebietes auf Wanderungen oder mit Hilfe von Autotouren oder Fahrten mit dem „Vulkan-Express“ zu studieren.

Wir beschränken unsere Beispiele auf den Kreis Ahrweiler, sind uns aber dessen bewusst, dass sich das Vulkanfeld im Süden bis fast an die Mosel ausdehnt, im Südosten mit einigen Ausbruchspunkten sogar bis in den Vorderen Wes­terwald bei Bendorf. Der häufigste Vulkantyp ist der des Basalt-Schlackenkegels; hier seien genannt Leilenkopf (auch Leitenkopf) bei Niederlützingen, Herchenberg bei Burgbrohl, Kunksköpfe bei Wassenach. Diese drei Vulkane existieren als Berge nicht mehr, denn die Schlacken sind ein für den Straßenbau sehr gesuchtes Material, deshalb wurden die Kegel abgebaut und zu Trichtern ausgehöhlt. Wenn in solchen Vulkanen Lava aufsteigt, durchbricht sie die Kegelwand und läuft als Lavastrom aus, wobei sie ein Tal benutzen kann. Das ist beim Veitskopf am Laacher See der Fall, wo kleinere Lavazungen in Richtung See ausgetreten sind und ein großer Lavastrom nach Westen. Er hat den Schlackenwall zu einer hufeisenartigen Form aufgerissen und ist in einem Vorläufer des Gleeser Tales 2,5 km lang nach Norden geflossen. Seine Lava wurde schon in der Römerzeit abgebaut; die Flanke des Lavastroms wird wegen der Gliederung in Säulen, die quergeklüftet sind, als „Mauerley“ bezeichnet. Ähnliche Vorgänge sind am Bausenberg bei Niederzissen abgelaufen: Aus dem Schlackenwall ist nach Norden Lava ausgeflossen; sie hat sich eine relativ schmale Öffnung geschaffen und ist dann in einem Tälchen bis ins Vinxtbachtal geflossen, wo die Stirn des Lavastroms bei Gönnersdorf zu sehen ist. Die Autobahn durchschneidet bei der Ausfahrt Niederzissen diesen Lavastrom. Mit dem Bausenberg steht einer der am besten erhaltenen Eifelvulkane unter Naturschutz.

Der Westteil des Laacher Vulkangebietes.
Die Vulkane (wenn nicht anders angegeben: Basalte): 1 Teufelsburg,
2 Steinberg (teritiärer Basalt), 3 Bausenberg,
4 Perlerkopf, 5 Hannebacher Ley, 6 Olbrück (Phonolith), 7 Steinfeld (Phonolith), 8 Haweybüsch (Phonolith), 9 Schellkopf (Phonolith), 10 Schellköpfchen (Phonolith),
11 Schorberg, 12 Lehrenkopf (Phonolith),
13 Steinrausch, 14 Palagonit-Tuffring, 15 Engelner Kopf (Phonolith),
16 Hüttenberg-Bimsschlot, 17 Schlot für Wehrer und Gleeser Bims,
18 Humersberg,
19 Meirother Kopf,
20 Tiefenstein, 21 Phonolithdome Riedener Hardt, 22 Schorenberg, 23 Sulzbusch. R (im Norden zwischen 2 und 3) Roddermaar, kein Vulkan, sondern wahrscheinlich ein Meteoritenkrater.
Angedeutet ist die Faltenstruktur der Unterdevon-Gesteine durch die Strichlinien.

Im Vulkanpark Brohltal/Laacher See bei Brenk, 2005: Im Hintergrund (r.) die Burg Olbrück

Was dieses Vulkangebiet besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass dreimal sich innerhalb der Erdkruste große Magmenreservoire gebildet haben, in denen sich aus der basaltischen Schmelze phonolithische Gesteine entwickelt haben, deren Minerale also ärmer an Metallen, dafür reicher an Kieselsäure sind. Die braungrauen Phonolithe sind schon im Feld von den blauschwarzen Basalten gut zu unterscheiden. Im Raum oberes Brohltal – Kempenich sind an mehreren Stellen phonolithische Schmelzen an die Oberfläche gedrungen. Sie sind viel zähflüssiger als Basaltschmelzen, fließen daher nicht als Lavaströme aus, sondern erstarren in runden keulenförmigen Kuppen, die von den Vulkanologen Dome genannt werden. Die größten Phonolithdome sind die Kuppe mit der Olbrück, der Schellkopf bei Brenk mit dem noch aktiven Steinbruch und der Engelner Kopf. In den Magmenreservoiren hat sich ein gewaltiger Gasdruck entwickelt, der das Herddach bersten ließ und Wolken von Aschen und Bimsstücken auswarf, die sich als mächtige Phonolithtuff- und Bimsdecken ablagerten. In den relativ rasch entleerten Herd brach die Kruste in kilometerweiten Kesseln, sogenannten Calderen, ein. Solche phonolithischen Tuffkomplexe bildeten sich im Vulkangebiet dreimal. Zuerst wurde aus vielen Schloten der Tuffkomplex im Raum Bell – Rieden – Weibern gefördert, in welchem als Caldera der Riedener Kessel einbrach, der allerdings von umgelagerten Phonolithtuffen zum großen Teil wieder aufgefüllt wurde. Danach entwickelte sich im Raum Wehr ein ähnlicher Komplex, aus dem mit Unterbrechungen Bimsfächer in östlicher Richtung ausgeworfen wurden. Es brach die ovale Caldera des Wehrer Kessels ein, die heute noch deutlich zu erkennen ist. Schließlich entwickelte sich südöstlich davon erneut ein phonolithischer Herd, der vor 13 000 Jahren explodierte und das Neuwieder Becken und den Vorderen Westerwald mit einer mächtigen Bimsdecke einhüllte; feinere Aschen sind bis in den Ostseeraum und die Westalpen verdriftet worden. Kilometerlange Aschenströme füllten ein Nebental des Nettetals und über das Gleeser und Tönissteiner Tal auch das Brohltal bis zum Rhein hinab aus. Es brach eine 2 mal 3 km große Caldera ein, in welcher sich der Laacher See bildete.

Selberg bei Quiddelbach. Das früher als
Phonolith bezeichnete Gestein mit breiten Säulen ist ein tertiärzeitlicher Trachyt.
Der Steinbruch ist inzwischen stark zugewachsen, Zustand 1961.

Das Osteifel-Vulkanfeld endet nördlich des Brohltals mit der Reihe Teufelsburg, Perlerkopf, Bausenberg, Herchenberg, Leilenkopf. In dem nordwestlich anschließenden Waldgebiet gibt es noch einige kleinere Basaltvorkommen, die ebenfalls dazu gehören. Jedoch muss im Stadtgebiet von Bad Neuenahr noch ein größerer Vulkan unter den Schottern des Ahrtales verborgen sein. Denn in der Fangogrube finden sich Ablagerungen mit so großen Basaltstücken, dass sie nicht vom Brohltal hierher geflogen sein können, sondern von einem näher gelegenen Ausbruchszentrum stammen müssen. Schließlich ist der Schlackenring des Rodderbergs bei Bonn-Mehlem auch ein eiszeitlicher Vulkan, sein Südteil liegt noch im Kreis Ahrweiler. Heute beschränkt sich das vulkanische Geschehen auf das Aufdringen von Kohlendioxid, das meist in Wasser gelöst zutage tritt und in reichen Mineralquellen besonders im Wehrer Kessel und im Osten des Kreises genutzt wird. Am Ostufer des Laacher Sees tritt Kohlendioxid als Gas aus (Mofetten).

Geologisches Blockbild einer Basaltgruppe vom Typ der tertiären Vulkane der Hocheifel.

Literatur:

  • Lippolt, H. J. (1983): Distribution of Volcanic Activity in Space and Time.-Plateau Uplift, S. 112-120, Berlin, Heidelberg (Springer-Verl.).
  • Lippolt, H. J. & Fuhrmann, U. (1980): Vulkanismus der Nordeifel: Datierung von Gang- und Schlotbasalten.-Aufschluss, 31, S. 540 – 547, Heidelberg.
  • Meyer, W. (1994): Geologie der Eifel. 3. Aufl., 618 S., Stuttgart (Schweizerbart-Verl.).