Wo Kinder am Heimatbach lernen
Die Nebenbäche des oberen Vinxtbaches: Schalkenbach, Königsbach und Dedenbach
Karl Heinz Kurth
Am Lebensraum „Bach“ gibt es im oberen Vinxtbachtal viel zu entdecken. Die jungen Nachwuchsforscher sollen spielerisch sowohl die Geschichte, die Wassertiere als auch die Pflanzen der Nebenbäche des oberen Vinxtbaches erkunden. Der Vinxtbach entspringt zwischen der Ortslage Obervinxt und der Landstraße 83, weist eine Länge von etwa 19 Kilometern auf und fließt bei Rheineck in den Rhein. Der Höhenunterschied von der Quelle bis zur Mündung beträgt ca. 350 Meter. Historisch betrachtet bildet der Vinxtbach die Grenze zwischen den römischen Provinzen Ober- und Niedergermanien.
Der Schalkenbach hat zwei verschiedene Quellen: Der „Alte Schalkenbach“ entspringt in der Nähe des Waldgutes Schirmau und der „Schalkenbach“ „Im Kellerloch“. Beide Bäche sind ca. zwei Kilometer lang und fließen in der Dorfmitte des gleichnamigen Dorfes Schalkenbach zusammen. Der Königsbach entspringt in der Gemarkung „In der Wüstwiesendell“ Richtung Bad Neuenahr und ist ebenfalls wie der Dedenbach, der seine Quelle „Im Hasselborn“ hat, ca. 2 Kilometer lang. Alle drei Bäche fließen in den Vinxtbach. Ziel der Exkursionen ist es, dass die Kinder spielerisch ihre Heimatbäche kennenlernen.
Der Bach unter der Lupe
Weil mich die Bäche schon immer interessiert haben, wollte ich über sie mehr wissen. So machte ich in meiner Freizeit an zwei Samstagen in Trier und in Bad Münster am Stein-Ebernburg eine Fortbildung mit dem Thema „Der Bach unter der Lupe – Gewässer mit Kindern erleben“. Das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz – Abteilung Wasserwirtschaft hatte zusammen mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland 2007 ein Buch mit dem Titel „Die besten Ideen rund ums Wasser“ herausgegeben. Wir lernten mit diesem Buch zu arbeiten und alles, was wir von der Entstehung unserer Bäche wussten, sollten wir bei den Führungen weitergeben. Als Gästeführer lernte ich von Juni bis August 1996 bei der Ahr Rhein Eifel Tourismus & Service GmbH meine Heimat näher kennen, was ich bei einer Prüfung vor 25 Jahren unter Beweis stellen musste. Als Fachwirt in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft war ich für die Bäche, Wege, Freizeitanlagen und Spielplätze beim Bauamt der Stadt Sinzig zuständig. Als Vulkanparkführer und Heimatforscher war das Vinxtbachtal meine Heimat.
Dieses Wissen wollte ich auch den Kindern bei den Führungen weitergeben. Als Kind war ich schon immer am oder im Bach. Unser Lehrer ging im Sommer zum Baden mit uns an den Vinxtbach. Bei Spaziergängen zeigte er uns auch den Königsbach und erklärte uns, welche Tiere im Königsbach leben.
Hier wird dokumentiert, dass zwei Kinder mit ihren kleinen Sieben ein Wassertier gefangen haben, das sie anschließend wieder frei lassen.
Die Kinder des Kindergartens Königsfeld erforschen den Königsbach.
Den Königsbach erforschen
Mit den Schulkindern vom Kindergarten in Königsfeld, die ihre Abschluss-Übernachtung im Kindergarten machten, und der Kindergärtnerin Maria Kittel erforschten wir im Juni 2008 den Königsbach. Die Kinder hatten aus Plastikflaschen Schiffchen gebaut. Die Renaturierung des Königsbaches stand kurz vor dem Abschluss. Wo früher der Bach in Halbschalen gezwängt war, durfte er sich jetzt ausbreiten und sein kleines Bett finden. Wir wanderten etwa einen Kilometer bachaufwärts bis zur Gemarkung „In den drei Weihern“. Früher waren am Königsbach mehrere Weiher, die für den Stadtgraben der ehemaligen Stadt Königsfeld beim Angriff von Feinden das Wasser lieferten, wie 1587 in den Wirren des Truchsessischen Krieges. Auf dem Rückweg suchten wir uns einen kleinen Abschnitt in der Nähe einer früheren Teichanlage aus, die die Kinder erforschen konnten. Hier konnten sie auch ihre Schiffchen schwimmen lassen. Nach einem erlebnisreichen Tag kehrten sie in den Kindergarten zurück.
Den Schalkenbach neu entdecken
Im Juni 2009 wollte ich zusammen mit dem damaligen Ortsbürgermeister Toni Harst den Kindern den neugestalteten Lebensraum Schalkenbach näherbringen. „Wann fangen wir Fische?“, fragte ein Knirps mit dem Sieb in der Hand. Gemeinsam mit anderen Kindern in Gummistiefel begab er sich auf eine spannende Exkursion „Lernort Bach“. Nach dem Motto „Greifen heißt Begreifen“ lernen die Kinder vor Ort, was da am und im Wasser so alles wächst und lebt. Und für die ebenso lehrreiche wie abenteuerliche Wanderung bietet sich der tierreiche Schalkenbach, direkt am Dorf gelegen, geradezu an. In der Broschüre „Dorfflurbereinigung Schalkenbach“, herausgegeben von der Landeskulturverwaltung, können wir lesen:
„Offenlage des Schalkenbachs in der Ortslage“. Im Sommer 1997 starteten die Bagger des neu gegründeten VTG (Verband der Teilnehmergemeinschaften) zu einem ihrer ersten großen Bauprojekte. Erdbewegungen, Geländemodellierungen, erforderliche Brückenbauwerke, Bachbettgestaltung bis hin zu gewässertypischer Bepflanzung. Alle Arbeiten wurden aus einer Hand erledigt, so dass das Wasser des Baches noch im gleichen Jahr im naturnah gestalteten Bachbett fließen konnte. Die Neugestaltung des Wohnumfeldes mit einem sauberen Bach vor der Haustür hat gerade in der heutigen Zeit wieder einen besonderen Erlebniswert. Diesen Erlebniswert wissen inzwischen auch die Schalkenbacher Kinder zu schätzen, denn in unmittelbarer Bachnähe ist ein Erlebnisspielplatz entstanden, der durch Dorferneuerungsmittel finanziert wurde.
Die Flächenbereitstellung für den Spielplatz konnte durch die Bodenordnung erfolgen. Die Bachoffenlegung aktivierte also nicht nur das Leben von Pflanzen und Tieren, auch die Kreativität wird besonders bei den Kindern durch eine naturnahe Dorfgestaltung angeregt.
Der Dedenbach und das Urmeer
Entlang des Vinxtbaches bis zum Dedenbach ging ich mit den Kindern im Juni 2014. Von der Mündung aus wanderten wir den Dedenbach bachaufwärts. Nach kurzer Zeit erblickten wir im Wasser einen Frosch. Zwei Jungen versuchten den Frosch mit ihren Sieben zu fangen. Aber er konnte ihnen entwischen. Auch andere Kleinlebewesen, die im Dedenbach leben, lernten die jungen Forscher kennen. Ich erzählte ihnen, dass vor etwa 380 Millionen Jahren sich hier in der Nähe der Mündung des Dedenbachs in den Vinxtbach ein flaches Meer befand. Durch die Faltung der Gebirge, die vor ca. 380 Millionen Jahren stattfand, sind die Gesteine so aufgerichtet worden, dass wir heute an dieser Stelle auf die Unterseite der Schichten und damit des ehemaligen Meeresbodens schauen. Eingegraben hat sich der Bach aber erst vor ca. 80 Millionen Jahren, als auch der Rhein sein Bett in das Schiefergebirge grub. Interessant für die Kinder war der Hinweis, dass auch die Römer in der Umgebung von Dedenbach ihre Spuren hinterlassen hätten. Laut mündlicher Überlieferung soll ein Römer in der Nähe der ehemaligen Gaststätte Kreyer gelebt haben, der dem Bach und dem Ort seinen Namen gab. Dieses ist jedoch bis heute nicht bewiesen, obwohl nachweislich Römer durch Dedenbach gezogen sind.
Das Projekt „Kinder am Bach“ hat sich während der Corona-Pandemie verschoben.
Im neuen Flyer „Geführte Wanderungen & Kurse 2023 in der Vulkanregion Laacher See“ werden unter GEO FOR KiDS neue Termine bekanntgegeben. Tourist-Information Vulkanregion Laacher See, Kapellenstraße 12, 56651 Niederzissen.