„Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt!“
Ein Blumenstrauß aus dem Kreise Ahrweiler
VON ELISABETH ROSENBAUM
Man muß nicht gerade Botaniker sein, um sich an den seltenen Blumen zu freuen, die uns Ahrtal und Eifelland verschwenderisch schenken. Ohne auf Entdeckungen auszugehen, finden wir sie an unseren Wanderwegen. Schon im Frühling läßt das Große Schneeglöckchen, auch Märzbecher oder Sommertürchen genannt, die silberweißen Glöckchen läuten. Etwas später blühen blauviolette Kuhschellen, noch geschützt durch ihr silbergraues Pelzröckchen, und in der Nähe von Kirchsahr gelbe Anemonen. Auf einem ehemals burggekrönten Berge wachsen außer der grünen Nieswurz, einer Schwester der weißblühenden Christrose, hochstielige, wohlriechende Veilchen, die in Farbe und Größe an Nizza=Veilchen erinnern, vielleicht noch Nachkommen der Blumen, die einst im Burggärtlein dufteten. In der frühen Sommerzeit finden wir an der oberen Ahr den hellgelb blühen den, braungepunkten Fingerhut. An Lilienarten treffen wir, allerdings selten, den weißen Milchstern, und in der Nähe der Bunten Kuh die astlose Zaunlilie an. Sie sind klein und unscheinbar, verglichen mit ihrer herrlichen Artgenossin, der Türkenbundlilie, die man häufig in den Nürburgwäldern findet. Mit Recht wird sie als „Blumenjuwel“ bezeichnet. Diesen anspruchsvollen Namen möchte man auch einer kleinen Blume geben, dem Wintergrün (Pirola), von den Eifelleuten auch Juniglöckchen genannt. Es ist eine überaus liebliche, nach Wein duftende Blüte, die in drei wenig voneinander abweichenden Arten in der Nähe von Ahrweiler — leider nur sehr vereinzelt — vorkommt. Oberhalb des Adenbaches wurden viele durch die Rodung eines Waldes ausgerottet. Auf dem Wege zum Steintalskopf finden wir das unscheinbare Polster eines Ruhrkrautes, das im Sommer wollige Blütchen trägt, die in Form und Farbe an die Unterseite einer Katzenpfote erinnern und daher auch den Namen Katzenpfötchen tragen. In den Bergwäldern unserer Heimat leuchten auch die großen, goldenen Sterne der Arnika. An Bächen und auf feuchten Wiesen wächst die dem rotblühenden Geum unserer Steingärten verwandte Bachnelkenwurz, Ganz besondere Kostbarkeiten schenkt uns die Heimat an Knabenkräutern und Orchideen. Häufig trifft man in den Ahrwäldern die weißgrüne Kuckuksblume an, ihres herrlichen Duftes wegen auch Waldhyazinthe genannt, nicht so oft die Nestwurz und das ovale Zweiblatt, Als eine besondere Seltenheit erfreuen uns das großblütige weiße Waldvöglein und die veränderliche Sumpfwurz. Gehen wir dem Herbst entgegen, so treffen wir in der Nähe von Ahrweiler — allerdings spärlich — den Gefransten Enzian an, der in der Kalkeifel große Flächen blau überblüht. Auf den Nürburgwiesen gedeiht auch eine Herbstblume, das zarte, weißblühende Sumpfherzblatt, — Hat man besonderes Finderglück, so begegnet einem auch im Ahrtal die gleichzeitig zarte Blütchen und rote Früchte tragende Preiselbeere und die reizende Glockenheide. Auf den rotglühenden Heideflächen findet man, allerdings nicht oft, als kleine Inseln das weiße Heidekraut, das der Sage nach dem Finder Glück bringen soll.