150 Jahre Post in Altenahr
Heinz Schmalz
Am 1. August 1988 konnte das Postamt Altenahr auf ein 150jähriges Bestehen zurückblicken. Die Geschichte dieses Postamtes ist eng mit der Verkehrsentwicklung im Ahrtal verbunden. Das romantische mittlere Ahrtal war noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein verkehrsmäßig unerschlossenes Gebiet. Die Bewohner der damals kleinen Dörfer lebten mehr schlecht als recht von dem geringen Einkommen, das der Boden hergab. Das Bedürfnis nach einem regelmäßigen Austausch von Nachrichten war kaum gegeben. Die wenigen Informationen, die für den Einzelnen von Bedeutung waren, betrafen meist nur Familienangelegenheiten. Diese wurden durch Boten, Marktgänger oder durch gelegentliche Besuche über die Ortsgrenzen hinausgetragen.
Über einen regelmäßigen Postaustausch hören wir erstmals von dem Altenahrer Pfarrer Rolshoven. Dieser berichtete im Jahre 1788 nach Köln, »Die Briefe gelangen dahin über Bonn mit der nach Adenau gehenden Post, welche alle donnerstags durch Altenahr zurückkommt“. Da zu diesem Zeitpunkt in Adenau noch keine Postdienststelle bestand und von Bonn aus noch kein Landbriefträger zur Oberahr ging, kann es sich bei diesem Boten nur um eine Person handeln, die auf privater Basis von Adenau zur Thurn und Taxis’schen Postexpedition in Bonn über die Bonn-Trierer Landstraße durch Altenahr ging. Am 1. 5. 1818 wurde ein Postwärteramt in Ahrweiler und am 1. 7. 1818 ein Postwärteramt in Adenau eröffnet. Die Bewohner von Altenahr hatten nun die Möglichkeit sich dieser beiden Ämter in postalischen Angelegenheiten zu bedienen. Über die eingerichtete Postverbindung gibt die Nachricht des Königlichen Postamtes in Bonn vom 1. Juli 1818 Kunde:
»Vom 1. d. M. ab hat die Postverbindung zwischen Ahrweiler und Adenau begonnen. Es geht zu diesem Behufe wöchentlich dreimal. nämlich montags, mittwochs und freitags ein Fußbote, welcher alle Briefe und Paquete in beide Kreise befördern muß von Adenau nach Ahrweiler. Derselbe kommt mittags gegen 12 Uhr an und geht nachmittags 1 Uhr ab«.
Ab 1. August 1838 erhielt Menahr ein Postwärteramt und eine Postkutschenverbindung nach Ahrweiler. Die 1840 erschienene Wanderkarte von J. Nicolas Ponsart weist bereits zwischen Altenahr und Reimerzhoven auf die neue Ahrtalstraße, den Straßentunnel und die Postkutschenverbindung hin. (Lith. v. N. Ponsart)
Diesem Boten konnten in Altenahr Briefe zur Weiterbeförderung mitgegeben werden. Der Botenweg zwischen Altenahr und Ahrweiler führte damals noch über Fahr- und Fußwege, die teils im Tal, teils über die Höhen – z. B. von Ahrweiler über Altenwegshof nach Marienthal/ Dernau oder von Reimerzhoven über das Weiße Kreuz nach Altenahr – verliefen. Eine durchgehende Fahrverbindung bestand hier nicht. Eine Personenbeförderung von oder nach Altenahr war nur über die Kalenborner Höhe auf der Bonn-Trierer Landstraße möglich.
Ein bedeutendes Datum für die Verkehrserschließung des mittleren Ahrtals wurde der 25. November 1834, an dem der Straßentunnel bei Altenahr, der bis 1865 der erste und einzige in Preußen blieb, seiner Bestimmung übergeben wurde. Hiermit wurde erstmals eine durchgehende Fahrmöglichkeit durch das Tal zwischen Ahrweiler und Altenahr eröffnet, wenn auch der endgültige Straßenausbau noch einige Jahre in Anspruch nahm.
Einrichtung eines Postwärteramtes und Beginn der Postkutschenzeit
Obwohl nun eine bessere Verkehrsverbindung zwischen Ahrweiler und Altenahr möglich war, sollte es noch bis zum 1. August 1838 dauern, daß Altenahr ein eigenes Postwärteramt erhielt. Gleichzeitig wurde eine Personenbeförderung von Altenahr aus angeboten. Die Bekanntmachung hierüber besagt:
„Mit dem 1. 8. 1838 beginnen folgende neue Einrichtungen im Ahrtal:
Die bisherige wöchentlich dreimalige Fahrpost zwischen Ahrweiler und Remagen wird in eine tägliche zweispännige Personenpost verwandelt, ab Ahrweiler täglich 7 Uhr morgens, in Remagen 9 Uhr vormittags, ab Remagen täglich 13.30 Uhr, um 15.30 Uhr in Ahrweiler, Personengeld 6 Silbergroschen pro Meile, 30 Pfund Gepäck frei.
Zwischen Altenahr und Ahrweiler wird eine wöchentlich dreimalige Cariolpost angelegt, ab Altenahr dienstags, donnerstags und sonnabends 5 Uhr früh, nach Ankunft der Botenpost von Adenau, in Ahrweiler 6.45 Uhr morgens, zum Anschluß an die Personenpost nach Remagen; Ahrweiler ab Dienstag, Donnerstag und Sonnabend 3.45 Uhr nachmittags. Es wird eine Chaise für 4 Personen eingestellt. Personengeld 10 Silbergroschen für die ganze Tour. Die bisherige Botenpost zwischen Adenau und Ahrweiler geht künftig dreimal zwischen Adenau und Altenahr, ab Dienstag, Donnerstag und Sonnabend um 2 Uhr früh, in Altenahr 5 Uhr früh. Zurück geht die Botenpost von Altenahr nachmittags 6 Uhr und ist um 9 Uhr in Adenau.
Ahrweiler, den 28. 7. 1838 der Postinspektor, Schüller«
Ab 1. 12. 1838 wurde die Fahrgelegenheit erweitert. Hierüber ist zu lesen:
»Zwischen Adenau und Altenahr (2 1/2 Meile) wird eine wöchentlich dreimalige Cariolpost hergestellt und die gegenwärtige Botenpost aufgehoben. Die Carriolpost fährt aus Adenau Dienstag. Donnerstag, Sonnabend 1 1/2 Uhr früh, in Altenahr 41/2 Uhr früh, aus Altenahr an denselben Tagen 6 Uhr abends, in Adenau 9 Uhr abends. Es wird eine leichte Chaise für 4 Personen eingesetzt. Personengeld 5 Silbergroschen pro Meile, 30 Pfund Gepäck frei. Coblenz, den 26. 11. 1838 l. A. des hohen Generalpostamtes. Oberpostamt. Buchwald Gießel«
Die Postkutschenverbindung von Altenahr nach Ahrweiler mußte im Winter 1838/39 wegen der vorhandenen schlechten Straßenverhältnissen eingestellt werden. Sie begann aber wieder ab 1. 4.1839 mit dem Versprechen, daß wegen des nahen Ausbaus der Ahrtalstraße die Fahrmöglichkeiten künftig auch im Winter bestehen bliebe. Durch die frühen Abfahrzeiten war sichergestellt, daß die Personenposten des Ahrtals in Remagen Anschluß an die Schnellpostencourse nach Köln und Koblenz hatten.
Für die Benutzung der Straßen, die auch mit Postgeldern zu sogenannten Kunststraßen ausgebaut waren, wurde zur Bestreitung der Kosten für deren Anlage und Unterhaltung Gebühren erhoben. So waren u. a. die Ahrtalstraße in Dernau und in Kreuzberg und die Bonn-Trierer Landstraße auf der Kalenborner Höhe durch Barrieren gesperrt, die erst nach Zahlung der festgesetzten Gebühren an den Barrierewärter zum Weitertransport geöffnet wurden.
Lediglich die planmäßigen Postfahrten hatten, nachdem der Postillion sein Kommen durch Blasen des Posthorns anzeigte, gleich freie Durchfahrt.
Ab 1. 5. 1847 erhielt Altenahr Landbriefträger. Diese hatten die Aufgabe, in Altenahr und den umliegenden Dörfern an drei Tagen in der Woche die eingehenden Briefe den Empfängern zuzustellen. Bis dahin mußten die Briefe alle beim Postwärteramt Altenahr abgeholt werden. Nach 200jährigem Bestehen der Preußischen Post trat die Oberpostdirektion Koblenz ins Leben. Die inzwischen angehobene Postexpedition Altenahr wurde von diesem Zeitpunkt an vom Postamt Bonn losgelöst und dieser neuen Verwaltungsstelle zugeteilt.
Da der Eifelraum besser an das große Postkutschennetz angeschlossen werden sollte, wurde 1850 eine Verbindung von Bonn über Mek-kenheim nach Altenahr und weiter über Ade-nau, Kelberg, Wittlich nach Trier eingerichtet. Damit war Altenahr damals schon zu einem Verkehrsknotenpunkt geworden.
Im gleichen Jahr wurden Briefmarken eingeführt und die Bartreimachung aufgehoben. Zur Entwertung der Briefmarken erhielt Altenahr auch einen eigenen »Vernichtungsstempel«. Der Abdruck eines solchen Stempels zeigte 4 Ringe und in der Mitte die dem Ort Altenahr zugeteilte Zahl 25. Briefmarken mit einem solchen Stempelabdruck sind heute eine örtliche philatelistische Kostbarkeit. Der Ringstempel fiel 1860 weg und wurde durch einen Stempel mit Orts- und Datumangabe ersetzt.
Ab 1. 7. 1855 wurde die bisher dreimal in der Woche vorgenommene Orts- und Landzustellung in eine werktägliche Zustellung umgestellt. Der Posthalterei von Altenahr standen 1860 6 Postpferde, 3 Postwagen und 2 Postillione zur Verfügung. Darüber hinaus kamen durch Altenahr noch die Wagen der Posthaltereien von Ahrweiler, Remagen. Bonn und Wittlich. 1871 wurde die Postexpedition Altenahr in ein Postamt umgewandelt.
Das Ende der Postkutschenzeit
Durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Koblenz – Trier verkehrten die Personenposten Bonn – Altenahr – Wittlich am 14. 6. 1872 zum letzten Mal. An deren Stelle wurde eine Verbindung Altenahr-Kelberg und Altenahr-Meckenheim eingerichtet.
Im Jahre 1906 erhielt das »Kaiserliche Postamt“ ein eigenes Gebäude.
Am 18. 9. 1880 erfolgte die Betriebseröffnung der Eisenbahnstrecke Remagen-Ahrweiler. Dies brachte den Wegfall der Postkutschenverbindungen auf dieser Strecke, den Wegfall der Verbindung Altenahr – Meckenheim sowie die Änderung der Linie Altenahr-Adenau-Kelberg mit sich. Gleichzeitig wurde zwischen Altenahr und Ahrweiler eine zweite tägliche Personenpost mit sechssitzigem Hauptwagen eingerich-‚tet. Auch die Verbindung nach Adenau erhielt eine Verstärkung.
Mit der Inbetriebnahme der Bahnlinie Ahrweiler-Altenahr am 1.12.1886 und der Linie Alten-ahr-Adenau 1888 ging die Zeit der Postkutschen für Altenahr zu Ende. Durch den gestiegenen Verkehrsumfang erhielten im Laufe der Zeit die bisher vom Postamt Altenahr betreuten Orte eigene Postagenturen und später Poststellen. Ab 1. 5. 1916 wurde in Altenahr eine zweimal werktägliche Briefzustellung eingeführt, die durch die Kriegsverhältnisse 1941 wieder wegfiel.
Die Postzuführung nach Altenahr erfolgte ab 1886 über den Bahnpostdienst auf der Ahr-strecke. Um die zeitraubenden Bahnhofsgänge einzusparen und den Ladungsaustausch schneller und sicherer durchzuführen, wurde der Transport ab 1956 auf die Straße verlagert. Auch fiel 1956 die Briefabgangsverteilung beim Postamt Altenahr weg, Die eingelieferten Sendungen werden gestempelt und unsortiert dem Postamt Remagen zugeleitet.
Mit der Einführung der Postleitzahlen bei der Deutschen Bundespost erhielt Altenahr die postalische Bezeichnung »5481 Altenahr“. Die Postleitzahl wurde durch den Abschluß der Gemeindereform im Lande Rheinland-Pfalz mit Zustimmung der Gemeindevertretung ab 1986 auf »5486« geändert. Diese Zahl ist nun allein für Altenahr zugeteilt.
Am Tage seines Jubiläums umfaßte das Postamt Altenahr, 6 Zustellbezirke und damit die Ortsteile der Gemeinde Altenahr und Kaienborn, außerdem die Paketzustellung in Altenahr und Ahrbrück, Altenburg, Kreuzberg sowie die Landzustellung in Kirchsahr, Krälingen, Freisheim, Krälingen, Vellen, Winnen, Häselin-gen, Berg und Vischel. Insgesamt stehen den Postbenutzern in diesem Bereich 24 Briefkästen zur Einlieferung der Postsendungen zur Verfügung.
Der Fernmeldedienst
Als im Jahre 1878 beim Postamt Altenahr eine Telegrafendienststelle eröffnet wurde und 1886 der erste Fernsprecher zur Anbringung kam, brach für Altenahr eine Zeit der schnellsten Nachrichtenübermittlung an. 1902 kam im Postgebäude die Einrichtung einer Vermittlungsstelle für Orts- und Ferngespräche. Damit war die Möglichkeit zum Anschluß von ersten privaten Fernsprechern gegeben. Gegen 1925 konnten die Ortsgespräche bereits in Selbstwählvermittlungsverfahren hergestellt werden. Mit der Einführung des allgemeinen Selbstwählferndienstes. im März 1961, erhielt Altenahr die Ortsnetzkennzahl
0 26 43. An Fernsprechhauptanschlüssen waren im gesamten Ortsnetz Altenahr vorhanden:
Für die Landzustellung bedeutete das Fahrrad schon eine echte Erleichterung.
1939 = 145,1950 = 199,1960 = 317.1970 = 943, 1980 = 2702, 1986 = 3635. Dieses sprunghafte Ansteigen machte den Bau einer vollautomatisch arbeitenden Fernsprechvermittlungsanlage erforderlich. Ein entsprechendes Gebäude mit allen modernen Einrichtungen wurde 1978 in Betrieb genommen. Außer den vielen Privatanschlüssen stehen im Ortsnetz Altenahr 50 öffentliche Sprechstellen zur Verfügung. Auch im Bereich des Funkwesens leistete die Deutsche Bundespost für Altenahr ihren Beitrag, denn über ihre Sendemaste konnten im Gebiet Altenahr ab etwa 1930 Rundfunk- und ab 1952 Fernsehprogramme empfangen werden. Aus den kurzen geschichtlichen Ausführungen wird ersichtlich, wie sich die Post über 150 Jahre bemüht, den Wünschen der Bevölkerung und der vielen Gäste des Fremdenverkehrsortes Altenahr zur allgemeinen Zufriedenheit nachzukommen. Dabei führt die Entwicklung von der Botenpost im Anfang des 19. Jahrhunderts über die Einrichtung von Postkutschenverbindungen, die Zustellung von Brief- und Paketsendungen, die Einführung von Telegraph und Telefon bis hin zu den heutigen Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnik.
Quellen:
Meinen: Auszüge aus dem Amtsblatt des Königlichen Postdepartement in Bezug auf die OPD Koblenz. Postmuseum Koblenz Henseler: Aus der Postgeschichte des Ahrtals, in; Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1965.
Schmalz: Die Geschichte der Post unter besonderer Berücksichtigung des Kreises Ahrweiler. 1977. (MsKr im Kreisarchiv Ahrweiler), Schug: Geschichte der zum ehemaligen Kölnischen Ahrgaudekanat gehörenden Pfarreien des DeKanats Adenau. Ahrweiler und Remagen Trier 1952.
Postgeschichtliche Aufzeichnungen beim Postamt Remagen. Postgeschichtliche Aufzeichnungen beim Postamt Altenahr, Statistik des Kreises Ahrweiler 1863.