Verlassen

Du bist weit fortgegangen.
Wir wandern weiter wie
zwei Sterne, die sich verlangen
und doch begegnen nie.

Das Haus ist leer geworden.
Die Fenster ohne Glanz,
Sehnsüchte würgen und morden
meine Seele ganz.

Wer sucht mir die ersten Veilchen
und stellt sie auf den Tisch?
Wer tränkt die Löwenmäulchen
und hält den Garten frisch?

Kakteen und Azaleen
auf weißem Fensterbord
sind wie im Winter die Schlehen
erstarrt und verdorrt.

Niemand schält mehr die Nüsse,
kein Finger, der sie mir reicht.
Die Hände, die rosigen Küsse dahin,
vergangen, verbleicht.

Wer kränzt mir die Stirn mit Narzissen
nach blutigem Gefecht?
Wer schüttelt zermarterte Kissen
und rückt sie zurecht?

O, ihr Geschenke der Liebe:
Herz, Duft und gesegnetes Brot!
Was treibt dort im Wogengeschiebe?
Ich. Mann auf gekentertem Boot.

J. Kreutzberg