Unser Kreiswappen wird 70
Unser Kreiswappen wird 70
Jürgen Kempenich
Es leuchtet als Autoaufkleber und ist als solcher sehr beliebt, es zeigt sich auf Briefbögen und Broschüren der Kreisverwaltung, ziert als farbenfrohes Glasgebilde Fenster und Wände und ist das älteste einheitliche Symbol für den Kreis Ahrweiler: unserWappen. Dieses offizielle Kreiszeichen feiert 1997 Geburtstag. Am 5. Juli 1927 verlieh das Preußische Staatsministerium dem Kreis Ahrweiler dieses farbige, aus vier Feldern bestehende Emblem. Es soll eines der ältesten Landkreis-Wappen in ganz Deutschland überhaupt sein.
Das Wort „Wappen“ wurde im Mittelalter aus dem Begriff „Waffen“ hergeleitet. Vor allem Schilde wurden mit den persönlichen Zeichen von Familien und Ländern gekennzeichnet. Ein Wappen spiegelt Vergangenes aus vielen Jahrhunderten wider. Seine Symbolik und sein Sinngehalt jedoch stehen bis auf den heutigen Tag für Kontinuität und lebendige Tradition, für Gemeinsamkeit und Identifikation. Grund genug, dem Wappen des Kreises Ahrweiler einen kleinen Ehrenplatz in diesem Heimatjahrbuch zu verleihen. Blicken wir dabei zurück in den Heimatkalender des Kreises Ahrweiler von 1936 und überlassen dem damaligen Kreisarchivar Albert Federle das Wort über „Das Wappen des Kreises Ahrweiler“:„Ein Wappen ist das bleibende Abzeichen eines Geschlechtes, einer Familie oder einer Körperschaft, das sich nach bestimmten Regeln der Heraldik, d. h. der Wappenkunde, aus Farben und Figuren zusammensetzt und mit besonderer Berechtigung geführt wird. Das etwa um das Jahr 1200 aufkommende Wort Wappen, das im Zusammenhang mit den ritterlichen Wettkämpfen, den Turnieren, zuerst gebraucht wird, bedeutet einen besonderen Schmuck, eine farbige Zier an der Waffe, besonders an Schild und Helm; dabei war für die Farbe meist die vom Ritter geführte bunte Fahne maßgebend, während die figürlichen Beigaben (z. B. Adler, Löwe) auf wehrhafte Tiere, auf Waffen (z. B. Streitkolben) oder auf die Tätigkeit der wappenführenden Körperschaft (z.B. in den Zunftwappen) hinwiesen.Wenn später entstehende Verbände ein neues Wappen schufen, so legten sie häufig den geschichtlichen Zusammenhang mit der Vergangenheit zugrunde. So auch der Kreis Ahrweiler, als er im Jahre 1927 die Führung des Wappens als des sichtbaren und bleibenden Abzeichens des Kreises anstrebte. Auf der Grundlage der historischen Entwicklung des Kreisgebietes, wie sie der Erforscher der Ahrgaugeschichte, Prof. Dr. Wirtz, im Heimatkalender für 1927 mit genauester Sachkunde dargestellt hat, entwarf der Fachmann für Wappenkunde, Staatsarchivrat Dr. Hirschfeld in Koblenz, in Verbindung mit Prof. Dr. Wirtz und dem Kreisarchivverwalter Studienrat Federle einen vom Kreistag gutgeheißenen Entwurf. Das preußische Staatsministerium hat unterm 5. Juli 1927 dem Kreise das vorgeschlagene Wappen verliehen.
Die Kreisverwaltung wollte die reiche geschichtliche Vergangenheit des Kreisgebietes auch im Wappen dauernd festhalten und gewissermaßen wieder aufleben lassen, ohne dabei die Beziehung zur Gegenwart, die Zugehörigkeit zur Rheinprovinz, zu Preußen und zum Reich außer acht zu lassen. Darum entschied sie sich für den Entwurf, der diesen Anforderungen am meisten zu entsprechen schien. Um das Wappen nicht unruhig zu gestalten, wurden nur die Hauptlandesherren berücksichtigt, die einstmals im Kreise Ahrweiler geherrscht hatten. So zeigt das neue Wappen des Kreises Ahrweiler im geviertelten Schild erstens ein schwarzes Kreuz in Silber; dadurch gibt dieses Wappenfeld die frühere Zugehörigkeit zu Kurköln wieder, das etwa 600 Jahre lang Herrin an der Ahr war. Das rechte Wappen feld zeigt einen schwarz-weißen Adler mit roten Waffen in Gold, ein Symbol, das auf den Adler (Aar) der Grafen von Are hinweist, die vordem im Ahrgau geherrscht haben. Das dritte Feld (links unten) trägt einen schwarzweißen Löwen mit roten Waffen in Gold; damit kehrt das Zeichen des jülich-bergischen Löwen in dem Wappen wieder; Jülich war bekanntlich vom Ausgang des Mittelalters an bis zur Franzosenzeit an der unteren Ahr und am Rhein Landesherr. Das rechte untere Wappen feld läßt durch die Wiedergabe des Provinzwappens der Rheinprovinz (silberner gewellter rechter Schrägbalken in Grün) die Zugehörigkeit zum Rheinland deutlich erkennen. Darüber hinaus ist aber auch die Zugehörigkeit zu Preußen symbolisch durch die schwarz-weiße Farbe des ersten Wappenfeldes (Kurköln), die Verbindung mit dem Deutschen Reich durch den Adler dargestellt.“