Zwei verdiente Mitarbeiter blieben 70 Jahre jung
Chirurgie und Poesie – Dr. Josef Kreutzberg
Am 20. Februar 1966 vollendete Dr. Josef Kreutzberg, der langjährige Chirurg des Krankenhauses Maria Hilf in Bad Neuenahr, der sich auch als Schriftsteller und Archäologe einen bekannten Namen gemacht hat, sein 70. Lebensjahr.
Dr. med. Josef Kreutzberg wurde am 20. Februar 1896 in Hemmerden bei Neuß am Niederrhein geboren. Seine Vorfahren waren in Ahrweiler ansässig. Bei dem Vater, der eine Brauerei leitete, lernte er schon frühzeitig mit dem Mikroskop umgehen und erwarb sich so einen lebenslänglichen Respekt vor der Kleinwelt der Bakterien, gegen die der Arzt einen ständigen Kampf führt. Nach glücklichen Jahren im Elternhaus besuchte er die humanistischen Gymnasien in Neunkirchen (Siegkreis) und Neuß, wo er 1915 als Soldat sein Abitur bestand. Gleich zu Beginn des ersten Weltkrieges trat er 1914 als Kriegsfreiwilliger ins Heer ein; 1917 wurde er Offizier und mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. Nach Kriegsende studierte er Medizin an den Universitäten Bonn und München mit Doktorexamen und der Note „sehr gut“. An drei großen Kliniken in Köln und Düsseldorf erwarb er sich die Kenntnisse für seinen chirurgisch-frauenärztlichen Beruf. Bereits 1927 wurde er, 31 Jahre alt, an das Krankenhaus in Ahrweiler und 1945 an das Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr berufen, nachdem Ahrweiler weitgehend durch Bomben zerstört worden war. Wahrend des Krieges leitete er neben seinem Krankenhaus in Ahrweiler als Oberstabsarzt eine Schwerverwundetenabteilung.
Dr. Kreutzberg hat 43 Jahre lang chirurgisch gearbeitet, davon über 37 Jahre im Ahrtal. In dieser Zeit wurden unter seiner Leitung und vorwiegend durch ihn selbst über 42000 Operationen im Ahrkreis durchgeführt. Jetzt übt Dr. Kreutzberg noch Sprechstundentätigkeit in seinem Hause aus.
Dr. Kreutzberg hat zahlreiche Ehrenämter ausgefüllt. Er war jahrelang Vorsitzender der Badeärztlichen Vereinigung Bad Neuenahr. Zwölf Jahre hindurch entsandte ihn das Vertrauen seiner Kollegen als Delegierten in die Ärztekammern von Rheinland-Pfalz und Koblenz-Montabaur, wo er auch jetzt noch in mehreren Ausschüssen tätig ist. Weiter war er Vorsitzender des Elternbeirates am Neusprachlichen Gymnasium Ahrweiler, Vorsitzender des CV-Altherren-Zirkels Rhein-Ahr, Vorstandsmitglied im Kur- und Verkehrsverein Bad Neuenahr usw.
Neben seinem Beruf pflegte er seine archäologischen Neigungen. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß heute Wissenschaftler der Bonner Universität sach- und fachgemäß sich mit der römischen Hinterlassenschaft im Ahrweiler Wald beschäftigen. Eine von ihm in Nettesheim (Eifel) entdeckte seltene römische Glasschale ging als „Bärenjagdschale“ in die Fachliteratur ein.
Von Jugend an hat sich Dr. Josef Kreutzberg mit Literatur befaßt. Er war bekannt und befreundet mit Männern wie dem Großstadtapostel Dr. Carl Sonnenschein, Gottfried Benn, dem großen Arzt und Lyriker, mit Heinrich Lersch, Max Bartels und vielen anderen, auch jüngeren Dichtern. Er selbst ist reger Mitarbeiter am Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler und sein Versbuch „Des Ahrtals gastlich Angebot“ fand weithin Anklang. Die musische Seite seines Wesens war wohl das notwendige Gegengewicht gegenüber der Schwere und Verantwortung seines Berufes.
W. Ottendorff-Simrock