Zu neuen Ufern
Eine Erzählung zwischen „Vennwald und Po
Von Ludwig Mathar
Einsam und verlassen saß Frau Margret in ihrem Stübchen.
Ein trüber Herbstabend dämmerte aus dem nahen Vennwalde herein. Totenstill war es im Dorf. Die Abendglocke vom Turm der im Kriege zerstörten Pfarrkirche war verklungen. In den weitverstreuten Häusern des schwer heimgesuchten Venndorfes leuchteten schon die Lichter.
Das waren Frau Margrets traurigste Stunden: Wie kurz war ihrer jungen Ehe reinstes Glück gewesen? Schon am Tage der Kriegstrauung von den Schatten einer Ungewissen Zukunft umdüstert. Nach‘ dem Frühling einer langen Jugendliebe der rasch verglühte Sommer eines Urlaubs, dessen baldiger Ablauf den jungen Offizier aus General Feuersteins Stabe wieder aus den Armen seines schluchzenden Weibes nach Italien gerissen hatte. Wie stattlich, wie glücklich, wie stolz und hoffnungsfroh war der Geliebte an ihrer Seite aus ihrem väterlichen Heim, dem hoch über dem Dorf gelegenen Vennhofe, zu dem damals noch unversehrten Kirchlein in des Dorfes Mitte geschritten! Strahlend leuchtete damals ja die Zukunft vor ihm auf Hatte er nicht als Bildhauer schon reichen Erfolg in seinem Beruf? Hatte er sich nicht aus schlichtem, gediegenem, altererbtem Handwerkertum zu anerkannter Künstlerschaft emporgearbeitet? Hatte er nicht die Dörfer seiner Heimat mit schönen Werken seiner Kunst, volkstümlichen Kriegerdenkmälern, bereichert? Hatte er nicht in Margret, der Gespielin seiner Jugend, der schönsten, reinsten Blüte der Heimat, eine treu ergebene und doch geistig ebenbürtige Lebensgefährtin gefunden? War er nicht bisher allen Gefährnissen des Krieges, mit Leib und Seele Soldat, glücklich entronnen?
In den dunkelbraunen Augen der einsamen Frau glänzten die Tränen: Welch schmucker Offizier in der Uniform des Alpenkorps! Welche Lebenslust in den feurig schwarzen Augen! Welche Liebe m seinem beseligten Blick! Welche Freude in dem Druck seiens Armes! Welche Treue in seiner festen, sicheren Führung! Welch selbstbewußter Schritt zum Altar! Welch sieghaftes, glückliches Ja!
Ungehemmt rannen die Zähren über die blassen Wangen der jungen Frau: Nie mehr hab‘ ich ihn wiedergesehn! Am letzten Tage des Krieges mußte er fallen! Dort unten in Italien, irgendwo in der Po-Ebene, auf dem Rückzug über den angeschwollenen Strom, als er ein paar zurückgebliebene Kameraden, treu und tapfer wie er war, im Schlauchboot nachholen wollte. Von Partisanen aus dem Hinterhalt meuchlings erschossen. Des unseligen Krieges letztes Opfer.
Schluchzend betrachtete sie sein Bild, das er ihr, nach Italien zurückgekehrt, mit knappen, aber innigen Worten geschickt hatte: Ja, so war er! Übereifrig in der Erfüllung seiner Pflichten, vor keiner Gefahr zurückschreckend, für die Kameraden sein eigenes Leben aufs Spiel setzend. Wieder einmal griff sie zum Trostbriefe seines Generals: Mein bester, treuester, tapferster Offizier!
Doch keinen Trost konnte sie finden: Am Tage vor dem Waffenstillstand! Als letzter Soldat! Nicht in offenem Kampf! Feige aus dem Hinterhalt erschossen!
Schmerz zuckte von neuem um ihren bleichen Mund: Und nun kenne ich nicht einmal sein Grab!
Da fiel ihr Blick auf die Zeitung, die ihr der alte Pfarrer des Dorfes, der Freund und Gönner des Gefallenen, ins Haus geschickt hatte. Noch hatte sie keine Lust zum Lesen gehabt. Nun aber bannte eine rot angestrichene Stelle ihre von Tränen getrübten Augen:
Furchtbare Überschwemmung der Po-Ebene. Überflutung der haushohen Deiche. Durchbruch an zahlreichen Stellen in dunklen Sturmesnächten durch den von Wassern der Alpen und der Appeninen geschwellten Strom. Verwüstung der fruchtbaren Getreide- und Rübenfelder. Das ganze Delta ein trübes, schlammiges Meer, eine einzige graue Wasserwüste, aus der nur die Dächer der Bauernhäuser traurig hervorragen, aus der die nadelspitzen Kirchtürme wie Leuchttürme emporschießen, deren Schlammwogen an den Hügeln der Dörfer immer höher und höher lecken. Immer dichter, undurchsichtiger der Novembernebel. Immer heftiger der ins Gesicht der Retter peitschende Regen. Frauen und Kinder auf den Dächern, an den Schornstein geklammert, von einem Seil umschlungen, vor Kälte zitternd, zum Verhungern oder zum Ertrinken verdammt, mit immer schwächeren Rufen um Hilfe flehend. Männer in den Masten der Lichtleitung, an Telegraphenstangen. Weigerung der Dorfbewohner, die Heimatscholle zu verlassen, die mit Zwang gerettet werden müssen. Ganze Städte ohne Lebensmittel, durch die ständig wachsende Flut abgeschnitten von aller Welt. Heldenmut der Retter in Nebel und Sturm. Kampf durch furchtbare Wirbel, Fahrt mit überfüllten Booten von einem Telegraphenmast zum anderen, mitten zwischen treibenden Leichen von Menschen und Tieren hindurch, mit Schaudern auf Hunderte von Ratten blickend, die zwischen den toten Leibern umherschwimmen. Schwierige Rettung der sich sträubenden Greise, die eher in den Fluten versinken, als ihr Haus, ihren Acker im Stich lassen wollen. Opfergeist der Pfarrer, die in ihren Kirchtürmen bis zuletzt aushaken. Unbeschreibliches Elend der obdachlosen, hungernden, frierenden Bevölkerung. Tatkräftige Hilfe der von der Regierung entsandten Pioniere — Wunder der Tapferkeit und Nächstenliebe. Appell an die Nächstenliebe der ganzen Welt.
Entsetzt starrte Frau Margret auf den Unglücksbericht: Die Po-Ebene, das ist ja die Gegend, wo Ewald gefallen ist! Wenn nun auch sein Grab von den Fluten hinweggeschwemmt war‘! Wenn nun auch seine Gebeine in dem Schlammmeer verstreut wären! Wie wäre es dann möglich, einmal eine Spur von ihm zu finden?
Aber auch Mitleid erfüllte ihr gutes Herz: Die armen Menschen! Wie hart ist es ja, Heim und Scholle zu verlieren! Das hatte sie ja auch mitgemacht, als sie gegen Kriegsende mit ihren Dorfgenossen evakuiert worden war.
Da schoß es ihr durch den Sinn: Ist das nicht eine Strafe des gerechten Gottes? Dafür, daß man ehrlich kämpfende Soldaten aus dem Hinterhalt meuchlings niedergemacht hat? Ist es nicht gerecht, wenn mancher dieser Mordgesellen seine feige Tat mit dem Leben bezahlt? Vielleicht liegt auch jener im Schlamm, der mir mein Liebstes heimtückisch entrissen hat. Wieder schaute sie auf Ewalds Bild. Da ward es ihr, als blicke er sie mit strengem Vorwurf an: Haben diese nicht für » ihre Heimat gegen die fremden Eindringlinge gekämpft? Fiel nicht auch von ihnen mancher für sein Vaterland?
Unter diesem ernst verweisenden Blick schwand ihr jäh aufleuchtender Haß, und Mitleid überwand den Groll der Verbitterten: Auch ich werde den so furchtbar Heimgesuchten eine Spenden senden!
Drunten in der Wohnstube des Vennhofes, den der Bruder aus dem Holz des dahingemähten Waldes wieder aufgebaut hatte, drang das Wiegenlied herauf, das die Frau ihres Bruders ihrem im Sommer geborenen Kinde sang.
Wie ein Stich fuhr es Margret ins Herz: Die ist reich von Gott gesegnet!
Und ich? Mir, der Trostlosen, Einsamen, ward kein Kind beschert!
Vergrämt starrte sie auf die schön geschnitzte Wiege, die Ewald noch als Bräutigam, aus Frankreich in Urlaub, für i h r Kind geschnitzt hatte: Ach, das wäre jetzt mein Trost, mein Glück! Das würde den Verlust des Vaters in meinem Herzen lindern!
Sie wurde ihrer Bitterkein nicht Herr: Habe ich nicht jahrelang ihm die Treue gehalten? Habe ich nicht meine ganze Liebe nur ihm geweint? Und nun hat Gott mir auch diesen Trost versagt! Ist das der Lohn für meine Treue? Und er, mein Liebster, Bester, hat er solch hartes Los verdient? Am letzten Tag von feiger Mörderhand gefallen! Seines Generals tapferster Soldat!
Und sie sank über die leere, liebevoll geschnitzte Wiege und weinte in ihrer Not und Einsamkeit bitterlich.
Hart rang sie mit sich in den nächsten Tagen. Selbst der Zuspruch des alten Pfarrers fruchtete anfangs nicht: Sogar sein Grab, wo immer es gewesen, ist mir nun geraubt!
Doch strenger blickte das Bild an der Wand sie an. Doch immer lauter sprach zu ihr die geliebte Stimme: Vergib und vergiß! Auch sie haben für ihr Vaterland gefochten.
Als des Adventskranzes erstes Licht in dem ärmlichen Notkirchlein erstrahlte, da ward sie endlich Herr über sich. Sie überwies auf das Postscheckkonto des Pu-Hilfswerkes eine für ihre Verhältnisse beträchtliche Summe.
Und just an diesem Tag klopfte es an ihre Tür: Jerret, der Briefträger! „Ein Brief aus Italien!“ schmunzelt er treuherzig übers runzlige Gesicht. „Sicher wat Juts, Frau Margret!“
Frau Margret riß den Breifumschlag auf, las zuerst den Absender: Dr. Raffaele Gianelli, Lusighiera de Verrara. Was will der denn von mir? Sie las und las das holprige Deutsch: Bei der erneuten Pflege der Gräber der deutschen Gefallenen, die gottlob auf dem hochgelegenen Friedhof des vom Po arg verwüsteten Dorfes von dem allgemeinen Unheil verschont geblieben seien, habe er eine halbe Erkennungsmarke gefunden: 2305 EK Stab AK 24. Diese sei vom deutschen Suchdienst, an den man sich gewandt habe, als Leutnant Ewald Kämpen, als ihr Mann, bezeichnet worden. Er liege im Grab 36. Man habe die Gräber nach der Überschwemmung des Dorfes sofort wieder zurecht gemacht und besonders das ihres Mannes, den mancher in der kurzen Zeit seines Aufenthaltes wegen seines freundlichen und gerechten Wesens liebgewonnen habe, wieder gebührend hergerichtet.
Wild pochte Frau Margrets Herz: Gefunden! Nun weiß ich wenigstens, wo er ruht!
Tränen traten ihr in die Augen: Und nun sorgen diese Fremden, vor kurzem noch Feinde, sich darum!
„Wenn Sie die Möglichkeit haben“, so schloß der Briefschreiber, „hier herunter zu kommen, dann fragen Sie nach mir. Ich biete Ihnen für die Zeit Ihres Besuches eine bescheidene Unterkunft in meinem Hause und in meiner Familie an. Ich drücke Ihnen die Hand und wünsche nichts inniger, als daß Gott Ihnen die Kraft zur Ergebung gewährt. In herzlichem Mitleid Ihr Dr. Raffaele Gianelli, Arzt.“
Da strömten die Zähren über Frau Margrets Wangen: Welche Herzlichkeit! Welches Mitgefühl, wo dieser Italiener sich vielleicht in der Not der Überschwemmung befindet!
Schon am Tage nach dem Empfang des Briefes machte Frau Margret sich auf, um sich die nötigen Reisevisa zu beschaffen. Bald waren alle Vorbereitungen getroffen. Vergebens erinnerten der Bruder und die Schwägerin sie an die winterliche Jahreszeit. Nur der alte Pfarrer hieß ihr kühnes Unternehmen gut. „An seinem Grabe werden Sie Mut und Kraft z.u einem neuen Leben gewinnen.“
Wie im Fluge fuhr sie nach München und über den verschneiten Brenner in die Po-Ebene hinab.
Bei Gott, wie sah das einst so fruchtbare Land aus! Eine Schlammwüste, aus der halb zerstörte, von den Einwohnern fluchtartig geräumte Bauernhäuser hervorstarrten. Nur die nadelspitzen Kirchtürme standen heil auf den Hügeln. Riesig klafften noch die Breschen der haushohen Deiche. Friedlich glitt nun der wieder tief gesunkene Po dahin, der noch vor ein paar Wochen wie ein wildes, un-gebändigtes Tier, als der gefürchtete „böse Po“, über Feld und Flur hergefallen war.
Entsetzt starrte Frau Margret in die Tiefe, als der Zug Padua—Ferrara langsam bei Polessila über den schlammgelben Strom dahinfuhr.
Wie wird es in dem Dorf des Arztes aussehen? Reue überkam sie heiß Und da haben die noch Zeit und Lust, sich um die Gräber ihrer Feinde zu kümmern!
In Ferrara holte nach telegraphischer Verabredung der italienische Arzt die fremde Frau ab. Welch ehrlich gütiges Gesicht! Welche vor Mitleid leuchtenden Augen! Welch fester, warmer Händedruck! Wie liebevoll klang der kurie Willkomm: Benvenuta, carissima signora!
Ein schnaufendes Nebenbähnchen brachte sie durch eine Wüstenei nach Lusighiera.. Am bescheidenen Bahnhöf-chen erwarteten die Frau und die beiden Töchterchen des Arztes ihren Gast wie eine nahe Verwandte. Welche Herzlichkeit des Empfanges! Wie eine Tochter des Hauses ward die Tedesca aufgenommen. Feurige Küsse drückte die Frau des Frau des Arztes, deren würdige Erscheinung noch jugendliche Anmut beseelte, deren ganzes Wesen natürliche Güte verriet, dem deutschen Gast auf Mund und Wangen. Erst eine ordentliche Stärkung, dann ausruhen von der langen Reise!
Nein? — Zuerst zum Grabe?
Und nun stand Frau Margret vor der Ruhestätte ihres Liebsten.
Ein stattliches, neugezimmertes Holzkreuz trug in frischer Schrift Namen, Geburts- und Sterbetag des Gefallenen. Frische Blumen schmückten den neugepflegten kleinen Hügel, um den sich die ebenfalls nicht vernachlässigten Grabstätten der Kameraden scharten.
Frau Margret weinte still vor sich hin: Ach, könnte ich dich noch einmal in die Arme schließen!
Doch bald faßte sie sich: Habe ich dich auch verloren, nun sind wir wieder vereint!
Dann kniete sie nieder: Ruh‘ aus! Mir aber gib Mut und Kraft zu neuem Leben!
Als sie aufschaute, knieten der Arzt und die Seinen neben ihr: Sie beteten wie für einen Bruder und Sohn.
Auf dem Heimwege durch das vorn „bösen Po“ schaurig verwüstete Dorf erzählte der Arzt ihr von dem Heimgang des Gefallenen. Wie er, der im Dorfe sich durch sein liebevolles, streng-gerechtes Wesen in den wenigen Tagen seines Aufenthaltes aller Herzen gewonnen, ein Opfer seiner unbedingten Pflichterfüllung, seiner treuen Kameradschaft geworden sei. Wie das ganze Dorf, das die feige Tat der Partisanen verdammte, diesen Tapferen zur letzten Ruhe geleitet und sein Grab wetteifernd gepflegt habe. Wie man gleich nach der Überschwemmung den Grabhügel von neuem mit Blumen geschmückt habe.
Und d i e hab‘ ich gehaßt!, dachte Frau Margret beschämt. Sind das Feinde? Darf ein guter Mensch überhaupt eines anderen Menschen Feind sein?
Frau Margret mußte einstweilen bleiben. Man ließ sie aus dem Arzthause einfach nicht fort.
Aber hätte sie mitten in diesem Greuel der Verwüstung, in diesem unbeschreiblichen Elend, müßig bleiben können? Sogleich legte sie überall mit Hand an. Sie war des Arztes, des Menschenfreundes, des barmherzigen Samaritans, stete Begleiterin. Sie verband die Verletzten, sie stärkte die Ermatteteten, sie tröstete die Traurigen. Von Jugend auf im Venndorfe an Arbeit gewöhnt, fegte sie die verschlammten Stuben, wusch und flickte die Kleider der Frauen und Kinder. Sie half beim Haushalt. Sie lernte sogar Po-lenta kochen. Den ganzen Tag, von morgens früh bis abends spät, war sie auf den Beinen.
So wurde sie im ganzen Dorfe „la Tedesca“, die Deutsche. Wollte man ihr danken, so erwiderte sie nur ein Wort: „Ewalde!“ Carlone, der lange Dorfschuster, der Kommunist, der Schreier und Hetzer, war ihr Begünstigter. Bei ihm ging sie ein und aus. Wie eine Put<> und Waschfrau schuf sie Ordnung in dem , verdreckten, halb zusammengestürzten Häuschen. „Die arme Frau, bei ihren zwölf Kindern »vird sie nicht Herr über die Not“, verteidigte sie die Schlampe bei Dr. Raffaele, dem Arzt, der ihr aber doch immer etwas zum Schenken mitgab, Wäsche, Speise und Trank. „Wenn er sich nur mehr um seine Schusterei als um die Politik kümmern wollte!“ knurrte der Arzt. „Wenn er nur seinen Fuß mehr in die Kirche als ins Volkshaus setzen wollte!“ „Wer weiß, was in seinem Herzen vorgeht“, lächelte Frau Margret, „oder sollen wir, wenn er irrt, ihn nicht auf den rechten Pfad zurückführen?“
„Weiß sie denn nicht, la Tedesca“, tuschelten die Weiber am Durfbrunnen, „daß der Schuster, der Kommunist, der Häuptling der Partisanen war, die ihren Mann erschossen haben? Weiß sie denn nicht, daß er vielleicht den tödlichen Schuß getan hat?“
Frau Margret aber wußte es. Gerade darum handelte sie so.
Ihr Liebster, dessen schön gepflegte Ruhestätte sie tagtäglich besuchte, hatte es sie ja gelehrt: Haben d i e nicht auch für ihr Vaterland gekämpft?
,,Un‘ eroina — eine Heldin!“ flüsterten die Frauen in der Kirche einander zu, wo Frau Margrets Antlitz vor Ruhe und Frieden erstrahlte.
Ach, sie wußten nicht, wie hart Frau Margret gerade um diese Nächstenliebe mit sich selbst gerungen hatte.
Bis sie erfahren hatte, daß Garlone, der Kommunist, jeden Morgen in aller Frühe verstohlen einen frischen Blumenstrauß am Grabe des Erschossenen niederlegte.
Und darum ward sie den Kindern des Kommunisten wie eine zweite Mutter. Und als sie endlich scheiden mußte, nahm sie Carluccio, den Jüngsten von den Zwölfen, den Wildfang, den kohlschwarzen Krauskopf, nach Deutschland mit.
Nun hatte sie einen Sohn.
Schön und menschlich ist der Geist,
der uns in das Freie weist,
wo in Wäldern, auf der Flur,
wie im steilen Berggehänge,
Sonn-Auf- und -Untergänge
preisen Gott und die Natur.
J.W. v. Goethe