Was zwei Laacher Mönche vom Bausenberg berichten
Seit über zwei Milliarden Jahren läuft unser Planet, die Erde, mit einer Sekundengeschwindigkeit von 3o km um die Sonne, von der sie auf ihre elliptische Bahn losgeschleudert wurde. Als Kind der Sonne war die Erde zunächst ein feuriger Ball der sich an der Erdoberfläche allmählich abkühlte und für Pflanzen, Tiere und Menschen bewohnbar wurde. Unter dem erstarrten Erdmantel brodeln noch feurige Massen, von denen die feuerspeienden Berge zeugen. Bei uns in der Eifel regt sich der Vulkanismus erst in der Neuzeit der Erdgeschichte, die die letzten sechzig Millionen Jahre umfaßt. Etwa vor dreißig Millionen Jahren speien die Laacher Berge Feuer. In unserem Ahrgebiet entstehen die tertiären Domberge: Scheidskopf, Landskrone, Neuenahrer Berg, Alte Mauer, Ho= he Acht, Nürburg, Hasenberg, Hochthürmer, Michelsberg, Aremberg u. a. Diese Berge mit vulkanischem Gestein, die als Domberge kegelförmig emporragen, entstanden durch ein Emporquellen der Lavamassen; der Devonmantel, hauptsächlich aus Grauwacken bestehend, hob sich kuppelförmig, ließ aber den Lavastrom nicht durchstoßen. Erst nach und nach wurde durch Verwitterung und Abwaschung der Devonmantel wenigstens auf der Bergspitze entfernt, so daß dort der Säulenbasalt zutage tritt. Der Abhang und der Fuß des Berges sind aber noch in den starren Devonmantel gehüllt, was besonders am Neuenahrer Berg und an der Landskrone beobachtet werden kann. Solche Domberge haben auf den Kuppen Säulenbasalt, nie einen Krater und am Fuße nie vulkanisches Gestein.
Erst im Diluvium und Alluvium, als die Laacher Berge zum zweiten und dritten Male Feuer spien, waren auch im Ahrkreise zwei feuerspeiende Berge tätig, der Rodderberg im Nordosten und der Bausenberg im Südosten des Kreisgebietes.
Der Bausenberg bei Niederzissen im Brohltale wird von den Geologen als einer der besterhaltensten Krater Deutschlands bezeichnet. Darum wird nachstehend berichtet, was zwei Laacher Mönche vom Bausenberg erforscht haben.
Schon im Jahre 1871 gibt uns der Jesuitenpater L. Dressel in seiner „Geognostisch-geologischen Skizze der Laacher Vulkangegend“ einen aufschlußreichen Bericht über den Bausenberg. Die weiteren beabsichtigten Forschungen von Pater Dressel wurden plötzlich abgebrochen, da er schon 1871 an die Universität Quito als Professor der Chemie berufen wurde.
Dreißig Jahre später werden die geologischen Forschungen des Laacher Vulkangebietes besonders gefördert durch den Benediktinerpater Michael Hopmann aus Maria Laach. Im Jahre 1874 wurde er als Sohn des Professors Dr. med. Hopmann in Köln geboren. Nach Besuch des Apostelgymnasiums in Köln studierte er in Bonn und Innsbruck Theologie. Nach der Priesterweihe im Kölner Dom 1899 war er vier Jahre als Kaplan in der weltlichen Seelsorge tätig.
Am 20. Mai 1003 trat er als Mönch in das Kloster Maria Laach ein. Von 1907 bis 1910 studierte er in Bonn Naturwissenschaften. Sein akademisches Studium schloß er mit der Doktorpromotion ab. Seine weiteren Forschungsarbeiten und seine zahlreichen wissenschaftlichen Schriften brachten ihm den Ruhm ein, der beste Kenner des Laacher Vulkangebietes zu sein.
Daher erhielt Pater Hopmann im Jahre 1949 von der Universität Bonn einen Lehrauftrag für die „Regionale Petrographie der Eifel“ (= Gesteinskunde).
Niederzissen mit Bausenberg
Vier Jahre lang bis zu seinem 79. Lebensjahre war er durch Vorlesungen und Übungen am Mineralogischen Institut tätig. Ihm verdankt die Bonner Universität die umfangreichste und vollständigste Steinsammlung des Laacher Vulkangebietes. Im Jahre 1954 zeichnete der Bundespräsident den 8ojährigen Forscher mit dem Großen Bundesverdienst= kreuz aus. Mit 88 Jahren verschied Pater Michael Hopmann am 14. Februar 1962 in Maria Laach. Dem toten „Steinpater“ zur Verehrung und dem lebenden Geschlechte zur Belehrung lassen wir ihn und Pater Dressel vom Bausenberg berichten. . „Der Bausenberg bei Niederzissen (340 m hoch) ist der besterhaltenste Vulkanberg unseres Gebietes. Er erhebt sich 140 Meter über dem Brohltal, wovon freilich nur 80 Meter auf den Schlackenkegel kommen. Sein Kraterwall aus fest verbundenen Schweißschlacken ist vollständig erhalten und überragt den Kraterboden von etwa 100 Meter Durchmesser um 40 Meter. Der Kraterrand ist oval mit einer Längsachse von 400 Meter und einer Querachse von 250 Meter, so daß der Umfang des Kraters, der obere Kraterrand, über 1000 Meter beträgt. Über diesen Kraterrand führt ein interessanter und aufschlußreicher Fußweg, der auch einen herrlichen Ausblick und einen Gesamtüberblick über die Rheineifel bietet. Im Norden ist der Krater an einer schmalen Stelle unterbrochen; dort floß Lava aus.
Die Aufschlüsse sind gering. In kleinen Gruben unten am Südhange sehen wir zuunterst schwarze Lapillituffe, darüber rotbraune Schweißschlacken, Bomben und Lavafetzen. So scheint der ganze Kegel aufgebaut zu sein. In den Schlacken sind gut ausgebildete Augite eingeschlossen, die ausgewittert auf der steilen Südseite leicht aufgelesen werden können. Der Lavastrom erstreckt sich in NO-Richtung nach Gönnersdorf, wo er im Vinxtbachtale endet, auf eine Länge von 900 Ruthen (= 3,4 km). Auf seiner SW=Seite zieht sich eine Schlucht in gerader Linie herab, die in Gönnersdorf in den Vinxtbach einmündet.
Foto: Archiv der Abtei Maria Laach
P. Michael Hopmann
An ihrer linken Seite zeigt sich die basaltische Lava in senkrechten Pfeilern zerklüftet und läßt sich an dem rechten Abhänge des Vinxtbaches von Gönnersdorf aufwärts so weit verfolgen, daß hier die Breite des Stromes etwas über 100 Ruthen (377 m) beträgt. Seine Oberfläche ist mit Löß bedeckt, so daß die NW-Grenze bis gegen den von Waldorf nach Weiler führenden Weg nicht sichtbar ist. Der SO-Rand des Stromes ist dagegen an diesem Wege durch eine lange Felsenreihe bezeichnet. Auch auf der Oberfläche treten Felsen in Reihen vor, welche der Länge des Stromes parallel sind. Am Wege von Waldorf nach Niederzissen zeigt sich die Lava in großen Felsblöcken. Der rechte Abhang der Schlucht, welche unterhalb Waldorf in den Vinxtbach einmündet, ist teils mit losen Lavablöcken bedeckt, teils stehen Lavafelsen an, so daß hier der Strom recht deutlich hervortritt. Unter demselben nach der Schlucht hin zeigt sich der Devonschiefer. Der Strom fällt von seinem Anfange bis zu diesem Wege 257 Par. Fuß (83,52 m) und von demselben bis zu seinem Ende bei Gönnersdorf 169 Par. Fuß (54,92 m). Das Vinxtbachtal ist unter der Auflagerungsfläche des Lavastromes noch tiefer in den Devonschichten eingeschnitten. Das Bachbett am untersten Hause von Gönnersdorf liegt 71 Fuß (23,57 m) tiefer als der Fuß der Lavapfeiler oberhalb der Kirche. An dem gegenüberliegenden Abhange des Vinxtbaches stehen die Devonschichten an, und es ist hier ebenso wenig, wie weiter unterhalb im Tale etwas von den Resten des Lavastromes zu bemerken. Derselbe mag in der Talenge unterhalb Gönnersdorf sein Ende gefunden haben. Aber es ist wohl anzunehmen, daß die Lava ursprünglich das Tal bis dahin erfüllt hatte und daß der Vinxtbach späterhin auf der Scheide des Devonschiefers und der Lava sich von Neuem ein Bett gebahnt hat. Die Lavapfeiler, welche gegenwärtig an dem Abhänge des Tales anstehen, ge« hören nicht dem ursprünglichen Rande des Stromes an, sondern zeigen das Innere desselben. Ebenso verhielt es sich auch mit der Schlucht, welche die SO-Seite des Lava-Stromes begleitet. Diese ist auf der Grenze desselben und des Devonschiefers später eingeschnitten, nachdem der Strom bereits vorhanden war, und gleichzeitig mit dieser Ausbildung der Oberfläche ist auch der Absatz des Löß bewirkt worden, welcher gegenwärtig den größten Teil des Lavastromes bedeckt. Der Vinxtbach fällt von Gönnersdorf bis in den Rhein unter Rheineck auf etwas mehr als 1/2 Meile Länge (3,7 km) 186 Par Fuß (60,45 m). In dem Tale liegen sehr viele Lavablöcke, welche aus der teilweisen Zerstörung des Stromes hervorgegangen sind.
Die Lava ist ganz basaltähnlich, voller kleiner offener Risse und scharfkantiger Höhlungen, enthält viel Augit, weniger Olivin und Glimmertafeln. Ebenso ist die Schlacke des Bausenberges mit Augit, öfter in ausgebildeten Krystallen erfüllt und enthält auch Climmertafeln.
Der Lavastrom enthält bei 900 Ruten durchschnittlicher Breite und f Ruten Dicke 162 ooo Kubik-Ruten oder 8 108 ooo Kubikmeter Masse. Dabei ist aber zu bemerken, daß ursprünglich diese Masse beträchtlicher war indem ansehnliche Teile des Stromes zerstört und fortgeführt sind.“ Wann hat nun der Bausenberg Feuer gespien? Wir wissen, daß der letzte Ausbruch der Laacher Berge, die das Neuwieder Becken mit Bimssand-bedeckten, erst vor 12000 Jahren stattfand. Für das höhere Alter des Bausenberges haben wir zwei Zeugen:
a. Im Vinxtbachtale haben die Basaltmassen sich auf der Mittelterrasse festgesetzt. Also waren die beiden Unterterrassen noch nicht ausgewaschen.
2. Der Lavastrom vom Bausenberg bis zum Vinxtbachtale ist mit Löß bedeckt. Unser Löß zeigt hierselbst geringe Verlehmungszonen; auch ist er frei von den typischen Kalkkonkretionen, den sogenannten Lößpuppen, wie wir sie in den älteren Lößschichten finden. Also handelt es sich hier um jüngere Lößschichten. Somit fällt der Ausbruch des Bau= senberges vor die zweite Lößperiode (also etwa vor 50 000 Jahren), als der Mammutjäger schon hier lebte und sein Großwild jagte.
Krater Bausenberg
Wäre der Lavastrom ins Brohltal geflossen, so hätte der Brohlbach dreimal sich sein Bett graben müssen. Zum ersten Male wusch er sein Bett in das Grauwacken- und Tonschiefergestein ein.
Dann hätte er zum zweiten Male sein Bett in die Basaltmassen graben müssen, die ihm ja den Weg versperrt hätten. Das blieb ihm erspart.
Jedoch mußte der Brohlbach von Burgbrohl ab sein Bett zum zweiten Male auswaschen. Der letzte Ausbruch der Laacher Berge vor erst 12000 Jahren schickte ins untere Brohtal eine Schlammwelle, die zu Traß erstarrte und dem Brohlbach bis zu 70 m Höhe das Tal versperrte. Aber das fleißige Bächlein hat in 12 ooo Jahren sich wieder bis auf den Grauwackenboden durchgearbeitet. Und nur an den Berghängen sehen wir noch den Traß anstehen. Unser Bausenberg steht heute unter Natur- und Landschaftsschutz. Dazu hat das fast geflügelte Wort Pater Michael Hopmanns wesentlich beigetragen, wenn er immer wieder mahnte: „Schont den Bausenberg; denn eher ist ein zerstörter Kölner Dom als ein abgetragener Bausenberg wieder aufzubauen!“