Wildpark Rolandseck – Kleinod in rheinischer Landschaft

Wildpark Rolandseck – Kleinod in rheinischer Landschaft

VON HERMANN COMES

Foto: Norbert Döhrn 
Muffelwild im Wildpark Rolandseck

Der Wildpark im Rolandsecker Wald, hoch über dem Rhein, mit einem herrlichen Blick über die lusel Nonnenwerth zum Rolandsbogen und Drachenfels und auf das gegenüberliegende Rheinbreitbach ist zu einer Bereicherung dieser Landschaft geworden, die ohne jede Übertreibung einmalig genannt werden darf und muß. Selbst anfängliche Skeptiker sind inzwischen davon überzeugt, daß es gut und richtig war, den Plan zur Schaffung eines solchen Wildparkes in die Tat umgesetzt zu haben: hier bietet sich dem Bonner Raum, den Menschen aus dem Ahrkreis und den Touristen eine willkommene Abwechslung an, heimische Wildarten auf freier Wildbahn zu erleben. Ob es das Dam- oder Schwarzwild ist, .die Rehe, das Rotwild, die schottischen Hochlandrinder, die Wildschweine, das Muffelwild, der mächtige Platzhirsch Roland, die großen Volieren mit Fasanen, Wildputen und Riesenhühnern: alle Tiere lassen sich beim Rundgang aus nächster Nähe betrachten, die Gatter sind großräumig und schaffen so dem Wild den natürlichen Lebensraum, in dem es sich daheim fühlt. Viele Komponente wirken zusammen, um diesem Wildpark irgendwie eine besondere Note zu geben, einen Spaziergang über die weiten Rundwege, die man beliebig abkürzen kann, zu einem herrlichen Erlebnis werden zu lassen. Groß und klein haben ihre helle Freude, wenn die Zwergziegen ohne jede Scheu sie auf dem Spazierweg begleiten oder sich unbekümmert auf den Ruhebänken neben ihnen niederlassen. Zu den Bänken ein Wort: sie sind so angebracht, daß sie neben der Ruhe und Beschaulichkeit auch Gelegenheit bieten zum Bewundern der bezaubernden Landschaft der Sieben Berge. Erst der Rundblick vom Aussichtsturm läßt erkennen, in welch begnadeter Landschaft die Menschen hier wohnen: es ist ein unersetzlicher Dreiklang von Strom, Bergen und Wäldern.

Foto: Norbert Döhrn 
Hirsch im „Wildpark Rolandseck

Den Wildpark erleben heißt in nützlicher Freizeitgestaltung für kurze Zeit der Hektik des Alltags zu entfliehen, um im Erlebnis der Natur mit Bäumen, Sträuchern und dem Wild Ruhe zu finden.

30 Hektar Wald hat Freiherr von Lüdinghausen für dieses Projekt zur Verfügung gestellt, dem die Beschaffenheit dieses Geländes geradezu ideal zugute kommt: etwa alle hundert Meter wechselt die Beschaffenheit der Landschaft, von Bergen zu Tälern, zwischen Teich und Flüssen, von Wald und Lichtung, von Punkten mit weitreichendem Fernblick bis zu Orten idyllischer Einsamkeit. Bei allen Arbeiten wurde peinlichst darauf geachtet, daß die Natur nicht verformt wurde, sondern vielmehr ihre Reize und Schönheiten unterstrichen wurden. So ist der Wald- und Wildpark Rolandseck zu einem besonderen Kleinod im nördlichen Teil des Landes Rheinland-Pfalz, des Kreises Ahrweiler und der Stadt Remagen geworden. Spricht man mit den Besuchern aus Großstädten, so hört man die einhellige Meinung: das nachhaltige Erlebnis ist das Wild, das, nicht eingefangen in Käfige, in freier Natur seine Zutraulichkeit bewahrt hat.

Bei der offiziellen Eröffnung des Wildparkes am Mittwoch, dem 6. Oktober 1971 sagte Bundesminister Ertl: „Es ist ein großartiges Werk für die gesamte Bevölkerung.“ Freiherr von Lüdinghausen-Wolff betonte zu Beginn seiner Ansprache in dieser denkwürdigen Stunde: „Wir hielten es für richtig, in dieser gottgesegneten Landschaft diesen Wald- und Wildpark anzulegen, von dem heute schon gesagt werden kann, daß er in der unmittelbaren Umgebung der Bundeshauptstadt für den erholungssuchenden Menschen ein bemerkenswertes Ziel geworden ist. Wer hier in dieser einzigartigen Natur das Wild unter weitgehend echten Lebensbedingungen beobachten kann, der wird begreifen, daß über den Computern und Robotern immer noch eine höhere Macht waltet, deren Schöpfung in Natur und Leben dem Menschen nicht unterworfen sind.“ Die vielen Besucher, denen dieser Wildpark inzwischen schon ein Begriff geworden ist, bestätigen diese Worte. Man bedenke nur: Am Neujahrstag 1972 konnte der 10 000. Besucher begrüßt werden, Mitte Mai 1972 waren es schon 30 000, die den Weg nach hier fanden, viele von ihnen, und das ist wesentlich, zum wiederholten Mal.

Anerkennung und Dank gilt denen, die in unermüdlichem Einsatz als Mitarbeiter der Forstverwaltung Rolandseck zusammen mit Förster Robert Küpper in über zweijähriger Arbeit diesen Wildpark entstehen ließen: es war eine harte Arbeit.

Zum Überdenken des Erlebten lädt nach dem Rundgang die Waldschenke „Im Hirschfänger“ ein, die als Gasthaus mit eigener Note zum Gesamtbild dieses Parkes gehört. Auch die Rheingrotte, am Vorderhang zum Rhein hin gelegen, ein Bau aus dem vorigen Jahrhundert, ist mit ihren bunten Lavasteinen als Wand- und Deckenmosaiken eine Sehenswürdigkeit. In einem Bericht über den Wildpark Rolandseck kann es nur ein Fazit geben: Er ist ein Gewinn für den Fremdenverkehr und ein Geschenk an den gehetzten Menschen unserer Zeit.