Vom Kurfürsten Johann Wilhelm

Von Vinzenz v. Zuccalmaglio

Kurfürst Johann Wilhelm, im Volksmund „Jan Weilern“ genannt, war a/s Herzog von Jülich und Berg auch Landesherr von der Grafschaft Neuenahr, der Ämter Sinzig und Remagen und des Kirchspiels Hummel, so daß er nach dem Kurfürsten von Köln den zweitgrößten Landbesitz im Kreise Ahrweiler besaß. Von ihm berichtet die Anekdote:

Der Kurfürst Johann Wilhelm, dessen prachtvolles Erzbild auf dem Markte zu Düsseldorf steht, hatte sich einmal auf der Jagd im Königsforste zu Bensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde nun bei der Anstrengung gewahr, wie der Hunger tut. Der ist bei so vornehmen Leuten ein höchst seltener Gast. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennengelernt. Und doch mußte er noch bergauf, bergab in dem großen Walde gehen, ehe er an ein Haus kam. Da sank er vor Ermüdung zusammen und bat um Kost. Es war ein Bauernhaus, und es waren dort Speck und Erbsen gekocht, die des Bauern Frau dem Kurfürsten vorsetzte, in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann.

Das Speck= und Erbsengericht und das Haferbrot der Bauern aber schmeckten ihm so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte; und als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckeren Speisen der Kurfürstentafel nicht schmecken wollten, da befahl er, Speck und Erbsen zu kochen, denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Aber wie der Kunstkoch es auch anrichten wollte, der Kurfürst sagte, im Königsforst hätte er das besser gegessen, und ein Eilbote mußte hinausreiten nach Schwiegelshohn und die Bäuerin bestellen, die von Bensberg im landesherrlichen Wagen nach Düsseldorf abgeholt wurde, auf daß sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereiten sollte, wie er sie in ihrem Hause genossen hatte. Auch mußte sie auf seinen Befehl ein Bauernbrot mitbringen.

Aber was die gute Frau ihm kochte, und das Haferbrot, das sie mitgebracht hatte, wollten ihm ebensowenig schmecken, weil ihm die Hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforst die Speisen also gewürzt hatte. Davon hat man im Bergischen ein Sprüchlein, das lautete:

Wer sich vor Arbeit nicht tut schrecken,
dem wird’s wie dem Jan Wellem schmecken.

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