Wein im Blickpunkt der Medizin. Diabetes mellitus, Arteriosklerose und Wein
In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen an der Zuckerkrankheit – Diabetes mellitus, davon mehr als 95% am Typ 2, dem Erwachsenen-Diabetes. Seit 1961 hat sich die Zahl der Diabetiker vom Typ 2 mehr als verdreifacht. Sie erleiden im Vergleich zur Normalbevölkerung 3 x häufiger einen Herzinfarkt und 4 x häufiger einen Schlaganfall. Mehr als 80% der Diabetiker sterben daran und an anderen Gefäßleiden.
Dies hat folgende Ursachen
Beim Diabetes mellitus besteht eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes, das Blut ist dickflüssiger. Fibrinogen, der Ausgangsstoff für die Blutgerinnsel ist erhöht. Die Thrombozyten – Blutplättchen sind überaktiv und führen ebenfalls zur Gerinnselbildung in Gefäßwand und Blut. Die Gefäßinnenhaut ist geschädigt. Die Fibrinoylse, die überschießende Blutgerinnsel auflöst, ist vermindert.
Die Überzuckerung nach dem Essen bedeutet einen Keulenschlag für die Gefäßinnenhaut, das Endothel. Es kommt zur erhöhten Insulinausschüttung, die Gerinnbarkeit des Blutes steigt, die Gefäßverkalkung wird gefördert.
Studien belegen, dass Rotwein von der Ahr dieGesundheit fördert.
Bei Diabetes mellitus undArteriosklerose hat er nachweislich eine positive Wirkung.
Beim Diabetes liegt weiterhin eine Fettstoffwechselstörung vor mit erhöhtem Gesamt-Cholesterin, erniedrigtem gutem HDL- und erhöhtem bösen LDL-Cholesterin. Auch die anderen Blutfette – die Triglyceride – sind erhöht. Das LDL-Cholesterin wird gerade beim Diabetiker durch die vermehrten giftigen freien Radikale verstärkt oxidiert und macht seinerseits wiederum schwere Gefäßschäden. Auf Grund all dieser krankhaften Stoffwechselvorgänge entstehen bevorzugt beim Diabetiker in den Gefäßen sogenannte instabile Plaques, das sind Polster aus gewucherten Zellen und Fetten, die zur Ruptur – zum Platzen – neigen. Dadurch kommt es an diesen eingerissenen Stellen zur Thrombose und damit zum Gefäßverschluss. Dies bewirkt im Gehirn den Schlaganfall und im Herzen den Herzinfarkt.
Der Prozess der Arteriosklerose – Gefäßverkalkung – dem jeder von uns unterliegt, ist beim Diabetiker aus den geschilderten Gründen viel intensiver ausgeprägt und rascher fortschreitend, sodass die Komplikationen früher und häufiger eintreten.
Wie kann hier der Wein vorbeugend wirken?
Zum einen wirkt der Wein mit seinen Bestandteilen – Alkohol und Polyphenole – der erhöhten Gerinnungsneigung des Blutes beim Diabetiker entgegen. Fibrinogen wird gesenkt, die Aktivität der Blutplättchen ähnlich wie durch Aspirin normalisiert, die Auflösung von überschießenden Blutgerinnseln wird gefördert, der Blutzuckeranstieg nach dem Essen vermindert. Somit wird die Schädigung der Gefäßinnenhaut verhindert oder gebessert. Der wichtigste Stoff für eine regelrechte Funktion der Gefäßinnenhaut – Stickstoffmonoxyd NO – wird durch den Genuss von Wein, insbesondere Rotwein vermehrt gebildet. Die beim Diabetiker stark erhöhten giftigen Sauerstoffradiakle werden durch die Antioxydantien im Wein – die Polyphenole abgefangen. Die freien Sauerstoffradikale sind für das Entstehen und das Fortschreiten einer Arteriosklerose von größter Bedeutung, indem sie die Oxydation des bösen LDL-Cholesterin stark fördern. Diese Reaktion wird durch die Phenole des Weines gehemmt bzw. verhindert, sodass auch auf diesem Weg Gefäßschäden und der Bildung der erwähnten Plaques vorgebeut wird.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben Hinweise dafür ergeben, dass durch moderaten Genuss von Wein sich die Stoffwechselsituation beim Diabetiker insgesamt verbessert und damit die Schlagadern vor Arteriosklerose geschützt werden.
Die Bad Neuenahr-Ahrweiler Ahrwein-Studie
Deshalb führen wir zusammen mit der Deutschen Weinakademie und der Diabetes-Schwerpunktpraxis K. H. Hauser die Bad Neuenahr-Ahrweiler-Weinstudie durch, die den Einfluss von moderatem Rotweingenuss auf den Blutzucker und den Stoffwechsel bei Typ-2-Diabetikern (Erwachsenen-Diabetes) untersucht. Eingeschlossen sind erwachsene Patienten männlichen Geschlechtes mit Typ-2-Diabetes. Die Behandlungsdauer beträgt 6 Wochen nach einer 2-wöchigen Auswaschperiode ohne Alkoholgenuss. Während der 6 Wochen trinken die Probanden täglich 0,3 l Rotwein von der Ahr. Ziel der Studie ist es, aufzuzeigen, dass durch moderaten Genuss von Wein sich die Stoffwechselsituation von Diabetikern in keinster Weise verschlechtert, sondern verbessert. So könnten die oben erwähnten positiven Einflüsse des Weines auf die Entstehung der Gefäßverkalkung – Arteriosklerose – sich gerade beim Diabetiker segensreich auswirken. Somit sollte der behandelnde Arzt gerade beim Typ-2-Diabetiker überlegen, ob nachsorgfältiger Überprüfung und eventueller Kontraindikationen (Verbot des Alkohols aus ärztlicher Sicht wegen anderer Erkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente) moderater Weingenuss erlaubt oder sogar empfohlen werden kann. Hinzu kommt, dass für zahlreiche Diabetiker der Genuss von einem Glas Wein ein großes Stück Lebensqualität bedeutet, das bei einem Verbot verloren geht – und das in einer Lebenssituation, in der es der Diabetiker schon schwer genug hat.
Über die Ergebnisse der Diabetes Ahrwein-Studie der Deutschen Weinakademie werden wir im nächsten Heimatjahrbuch berichten.
Welchen Wein darf der Diabetiker trinken?
Der klassische Diabetikerwein war bisher der trocken ausgebaute Wein mit einem Restzuckergehalt von maximal 4 g/l. Diabetiker müssen aber nicht mehr auf liebliche Weine verzichten, vorausgesetzt Weine enthalten höchstens 20 g/l natürlichen Gesamtzucker, davon nicht mehr als 4 g/l Glukose und 16 g/l Fruktose. Wählt ein Diabetiker einen solchen Wein mit 10 % Alkohol, muss er für 0,6 l diesen Weines eine Broteinheit – BE berücksichtigen. Die für den Diabetiker wichtigen Analysewerte stehen auf dem Rücketikett der Flaschen oder sind beim Weingut zu erfragen.
Wie viel Wein soll und darf ein Diabetiker trinken?
Nach den internationalen Studien kann je nach Alkoholgehalt des Weines eine Frau im täglichen Schnitt 0,2 bis 0,3 Liter und ein Mann 0,3 bis 0,4 Wein trinken – am besten zum Abendessen. Hierbei ist ein Optimum an herz- und gefäßschützenden Wirkungen zu erwarten, ohne dass die Gefahr von Schäden am Magen-Darmkanal, an der Leber oder Bauchspeicheldrüse zu befürchten sind und ohne dass eine krebsfördernde Wirkung durch den Alkohol zu erwarten ist. Diese Empfehlung gilt auch für Diabetiker, wenn er die entsprechenden Weine auswählt.
Abschließende Gedanken
Weingenuss fördert, folgt man einer Broschüre der Deutschen Weinakademie, die Kreativität (Zunahme des intellektuellen Leistungsausstoßes), die Blutzirkulation, die Immunabwehr, die Knochendichte, die Verdauung, den Harnfluss, eine faltenfreie Haut und nicht zuletzt die Libido. Vergessen hat man bei dieser schönen Aufzählung Friedrich Dürrenmatt, der gerne bei einer teuren Flasche Bordeaux in der Züricher Kronenhalle saß.
Auf die Frage, warum er so viel Wein trinke und dafür auch noch so viel Geld ausgebe, meinte er, nachdem er lange und genüsslich am Glas gerochen hatte:
„Ja wissen Sie, mein Zucker.“ (Nach Thomas Karlauf: Wein, dtv-Verlag.)
Wir werden zeigen, dass der Ahr-Spätburgunder für den Diabetiker noch besser ist als ein Bordeaux.