Viktoria Station – ein preisgekrönter Campingplatz in Kreuzberg/Ahr
In unserer Region gibt es eine ganze Reihe ambitionierter Holzbauprojekte, von denen einige überregional Aufmerksamkeit erzielt und Preise gewonnen haben. Hierzu ist jüngst ein mit dem Holzbaupreis Rheinland-Pfalz gekröntes Gebäude getreten, das für viele mehr als ungewöhnlich ist: Viktoria Station, das Empfangs- und Servicegebäude des gleichnamigen Campingplatzes in Altenahr-Kreuzberg.
Viktoria-Station in Kreuzberg – ein modernes Campingplatzgebäude aus Holz
Sicher handelt es sich um eine interessante Facette des Bauens mit Holz, doch mehr noch um einen weiteren Baustein für die Zukunft der Gesundheits- und Fitnessregion. Gehört doch Viktoria Station zu einer Tourismuskategorie, die von vielen in einer bestimmten Ecke gesehen wird, in der man Innovation und Dienstleistungsqualität nicht unbedingt vermutet.
Das Bild vom Campingtourismus wird wohl vorrangig vom Gartenzwergidyll des nicht besonders weltgewandten Dauercampers geprägt. Dabei ist der Sektor der sogenannten Parahotellerie ein wichtiger Zweig im Fremdenverkehr – und zwar einer, der relativ konjunkturresistente Wachstumsraten aufweist. Man schätzt, dass 2001 auf den verschiedenen Campingplatzkategorien etwa 79 Millionen Übernachtungen getätigt und 3,3 Milliarden Euro umgesetzt wurden. Etwa 1 Million Caravans und 450 Tausend Motorcaravans (Wohnmobile) sind in Deutschland registriert.
Viktoria-Station: Versorgungstrakt, 2002
Auch der Kreis Ahrweiler ist mit zahlreichen Campinganlagen, vorzugsweise am Rhein, an der Ahr und an den Seitenbächen beteiligt.
Es ist nun interessant, dass sich mit der Viktoria Station ein Campingplatz aufmacht, den Wandel im Dienstleistungsgewerbe mit zu vollziehen und nicht stehen zu bleiben. Dabei ist das mit dem Holzbaupreis gekrönte Gebäude der Architekten Lepel und Lepel aus Köln nur ein sichtbarer Teil der neuen Philosophie: Eine Anlage im Einklang mit der Natur, mit ihrer Region. Das gilt für die Wahl der Baustoffe ebenso wie für die Gestaltung der Außenanlagen. Die größte thermische Solaranlage der Region betont einen angepassten Tourismus, der sichtbar auf Regionalität setzt und dadurch einziga(h)rtig wird.
Bewusst findet die einladende Öffnung nach außen statt, eine Platzatmosphäre, die sich nicht hermetisch abschließt, sondern auch den Tagesbesucher oder den vorbeiradelnden Gast anspricht.
Regionalität erschöpft sich dabei nicht in reinen Äußerlichkeiten, sondern zeigt sich auch in der intensiven Kooperation mit den ortsansässigen Firmen. Alle am Bau Beteiligten kamen aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Ein Ansatz, der ideal zum Bauen mit Holz passt. Er zeigt, welche Chancen – sprich regionale Wertschöpfungs-Ketten – damit eröffnet werden können.
Die Übertragung auf ein erfrischend modernes und einladendes Gebäude tut sowohl dem Tourismus als auch dem Holzbau gut. Auf diese Weise werden im besten Falle beide gemeinsam von neuen Zielgruppen entdeckt. Der Widerspruch zur eigenen „Campingplatzvorstellung“, zum eigenen Holzimage, ist außerordentlich reizvoll und bleibt, da bewusst erlebt, im Gedächtnis haften. Der einladende Effekt erstreckt sich von der Farbwahl über die Transparenz und Öffnung nach außen bis zur Gesamtqualität der enthaltenen Angebote. Die Qualität der Architektur führte auch zur Aufnahme in die Liste der am Tag der Architektur 2002 durch die Architektenkammer Rheinland-Pfalz vorgestellten Gebäude.
Technisch gesehen war es eine besondere Herausforderung, die hohe Feuchtebelastung von den zahlreichen Sanitärräumen planerisch zu erfassen und einer Holzbaulösung zugänglich zu machen. Standardlösungen wären da einfacher, jedoch nicht billiger gewesen. Die allenthalben erfahrbare Liebe zum Detail zeigt gerade an solchen Beispielen, dass das Gesamtkonzept auf Engagement, auf (Dienst-)Leistung beruht. Das bislang Erreichte ist noch nicht der Endzustand. Die gesamte Anlage soll Schritt für Schritt weiterentwickelt und mit einem unverwechselbaren Profil versehen werden. Schritte übrigens, die von den Campingreiseführern mit wachsender Sternezahl mitvollzogen werden. Es ist schön, wenn der Kreis Ahrweiler auch auf diesem Sektor „Spitze“ wird.
In einer Region, die zu mehr als 50% aus Wald besteht, ist es mehr als erfreulich, wenn der Baustoff Holz diese Entwicklung sichtbar mit vollzieht: Eine unverkrampfte Werbung für diesen nachwachsenden Rohstoff, die zum Nachmachen anregt.
Wer will, kann sich im Internet unter www.viktoria-station.de weitere Eindrücke verschaffen. Eine knappe Baudarstellung findet sich auch bei den unter www.infoholz.de dargestellten Holzbauten.
Viktoria-Station, 2002